Geschichten zum Nachdenken

 

Vorwort

 

Dieses Buch erzählt von doch recht seltsamen Geschichten, welche einem die Entscheidung zwischen richtig und falsch sehr schwer machen. Würde man seinem realistischen Menschenverstand allein einsetzen, so würde jeder von uns jene Geschichten wohl als unmöglich bezeichnen.

Dennoch hat jede Geschichte in diesem Buch einen wahren Hintergrund. Worum es bei diesen Geschichten einzig geht ist die Frage, ist jener reale Hintergrund die Basis für eine phantasievolle Geschichte, welche aufgrund der Basisinformationen frei erfunden wurde, oder entspricht sie der absoluten Wahrheit, vom Anfang bis zum Ende.

Wir werden bei diesen Erzählungen erfahren, wie end doch das Unnatürliche mit dem phantasievollen Natürlichem verbunden ist. Oftmals trennen Die Wahrheit und die Phantasie nur ein dünner seidener Faden, der obendrein noch nicht einmal so einfach zu erkennen ist. Oft lehnen wir die Wahrheit ab und glauben der erdachten Phantasie, und umgedreht ist es nicht anders.

Es mag ein schwacher Trost sein, dass selbst Wissende in den meisten Fällen die sehr grenzwertig sind, die Wahrheit nicht so einfach oder sogar überhaupt nicht erkennen. Ihnen fällt es ebenso schwer wie einem blutigen Anfänger oder Laien. Diese Tatsache hat auch eine relativ einfache Erklärung. Eine Geschichte, der einzig die Phantasie als Basis zugrunde liegt, entspringt dem eigenen Denken. Nun besagt ein alter Leerspruch, jede Auswirkung hat ihre eigene Ursache. Was ich damit genau zu sagen versuche ist die Tatsache, dass auch die Phantasie ihren realen Uhrsprung haben muss und wird. Ob dieser in unserem tiefsten Unterbewusstsein begraben liegt oder eine Information aus einem früheren Dasein, einer feinstofflichen Welt, stammt mag dahingestellt sein, aber eine reale Basis wird es immer geben.

Sicherlich wird Ihnen diese These sehr befremdend und überzogen vorkommen, aber lesen Sie zuerst diese Geschichten und versuchen Sie ein Urteil zu fällen. Sie werden sehr schnell erkennen, dass die Wahrheit so gut wie nie zu erkennen ist. Es gibt aber auch noch einen zweiten Aspekt, der meines achtens ebenso wertvoll ist, Sie entdecken Ihre selbstkritische Seite und lernen diese zur rechten Zeit richtig einzusetzen. Es mag eine gute Schule sein, in der man jenen Punkt erreichen kann, indem es keinem Betrüger mehr so leicht fallen wird Sie aufs Glatteis zu führen. Zudem hoffe ich, dass Sie diese Geschichten zudem unterhaltsam, spannend und bereichernd finden werden. Zudem ist das Lesen kein Muss, jeder kann für sich selbst entscheiden ob ihm diese Form der Geschichtenschreibung gefällt oder nicht. Ich wäre Ihnen jedoch sehr dankbar, wenn mir der Eine oder Andere per E-Mail seine ehrliche Meinung schreiben würde. Ganz gleich ob diese positiv oder negativ ausfällt, es wird auch für mich eine sehr leerreiche Erfahrung sein.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Unterhaltung und Spaß beim Lesen und Raten. Bei welcher jener Geschichte handelt es sich wohl um eine wahre? Oder kann es vielleicht auch möglich sein, dass alle Geschichten wahr oder frei erfunden sind? Was meinen Sie?

In diesem Sinne verbleibe ich wie immer im Namen der Heiligen Wissenschaft,

Ihr ergebener Georg Goetiaris.

 

 

 

 

Entführung in eine

Zeit der Vergangenheit

 

Es begann an einem ganz normalen Nachmittag. Fred hatte keinen aufregenden Job. Er arbeitete in einer größeren Firma in der Stadt, in deren Buchhaltung. Jeden tag fuhr er 20 Km. zur Arbeit hin und zum Feierabend wieder 20 Km. zurück nach Hause. Was er sein Zuhause nannte war ein kleines Haus auf dem land oder besser gesagt in einem Vorort jener Stadt, der jedoch sehr ländlich war.

Es war ein einfaches haus aber dafür war es sehr schön. Keiner konnte übersehen, dass seine Frau alles, was das Heim betraf, mit sehr viel Liebe gestaltete. Genau betrachtet war er in seiner Familie und diese mit ihm, mehr als nur glücklich.

Was die Familie betrifft, so gab es da seine junge Frau, eine Tochter von fünf Jahren und eine kleine Tochter von zwei Jahren. Zudem gab es da noch die treue Seele in Form eines Hundes. Es handelte sich hierbei um einen Mischling indem keiner mehr eine wahre Herkunft erkennen konnte, was aber auch nicht störte. Er war treu, wachsam und zu der Familie sehr liebevoll und fürsorglich. Zu allen anderen der Nachbarschaft war er verträglich und gerecht.

 

Um genau zu sein handelte es sich um einen Freitag. Der Feierabend stand vor der Tür und mit diesem auch das Wochenende. Fred freute sich bereits schon sehr darauf. Das Wetter war märchenhaft und man hatte sich so einiges in der Familie miteinander vorgenommen. In seinen Gedanken war Fred schon auf dem Heimweg als die Arbeitszeit endlich zu Ende war. Jeder der Angestellten in diesem Büro ergriff seine Sachen und machte sich auf zu seinem Auto.

Fred war einer der Ersten die das Arbeitsgelände verließen und sich in Richtung Stadtrand begab. Obwohl er schon in seinen Gedanken daheim war fuhr er aufmerksam und vorsichtig. Er war ohnehin ein sehr gewissensvoller Mensch. Was immer er auch tat, es hatte stets Hand und Fuß, kurz gesagt er war dass was man einen Realisten nennt.

Als er sich dem Stadtrand näherte zog plötzlich ein leichter Nebel auf. Fred hingegen machte sich zunächst keine Gedanken darüber. Er war fest davon überzeugt, dass dies ein Zeichen für gutes Wetter und somit ein traumhaftes Wochenende sein würde. Doch es sollte anders kommen. Diese Fahrt sollte sein Leben so verändern, dass er jene folgenden Erlebnisse niemals mehr vergessen würde.

Umso mehr er sich dem Stadtrand näherte nahm konstant auch die Dichte des Nebels zu. Langsam machte sich Fred darüber Gedanken, ob er nicht doch lieber für eine Weile anhalten und abwarten sollte bis sich der Nebel wieder gelichtet hatte. Kurz darauf hatte die Wetterlage so sehr zugenommen, dass man kaum noch zwanzig Meter weit sehen konnte. Fred entschloss sich bei der nächsten Gelegenheit doch einen Stob zu machen, eine Weiterfahrt erschien ihm nun zu gefährlich. Als sich endlich, ca. fünf Minuten später, eine Gelegenheit zum halten ergab war der Nebel bereits so dicht, dass man die Hand vor den Augen nicht mehr erkennen konnte. So war er froh eine Pause einlegen zu können. Jenes Nebelgebiet würde sicher schnell vorüberziehen. Doch es kam anders. Fred lenkte das Auto zur Seite und wollte bremsen, doch weder die Lenkung noch die Bremsen reagierten. Das Auto fuhr gerade weiter und nach dem Geräusch des Motors schien es sogar zu beschleunigen. Als er jedoch auf seinen Tachometer schaute, zeigte ihm dieser eine konstante Geschwindigkeit von 60 Stundenkilometer an. Dennoch wurde der Motor lauter und zunehmend, vom Geräusch her schneller. Er selbst hatte sogar das Gefühl von der zunehmenden Geschwindigkeit in den Sitz gedrückt zu werden. Da er die Landschaft, bedingt durch den dichten Nebel, nicht erkennen konnte, fehlte im jede Orientierung. Es war wie in einem Alb- oder Tagtraum. Er konnte nichts machen und fühlte sich seinem Schicksal vollkommen ausgeliefert. Da alles so unwirklich und widersprüchlich zugleich war, kam der Punkt an dem sich Fred einfach in sein Schicksal fügte. Er konnte selbst nicht glauben was da geschah.

Es sollte genau der Punkt sein an dem eine noch unglaubwürdige Wende eintrat. Zuerst lichtete sich schlagartig der Nebel. Doch was Fred jetzt zu sehen bekam konnte er erst recht nicht glauben. Jene ihm sonst so vertraute Gegend hatte sich völlig verändert. Nichts erschien ihm mehr bekannt. Zuerst glaubte er sich verfahren zu haben, aber er kannte diese gesamte Gegend so gut, dass er zumindest einen Anhaltspunkt erkannt hätte. Dem war jedoch nicht so. Selbst die Straße auf der er fuhr war nicht gepflastert oder anderwärtig befestigt. Es kam ihm vor, als würde er sich in eine ganz andere Zeit befinden. Eine Zeit, die sehr weit zurücklag. Fred konnte weder seine Gedanken in einer vernünftigen Art ordnen, noch fand er sich überhaupt nicht mehr zurecht. Er konnte beim besten Willen nicht bestimmen wo er sich zur Zeit befand. Hinzu kam, dass der Weg oder die Straße auf der er fuhr immer schlechter wurde, bis es nach einiger Zeit überhaupt nicht mehr möglich erschien auf diesem "Feldweg" weiterzufahren. Mit einer Postkutsche hätte man diesen Weg, wenn auch schwer, noch bewältigen können, kam ihm plötzlich in den Sinn.

Nur wenige Meter weiter beschloss er anzuhalten. Eine Weiterfahrt war unmöglich geworden, auch kam er mit dieser Gegend überhaupt nicht zurecht. Sein Blick fiel auf seine Armbanduhr. Diese zeigte exakt 19:00 Uhr. Was wohl seine Familie denken würde. Er ergriff sein Mobiltelefon und wählte die Nummer von daheim, aber nicht das Geringste geschah. Er bekam weder ein Freizeichen noch hatte er überhaupt eine Verbindungsmöglichkeit. Es war schon sehr seltsam, so dicht am Stadtrand und dann ein Funkloch? Langsam wurde ihm unheimlich. Er blieb noch eine Weile in seinem Auto sitzen und dachte nach, doch was er auch dachte, es gab für ihm weder eine Erklärung noch einen Sinn. Kurzer Hand entschloss er sich sein Auto zu verlassen und sich diese Gegend einmal genauer anzuschauen.

Als er die Wagentür öffnete und den ersten seiner Füße auf den Feldweg setzte geschah etwas unerklärbares. Er spürte das alles vollkommen anders war, was konnte er noch nicht sagen, aber er fühlte tief in seinem Inneren, dass dies hier nicht seine Welt war. Dennoch glaubte er, sich plötzlich an verschiedene Dinge dieser doch unbekannten Landschaften, erinnern zu können. Zudem kam das unheimliche Gefühl nicht allein zu sein. Er konnte dieses Gefühl nicht erklären, aber etwas tief in ihm hatte sich verändert und es veränderte sich weiter. Besser gesagt, er spürte wie sich etwas in ihm vervollständigte. Es handelte sich dabei um die Gedanken einer Wesensart. Mit diesem zunehmenden Gefühl kamen auch unerklärliche Erinnerungen, welche ihm letztlich auch mehr und mehr eine doch recht deutliche Orientierung ermöglichten. Warum dies alles so war, dafür hatte Fred jedoch keinerlei Erklärung.

Fünf Minuten später bereits hatte sich Fred bereits so weit von seinem Auto entfernt, dass sich dieses außerhalb seiner Sichtmöglichkeit befand. Es musste des Weiteren feststellen, dass sich nicht nur unbewusst seine Orientierung zunehmend perfektionierte sondern auch seine eigenen Gedanken befremdende Züge annahmen. Er spürte wie er begann in ganz anderen Dimensionen seiner bisherigen Vorstellung zu Denken. Trotz all jener Eigenarten, für welche Fred keine Erklärung finden konnte und auch schon dazu neigte nicht mehr danach zu suchen sonder die Dinge zuerst einmal so zu akzeptieren wie sie sind, begab er sich weiter in jene doch nicht so unbekannte Wildnis des Waldes hinein. Er hatte das untrügliche Gefühl den richtigen Weg zu gehen um auf eine Ortschaft zu stoßen, wobei ihm der begriff Ortschaft in diesem Falle befremdend vorkam, warum wusste er selbst nicht.

Zunehmend fühlte er sich, als wäre er nicht mehr er selbst. Wie von einer fremden Macht gesteuert. Selbst Gedanken oder besser gesagt Erinnerungen sowie Gefühle, welche er von früher überhaupt nicht kannte, begannen von seinem Wesen und Denken Besitz zu ergreifen. Es handelte sich hierbei sogar um sehr reale Gedankenmuster, die jedoch nicht der heutigen Zeit entsprechen. Es kam ihm zunehmend vor, als würde er sich plötzlich in der Vergangenheit befinden. Eine Vergangenheit die jedoch nicht seinem jetzigen Leben entspricht. Sein Gefühl sagte ihm, dass er sich in einer weit zurückliegenden Zeit befand, womöglich in einem früheren Jahrhundert. Eigenartiger Weise bereiteten ihm diese Gefühle und Vermutungen keine wirkliche Angst mehr. Neugier und Abenteuergeist bestimmten von nun an sein Denken. Das reale Zeitgefühl hatte Fred auch verloren. Dennoch schaute er auf seine Armbanduhr um festzustellen, dass diese nicht mehr lief. Sie kam zum Stillstand genau zu der Zeit als er sein Auto verlassen hatte. Die Uhr zeigte die Zeit von 19:12 Uhr.

Fred wunderte sich über nichts mehr. Seine Neugier dominierte über sein ganzes Wesen. Er war sich schlüssig darüber, dass all diese Ereignisse nicht zu einem Traum gehören sondern real wahren und er wollte den Sinn und Zweck hierfür um jeden Preis herausfinden. Somit war auch jegliche Angst und alle bisherigen Bedenken gegenstandslos geworden. Fred ließ sich ab jetzt einfach nur noch leiten. Leiten von seinem Bauchgefühl sowie seinen Vorahnungen die immer stärker wurden. Auch war er bereit sich diesem scheinbar zweiten ICH in sich zu fügen.

Es sollte sich um ein Erlebnis handeln, was er nicht nur sein Leben lang nicht vergessen sollte, es würde auch ihm einen inneren Frieden bescheren und ihn vor einem großem Fehler mit schwerwiegenden Folgen bewahren.

 

Fred hatte jedes reale und momentane Zeitgefühl verloren. Es kam ihm vor, als würde die Zeit stillstehen, obwohl sich alles in Bewegung befand. Plötzlich erschien ihm, wie aus dem Nichts, eine Jahreszahl. Es war das Jahr Anno 1486. Zudem kam ihm ständig der Name Luisa in den Sinn. Es war schon merkwürdig, mit der Jahreszahl konnte er nichts anfangen, diese sagte ihm nichts. Da er auch, was die Geschichte anbelangt, nicht gerade eine Leuchte war, erschien dies auch nicht weiter verwunderlich. Der Name aber war ihm durchaus bestens bekannt. Luisa war der Name seine lieben Frau, welche ihm seine zwei Töchter geschenkt hatte. So sehr er sich aber auch bemühte, er konnte keinen Zusammenhang erkennen. Er war sich aber sicher, hier und in diesem Abenteuer eine Antwort, wenn nicht gar eine Erkenntnis zu finden.

Fred zählte absolut nicht zu jenen Menschen, welche sich mit Aberglaube oder außergewöhnlichen Dingen beschäftigten. Wie bereits am Anfang dieser Geschichte erwähnt, war Fred eher der realistische und sehr nüchterne Typ. Umso mehr war er von sich, seinem Vertrauen und der Hingabe zu den Geschehnissen mehr als nur Überrascht.

Der Weg verwandelte sich zunehmend in einen Trampelpfad. Wie viel Zeit vergangen war konnte man auch nicht bestimmen, als sich Pfad wieder in einen immer breiter werdenden Weg verwandelte. Die Sonne stand zwar schon sehr tief, aber sie schien noch immer mir ihrer vollen Intensität. Es machte fast den Anschein, dass auch sie ihren Stand nicht veränderte. Kurze Zeit, wenn man überhaupt von Zeit in diesem Fall reden kann, später tauchte in einiger Entfernung, in einem kleinen Tal ein Dorf auf. Zuerst konnte Fred nur einige Dächer erkennen. Der Weg war bequem geworden, aber noch immer sandig und nicht befestigt. Das nächste was ihm auffiel war ein Turm mit seinem Dach, welcher zu einer Kirche gehörte. Diese war schlicht und einfach gebaut und bestand hauptsächlich aus Holz. Das Dorf, was sich ihm nun immer deutlicher zeigte, war ein typisches Dorf, wie man es von Gemälden aus dem Mittelalter kennt. Es war jedoch um einiges größer als Fred anfangs annahm. Wie sich herausstellte, war die Straße auf der er das Dorf (oder eher die Kleinstadt) betrat die Hauptstraße zugleich. Vom Dorf auf konnte man auf dem Gipfel eines kleinen Berges, etwas abseits des Dorfes, eine Festung erkennen, welche über jenes wachte und zugleich thronte. Die Kirche befand sich direkt in der Mitte des Dorfes, wo sich wahrscheinlich die ersten Siedler angesiedelt hatten. Die Ausmaße jener Ortschaft war jedoch zu einer regelrechten Kleinstadt herangewachsen war. Es bestand ein wahrhaft buntes Treiben auf den Straßen. Obwohl jene Menschen der Zeit entsprechend gekleidet waren, so verwunderte es Fred in keiner Weise. Er fühlte sich, als hätte er bereits sein ganzes Leben hier verbracht. Nicht nur das, er konnte sich auch an jeden Straßenzug und Verlauf, sowie jeden Platz und so fast jedem haus oder Gasthof erinnern. Es schien, als gehörte er seit immer schon hier her.

Er war aber ungewöhnlich aufgeregt, obwohl er diese Aufregung, jene innere Unruhe, nicht erklären konnte. Ihm war nur klar, dass er zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Platz sein musste. Da die gesamte Menschenmasse in eine bestimmte Richtung eilte, beschloss er einfach ihnen zu folgen. Es musste sich um ein bestimmtes Ereignis handeln, auf dies ließ zumindest die Verhaltensweise der Menschenmaßen hin. Er mischte sich einfach unter das Volk und lief mit ihnen. Erst nach einer gewissen Weile wurde ihm die merkwürdige Situation bewusst, in welcher er sich zu befinden schien.

Zum Ersten war Fred völlig anders gekleidet als jene Menschen unter denen er sich gemischt hatte. Des Weiteren deutete sein gesamtes Aussehen und die Art wie er sich zeigte darauf hin, dass er in keinem Fall zu diesen Menschen gehören konnte. Das Seltsame daran war aber, dass keiner in der Masse ihn überhaupt beachtete. Waren diese Menschen nur von ihrer Aufregung so abgelenkt? Fred wollte die Probe machen und sprach mitten im Lauf einige von den Dorfbewohnern an. Er musste aber feststellen, dass nicht ein Einziger von ihm Notiz nahm. Es schien, als würde er gar nicht existieren. Er rempelte absichtlich verschiedene von jenen Menschen an, aber auch hier geschah nichts. Für jene Menschen schien er überhaupt nicht vorhanden zu sein, so gut wie unsichtbar. Nicht einmal seinen Körperkontakt hatten sie wahrgenommen, obwohl dieser zum Schluss doch sehr heftig war. Was war geschehen?

Plötzlich ahnte Fred wohin all diese Menschen eilten. Sie begaben sich zum Marktplatz, der sich geradewegs vor dem Rathaus sowie dem darin befindlichem Gericht befand. Fred konnte sich genau an diesen Ort erinnern. Wenn die Menschen hier sich all so benehmen konnte dies nur das Eine bedeuten, Es gab eine Hinrichtung. Ganz gleich ob sichtbar oder unsichtbar, Fred fühlte in seinem innersten, dass er etwas mit dieser Sache zu tun hatte.

Als er, so wie die vielen Anderen, den Marktplatz erreicht hatte sah er mit Schrecken einen Scheiterhaufen. Er wusste genau was dies zu bedeuten hatte. Jemand war der Ketzerei oder der Hexerei angeklagt und verurteilt worden, und nun, an dem heutigen Tag sollte das Urteil vollstreckt werden. Fred drängte sich so nah wie nur möglich in die Nähe der Hinrichtungsstätte.. Dann, hindurch durch die Menschenmasse kam ein Wagen, welcher einem fahrenden Käfig gleich zu sein schien, angefahren. Fred konnte nicht allzu viel sehen, da die drängende Menschenmasse ihm die Sicht versperrte, nur so viel, dass es sich um eine junge Frau zu handeln schien. Das Volk tobte. Obwohl er gerade eben noch mitten in der Zivilisation war, befand er sich, wie es den Anschein hatte, plötzlich unter Verrückte. Menschen in einem wahren Blutrausch, welche bei Gott gewiss nicht mehr bei Sinnen waren. Dabei handelte es sich um Männer genauso wie um Frauen und Kinder. Was ihm aber den größten Schrecken bereitete war die Tatsache, dass er bemerken musste, nicht viel besser zu sein wie all die Anderen. So als hätte er nie etwas anderes gekannt, als wäre ihm all das so vertraut wie der Sonntägliche Kirchgang.

Fred rängte sich fast seinen Hals aus, aber erkonnte die Frau nicht erkennen. Sie war ruhig und gelassen, was nur sehr schwer zu verstehen war, bedenkt man das Schicksal welches jener Frau gleich bevorstünde. Und weiter tobte die Menge.

Es war ein leises, eher verhaltendes Schluchzen oder Weinen, was Fred plötzlich seine Aufmerksamkeit auf einen jungen Mann lenkte, der dicht neben ihm stand. In diesem Augenblick schien für Fred die Menge zu verstummen. Er hörte nur das leise, trauernde Weinen des jungen Mannes. Als er sich herumdrehte und sich dem jungen Mann zuwendete schien es als wäre die Zeit stehen geblieben und die gesamte Menschenmasse, so wie auch die Zeit, einfach eingefroren. Es gab nur Fred und diesen jungen Mann. Nun hatte sich Fred soweit zu diesem Mann umgedreht, dass er ihm direkt in die Augen sehen konnte. Ein Schreck durchfuhr Fred so stark, dass er glaubte sein Bewusstsein zu verlieren. Es wurde ihm schwindlig und übel zu gleich. Einen solch makaberen Scherz konnte sich nur der Teufel persönlich ausgedacht haben. Sein Herz schlug ihm bis hinauf zum Hals. Was er sah war er selbst. Jener junge Mann der nun mit verweinten Augen vor ihm stand war er selbst. Fred schaute an sich herunter, konnte aber nur an jenem Mann herunterschauen. Ein Mann, im Grunde er selbst, der genauso gekleidet war wie all die Anderen die sich hier und heute an diesem Ort befanden. Fred kniff sich zuerst, dann schlug er sich selbst so hart es nur ging ins Gesicht, er trat sich gegen seine eigenen Beine, aber nichts half, er wollte einfach nicht aus diesem eigenartigen Albtraum erwachen. Letztlich konnte es sich nur um einen solchen Traum handeln. Sich war er gut nach der Arbeit zuhause angekommen und sich aus seiner Müdigkeit heraus nur für zehn Minuten hingelegt und ist dabei eingeschlafen. Und dies war nun das Ergebnis.

Sehr schnell sollte Fred allerdings herausfinden, dass es sich hierbei nicht, so wie er vermutete, um einen Traum handelte, sondern um einen durchaus realen Zustand. Wie so etwas geschehen konnte war ihm zwar ein Rätsel, aber er musste es wohl oder übel akzeptieren. Dies sollte doch noch lange nicht das Ende jenes traumatischen Erlebnisses sein. Zunehmend bemerkte er, dass er seinem Gegenüber, seinem Doppel immer ähnlicher wurde. Er begann wie dieser zu Fühlen, zu Denken, kurz sein eigenes ICH verblasste zunehmend bis nichts mehr davon übrig war. Selbst seine Identität verschmolz vollkommen mit seinem zweitem Ich zu einem einzigen, zu dem aus der Zeit in welcher er sich zu befinden schien. Die Frau auf dem Scheiterhaufen vor ihm war seine. Sie schaute tröstend zu ihm herunter, als wolle sie ihm sagen, dass er sich nicht quälen sollte und es etwas gibt, wo sie sich bestimmt wiedersehen. All dies konnte aber seinen unerträglichen Schmerz nicht lindern. Warum? Diese Frage stellte er sich immer wieder aufs neue. Langsam kamen aber mit dieser Frage auch die Erinnerungen und somit die Erklärung für all das Geschehen wieder.

Es begann vor ca. zwei Jahren. Er spürte, das es seiner Frau nicht gut ging. Zuerst dachte er, dass die zwei Töchter welche sie miteinander hatten, oder die viele Arbeit, seine Gattin einfach überforderten. Sie nahm zusehend an Gewicht ab und wurde auch schwächer. Die war eine Tatsache, die einfach nicht zu übersehen war, obwohl sich seine Frau sichtlich darum bemühte, sich nichts anmerken zu lassen. Zudem war sie ohnehin nicht die Frau, die so einfach über ihre Probleme klagte, sie war eine sehr starke Frau. Etwa ein halbes Jahr später fand er in der Toilettengrube Blut. Es stammte weder von ihm noch konnte es sich hierbei um die Kinder handeln, denn darüber hätte sie sofort mit ihm gesprochen. Es blieb also nur die Möglichkeit, dass es sich hierbei um das Blut seiner Frau handelte. Als er sie darauf ansprach bestätigte sich seine Annahme. Ärzte gab es nicht in diesem Dorf und man sollte sich diese auch nicht wie jene heutigen vorstellen. Als sich der Gesundheitszustand seiner Frau nicht besserte begaben sich die Beiden zu einer Kräuterfrau. Dieses Unternehmen war sehr gefährlich, da diese Menschen in jener Zeit als Hexen verschrienen waren und nicht nur die Ausübung jener Arbeit sondern auch der Kontakt zu solchen Teufelsverbündeten wurde mit dem Tod bestraft.

Es sollte nicht lange dauern und der Frau ging es zunehmend besser. Ein halbes Jahr darauf war sie wieder Beschwerdenfrei und erschien völlig gesund. Alle waren glücklich. Doch sollte dieses Glück nicht lange anhalten. Die Mitmenschen in diesem Ort waren wie alle Anderen in allen Ortschaften dieser Welt. Es gab immer Menschen, welche alles genau beobachteten und nichts besseres zu tun hatten als jeden ihrer Zweifel, oder ihre Vermutungen der Obrigkeit zu melden. So kam es wie es kommen musste. Eines Tages erschienen die Hascher der Kirche und holten jene Frau ab. man verhörte sie und klagte sie schließlich an mit dem Teufel im Bunde zu stehen.  den Qualen der Folter gestand sie schließlich, dass es so sei. Ein Ereignis, welches zu jener Zeit nicht unbedingt der Seltenheit entsprach. Sie wurde verurteilt und nun, wenige Tage danach sollte nun dieses Urteil hier auf dem Platz vor dem Gericht vollstreckt werden.

Alles was darauf geschah, konnte Fred nur noch wie in einem unwirklichen Nebel seines Bewusstseins wahrnehmen. Er war sich zwar darüber klar, dass alles total realistisch ist, dennoch erschien ihm alles wie ein böser und unwirklicher Traum. Er konnte förmlich fühlen, wie ihm der Boden unter seinen Füßen zu entgleiten schien, als das Urteil vollstreckt wurde. Es gab eigenartiger Weise keinen Schrei, kein Klagen. Seine Frau war nicht nur stark in ihrer Person sondern auch in ihrem Glauben. So sollte alles nur wenige Minuten dauern und man sah nur noch den Rest des Feuers herunterbrennen. Der Kirche und ihrem Glauben, sowie dem Gesetz war genüge getan. Bei dem Ehemann jedoch war der Schmerz jenes Traumas so groß, dass er dies so tief in sein Unterbewusstsein verdrängte, dass er sich auch in den späteren Jahren nicht mehr daran erinnern konnte, das Leben ging weiter und er musste sich seinen Verantworten stellen. Selbst als er eines natürlichen Todes in einem sehr hohen Alter verstarb, war das Einzige was er wollte, jene Tatsache, dass er keinen Pfarrer dabei haben wollte. Diesen schmiss er mit den Worten: "Ich habe meinen Frieden mit Gott schon längst gemacht, nicht wie Ihr, einen Frieden mit einem gerechten Gott den Ihr nie erkennen werdet". Als der kirchliche Diener daraufhin den Raum verließ, schloss er selbst die Augen, ließ los und gab sich dem was da kommen wird mit reinem Herzen hin.

Alles um Fred herum war dunkel geworden. Es gab keinen Zeit- oder Raumbegriff. Dann vernahm er ein Licht. Zuerst in einiger Entfernung, was sich jedoch sehr schnell näherte. Der Nebel um ihn herum, der alles verdunkelt hatte begann sich zu lichten. Dann, als das Licht ihn ganz umgab, bemerkte er, wie er in seinem Auto saß und aus der Nebelwand herausfuhr. Was war geschehen? Noch immer war Fred nicht wirklich bei sich. Er wusste zwar, dass er sein Auto fuhr und auch steuerte, konnte aber nicht sagen wie dies alles möglich gewesen sein sollte. Als sein Blick auf seine Uhr fiel, bemerkte er, dass nicht mehr als wenige Sekunden vergangen waren. Sollte dies ein Sekundenschlaf gewesen sein und er unglaubliches Glück gehabt haben, dass nichts geschehen ist? Obwohl ihn diese Frage sehr beschäftigte konnte er keine Antwort finden. So konzentrierte er sich wieder auf seine Fahrt. Schiedlich wollte er daheim gesund ankommen.

Die Fahrt selbst ging ohne weitere Vorkommnisse und dazu auch noch ziemlich schnell voran. Fred fuhr sehr vorsichtig. Den Zwischenfall hatte er schon bald vergessen, da er das Ereignis wirklich für einen Sekundenschlaf hielt. So etwas hatte er bislang noch nie erlebt.

Etwa eine Stunde später hatte er sein Ziel erreicht. Seine Frau und Tochter kamen ihm bereits entgegen um ihn mit den folgenden, sehr merkwürdigen Worten zu begrüßen: "Es ist schön, dass Du da bist. Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Es war da ein so seltsames Gefühl, was ich nicht erklären kann, aber nun ist ja alles in Ordnung. Fred umarmte seine Familie, sagte aber nichts von seinem Erlebnis.

In den nächsten Tagen und Wochen war der ganze Spuk vergessen. Auch Fred dachte mit keiner Silbe mehr an dieses Ereignis. Alles lief wie schon immer zuvor. Bis der Tag kam an dem sich alles noch einmal grundlegend ändern sollte. Jener Tag an dem Fred mit seinem Erlebnis konfrontiert sah und alles noch einmal in Frage stellte.

Es war bereits Herbst geworden und die Bäume zeigten sich in ihrer schönsten Farbenpracht. Ein Wochenende, welches zwei schöne Tage zu versprechen schien. Fred war zu Hause und gemeinsam hatte die Familie vieles für jene zwei Tage geplant. Alle machten einen sehr glücklichen Eindruck. Alle? Es war seine Frau, die seit einigen Tagen etwas zu bedrücken schien. Fred hatte nicht darüber gesprochen da er glaubte, sie würde ihn schon davon unterrichten wenn es etwas unangenehmes gab, schließlich sprachen die Beiden über alles. Dennoch beunruhigte ihm das Verhalten seiner Frau einige Sorgen. Diese Sorgen sollten sich auch innerhalb der nächsten Stunde bestätigen. Als die Familie ihr Frühstück beendet hatte und sich auf einen bevorstehenden Ausflug vorbereiten wollte, geschah das Unvorhersehbare, dass alle Erinnerungen in Fred wieder erwachen ließ.

Fred musste, bevor er sich auf die doch größere Autotour begeben wollte, noch einmal die Toilette aufsuchen. Als er sich dort befand und jene Toilettenschüssel öffnete, ließ es ihm das Blut in seinen Ader stocken. In der Toilette befanden sich deutliche Spuren von Blut, was beim Spülen wohl nicht richtig abgegangen war. Das Erlebnis was er vergessen glaubte, die gesamte Vergangenheit stand in all ihrer Deutlichkeit vor ihm. Jede auch noch so kleinste Erinnerung hatte wieder Platz in seinem Kopf eingenommen. Er glaubte den Boden unter seinen Füssen zu verlieren. Natürlich musste dies keine besondere Bedeutung haben, aber allein jene Erinnerung an das Vergangene ließ ihn in ein sehr tiefes Loch fallen. Mag es die Angst vor der Wahrheit oder vor einer dummen Frage an seine Frau sein, dass ihm die Frage an jene nicht gestattete. Zudem hätte er seine Erfahrungen in der zurückliegenden Zeit erklären müssen. Wie sollte er sonst auf diese Zusammenhänge kommen. Nein, im Augenblick erschien eine Aussprache über diese Angelegenheit nicht möglich. Vielleicht ergab sich zu einem späteren Zeitpunkt eine geeignete Situation um dieses Thema anzusprechen. Unruhig und nachdenklich zugleich kehrte er zu dem Auto und seiner Familie zurück. So versuchte er auch den Anschein einer guten Laune auszustrahlen, obwohl er nicht davon überzeugt war, dass ihm dies wirklich gelang.

Kurze Zeit später befand man sich bereits auf der Fahrt. Bis auf die zwei Kinder, welche angeregt miteinander ihren Unmut austauschten, waren die Eltern alles andere als gesprächig. Zwar sprach man miteinander, aber nur das Notwendigste. Keiner von den Beiden hätte behaupten können, dass nicht eine gewisse Spannung in der Luft lag. Es war die Frau von Fred, die als erste jene Situation nicht mehr ertragen konnte und das Wort ergriff. ach ihren Mann direkt auf seine Schweigsamkeit an und betonte, dass es doch offensichtlich war, dass ihn irgendetwas bedrückte, da sie ihn mit diesem Verhalten nur sehr selten erlebt hatte und sich am Ende immer ein Grund dafür herausstellte. Fred schwieg zuerst. Dann aber bat er seine Frau später mit ihm darüber zu reden. Es sei ja im Grunde nichts Schlimmes aber er machte sich halt doch große Sorgen und es ginge ihm daher nicht unbedingt so prächtig wie er es sich gewünscht hätte. Seine Frau akzeptierte seine ehrliche Antwort und so verlief die Weiterfahrt wesendlich gelockerter als zuvor, es wurde sogar wieder gelacht und so mansch ein Scherz gemacht. Ein wenig erleichterter fuhren sie gemeinsam ihrem Ziel entgegen und von der nun herrschenden Stimmung hätte man annehmen können, dass alles bereits schon wieder in Vergessenheit geraten war. Dem jedoch war nicht so, man konnte nur besser mit jener Situation umgehen, da man nun mit einer Erklärung in kurzer Zeit rechnen konnte, was die eigentliche Angst jedoch nicht minderte.

 

 

Etwa drei Stunden hatte die Familie ihr Ziel erreicht. Es lag am Meer, direkt am Strand. Ein wunderschönes und romantisches Strandhaus konnten sie nun für das bevorstehende Wochenende ihr Eigen nennen.

Die beiden Mädchen waren außer Rand und Band und weit von der Idee entfernt, den Eltern beim Ausladen des Autos zu helfen. So machten sich Fred und seine Frau dabei, das Auto auszuräumen und sich in dem Strandhaus für das Wochenende einzurichten. Danach beschlossen sie einen Spaziergang zu machen und dabei gleich zum Essen irgendwo einzukehren. Alles in allem war es ein schöner und gelungener Tag. Als man gegen Abend zum Haus zurückkehrte, waren alle müde und erschöpft. Dennoch fühlte man sich restlos wohl und glücklich. Schließlich lag noch ein schönes Wochenende vor einem. So sollte es auch nicht lange dauern und man beschloss einstimmig zu Bett zu gehen. Einige Zeit lang hörte man noch die Kinder im Nebenzimmer herumtollen aber dann wurde es still. Auch Fred und seine Frau waren kurz darauf eingeschlafen. Doch was so friedlich begann sollte sich als eine sehr unruhige Nacht für Fred entpuppen.

Fred erlebte wohl die unruhigste Nacht seines Lebens. In seinen Träumen wurde er noch einmal mit seinem damaligen Erlebnis genauestens konfrontiert. Alles in dieser Nacht, jener Traum, schien noch echter als damals zu wirken. Teilweise konnte er nicht einmal mit Bestimmtheit sagen ob es sich hier um einen Traum oder der Realität handelte. Ein anderes Mal hatte er das Gefühl im Traum zu wissen, dass er träumte. Er spürte die Hitze des Feuers jenes Scheiterhaufens. Er konnte den Schmerz nachempfinden, den er in jener Situation verspürte. Den Schmerz jenes Mannes der er selbst war, sowie das verzweifelte und ängstliche aber zugleich auch mutige Gesicht seiner Frau, als die Flammen sie verschlungen. Er konnte förmlich ihr Schweigen hören und auch spüren. Auch fühlte er die aufsteigende Bewusstlosigkeit, welche ihn zu ergreifen drohte. Nein, dass konnte kein Traum sein, es musste sich erneut um eine reise in die Vergangenheit handeln. Aber war so etwas überhaupt möglich? Fred warf sich in seinem Bett schweißgebadet und unruhig hin und her. Dabei schrie er immer wieder auf. Tränen liefen ihm über sein Gesicht.

Es war seine Frau die jenem Albtraum ein Ende bereiten sollte. Eine Weile lang beobachtete sie ihren Mann um vielleicht herauszufinden was mit ihm geschah. Dann aber konnte sie sein Leiden nicht weiter ertragen und rief ihm bei seinem Namen. Zuerst reagierte er nicht darauf. Erst als sie Fred zum dritten Mal rief und ihn dabei an seinen Schultern schüttelte erwachte er. Seine Augen waren weit aufgerissen und er machte im Allgemeinen einen sehr verstörten Eindruck, so als wüsste er anfangs nicht wo er sich überhaupt befand. Langsam kam Fred zu sich und begann sich zu erholen. Sein Körper war wie im Schweiß gebadet, seine Augen nass von den Tränen und er zitterte am gesamten Körper. Seine Frau schaute ihn fragend an und Fred erkannte, dass dies nun der Zeitpunkt war, an dem es wohl angebracht erschien die ganze Wahrheit zu erzählen, doch wo sollte er beginnen?

"Einen kleinen Augenblick", sagte er zu seiner Frau, setzte sich im Bett auf und begann damit, seine Atmung unter Kontrolle zu bekommen.

"Du hattest ja einen schrecklichen Albtraum. Ich hatte wirklich Angst um Dich. Ich hoffe es geht Dir wieder besser", sagte seine Frau mit beruhigender Stimme zu ihm.

"Nun, die Sache ist nicht so einfach wie Du glaubst", bemerkte er. "Ich weiß offen gestanden im Augenblick nicht wo ich beginnen soll. Wenn Du nicht allzu müde bist würde ich Dir jetzt gern die ganze Geschichte von Anfang an erzählen. Sie wird Dir zwar sehr unglaublich erscheinen, aber ich bin offen gestanden mit meinen Nerven am Ende und weiß selbst nicht was ich glauben soll oder nicht".

Seine Frau schaute ihn verständnisvoll an und signalisierte ihm so, dass er Reden sollte. Sie würde ihm genau zuhören, gleich um was es sich auch immer handeln sollte. Sie hatte volles Vertrauen zu ihrem Mann. Er war nicht der Mensch der so leicht klagte und zudem eher ein Realist welcher sich nicht so einfach auf irgendwelche fragwürdigen Geschichten einlassen würde. Zudem konnte sie sich nicht daran erinnern, dass er sie auch nur einmal vorsätzlich und ernsthaft angelogen hätten. Wenn es also etwas gab, dass ihn so massiv beschäftigte, konnte es sich nur um eine sehr ernste Sache handeln.

Es sollte keine Minute dauern und beide saßen nebeneinander aufrecht im Bett. Die Frau hatte ihre Arme um die Schultern von ihrem Mann geschlungen und meinte zärtlich, er solle ihr doch vertrauen und seiner Seele Luft verschaffen, indem er endlich erzählte was ihn so sehr beschäftigte. Es gäbe doch Nichts, worüber sie beide miteinander reden könnten. Fred umarmte seine Frau und eine kleine Träne floss über seine Wange als er ihr zuflüsterte: "Ich liebe Dich und ich habe solche Angst wie noch nie zuvor in meinem ganzen Leben".

Noch einmal holte Fred tief Luft und begann dann zu berichten. Er begann wirklich ganz von vorn.

"Es begann am Tag unserer Wochenendreise, als diese unheimliche wie auch unglaubwürdige Geschichte begann. Als ich mich auf dem Weg zu Euch nach Hause befand, zog wie aus dem Nichts heraus ein unheimlicher Nebel auf, obwohl das Wetter sehr schön war. Es erscheint mir unmöglich, sich einen solchen Nebel vorzustellen. Auch das Auto reagierte nicht mehr nach meinem Willen. Alles schien außer Kontrolle zu geraten. Dann begann sich der Nebel plötzlich wieder zu lichten. Allerdings befand ich mich nicht mehr auf der gewohnten Straße, sondern auf einem Sandweg der eine Art von Landstraße darstellte. Eigenartigerweise kannte ich mich, wenn auch nur sehr unsicher dort aus. Mir erschien es so, als wäre ich schon einmal dort gewesen. Ich hatte zudem völlig das Zeitgefühl verloren. Auch mit den Gefühlen für Raum und Zeit hatte ich meine Probleme. Es war, als würde ich mich in einer völlig anderen Zeit, aber am gleichen Ort befinden. Zuerst dachte ich, dass ich eine Art von Sekundenschlaf im Auto befinden würde. Bei diesem Phänomen verliert man ja auch alles Zeitgefühl. Ich hoffte aufzuwachen aus Angst, dass es im nächsten Augenblick zu einem Unfall kommen würde. Statt dessen tauchte ich immer tiefer in jene Zeit ein. Schon bald hatte ich eine Ortschaft erreicht. Auch diese glaubte ich sehr gut zu kennen. Nur anhand der Menschen, Bauten und Bekleidung wurde mir klar, dass ich mich in einer Zeit vor ungefähr 300 bis 400 Jahre vor unserer jetzigen zeit befinden musste".

Fred machte eine kurze Pause um sich ein wenig von seinen Erinnerungen zu erholen. Dann begann er von den schrecklichen Ereignissen zu berichten, welche nun folgten. Immer wieder musste er unterbrechen und Tränen standen ihm in seinen Augen. Als er ca. 20 Minuten später mit seinem bericht schloss, hatte er die gesamte Geschichte von jenem Erlebnis erzählt. Auch was er vor der Abfahrt zu dieser Reise auf der Toilette gesehen hatte und er nicht weiß wie er diese Sache nun einordnen soll, da er nicht an einem zufälligen Zusammenhang glaubte. Fred stand einem Nervenzusammenbruch sehr nahe.

Seine Frau schwieg nur und nahm ihren Mann noch fester in ihre Arme. Sie schien sehr nachdenklich zu sein. Auch Fred viel die Nachdenklichkeit seiner geliebten Frau auf. Intuitiv bemerkte er, dass etwas sie nun doch sehr bedrückte.

Dann, nach einem kurzen Augenblick brach seine Frau das Schweigen.

"Das Blut stammt von mir", sagte sie mit einem leichten Unterton von einem schlechten Gewissen. "Ich weiß, ich hätte schon lang mit Dir darüber sprechen sollen, aber ich wollte es aus Angst vor etwas Schlimmeren erst einmal nicht erwähnen. In der kommenden Woche habe ich ohnehin einen Termin bei einem Arzt. Ich glaube, oder besser, ich hoffe, dass es nichts Bewegenes ist sondern einfach nur eine Kleinigkeit. Zudem besteht dieser Zustand jener Vorkommnisse erst seid ungefähr 3 Wochen". Ich weiß nicht was ich wirklich glauben soll. Zum einen glaube ich an solch überirdische Dinge, aber dass gerade uns so etwas passieren sollte kann ich mir nur schwer vorstellen. Auf der anderen Seite habe ich auch keine logische Erklärung für das was Dir geschehen ist. Lass uns einfach abwarten, es wird schon eine vernünftige Antwort auf all die Fragen geben. Aber lass uns dieses Wochenende genießen, wir haben es uns mehr als nur verdient. Lass uns für zwei Tage all das Negative vergessen und einfach nur glücklich sein, denn eines sollten wir aus jener Situation lernen, die Tatsache dass das Glück schon im nächsten Augenblick vorbei sein kann. Glück ist ein großes Geschenk und keine Selbstverständlichkeit. Man muss das Glück hegen und pflegen, wo immer es einem auch begegnet".

Damit drückte sie ihrem Mann einen dicken, festen und sehr liebevollen Kuss auf. "Möge Gott uns beschützen und uns eine ruhige und erholsame nacht schenken. Das und einen schönen und sorgenfreien Morgen" Dann drehte sie sich auf die Seite, schmiegte sich dicht an ihren Mann an und beide schliefen fast gleichzeitig ein. Die weitere Nacht sollte wirklich für beide ruhig und traumlos verlaufen. Am kommenden Morgen strahlte die Sonne den beiden direkt zum Wecken ins Gesicht.

Der Rest des Urlaubs verlief nicht nur wunderschön, er war auch sehr harmonisch, auch was die Kinder betraf. Die Zeit verging einfach viel zu schnell. Was aber noch wichtiger war, die gesamte zeit über hatten die Beiden jene düsteren Ereignisse völlig vergessen. So kam jener Nachmittag der Abreise. Selbst die ganze Rückfahrt sollte eine einzige Erholungsfahrt werden. Es gab nicht einen Zwischenfall. Selbst die Kinder stritten nicht. Keiner konnte sich daran erinnern, dass es jemals so schön gewesen war.

Als man Daheim angekommen war, stand die Uhr auf 21:28 Uhr. amte Familie räumte noch den Wagen aus, was ungefähr eine knappe Stunde dauerte. Da keiner mehr Hunger verspürte, alle aber sehr müde wahren begaben sie sich, die gesamte Familie, nach kurzem Duschen ins Bett. Alle fielen schwer wie ein Stein in die weichen Matratzen. Dann folgte ein langer und erholsamer tiefer Schlaf.

Mit Schrecken musste man am nächsten Morgen feststellen, dass alle verschlafen hatten, doch keiner nahm diese Sache, nach genauerer Betrachtung so ernst. Nein, man nahm sich sogar die Freiheit heraus, an diesem Tag auf die Arbeit zu verzichten.

Dann sollte es bei aller Unbeschwertheit doch einen ernüchternden Schreck geben. "Dann könntest Du mich ja am Nachmittag zum Arzt begleiten, so wissen wir dann beide zur gleichen Zeit was wirklich los ist", bemerkte Fred seine Frau ihm gegenüber. Mit diesem Satz war er sofort wieder in der Vergangenheit versunken, fing sich aber im gleichen Augenblick und bejahte die Frage mit einem heftigen Nicken.

 

 

Als Fred und seine Frau am Nachmittag beim Arzt ankamen war das Wartezimmer nicht gerade lehr, so dass man die Hoffnung in kurzer Zeit heranzukommen begraben konnte. Sie setzten sich in das gefüllte Wartezimmer und verweilten. Einer nach dem anderen wurde aufgerufen, was in einem ungefähren Zeittakt von ca. 30 Minuten geschah. Unsere beiden liebenden und sorgenvollen Eltern sprachen während der ganzen zeit nur das Notwendigste. Es herrschte schon eine gewisse Stimmung der Schwermut. Es war aber im allgemeinen eine bedrückende Stille in diesem Zimmer. Es schien als wäre jeder mit seinen Sorgen beschäftigt und fühlte sich dabei sehr allein gelassen. Man konnte die Hilflosigkeit förmlich riechen. Dann aber kam der Moment an dem die Frau von Fred aufgerufen wurde. Auch Fred erhob sich und begleitete seine Frau in das Behandlungszimmer.

Es war ein älterer Arzt dessen Augen aber noch sehr jung strahlten und eine gewisse Verschmitztheit ausstrahlten. Er war beiden auf Anhieb sehr sympathisch und wirkte außerordentlich vertrauenserweckend. Der Arzt begrüßte die beiden mit einem doch recht kräftigen aber ehrlichen Händedruck.

"Nehmen Sie doch bitte Platz. Was kann ich für Sie tun"? fragte er mit einer sehr beruhigenden Stimme. "Ihr Mann sieht zwar wesendlich mitgenommener aus als Sie, aber ich glaube, dass Sie, meine Liebe, den Weg zu mir gekommen sind"?

Fred seine Frau bejahte diese Frage und der Arzt begann, nachdem er sich kurz über ihre Beschwerden erkundigt hatte, mit seinen Untersuchungen. Kein Wort viel während der gesamten Zeit der Untersuchung. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Dann, nach einer sehr gründlichen Untersuchung erfolgte die Diagnose.

"Nun, ich will ganz ehrlich zu Ihnen sein", äußerte sich der Doktor und schaute dabei beiden direkt in die Augen. "Ich bin heilfroh, dass Sie so rechtzeitig gekommen sind. Es ist keine Minute zu früh, aber dadurch auch nicht dramatisch". Er wandte sich an die Frau von Fred. "Sie heben eine Schleimhautwucherung in Ihrer Gebärmutter. Solche Wucherungen werden sehr schnell bösartig, was bei Ihnen jedoch noch nicht der Fall ist. Mit einer sehr kleinen OP werden wir dieses Übel gleich morgen beseitigen. Nach zwei bis drei Tagen sind Sie wieder daheim und werden keine Schäden davontragen. Ich muss schon sagen, entweder haben Sie einen übergroßen Schutzengel oder einen siebenten Sinn, dass Sie so schnell gekommen sind. Hätten Sie auch nur noch eine weitere Woche gewartet, so wäre eine große Operation, eine Totaloperation notwendig gewesen. Hierbei ist die eigentliche Op nicht unbedingt das eigentliche Problem. Es ist die nachfolgende Bestrahlung. Diese wird in der Regel so Hochdosiert durchgeführt, dass die meisten Patienten an den Folgen der dadurch entstehenden Verbrennungen der bestrahlten Organe sterben. Gestatten Sie mir bitte eine Frage. Sie brauchen diese selbstverständlich nicht zu beantworten. Die meisten Frauen nehmen solche Beobachtungen oder Beschwerden nicht unbedingt so ernst, dass sie so früh den Arzt aufsuchen. Sie kommen meist erst wenn Schmerzen auftreten, was dann allerdings zu spät ist. Warum, oder was hat Sie dazu veranlasst so rechtzeitig zu kommen"?

"Ich glaube nicht, dass Sie die Antwort wirklich wissen wollen", erwiderte Fred. "Sie würden uns für verrückt erklären. Es handelt sich hierbei um eine doch sehr außergewöhnliche und auch unglaubliche Geschichte. Eine von jenen, welche sonst nur Verrückte erzählen. Eine wie sie in billigen Romanen oder Filmen vorkommt. Ich bin mir bis jetzt noch nicht klar darüber was ich glauben soll".

"Nun wenn dem so ist, muss ich Ihnen sagen, dass sie mich sehr neugierig gemacht haben. Ich bin vielleicht ein solch Verrückter. Wenn Sie Ihre Frau morgen zur Op ins Krankenhaus bringen werde ich selbst jene Operation vornehmen. Ich würde mich sehr geehrt fühlen, wenn ich Sie danach auf eine Tasse Kaffee einladen dürfte und Sie mir Ihre verrückte Geschichte erzählen. Ich verspreche Ihnen auch ein sehr braver Zuhörer zu sein". Alle Drei beschlossen jenes Angebot in die Tat umzusetzen. Dem Arzt viel dabei auf, dass sowohl Fred als auch seine Frau den Tränen sehr nahe waren.

Auf dem Heimweg waren Fred und seine Frau sichtlich erleichtert. dennoch sprachen sie so gut wie kein Wort miteinander. Nicht da es irgendeine Missgunst zwischen den beiden gab, nein jeder war nur tief in seinen Gehdanken versunken. Es waren Gedanken, welche man nur sehr schwerlich in Worte hätte fassen oder erklären konnte.

Dann war es soweit. Der kommende Tag war angebrochen und es herrschte eine sehr hektische Stimmung. Die Kinder mussten versorgt sein, im Haushalt wurde noch einmal genau nach dem Rechten gesehen, die Sachen für den, wenn auch nur kurzen Krankenaufenthalt mussten gepackt werden und da Frauen in solchen Dingen erfahrungsgemäß Weise sehr genau und gründlich sind, gab es in den ersten Stunden vor der Abfahrt ein ziemliches Durcheinander. Dann aber war alles geschafft. Auch das Kindermädchen, welches bis zum Abend, wenn Fred wieder heim kommen würde, war eingetroffen und eingewiesen. Nun sollte es ernst werden. Gemeinsam bestiegen die Beiden das Auto, nachdem sie sich, vor allem die Mutter, noch einmal gründlich von den Kindern verabschiedet hatten. Dann fuhr Fred los und die Kinder sowie das Kindermädchen sahen wie das Auto in der Ferne langsam verschwand. "Keine Angst", sagte das Kindermädchen, "heute Abend, wenn Euer Vater zurück ist werdet Ihr sehen, dass alles gut gegangen ist". Die kleinen Mädchen sahen sie schweigend an und zusammen gingen sie zurück in das Haus.

Ca. eine Stunde später fuhr Fred mit seiner Frau vor dem Krankenhaus vor. Was nun folgte war reine Routine. Bereits kurze Zeit später lag die Frau schon in ihrem bett auf der Station. Ärzte kamen um ihr noch Blut abzunehmen und die sonstigen Untersuchungen vor einer Operation durchzuführen. Dann hieß es warten.

Fred saß am Bett seiner Frau und die Zwei unterhielten sich über alles nur denkbare. Diese Unterhaltung diente wohl mehr um die Zeit des Wartens zu überbrücken und von den eigenen Ängsten anzulenken.

Etwa zwei Stunden später betrat ein Arzt das Zimmer. "Nun", sagte er mit einer sehr freundlichen wie auch beruhigenden Stimme, "es ist nun gleich soweit. Ich gebe Ihnen jetzt eine Spritze zur Beruhigung und wenig später wird eine Schwester kommen um Sie in den OP abzuholen. Wahrscheinlich werden Sie dann bereits schlafen und bevor Sie sich versehen ist alles schon wieder vorbei. Ihr Mann hat uns gesagt, dass er hier im Zimmer auf Sie warten wird. Also alles Gute".

Dann gab er ihr die kleine Spritze, lächelte freundlich und verließ das Zimmer. Es sollte keine fünf Minuten dauern und Fred seine Frau wurde langsam sehr müde. Auch er bemerkte, dass sie, wenn sie noch etwas zu ihm sagen wollte, lallte wie jemand der zu tief ins Glas geschaut hatte. Es viel ihr sichtlich schwer die Augen auf zu behalten und wenige Minuten später war sie eingeschlafen.

Nach einer weiteren Weile betrat eine Schwester das Krankenzimmer. Sie lächelte Fred freundlich an und sagte: "So, nun geht es los. Ich hole jetzt Ihre Frau ab und fahre sie in den OP. Machen Sie sich keine Sorgen, es wird ganz bestimmt alles gut".

Darauf schob sie das Bett mit der schlafenden Frau aus dem Zimmer. Fred spürte in jenem Augenblick, dass er sich noch nie zuvor so hilflos und einsam gefühlt hatte. Im gingen unendlich viele Gedanken durch den Kopf, wobei es sich hierbei eher nur um Bruchstücke von Erinnerungen handelte. Während er wartete wurde auch er langsam müde. Immer und immer wieder vielen ihm seine Augen zu. Er wusste, dass es ungefähr vier bis fünf Stunden dauern würde, aber das Zimmer wollte er auch nicht verlassen. Es hätte ja etwas wichtiges sein können und dann währe er nicht zur Stelle gewesen. Zunehmend erlebte er kurze Schlafphasen aus denen er immer wieder aufschreckte, zur Uhr sah und dann leider feststellen musste, dass meist nur wenige Minuten vergangen waren.

Doch dann sollte noch einmal etwas geschehen, was Fred wohl sein ganzes leben nicht mehr vergessen würde. Nicht nur das, es sollte sein gesamtes Leben sowie seine Denkweise von grundlegend ändern.

Gerade als er wieder einmal glaubte eingeschlafen zu sein, war er im nächsten Moment hellwach. Jemand betrat das Zimmer. Zuerst glaubte er es handelte sich um einen Arzt der ihn unterrichten wollte wie alles lief, doch dann musste er feststellen, dass es sich anders verhielt. Zwar war diese Person auch in weiß gekleidet, doch konnte er beim besten Willen nicht herausfinden oder erkennen, ob es sich hierbei um eine Frau oder einen Mann handelte. Fred schaute sich im Krankenzimmer um, musste aber feststellen, dass alles so war wie er es zuvor gesehen hatte. Nichts hatte sich also verändert. Jene Person stand so vor Fred, dass sie das Licht im Rücken hatte. Es war also unmöglich etwas genaueres zu erkennen. Auch an der Stimme jener Erscheinung konnte man kein Geschlecht ausmachen. Es war eine sehr sanfte und, man könnte sagen, sehr gütige Stimme, welche etwas sehr beruhigendes an sich hatte. Fred konnte in diesem Augenblick nicht zwischen Schlaf und somit Traum sowie einem realen Zustand unterscheiden. Er konnte seine Augen nicht öffnen, da er fest der Meinung war, er wäre wach und seine Augen seien offen. Er war fest davon überzeugt, sich im Wachzustand zu befinden.

Die Person oder Erscheinung erhob ruhig und sanft ihre Stimme und sprach zu Fred: "Du hast keinen Grund Dich zu fürchten. Ich habe Dich schon einmal mit Deinem eigenen ICH konfrontiert. Im Gegensatz zu damals hast Du dieses Mal richtig reagiert und nicht den gleichen Fehler wie damals gemacht. Du hast Deine zweite Chance genutzt und somit wird sich ein solcher Fehler wie der vor langer Zeit nicht noch einmal wiederholen. Warte in Ruhe ab. In einiger Zeit wird Deine Frau wieder bei Dir sein und Ihr werdet noch eine lange und glückliche Zeit miteinander Verbringen. Auch solltest Du dich nicht weiter vor dem Tod fürchten, da er nicht existent ist. Er stellt nur eine Ruhepause und Veränderung in unserem jetzigen Dasein da. Aber glaube mir, das leben ist nicht wirklich vergänglich, auch wenn es dem Menschen so erscheint. In dem Reich, welches Ihr Gottes reich nennt gibt es keinen Anfang und auch kein Ende. Wir werden uns nun nicht mehr begegnen, aber vergessen wirst Du mich nie. Ich bin noch einmal gekommen um Dir und Euch euren Frieden zu geben. Lebe und achte fortan das Dasein jeder Kreatur, denn sie unterliegt der gleichen Gesetzmäßigkeit wie Du uns alle um Dich herum".

Kaum waren diese Worte gesagt worden, war auch jene Person wieder verschwunden. Das Krankenzimmer tauchte in Dunkelheit ein und es wurde angenehm warm um Fred herum. Seine Atmung war ruhig. Er war in einem tiefen Schlaf versunken. Einem Schlaf der erst mit dem lauten Öffnen der Zimmertür endete. Herein trat die Schwester, die, die Frau von Fred zur OP stunden zuvor abgeholt hatte. Fred riss schlagartig die Augen auf und setzte sich gerade in seinem Sessel zurecht.

"So ich bringe Ihnen Ihre Frau wohlbehalten zurück", lachte ihn die Schwester an. "Sie wird noch etwas müde sein, aber die Operation ist sehr gut verlaufen. Etwas später wird unser Arzt noch bei Ihnen vorbeischauen und Ihnen alles genau berichten. Wenn Sie dann noch Fragen haben, so wird er auch diese Ihnen gern beantworten. In zwei bis drei Tagen wird Ihre Frau auch wieder bei Ihnen zuhause sein".

Die Krankenschwester stellte das Krankenbett an seinen Platz, wünschte den beiden noch einmal alles Gute und verließ daraufhin das Krankenzimmer.

Fred seine Frau fühlte sich verhältnismäßig wohl. Sie hatte keine Schmerzen und schien zudem sichtlich erleichtert, was sich auch auf Fred bezog. Nur die Müdigkeit der Narkose machte ihr noch etwas zu schaffen. Obwohl sie so gern mit ihrem Mann reden wollte, schlief sie immer wieder kurzfristig ein.

Etwa eine halbe Stunde später öffnete sich die Zimmertür und der Arzt trat ein. "So mein Lieber, dass haben wir ja noch einmal rechtzeitig hinbekommen. Leider war es doch schon weiter als wir anfangs dachten und daher mussten wir die Gebärmutter Ihrer Frau ganz entfernen. Dies hat aber keinen Einfluss auf Ihr Gefühlsleben, mit einer Einschränkung, Ihre Frau wird keine weiteren Kinder mehr bekommen können". Bei diesen Worten schaute er Fred genau in die Augen um seine Reaktion darauf zu beobachten. Fred hingegen ließ sich von jener Nachricht nicht beirren. Er dachte an seine außergewöhnlichen Erlebnisse und sein Herz war voller Freude über das Wohlbefinden seiner Frau. Sämtliche Ängste waren von ihm gefallen.

Als der Arzt das Zimmer wieder verließ, erinnerte er Fred noch einmal an jene Tasse Kaffee und dem Gespräch welches man doch noch führen wollte. Fred nickte ihm freundlich zu. "Na dann bis 17:00 Uhr in der Kantine, ich werde dort auf Sie warten", erwiderte der Arzt und verließ das Zimmer.

Fred seine Frau schlief ruhig und friedlich. So wie sie in ihrem bett lag, sah sie entspannt und absolut glücklich aus.

 

 

Es war Zeit geworden und Fred musste noch seiner Verabredung mit dem Arzt nachkommen. Zärtlich weckte er seine liebe Frau kurz auf um ihr mitzuteilen, dass er nun gehen müsste. Er würde aber gleich morgen so früh wie nur möglich wiederkommen. Er küsste sie auf ihre Stirn und begab sich zur Tür. Noch bevor er das Zimmer verlassen hatte, war seine Frau bereits wieder eingeschlafen.

Als er die Kantine, die sich im Erdgeschoss befand, betrat, saß der Arzt bereits an einem Tisch in einer ruhigen Ecke des Raumes. Er winkte Fred zu und der nahm daraufhin an seinem Tisch platz. Nachdem beide einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse genommen hatten, eröffnete der Arzt das Gespräch mit den Worten: "Ich bin schon sehr gespannt auf Ihre Erzählung. Ich möchte Sie allerdings darum bitten, nichts an diesem Bericht auszulassen, ganz gleich wie nichtig Sie es auch finden würden".

Für einen kurzen Moment herrschte Schweigen, was daran lag, dass Fred nicht wusste wie und wo er anfangen sollte. Dann entschied er sich jedoch einfach, ohne weitere Erklärungen den Hergang so zu schildern, wie er glaubte diesen erlebt zu haben. Beginnend bei der Heimfahrt im Auto, über den nächtlichen Traum am Wochenende bis hin zu dem Erlebnis von vorhin im Krankenzimmer. Er ließ sich bei seinen Erzählungen genügend Zeit um wirklich nicht das kleinste Detail auszulassen. Nachdem er mit seiner Erzählung geschlossen hatte kehrte noch einmal eine Weile der Stille ein.

Der Arzt machte ein sehr nachdenkliches Gesicht. Er hatte genau zugehört und Fred dabei die gesamte Zeit über beobachtet. Man hatte den Eindruck, dass ihm nicht das Geringste entgangen war. Dann ergriff er seine Kaffeetasse und nahm noch einen Schluck daraus. Nach einer weiteren Pause des Nachdenkens begann er zu reden.

"Ich bin wirklich beeindruckt von Ihrer Schilderung. Ich muss dazu sagen, dass ich in erster Linie Mediziner mit Leib und Seele bin. Zudem bin ich Realist und Akademiker. Ich will damit nur sagen, dass ich allen Dingen die ich nicht so leicht verstehen kann, anfangs sehr kritisch gegenüberstehe. Ich habe schon oft von ähnlichen Berichten gelesen und auch hier und da davon gehört, doch meist halten sich die Menschen sehr in solchen Dingen zurück. Wahrscheinlich haben sie Angst, dass man sie für verrückt erklären könnte. Ich bin jedoch bisher noch niemandem begegnet der bereit war so offen darüber zu sprechen. Dafür allein möchte ich Ihnen schon vorab meinen Dank aussprechen. Nun", fuhr der Arzt fort, "ich bin fest davon überzeugt, dass es wesendlich mehr zwischen Himmel und Erde gibt als wir glauben oder jemals wirklich erfahren werden. Ich möchte Ihnen hierzu eines ganz offen sagen, Sie sollten nicht an Ihre Eingebungen zweifeln. Ihre Frau ist kurz vor zwölf zu uns gekommen. Zwei Tage später und Sie hätte die Nachbehandlung an Bestrahlungen nicht überlebt. Sie sahen Ihre Frau auf dem Scheiterhaufen brennen. Ich weiß nicht ob es so etwas wie ein früheres Leben gibt und man hier ist um die gemachten Fehler der Vergangenheit zu bereinigen. Ich kann aber mit Bestimmtheit behaupten, dass Ihre Frau hier innerlich verbrand wäre wenn Sie jenes Erlebnis und den letzten Traum nicht gehabt hätten. Nur durch diese Ereignisse sind Sie hier rechtzeitig angekommen und Ihrer Frau blieb ein solch grausames Schicksal erspart". Der Arzt machte eine kurze Pause um dann mit seinen Ausführungen weiter fortzufahren. "Ich weis nicht wer oder was Ihnen hier als Schutzengel zur Seite gestanden hat, aber ich kann Ihnen nur noch einmal sagen, dass es sich hierbei um eine sehr große macht handeln muss und Sie, buchstäblich ein wahres Glückskind sind. Ich glaube, dass ich mich noch sehr lange mit dieser mysteriösen Geschichte beschäftigen werde und in der Zukunft etwas mehr auf meine eigenen Eingebungen achte, bevor ich einen Endschluss treffe. Ich kann Ihnen wahrlich sagen, Sie haben mich, zumindest was dieses Thema anbelangt, bekehrt".

Damit schloss der Arzt seine Ausführungen und die Unterhaltung mit Fred. Die zeit war wie im Flug vergangen und er musste auch wieder an seine Arbeit. Auch für Fred war es schon spät geworden. Er sollte sich beeilen, da die Kinder und vor allem das Kindermädchen bestimmt schon warten würden. Auf dem Gang verabschiedeten sich die Zwei, und eine Stimme sagte beiden, dass sie sich schon recht bald wiedersehen werden. Hierfür sollte es jedoch eine nüchterne Erklärung geben, welche fernab von aller Mystik lag. Da Fred schon am nächsten Tag seine Frau besuchen würde und den Tag darauf auch, lag es nahe, dass er auch jenen Arzt begegnete.

 

Die folgenden Tage verliefen ohne weitere Zwischenfälle. Dann kam endlich der ersehnte Tag der Endlassung. Fünf Tage hatte Fred seine Frau im Krankenhaus zubringen müssen und nun konnte sie nach Hause.

Zuhause angekommen waren alle vor Freude aus dem Häuschen. Der normale Alltag konnte wieder Beginnen. Seit des Krankenhausaufendhaltes von Fred seiner Frau hatte er nicht mehr geträumt, zumindest nicht bewusst. Nun, am ersten Tag wieder daheim, fragte er sich ins geheim, warum im Traum seine Freu durch das Feuer gestorben war. Handelte es sich hierbei nur um eine Wahrung oder sollte ihnen noch etwas bevorstehen? In der folgenden Nacht träumte Fred das erste Mal wieder. Es war ein sehr merkwürdiger Traum. Wieder einmal spielten Feuer und Blut eine bedeutende Rolle.

Fred sah erneut seine Frau vom Feuer umgeben. Es war kein Scheiterhaufen und auch die Zeitepoche konnte er nicht einordnen. Es gab nur sehr viele Menschen und überall jede Menge Blut, so wie es bei einem schweren Unfall vorkommt. Aber es gab noch etwas seltsames, da war wieder eine Person in einem weißen, strahlenden Gewand, mitten unter der Menge. Nur Fred konnte diese Person sehen. Weder seine Kinder, seine Frau noch die vielen anderen Menschen nehmen von jener Person Kenntnis.

"Wir sind uns schon einmal in der Vergangenheit begegnet. Nun sehen wir uns in der Zukunft. Auch dieses Mal will ich Dir zeigen, was jene bringen könnte, wenn Du meine Botschaft nicht verstehst". Die Person sprach mit einer zwar freundlichen und sanften Stimme, aber dennoch sehr durchdringend und ernst.

"Ich bin noch einmal für Dich zuständig. Vor nicht allzu langer Zeit hast Du zwar richtig gehandelt und jene Gefahr rechtzeitig erkannt, aber Du hast nicht begriffen um was es hierbei wirklich ging. Es geht einzig und allein um Dich. Es geht darum, dass Du dein Leben ändern musst, willst Du nicht alles verlieren was Dir lieb und heilig ist. Sicher bist Du ein guter und fleißiger Ehemann sowie ein hervorragender Vater, aber dies ist nicht alles. Du glaubst, dass wenn Du für Deine Familie sorgst ist alles in bester Ordnung und Euch kann nichts geschehen. Nun hast Du aber gesehen, wie schnell das Schicksal doch umschwingen kann. Oft kommt erst die Erleuchtung für uns, wenn es zu spät ist. Die aber wurde die Gnade zuteil früh genug zu erkennen. Ändere dein Leben, erkenne was Deine Familie wirklich braucht und Deine Frau sich wünscht, denn noch einmal werden wir uns nicht mehr sehen. Nimm Dir mehr Zeit für Deine Familie, auch wenn Ihr Euch dadurch etwas einschränken müsst. geniest gemeinsam das Leben, denn es ist schneller vorbei als man oft glaubt. Was Du in Deinem Traum gesehen hast ist der Weg zum Urlaubsziel. Ein Urlaub der sehr verlockend ist, sowie eine Schöne Zeit erahnen lässt. Du glaubst Deiner Familie einen solchen Urlaub schuldig zu sein, da Du nur wenig Zeit für sie im Alltag hast. Dieser Alltag ist aber wichtiger als jeder Urlaub dieser Welt. Deine Familie braucht Dich jeden Tag. Dich, Dein Gespräch und Deinen beistand, gerade in den alltäglichen Dingen. Nimm Dir mehr Zeit und Verständnis für sie, dann das leben ist ohnehin viel zu kurz. Reduziere Deine Arbeit ein wenig und sei für deine Familie so da, wie Du es ja im Grunde möchtest, in Liebe und Verständnis. Nimm Dir mehr Zeit für sie, höre ihnen zu und nehme Dich selbst nicht so wichtig. Sag jenen geplanten Urlaub ab und mach Dir und den Deinen eine schöne Urlaubszeit hier. Du wirst sie alle sehr glücklich machen. Stelle auch in der Zukunft niemals mehr Deine Arbeit vor Deine Familie, sie sollte stets an erster Stelle stehen. Wenn Du diesem, meinem Rat folgst, so wirst Du in jener Zeit, für die der Urlaub geplant war, etwas sehr erschreckendes aber auch lehrreiches erfahren und Du wirst mit einem Mal alles verstehen".

Nach diesen Worten verblasste die Gestalt und verschwand. Auch jener Traum schien wie in einem Nebel zu versinken und Fred erwachte. Es war kurz nach Mitternacht. Neben ihm lag seine Frau und schlief ruhig und friedlich. Fred dachte in diesem Augenblick, was er doch für ein Glückskind war und dass er sich ab sofort ändern wollte. Über diese Gedanken schlief er wieder ein.

Der nächste Tag war ein Donnerstag. Fred beendete seine Arbeit frühzeitiger als sonst. Es hatte noch etwas wichtiges zu erledigen. Er wollte seine Entscheidungen einfach nicht mehr vor sich herschieben. So betrat er etwa eine Stunde, nachdem er Feierabend gemacht hatte, das Reisebüro. Er stornierte die gebuchte Reise ans Mittelmeer. Zwar entstanden Ihm dadurch Unkosten, aber darüber dachte er keine Sekunde nach. Er wollte sein Leben ab sofort mit einem Schlag verändern. Anfangs glücklich stieg er danach ins Auto und fuhr in Richtung Heimat. Auf der Heimfahrt beschlichen ihn jedoch einige Zweifel an seiner Endscheidung. Zumindest hätte er vielleicht zuerst mit seiner Frau darüber sprechen sollen, sie war nun bestimmt enttäuscht. Wieder einmal hatte er voreilig und ohne nachzudenken gehandelt. So kam er dementsprechend niedergeschlagen und mit schlechtem Gewissen daheim an. Doch was konnte schon geschehen? Notfalls könnte er eine neue Reise Buchen, da es noch genügend Zeit dafür gab. Aber er hatte wieder einmal auf eigene Faust und ohne Absprache mit der Familie seine Endscheidung getroffen, was eigentlich nicht mehr vorkommen sollte. Er bemerkte schon, dass es nicht so einfach mit der Änderung war und er noch viel zu lernen hatte.

Doch zuhause angekommen sollte es eine Überraschung geben mit welcher er nun wirklich nicht gerechnet hatte. Nachdem er eine gewisse Weile der Überwindung gebraucht hatte, teilte er seiner Familie seine Entscheidung mit. Auch, dass er bereits alles in die Wege geleitet und abgeschlossen hatte. Seine Frau hörte zu, ohne etwas dazu zu sagen. Auch verzog sie keine Miene.

Nachdem sie seinen Ausführungen zugehört hatte, ergriff sie nun das Wort: "Ich hoffe nur, dass Du Dich nicht dazu entschieden hast, stattdessen zu Arbeiten. Es sind nun einmal die einzigen drei Wochen im Jahr, die wir, wenn auch oftmals eingeschränkt, für uns gemeinsam haben und wir sind ohnehin schon lange nicht mehr herausgekommen".

"Nein", bemerkte Fred, "ich habe gedacht, wir nehmen noch drei Wochen dazu, so dass wir insgesamt sechs Wochen für uns haben. Wir mieten uns einen Wohnwagen und erkunden die gesamte Küste, soweit wir kommen. Fernab von allen Trubel. Wir sind nur für uns da. Wir lernen uns noch einmal ganz neu kennen, von einer völlig anderen Seite. Keine Ablenkungen, keine Clubs, keine Busfahrten mit Anderen. Wir haben nur uns und müssen uns nur nach unseren eigenen Wünschen richten. Ich lasse mein Telefon zu hause und werde Dir helfen wo ich nur kann. Wir nehmen eine Angel mit, versorgen uns selbst und wenn dies einmal nicht möglich ist, dann gehen wir in ein Restaurant nach unserer Wahl und essen auf was wir Appetit haben. Keine fremden Vorschriften, keine Rechenschaften. Wir nehmen unsere Fahrräder mit und tun was uns gefällt. Ich weiß, dass klingt verrückt, aber ich liebe Dich. Ich liebe die Kinder, und ich möchte einmal mit Euch gemeinsam ein Abenteuer erleben, an welches ich noch im hohen Alter zurückdenken kann. Der Wohnwagen ist bestimmt nicht das Luxusapartment welches wir gebucht hatten, aber wir haben uns, sechs Wochen Abenteuer und Küste. Wir fahren durch das ganze Land. Abends rücken wir dicht aneinander, erzählen uns gegenseitig Geschichten und statt einem Fersehehr gibt es eben nur ein Radio und statt einer Klimaanlage gibt es Mücken ohne Ende. Hört sich das denn wirklich so schlecht an"? Seine Augen blickten hilflos und wartend seine Frau an.

Diese verzog keine Miene. Mit ruhiger Stimme sagte sie nach einer Weile: "Das kann nicht wirklich Dein Ernst sein. Ich kann einfach nicht glauben was ich da von Dir höre". Dann aber, im gleichen Augenblick hellte sich ihr Gesicht auf, wurde Anfangs freundlich und ging dann in ein schallendes Lachen über. Sie lief auf Fred zu, sprang ihn förmlich an und umarmte ihn ganz fest. "Du hast mich soeben zu der glücklichsten Frau der Welt gemacht", sagte sie zu ihm und Tränen der Freude liefen ihr über das Gesicht. "Was ist mit Dir geschehen? Ich habe Dich immer geliebt und werde Dich immer lieben, aber in dieser neuen Rolle, Deiner neuen Lebenseinstellung bin ich soeben im Paradies gelandet. Ich wünsche mir nur, dass dies kein Traum ist und ich jeden Augenblick erwache".

Auch die beiden Töchter waren völlig begeistert als sie von dem neuen Vorhaben erfuhren. Es sollte an diesem Tag noch ein sehr schöner Abend werden, an dem viel geredet und geplant wurde. Als dann endlich alle zu Bett gingen, lag Fred noch eine kleine Weile wach. Er konnte zwar nichts sehen und schlief später auch traumlos die gesamte nacht durch, aber bevor er einschlief hatte er jenes merkwürdige Gefühl, als würde ihn jemand beobachten und dabei zufrieden lächeln. Er konnte sehr deutlich spüren, dass er nicht allein war. Dann wurde er sich auch bewusst, dass er niemals allein gewesen ist und dies auch niemals sein wird. Wer auch immer seinen Schutz über ihn ausbreitete sei dahingestellt, aber Fred war nicht nur glücklich, er empfand auch eine tiefe Demut und stand fortan fest in seinem eigenen Glauben.

 

Nachwort

Ob dieser Geschichte wirklich eine wahre Begebenheit zugrunde liegt überlasse ich Ihrer eigenen Phantasie. Eines mag jedoch feststehen, solche Geschichte ereignen sich überall und täglich. So oder etwas anders, aber darum geht es hier gar nicht wirklich.

Es geht um die Erkenntnis wie wir die Dinge des Lebens betrachten. So sehen wir oftmals nicht das wirklich Wertvolle und eilen einfach nur Illusionen hinterher. Die meisten von uns leben überhaupt nicht selbst, sie lassen sich leben. Dafür sollte uns aber jene doch recht kurz bemessende Zeit zu wertvoll erscheinen. Es ist und wird immer unsere eigene Endscheidung sein sowie bleiben, was wir aus unserem Leben machen. Die Zutaten, die Materie ist stets die Gleiche, so brauchen wir nicht um Erlösung zu bitten oder Beten, wir brauchen es nur zu tun.

Mögen wir glauben oder nicht. Mögen wir behaupten fromm zu sein oder nicht. Diese Frage oder Aussage steht nicht im Mittelpunkt. Wer an sich und an jene Menschen in seinem Umfeld ernsthaft denkt und ihm das Glück dabei am Herzen liegt, dem steht auch eine Macht zur Seite, die man weder erklären noch nachweisen kann, die aber einfach hilft.

 

   So verbleibe ich im Namen der heiligen Wissenschaft

                             Georg Goetiaris