Die Magie

 

Die Geheimlehre der Magie

Theoretisches Wissen zum Studium und zur Anwendung.

 

Grundwissen um Zeichen, Formeln und Namen.

Anwendung des Hexens und Zaubern.

 

Die

Formeln

des

Hexenwesens

Aus dem geheimen Wissen

um

Zeichen, Namen und Anrufungen

 

Zusammengestellt

und

Überarbeitet

von

Georg Goetiaris

 

Vom Verrufen und Behexen

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Tewern, Zanteln, Zanzeln, oder wie man das Zaubern sonst noch nennen mag, wird bis zum heutigen Tag als eine „Teufelskunst“ betrachtet. Eine Erscheinung des Aberglaubens. Nicht etwa das Zaubern oder Hexen, nein die Betrachtungsweise als „böse Teufelssache“. Mit jener Verurteilung verunglimpfen wir eine naturwissenschaftliche Linie, welche ein höchstes Maß an Wissen, Kenntnis und Hingabe verlangt. Es ist das Wissen und die Kenntnis um die Natur, und jene Hingabe mit ihr im Einklang leben zu wollen. Woher aber kommt die im Aberglauben verwurzelte Meinung, dass diese Kunst ein Teufelswerk ist? Nun, ich glaube, dass die Erklärung hierfür ganz einfach ist. Sie beruht auf zwei wesentlichen Säulen der menschlichen Natur. Zum einen sollten wir uns einmal den Begriff „Aberglauben“ näher betrachten. Dieses Wort ist eine fälschliche Übersetzung eines Begriffes aus dem mediterranen Raum, welcher richtig und sinnesgemäß übersetzt bedeuten müsste: „Angst vor den Göttern“. Mit diesem richtig übersetzten Begriff kommen wir der Wahrheit schon wesentlich näher und es erklärt sich einiges deutlicher. Wir haben es hier mit einer Angst zu tun. Eine Angst vor etwas Unbekanntem, womit wir auch schon bei der zweiten Säule jener menschlichen Schwächen sind. So begegnet der Mensch allem Unbekannten erst einmal mit Angst und eher feindlich. Er fühlt sich ausgeliefert und ohnmächtig. Hinzu kommen seine eigenen schlechten Denkweisen und Phantasien, auch wenn diese vielleicht nur unterbewusst sind. „Nur was ich selber denk und tu, dass trau ich auch dem anderen zu“ , heißt es so treffend in einem alten Sprichwort. Es handelt sich bei der Bezeichnung „Teufelskunst“ also um ein Fehlurteil, abgegeben durch Unkenntnis, Angst und einer übersteigerten, bösartigen Phantasie.

Die Kunst des Hexens oder Zauberns liegt fern von Gut und Böse, sie ist neutral. Sie ist wie das Schwert. Erst der Mensch und sein Denken, zu welchem Zweck er es einsetzt, welche Ziele er mit dessen Einsatz erreichen will, machen es zu etwas Positivem oder Negativem. So sollte das Wissen um jene Materie dem Schutz vor etwaigen Negativitäten dienen und uns bei dem Erhalt unserer Habe, bei der Gesunderhaltung und Heilung jeglicher Individuen und der Erleichterung  eines schweren Lebens behilflich sein.

Mit diesen doch sehr edlen Zielen wollen wir uns in der folgenden Anleitung zum Zaubern und Hexen beschäftigen. Die hier zusammengestellte Sammlung an Formeln entstammt überwiegend dem preußischen Raum und führe zurück bis in die Zeit um Anno 1180. Es bleibt zu vermuten, dass der Ursprung jedoch wesendlich weiter zurückreicht. Die letzte getreue Veröffentlichung dieser Texte führt zurück auf das Jahr 1870.

Um diese Texte und Formeln in ihrem reinen Ursprung wiederzugeben, sind diese hier oftmals in ihrer Urform des damaligen Dialektes geschrieben, was zuerst etwas befremdend wirken mag und gewöhnungsbedürftig erscheint. Bei einem etwas genaueren Studium verschwinden jene Anfangsschwierigkeiten jedoch sehr schnell.

 

Diese Sammlung vereinigt überlieferte Beschwörungen, Formeln und Gebräuche gegen zahlreiche Krankheiten und Schmerzen, sowie Katastrophen in Haus, Hof und der Natur.

 

Wie das Verhexen geschieht.

 

Hat auch der Glaube an Zauberei und Hexenkunst in der ausgebildeten Weise früherer Zeit sich verloren, huldigt auch der Mann des Volkes nicht mehr den „Blocksberg – Kultus“ , belächelt er selbst die wunderbaren Erzählungen der Gestaltungskunst der Hexen, die bekannte Äußerung des Zauberns, welche man allgemein „das Verrufen“ nennt, so ist dieser Glaube in allen Schichten der Gesellschaft  mehr oder weniger immer noch gefürchtet. Der folgende Text soll darüber Aufschluss geben, welche Vorstellung man in früheren Zeiten vom Zaubern und Hexen hatte. Die nachfolgenden Aussagen über jene Materie sind keineswegs als dümmlich oder lächerlich zu betrachten, da sie auf große Erfahrungswerte zurückgreifen und von immenser Bedeutung und Wirksamkeit sind.

Das Verrufen kann in mannigfachster Weise geschehen, ja ohne alle Absicht erfolgen. Ein kräftiges, gesundes und hübsches Kind wird verrufen, wenn man es zu sehr bewundert – es verkümmert nachher. Schönes Jungvieh wird man nicht groß ziehen, wenn sich zu sehr über dasselbe freut oder gar lobt. Auch kann Vieh sehr leicht verrufen werden, wenn man viele Personen in den Stall lässt, um diesen die Schönheit der Tiere zu zeigen. Sicher geschieht es, wenn ein altes Weib in den Stall tritt, die Tiere streichelt und dabei sehr lobt.

Beschreibt man das körperliche Gebrechen eines anderen, z. B. eine Wunde, ein Geschwür, so darf man an seinem eigenen Leibe die betreffende Stelle nicht mit dem Finger zeigen oder berühren, weil man dadurch dasselbe Übel an sich ziehen würde. Macht man es dennoch, so muss man dabei folgende Worte sprechen: „Keinem Menschen zugemessen!“ und man bleibt verschont.

Gefährlicher schon ist der „böse Blick“.  Mancher Mensch hat solche Augen, dass er alles, was er ansieht, verderben und töten kann. Es ist dabei das Zusammenspiel von Gedanken und Blick, welches das Unheil auslöst, wobei sich der Gedanke nur verwirklichen kann, wenn ein Blickkontakt hergestellt ist.

Ebenso Boshaft ist das absichtliche Verrufen. Das Verrufende hat die Absicht, dem Menschen oder Tier an Leib und Leben zu Schaden, und mannigfach sind die Zaubermittel, deren er sich zu diesem Zwecke bedient.

Es geschieht zunächst durch  Verbeten. Dieses erfolgt in der Weise, dass die Person, welche andere krank zu machen oder gar zu töten gedenkt, drei Sonntage hintereinander hinter dem Altare betet, teils gewisse Lieder, teils einen Fluchpsalm – dann auch eine Kleinigkeit auf dem Altare opfert. Das herab gebetete Elend stellt sich wirklich ein, wenn der Betende nicht durch irgendeine Anrede gestört wird. – Der Psalm muss rückwärts  gebetet oder gelesen und hinter jedem Werke der Name des Gegners genannt werden.

Ein ähnliches Mittel ist das Todsingen. Der Verhasste stirbt gewiss, wenn man ein bestimmtes geistliches Lied ein Jahr lang morgens und abends singt.

Zu Litauen gab es eine Art Zauberer, die den Namen    Szynys   führten, und die, wenn sie von einem Menschen ein Hemd oder ein anderes Kleidungsstück bekommen konnten, machten, dass er vertrocknete oder aufschwoll oder das Reißen in den Gliedern bekam, so dass er nicht bei Nacht und nicht bei Tage Ruhe hatte, bis er hinstarb. Vermochten sie aber kein Kleidungsstück zu erhalten, so suchten sie auf dem Wege, wo der, dem sie schaden wollten, gegangen, die Spur seines Fußes auf, schnitten solche, samt der sie umgebenen Erde aus und begruben sie unter Beschwörungsformeln, wodurch sie bewirkten, dass derselbe bald, nach längerer oder kürzerer Qual starb.

Krankheiten hext man seinen Feinden dadurch an, dass man ihnen bezauberte Haare nachwirft, oder solche vor eine Tür hinstreut, durch welche der zu Beschädigende hindurch gehen muss. Erde, von einem Scheideweg unter Beschwörungsformeln und Anrufung des Teufels entnommen, dient der Verhexung des Viehes und der Milch. Auch Kränze von bestimmten Kräutern, in welche Schlangen und Kröten hineingeflochten sind, dienen diesem Zwecke.

Das Beschütten ist ein ferneres Mittel der Verzauberung. Es geschieht mit einem gewissen Pulver, und erzeugt einen bösen Ausschlag, eine Art Flechte auf Händen und Füßen. Das Pulver ist der Staub einer verbrannten, schorfigen Kröte.

Nicht minder wirksam ist die Berührung, das Handauflegen. Es wirkt vorzugsweise bei abnehmendem Monde und an Feiertagen und muss dreimal wiederholt werden. Das zu Verrufende Glied wird mit der Hand überstrichen und dabei gesprochen:

„Dies tue ich für Schweine, für Haare und für Haut,

Für Fleisch und Blut, für Adern, Mark und Bein,

Ich decke es zu mit meiner Hand

Und überstreiche das Glied, dass es verlahmt!“

            Auch durch bloßes Anhauchen vermag der Zauberer das Glied eines Körpers zu Schädigen. Oft aber lässt derselbe auch, was er einem anderen Menschen antun will, mit dem Winde auf ihn angehen.

            Wer im Besitze eines Lappens ist, mit welchem eine Leiche abgewaschen wurde, vermag durch diesen, Menschen und Vieh etwas anzutun. Ebenso kann man mit dem Abwaschwasser dem Nachbarn das Vieh behexen. Man kocht in dem Wasser eine Kröte und gießt es dem Vieh ein, indem man eine Zauberformel „betet“.

Gießt man dieses Totenwasser vor die Tür eines anderen, so wird der Erwerb des betroffenen Hauses tot gelegt.

            Böswillige Menschen sich Schoten, welche neun Erbsen enthalten, um durch diese die Gefährte des Nachbarn zu schaden. Wirft man eine solche über das fremde Gefährt, so wird es, selbst auf ebenstem Wege umstürzen.

            Die Maiblume  (Convallaria majalis)  unter die Schwelle des Kuhstalles eines Feindes gesteckt, verhext dessen Kühe und Milch. – In Litauen wirft man zu gleichem Zwecke faule Eier in den Stall und hängt vor die Tür desselben zwei alte Strauchbesen über Kreuz.

            Gelingt  es, von der Wäsche eines Anderen, die während der Zwölften noch nach Sonnenuntergang draußen gehangen, etwas zu entwenden, so kann man, benutzt man ein Stück davon als Sieblappen, dem Eigentümer der Wäsche sämtliche Milch seiner Kühe entführen.

       Würde eine Melkerin einem unberufenen Frager die Qualität der gewonnenen Milch nach bestimmtem Maße angeben, so könnte sie dadurch beitragen, dass der Segen der Kuh verrufen würde.

            Um in die Ehe eines jungen Paares Zank und Zwietracht zu bringen, lässt man zwei an den Schwänzen zusammengebundene Katzen den zur Kirche ziehenden Brautläuten über den Weg laufen, oder wirft ihnen mit dem Besen nach.

            Will man einem jungen Paare nicht wohl, so nimmt man ein Schloss mit in die Kirche, schließt dieses, während das „Ja“ ertönt auf und vergräbt alsdann den Schlüssel. So lange, bis Schloss und Schlüssel nicht wieder zusammenkommen, herrscht Zwietracht unter den Eheleuten.

            Gar gerne pflegt man den Ertrag des Ackers anderer zu mindern. Streut man hinter dem Sämann drei Hände voll Erde aus, so baut er schlechtes Getreide an. Knüpft man in das Sälaken eine beim heiligen Abendmahl zurückbehaltene Oblate, so bewirkt man dadurch, dass das Korn von anderen Leuten Acker auf den eigenen kommt.

            Als den zum Zaubern geeigneten Tag bezeichnet man den Donnerstag.

 

Woran man erkennt,

dass Mensch oder Vieh behext sind

 

Es hält nicht schwer, zu gewahren, ob wir selbst, unsere Kinder oder unser Vieh verhext, verrufen sind. Die frischesten Kinder fangen an zu quimen, d.h. dahinzuwelken, das gesundete Vieh kränkelt, wenn es verrufen ist; durch Zauberspruch verrufene Menschen und Tiere bekommen ein Zittern in den Gliedern, so dass sie weder gehen noch stehen können, auch bricht ihnen heftiger Schweiß aus. Will man erfahren, ob ein ungetauftes Kind verrufen sei, so braucht die Mutter nur mit der Zunge über seine Stirne zu fahren: -zeigt sich ein salziger Geschmack, so ist die Verrufung außer Zweifel. Verrufene Kinder weinen heftig.

Wenn die Milch, noch während sie süß ist, schon gerinnt und lang wird, so ist die Kuh verhext, (Wehlau.) Das gleiche gilt, wenn eine sonst gute Kuh mit einem Male nur wenige oder rötliche Milch gibt, oder wenn diese – was übrigens oft genug vorkommt – nach Kuhdünger riecht. Verhext ist das Vieh, wenn es plötzlich erkrankt. (Litauen.)

 

Wie man sich gegen das Verhexen versichert

 

Es bedarf wohl keiner besonderen Auseinandersetzung, dass der gewitzte Volksgeist es verstanden hat, der böswilligen Hexe ein Schnippchen zu schlagen. Das Volk kennt daher mehrfache Mittelchen, durch welche es sich und seine teuren Besitztümer gegen das Verrufen sichert.

Spricht man über das blühende Aussehen, die Gesundheit eines anderen, so fügt man dem Lobe sogleich die Worte an: „Nicht zu verrufen! Gott Segen’! Gott stärk’!“ Müttern und Wärterinnen gibt man den Rat, wenn ein kleines Kind von einem Fremden als schön gepriesen wird, stille vor sich hin zu murmeln: „ Leck ihm neunundneunzig mal A.!“ und dies ist so lange zu wiederholen, als das Lob andauert, (Kreuzburg.) In Königsberg sagt man: “Gestern war es besser!“ oder: „Knoblauch, Hyazinthenzwiebel, dreimal weiße Bohnen!

Trägt man Strümpfe, Handschuhe, das Hemd verkehrt, d.h. auf die linke Seite gewendet, so kann man nicht verrufen, verhext werden. In Kinderhemdchen pflegt man daher ein Ärmelchen verkehrt einzusetzen oder an irgendeinem Kleidungsstück eine Naht verkehrt zu nähen.

Knoblauch, im Volksmunde Knoffeldook, ist ein treffliches Mittel gegen alle Hexerei. Man trägt ihn daher bei sich und gibt ihn auch dem Vieh.

Geht es mit dem Kinde zur Taufe, so steckt die Hebamme, um das Kind vor Verrufung zu bewahren, in das Taufzeug einen Feuerstahl und etwas Schwefelfaden. Im Samlande gibt man dem Kinde ein Bündelchen mit neunerlei Wunderkräften ( Tarant, Baldrian, Kreuzkümmel, Teufelsdreck, Knoblauch , Salz, Brot, Stahl und Geld) in die Kirche mit, lässt es dort stillschweigend mit besegnen und bewahrt es dann auf. Das Kind kann nun nie behext werden und hat dereinst Glück in all seinen Unternehmungen. Auch muss die Person, welche das Kind zur Taufe trägt über eine Axt und einen Besen, welche man vor die Tür der Stube legte, schreiten und zwar mit dem rechten Fuß zuerst.

Will man der Hexe und dem Teufel jede Macht über sich auch während der Nacht nehmen so muss man beim Schlafengehen die Schuhe nicht mit der Spitze unter das Bett, sondern auswärts gewandt stellen. Es würde sonst der Teufel oder der Mar sie anziehen und uns peinigen.

Wenn man eine Frau kommen sieht, von der man meint, sie sei eine Hexe, so wirft man den Besen vor die Tür hin; dann kann sie nicht hinein.

Da, wie angegeben, der Donnerstag der den Zauberern günstigste Tag ist, so darf an demselben nach dem Abendbrote nicht mehr gesponnen werden.

Dem Landmann ist es vorzugsweise darum zu tun, sein Vieh vor allem bösen Zauber zu behüten. Wird es gelobt, so heißt es ähnlich wie beim Lobe der Kinder: „ Du kannst ihm im Arsch lecken! ja man wird oft in unhöflicher Weise zum Stalle hinauskomplimentiert.

Damit der Zauberer keine Macht über das Vieh habe, macht man am St. Johannistage (24. Juni) vor Sonnenaufgang auf die Tür des Stalles drei Kreuze mit einem Teerpinsel. Im Ermlande zeichnet man an diesem Tage mit einem vom Priester geweihten Stück Kreide einen Kranz an die Tür des Viehstalles, während man im Gamlande, womöglich mit dauerhafter Ölfarbe, Kreuze an alle Türen malt, damit der Hexe jede Macht genommen werde. In Litauen wird zu gleichem Zwecke ein Kreuz an jede Stalltüre gezeichnet. Ferner wird aus neunerlei Blumen ein Strauß gebunden und oben in demselben einen Dornstrauß gesteckt. Dieser Doppelstrauß wird mit zwei Stöcken an einem Zaune im Dorfe befestigt. Wenn die Hexe kommt, setzt sie sich auf die Dornen und kann nicht mehr herunter.

Der Johannistag ist überhaupt für den Landmann sehr bedeutungsvoll, und namentlich ist’s der Abend, der Ihm große Sorge macht. Am Johannisabende treiben die Hexen vorzugsweise ihr Wesen, wie am Christabende. Daher die schützenden Kreuze; auch wird Stahl in die Krippe oder vor die Stalltür gelegt; das Vieh aber wird mit Strängen von Bast angebunden, denn „Bast – hölt fast (hält fest)!“ sagt die Hexe.

Ferner versäumt es der Landmann nicht, an demselben Abende Bilsenkraut, Kletten, Beifuss, Baldrian, Koriander oder Dill unter das Dach oder in die Pfosten des Stalles zu stecken, den Kühen Kerbel oder Kalmus zu geben und ihre Hörner und Euter mit Fenchel zu bestreichen. Auch pflegen in jeder guten Wirtschaft noch vom ersten Pfingstfeiertage her drei große Äste Laub über den Eingang des Stalles zu stecken, und bilden diese die trefflichsten Wächter. Die eintretende Hexe muss nämlich sämtliche Blätter an den Ästen zählen, und oft ereilt sie die abrufende Mitternachtsstunde, ehe sie dieses Werk vollbracht hat.

Wichtig ist es, sich die sogenannten Johanniskräuter zu verschaffen. Diese müssen jedoch den 23. Juni gesammelt worden sein, wenn sie wirken sollen. Als solche gelten dem Volke: die Ragwurzarten, die Orchisarten (Bullenbeutel  und Kuheuter genannt), Wiesenknöterich, Baldrian, Hahnenfuß u.a. Die Wurzeln dieser Kräuter werden fein zerhackt, mit Gerstenmehl verknetet und in Pillen geformt, von welcher jeder Kuh neun Tage vor Johanni drei eingegeben werden. –Man zählt zum Johanniskraut: Nachtschatten, Nachtlilie (Orchis), Christi-Wundenkraut.( Hypericum perforatum), Alant ( Inula), Larant ( Gentiana Pneumonanthe), Udrano ( Glechoma hedreracea), Liebstock, Besenmill ( Beinmill, Symphitum). Sieben, neun oder dreizehn solcher Kräuter nimmt man zusammen,  streicht damit den Rücken jeder Kuh ins Kreuz und gibt ihr eine handvoll ein; dann hat die Hexe keine Macht, die Milch zu benehmen.

Wie schon gesagt, ist der heilige Christabend, mit welchem die Zwölften beginnen, gleichfalls ein den Hexen und ihrem Wesen besonders günstiger Zeitpunkt. Der kluge Bauer streut, um dem Zauber zu begegnen, sobald die Sonne untergegangen, Salz in den Stall und in die Krippen, schreibt Kreuze an Stall- und Haustüren, schneidet auch solche in die Bordschaben, welche sich über den Stalltüren befinden, und verwahrt Häckselmesser und sämtliches Schneidewerkzeug. Er tut dies, damit kein anderer, der etwa die Bordschaben entwendet, sie mit dem Häckselmesser zerschneiden könne. Gelänge einem feindlichem Nachbar solches und verfütterte er das zerschnittene Dachstroh an sein Vieh, so würde dieses gedeihen, das Vieh des Bestohlenen jedoch vermagern. Ferner legt man eine Art von innen vor die Stalltür: - die Hexe kann nicht über Stahl schreiten. Die Sielen und Zäume werden ebenfalls ins Haus genommen; letztere legt man unter den Tisch und lässt sie dort während der Zwölften liegen, damit die Pferde im Frühjahre beim Weidegang sich zusammenhalten.

Geschützt ist das Vieh gegen jeden Zauber, wenn man an beide Pfosten der Stalltür Blätter nagelt, worauf man Nachfolgendes geschrieben:

 

A + C + S + M + S + C + V +

S + T + S + S + M + T + M + T + M

S + S + T + S + S + C + S + M +

S + C

 

Das achte Gebot

 Du sollst nicht falsch Zeugnis reden

 

Jerem. 18, 7 u. 8: Plötzlich rede ich wider ein Volk und Königreich, dass ich’s ausrotten, zerbrechen und verderben wolle. Wo ich’s aber bekehret von seiner Bosheit, dawider ich rede, so soll mich auch reuen das Unglück, das ich ihm gedachte zu tun.

Buch der Weisheit, 3, 1-3: Aber der gerechten Seelen sind in Gottes Hand, und keine Qual rühret sie an. Von den Unverständigen werden sie angesehen, als stürben sie; und ihr Abschied wird für eine Pein gerechnet. Und ihre Hinfahrt für ein Verderben, aber sie sind im Frieden. ( die Verse sind jedoch genau wie in der Bibel aufzuschreiben, sonst wirken sie nicht.)

Ist ein Stall derartig versichert, so ist die Hexe ohnmächtig. Als einst eine alte Hexe von ihrer Tochter gebeten wurde, nach Milch zu gehen, sprach sie: „Min’ Dochter, da öss nuscht to kriege, alles öss bekriezt on bekarwelt! Im Ermlande dagegen können die Hexen aus einem Stricke Milch herausziehen und sich auf ähnlichem Wege Butter verschaffen. Sie kommen also nie in Verlegenheit.

Wesentlich ist es, in welcher Weise neu gekauftes Vieh in den Stall gebracht wird. Führt man es nicht rückwärts, mit dem Hinterteile zuerst, hinein, so kann es sehr leicht verrufen werden und gedeiht nicht. Gewöhnlich spricht man dabei: Dat du magst wasse on gediehe!

 Hat man eine Kuh gekauft und schon bezahlt, so tut man gut, dem Verkäufer noch eine Kleinigkeit oben ein zu geben und wären es auch nur wenige Pfennige. Es ist dies nötig, damit der Verkäufer nicht die Milch von der Kuh behalte, d.h. damit er nicht mache, dass die wenig oder gar keine Milch gebe.

Wenn man einer Kuh, die eben gekalbt hat, eine stählerne Nadel ins Horn schlägt, so ist sie gegen jeden Zauber gesichert.

Will man ein Füllen, ein Kalb, ein Lamm etc. vor jedem Zauber bewahren, so spricht man gleich nach der Geburt des Tieres: Du kommst rau auf die Welt wie ein Bär (Bar in plattd.), wer dir will Böses antun, der zähl’ dir die Haar!

Dann bindet man dem Tier ein rotes Band um den Hals und legt in das Gefäß, woraus es säuft, einen Stahl.

Hat man auf dem Markte Milch gekauft, so tut man gut, auf dem Heimweg etwas Salz in dieselbe zu streuen: sie ist dadurch gesichert gegen den bösen Blick, das Verrufen missgünstiger Leute.

Wie oben angegeben, kann man den Acker des Nachbarn Verrufen, wenn man drei Hände voll Erde hinter den Säemann ausstreut. Um solches unmöglich zu machen, säen viele Wirte bei Nacht oder doch vor Sonnenaufgang das erste Getreide. Als Schutzmittel gegen das Behexen oder Verrufen knüpft man in das Säelaken (vorzugsweise in Litauen) Asa foetida, Knoblauch und einen Silbergroschen. Glaubt man seinen Acker trotzdem noch bezaubert, so nimmt man von dessen besäetem Acker in das eigene Säelaken drei Hände voll Erde mit Samen, sprechend: „Ich nehme meinen Plon (= Ertrag, Segen, auch Erntekranz) zurück!“

Führt der Pflüger die Zugochsen zum ersten Mal aus dem Stall, so tut er gut, dieselben über ein Tischtuch schreiten zu lassen, in welches er einen Stahl gehüllt. Die Ochsen sind dadurch gefeit gegen das Verrufen, und der Ertrag des Jahres wird ein guter sein.

Mit Strenge muss auch darauf gehalten werden, dass in der Zeit der Zwölften (25. Dez. bis 6. Jan.) nichts ausgeliehen werde, man würde sonst sein Vieh bedingungslos in die Nähe der Hexen liefern.

 

Vom Zauberbann

 

Haben wir uns bisher darüber unterrichtet, wie man sich gegen das Verrufen und Behexen sichert, so bleibt uns nunmehr übrig, festzustellen, wie man den Zauber aufhebt und nötigenfalls die Hexe zwingt.

Das kann im Wesentlichen auf zweierlei Weise geschehen; indem man die dazu nötigen Handlungen selbst vornimmt, also auch gegen das Verrufen und Behexen, wie gegen Krankheiten, Hausmittel anwendet, oder diese Handlungen durch eigentliche Beschwörer und Zauberer ausführen lässt. Zum Arzt nimmt der gemeine Mann nur in den allerseltensten Fällen seine Zuflucht; fast allgemein gilt der Grundsatz: Will der liebe Gott den Kranken nehmen, so wird ihm sein Arzt wehren oder: Was der liebe Gott leben lassen will, das wird nicht sterben!

Wenden wir uns zunächst den eben erwähnten Hausmitteln gegen das Verrufen zu.

Das erste, was man, hält man sein Vieh für behext, zu tun hat, ist, dass man eine genaue Revision des Stalles vornimmt und alles Verdächtige aus demselben entfernt. Namentlich muss man die Schwelle untergraben. Findet man unter denselben Kohlen, Haare, Pflanzenwerk, Lappen etc., so ist das Zauberwerk und muss sofort entfernt, am besten verbrannt werden. Der Zauber würde sonst nicht aufhören. Faule Eier, die man im Stalle findet, trägt man aufs Feld, stellt sie auf die Spitze und zerschießt sie mittels einer Flinte.

Ist die Milch einer Kuh behext, so gießt man davon in eine Pfanne und bäckt sie über hellem Feuer. Bilden sich Molken, so werden dieselben stillschweigend, oder unter Anrufung der heiligen Dreieinigkeit, kreuzweise mit einem Messer durchschnitten, so lange, bis die Masse ein festes Gebäck geworden ist. Dieses stellt man in der Pfanne auf den Zaun, und lässt diese so lange stehen, bis der Inhalt von den Vögeln unter dem Himmel (Hausvögel hält man fern) aufgezehrt ist. Die Kuh gesundet und gibt wieder reichliche und gute Milch.

Man nimmt von der Milch des kranken Tieres ein wenig in ein Gefäß, geht bei abnehmendem Mondlicht auf einen Kreuzweg und gießt sie nach den vier Himmelsgegenden unter dem Ausruf: Das ist für dich, und das für mich!

Man lässt ein fünfjähriges Mädchen Hede (nicht Flachs) spinnen. Das Gespinst wird auf dem Rücken des kranken Tieres ausgebreitet, und nun streicht man unter Anrufung des dreieinigen Gottes kreuzweise darüber hin.

Im Samlande nimmt man zur Heilung einer behexten Kuh „ von sinem Eegene“, das aber auf der Erde liegen muss, scharrt davon in einen Scherben ( man muss jedoch von sich und nicht nach sich scharren) und melkt, indem man die Zitzen der kranken Kuhkreuzweise fasst, Milch dazu. Die Masse wird mit einem struppigen Besen umgerührt und alsdann der Kuh davon eingebe, zuerst gleich nach Sonnenuntergang, dann nach Sonnenaufgang und zum drittenmale wieder bei Untergang der Sonne. Ist dieses geschehen, so hängt man den Besen in den Rauchfang und lässt ihn dort dreimal 24 Stunden; darauf vergräbt man ihn in einem Düngerhaufen oder unter die Traufe. Man wird alsdann wieder in den Vollgenuss der Milch kommen.         

-So wie der Besen im Rauche mehr noch austrocknet, als im Freien, so vertrocknet auch die Hexe. Sie wird krank und erholt sich erst dann wieder, wenn der Besen vertrocknet ist Man kann an dem Erkranken sehr leicht merken, wer die Kuh behext hat. Will man den Tod der Hexe, so darf man nur den Besen verbrennen; sobald das letzte Reis verkohlt ist, stirbt die Hexe.

Die verhexte Milch gießt man in ein Kochgefäß, worin gesottene Stecknadeln geworfen worden sind, setzt sie aufs Feuer und lässt sie kochen. Während des Kochens peitscht man die Milch mit Birkenruten, und wenn das geschehen ist, schüttet man sie in einen Lappen und hängt sie in den Rauchfang. Bald kommt jemand und will etwas leihen; das ist die Person, welche die Milch verhext hat. Das Erbetene wird ihr nicht gegeben, und so sieht sie sich genötigt, der Milch ihre vorige Güte wiederzugeben.

Ist ein Stück Vieh durch Verhexen gestorben, so nehme man das Herz des verendeten Tieres, steche Nadeln in dasselbe und hänge es in den Rauchfang. Alsbald kommt die Hexe und bittet um das Herz, indem sie allerlei Gründe anführt, ihr Verlangen zu rechtfertigen. Verweigert man ihr aber das Herz, so zieht sie unter Fluchen und Toben von dannen, denn ihr Herz leidet und schmerzt, als würde es auch von Nadeln gezwickt. Bald legt sie sich krank zu Bette und vergilbt und vertrocknet auf ihrem Krankenlager, wie das Rinderherz im Rauchfange. Nimmt man nach neun Tagen das Herz aus dem Rauchfang, so stirbt zu derselben Zeit die Hexe.

In der Gegend um Ierrentowitz, im Kreise Graudenz, zwingt man die Hexe auf folgende Weise. Man nimmt nach Sonnenuntergang stillschweigend ein schwarzes Huhn, reißt es lebendig in Stücke und kocht es in einem neuen, ungebrauchten Topfe, dessen Deckel fest verklebt worden ist. Bei Kaufe des Topfes darf jedoch von dem geforderten Preise nichts abgebunden worden sein. Sobald das Huhn zu kochen anfängt, müssen Türen und Fensterladen fest verschlossen und alle Öffnungen im Hause, selbst die Schlüssellöcher dicht verstopft werden. Außer der handelnden Person darf nur noch der behexte Kranke in der Stube gegenwärtig sein, doch darf zwischen beiden kein Wort gewechselt erden, auch darf der Beschwörende sich nicht von dem Huhn entfernen, sondern muss vielmehr ein sehr wachsames Auge auf den Topf haben, damit dieser nicht durch den Schornstein gestohlen werde; endlich darf er keine Furcht zeigen und sich durch nichts abschrecken lassen.

Bald klopft es an die Tür. Fragt der Beschwörende nach dem Begehr des Klopfenden, so wird er zur Antwort erhalten, man wolle den Kranken besuchen. Er muss die Person eine Zeit lang vor der Tür stehen lassen und erst auf wiederholtes Bitten, das immer dringlicher wird, ihr Einlass gewähren. Die Haustür wird sofort wieder fest verschlossen, und hat der Beschwörende darauf zu sehen, dass die Hexe, denn diese ist eingedrungen, nicht früher als er in die Stube dringe, auch muss er sofort seine Stelle am Kamin wieder einnehmen. Die Hexe wird durch Bitten und zuletzt mit Gewalt zu erfahren wünschen, was er koche; sie ist entschieden zurückzuweisen, und hat nunmehr der Beschwörende die Hexe aufzufordern, den Kranken von dem Übel zu befreien, mit dem sie ihn behaftet. Die Hexe  wird die heiligsten Beteuerungen ihrer Unschuld aussprechen; er darf sich daran nicht kehren, sondern muss sie so lange züchtigen, bis sie den Kranken in seiner Gegenwart von dem Übel befreit hat. Ist dies geschehen, so muss er der Hexe noch einen heftigen Schlag geben, dass sie blutet. –Die Hexe muss sich diese Behandlung gefallen lassen; denn würde das Huhn bis Sonnenaufgang kochen, so müsste sie unfehlbar sterben.

Um die schädlichen Einflüsse des bösen Blicks zu heben, stellt man sich in Masuren vor das behexte Vieh und betet mit gefalteten Händen zuerst das Vaterunser, ohne jedoch    Amen zu sagen. Sodann wird folgende Zauberformel dreimal gesprochen:

Tau fiel vom Himmel, vom Steine herab und auf die Erde. Wie dieser Tau verschwindet, verschwand, in der Luft verwehet, so mögen auch die dreimal neun Zauber verschwinden, vergehen in der Luft und verweht werden!

Nach der dritten Beschwörung wird das Stück Vieh bekreuzt und endlich Amen gesagt. Diese Besprechung sichert sowohl vor dem bösen Blick, als sie auch die eingetretenen Folgen desselben heilt.

Verrufenen Rindern, die wie angegeben, viel schreien, beleckt man dreimal die Stirne und murmelt dabei einige Worte her. –In Litauen gibt man solchen Rindern drei Blutstropfen ein, welche man aus dem linken Ohre eines schwarzen Schafes oder Lammes genommen. Ferner wendet man folgendes Mittel sehr häufig an: Man gießt dem kranken Rinde Bier ins Hemde an der Stelle, wo dieses das Herz bedeckt, lässt es eintrocknen, schneidet ein Stück in Form eines Herzens heraus, brennt es zu Pulver und gibt dies, auf Wasser gestreut, dem kranken Rinde zu trinken.

Kranke Rinder versucht man in Litauen auch dadurch zu heilen, dass der Besprechende an drei Morgen nüchtern einen Mund voll Wasser nimmt und dieses im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes in ein Glas speit. Dieses Wasser gibt man dem Rinde zu trinken. Auch benutzt man dort Schwalbennester und Sperlingsmist als den Zauber bannende Mittel.

In der Gegend von Graudenz gibt man verrufenen Menschen Teufelsdreck (Asa foetida)  und die 25 Buchstaben (s. Formel bei: Biss des tollen Hundes) mit Brot neun Tage nacheinander ein. Dabei wird gebetet: Jesus Christus. Überwinder, wende ab den Teufelsfluch etc.

Wie oben bereits angedeutet und im weiteren Verlaufe der Darstellung mehrfach zu Tage getreten, spielt in fast allen Krankheiten die Hauptrolle der Beschwörer, der durch Wort und Handlung den Zauber bricht und die Krankheit hebt.

Zaubersprüche und Rateformeln sind in vollem Schwange –nur hält es schwer, ihrer habhaft zu werden, da Verrat ihre Wirkung aufhebt-; nicht den Arzt sucht man in Krankheitsfällen auf, sondern den Zauberer, der je mächtiger er scheint in um so größerem Ansehen steht. Oft zieht man meilenweit zu solchen Beschwörern, und nicht immer sind diese alte Leute; gewöhnlich aber rekrutieren sie sich aus dem Stande der Hirten und Abdecker (Racker, Halbmeister), und stellt das weibliche Geschlecht wohl das bedeutendste Kontingent. Abdeckerfamilien bewahren als Zaubermittel „ Armsünderblut“, oder das Blut von einem frommen Märtyrer (Litauen), mittels dessen sie zu binden und zu lösen verstehen.

Vor allem traut man den katholischen Geistlichen dergleichen Kniffe zu. In vielen Gegenden Preußens, besonders in Litauen, ist es üblich, das Vieh vom Geistlichen geweihte Kräuter fressen zu lassen. Der Litauer wendet sich deshalb aber nicht an seinen Prediger, von dem er behauptet, dass er das Weihen nicht verstehe, sondern lässt sich zu diesem Zwecke mit großen Kosten einen kathol. Priester von auswärts kommen. Auch das protestantische Landvolk in Westpreußen wendet sich, wenn es durch unmittelbare Vermittlung des Himmels etwas erreichen will, z. B. die Entdeckung eines Diebstahls, nicht an seinen eigenen, sondern an einen katholischen Geistlichen. Ja sogar gegen ganze Landplagen wird des Letztern Hilfe in Anspruch genommen.

Nicht selten muten die Litauer ihren Geistlichen zu, den Feinden böse Krankheiten auf dem Haupt zu beten. Sie trauen überhaupt dem Pfarrer alle mögliche Kenntnis und Weisheit, auch wohl mehr Macht zu, als er besitzt.

In den meisten Fällen sind diese Wissenden Betrüger, hin und wieder glauben sie aber selbst an die Wirkung ihrer Besegnungen, und der zufällige günstige Erfolg derselben steigert ihr Ansehen und kräftigt den Glauben des Volkes an Hexerei und Zauberwesen. So erzählt Pisanski , wie „vor etwas mehr als zwanzig Jahren“ eine „namhafte Gemeinde“, in deren Nachbarschaft eine Seuche unter dem Vieh ausgebrochen war, ihr Vieh besegnen ließ. Zwar musste die Gemeinde, da die Sache verraten wurde, „öffentliche Kirchenbuße tun“, allein wunderbarerweise blieb das Vieh von der Seuche verschont und nur ein verlaufenes Stück, das nicht mit gesegnet worden war, erlag derselben.