Kurzgeschichten um
die mögliche
Entstehung des
Aberglaubens oder tiefere
Wahrheit? © Ausgabe 2012 Autor
Georg Goetiaris Auch
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gleiche gilt auch für die Vervielfältigung des gesamten Werkes oder
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das überspielen auf Datenträger jeglicher Art sind untersagt, sofern
diese nicht einmalig sind und dem privaten Bedarf bestimmt sind. |
Inhaltsverzeichnis Ein
Geist im Nebel eines Hochmoores
Zufälliges Glück oder eine Warnung der Vorhersehung Der
Tag den es nicht gab
Eine
Begegnung aus der Vergangenheit
Schritte
im Haus
Der
da glaubte ungläubig zu sein
Eine
unerklärbare Erfahrung
Es
geht auch anders
Ein
außergewöhnliches Gespräch
Eine
Sprache die Jeder und alles versteht
Erklärung
einer außergewöhnlichen Wahrnehmung Vater
und Sohn
Die Schmiede des Lebens |
Der
Geist im Nebel des Hochmoores
Es gibt nur einen Haken an
jene phantasievollen Geschichten. Solange diese bestehen, behindern
diese unsere Suche nach dem richtigen Glauben und zudem hindern sie
drastisch die Forschung wie auch die Wissenschaft in vielen ihrer
Arbeiten. Dennoch lässt sich nicht
leugnen, dass es gewisse Geschehnisse gibt, für die wir nicht einmal
mit unserer Phantasie eine Erklärung gibt, aber entscheiden Sie doch
selbst was der Wahrheit entspricht und was man als eindeutige
phantasievolle Lüge abtun kann. Sie werden erstaunt sein, wie groß die
Grauzonen zwischen Wahrheit und Phantasie sind. Aber lassen Sie sich überraschen. Hierbei geht es um eine
Geschichte, welche schon fast ein Jeder von uns, bewusst oder unbewusst,
erlebt hat. In unserer Geschichte handelt
es sich um zwei junge Wanderburschen um die Jahrhundertwende. Diese zwei jungen Männer
befanden sich auf einer Tour durch das nördliche Europa. Um die
Geschichte genau auf den Punkt zu bringen, befanden die Zwei sich gerade
in England. Es handelte sich um eine sehr
ländliche Gegend, in der die Dörfer oder Ortschaften weit verstreut
waren. Dazwischen befanden sich ausgedehnte Wiesen, Weiden und Felder.
Nur selten trafen sie auf ein Waldstück. Die Wiesen waren immer wieder
von Mooren durchzogen, die das Vorankommen nicht gerade einfach machten. Der Tag neigte sich seinem
Ende zu und die zwei jungen Männer wollten unbedingt noch vor Einbruch
der Dunkelheit den nächsten Ort erreicht haben. Obwohl sie wussten wie gefährlich
der Weg durch die Moore war, entschieden sie sich doch die erhebliche
Abkürzung hierdurch zu nehmen. Als sie die Abzweigung
erreicht hatten und den sicheren Weg verließen, wurde die Gegend immer
unheimlicher. Mit einigen Munkelein versuchten sich die Beiden bei
Laune zu halten und ihre Angst zu überspielen. Abgestorbene Bäume und
dichtes Strauchwerk säumten den Wegrand, wenn man diesen überhaupt als
solchen bezeichnen konnte. Jeder Schritt stellte ein Risiko da, in den
Sumpf zu geraten. Nebel zogen dicht über die Oberfläche des Moores auf
und die gesamte Gegend wirkte zunehmend gespenstischer. Beide konnten
sich nun vorstellen, wie die geheimnisvollen Geschichten entstanden
sind. Zudem kam ihnen noch in den Sinn, wie viel Menschen hier wohl nie
mehr herausgefunden haben und noch heute vermisst werden. Keiner wollte
jedoch wirklich darüber, jetzt zu diesem Zeitpunkt, darüber reden. Nur sehr langsam kamen sie
voran. Dann auf einer doch eher sehr kleinen Lichtung sahen sie, was man
mit sehr viel Phantasie als kleinen Teich bezeichnen könnte. Diese
Wasserfläche hatte etwas sehr mehrwürdiges an sich. Nicht nur dass das
Wasser an der Oberfläche leicht brodelte, nein es stieg auch ein
gelblicher Nebel oder Rauch von dieser Stelle auf. Wie eine Säule stieg
dieser Kerzengerade empor, um dann in jeweils den gleichen zeitlichen
Abständen plötzlich seine Form zu verändern. Dabei entstand ein Geräusch,
ein Laut, der einem das Blut in den Adern gerinnen ließ. Es hörte sich
an, als würde jemand stöhnen. Die beiden Männer blieben
stehen und der Rauch wurde wieder zur Säule. Dann, als sie einen
Schritt weitergehen wollten, geschah das Gleiche wieder. Der Rauch veränderte
seine Form und auch das Geräusch war wieder laut und deutlich zu hören.
Die Beiden glaubten ihren Augen und Ohren nicht. Hierfür gibt es
bestimmt eine ganz einfache Erklärung sagte der Eine, obwohl er sich
seiner Sache nicht ganz so sicher zu sein schien. Mit jedem Schritt, mit dem
die Zwei dem kleinen Teich und der Rauchsäule näher kamen veränderte
sich zunehmend das Aussehen jenes gelben Nebels und auch das Geräusch
wurde lauter und durchdringender. Es schien fast als könne man darin
bestimmte Worte wahrnehmen. Auch jener gelbe Nebel begann
die verschiedensten Formen anzunehmen, dass man am Ende sogar glauben
konnte, man sehe Gesichter oder gar ganze Gestalten darin. Zum Umkehren war es zu spät
geworden. Beide Männer mussten, ob sie wollten oder nicht, durch jenes
Moor, an diesem Teich vorbei, hindurch. Als beide auf der Höhe des
Wassers waren breitete sich der Nebel auf einmal zu einer breiten Fläche
aus, welche die beiden vollkommen einhüllte. Auch das Geräusch war
unerträglich geworden. Es war nicht nur laut, sondern hatte auch die
unheimliche Art angenommen, als wollte es ihnen etwas zurufen, was die
Beiden allerdings nicht verstanden. Nun war endgültig der Punkt
gekommen an dem es reichte. Ohne auch nur im geringsten an die Gefahren
zu denken, welche dort im Moor lauern konnten, liefen die Beiden Männer
wie auf ein Kommando los, so schnell sie nur konnten. Sie achteten nicht
mehr auf den Weg oder sonstige Hindernisse, sie wollten nur noch raus
aus diesem Höllenloch. Nach etwa fünf oder zehn
Minuten Laufen lag auf einmal eine große Wiese vor ihnen. In einiger
Entfernung konnte man ein kleines Dorf sehen. Ein kleiner schmaler Weg führte
direkt dorthin. Es bedarf keiner weiteren
Frage, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern schlugen beide den Weg
zum Dorf ein. Sie waren zwar erleichtert, aber der Schreck des Unerklärlichen
beherrschte noch die Gemüter. Es war so langsam dunkel
geworden, als die Zwei das Dorf erreichten. An einem Gasthof, gleich am
Anfang des Dorfes machten sie halt und kehrten ein. Sie betraten die kleine aber
gemütliche Gaststube des Gasthofes. Im selben Moment sah die Welt
bereits schon wieder ganz anders aus. Einige Leute aus dem Dorf hatten
sich im Gasthaus eingefunden um ihr wohlverdientes Feierabendbier zu
trinken. Man plauderte und tauschte auch so die eine oder andere
Nachricht aus. Wenn man so will könnte man sagen, dass sich das
Dorfleben hauptsächlich hier abspielte. Dementsprechend war die
Gaststube auch gut gefüllt. Unsere zwei jungen Männer
fanden dennoch einen Platz an einem Tisch, an dem zwei ältere Männer
saßen. Sie setzten sich zu ihnen und bestellten sich auf den Schreck
erst einmal jeder ein großes Bier und einen starken Schnaps dazu. „Wo kommt Ihr denn her? Ihr
seht ja aus als ob Ihr dem Leibhaftigen persönlich begegnet wärt“. „Ihr seid an dem Wasserloch
vorbeigekommen und habt dort sehr merkwürdige Dinge erlebt“, sagte
dieser und machte dabei ein sehr ernstes Gesicht. Er begann zu erzählen:
„Damals soll es in dieser Gegend einen Lord gegeben haben, der eine
wunderschöne Tochter hatte. Seine Frau war bei der Geburt gestorben und
so musste er das Mädchen allein großziehen. Sie glich ihrer Mutter wie
ein Ei dem Anderen und der Lord liebte seine Tochter über alles. Umso
älter diese jedoch wurde, umso größer wurde seine Angst sie eines
Tages verlieren zu können. So erbaute der Lord ein neues Gut mitten im
Moor. Er wollte damit verhindern, dass eines Tages ein junger Mann seine
schöne Tochter zu Augen bekam und diese mit sich nahm. Wie immer dem
auch sei, die ganze Angelegenheit ließ sich nicht lange verheimlichen
und die Leute, gerade die jungen Männer wurden immer neugieriger. So
kam es wie es kommen musste. Die jungen Männer machten sich, einer nach
dem anderen auf, der schönen jungen Lady zu begegnen. Aber wer sich
auch auf den Weg machte, keiner kam jemals zurück. Die einen der
Dorfbewohner behaupteten, der Lord hätte den Männern aufgelauert und
sie dann umgebracht um sie anschließend im Moor, bei diesem Wasserloch
verschwinden zu lassen. Wieder andere sind der Meinung, der Lord hätte
ein Packt mit dem Teufel geschlossen, dass immer wenn sich ein junger
Mann dem Ort des alten Gutes nährt, der diesen zum Wasserloch lockt und
ihn darin versenkt. Zu bestimmten Zeiten im Jahr, oder wenn sich ein
fremder junger Mann jener Stelle nährt, steigt der Atem der vielen
Leichen die dort versenkt liegen auf und versuchen um Hilfe zu rufen.
Zudem wollen sie auf diese Weise den jungen Unkenntlichen vor dieser
Stelle warnen und ihn zur Umkehr bewegen“. Der Alte schwieg für einen
kurzen Augenblick und meinte dann nur noch: „Wir alle im Dorf hier,
gleich ob jemand diese Geschichte glaubt oder nicht, meiden diesen Ort.
Es ist kein Christlicher Ort und es ist auch nicht ratsam jenen Platz
aufzusuchen. Seien Sie froh, dass Sie mit heiler Haut und gut erhalten
da herausgekommen sind“. Dann schwieg er wieder und diesmal endgültig.
Sein Blick war wie versteinert und die zwei jungen Männer hatten keinen
Zweifel an die Wahrheit dieser Geschichte. Mit der Zeit war der Abend
hereingebrochen und während sich die einen auf ihren Heimweg machten,
bestellten sich die zwei jungen Männer noch etwas zu essen und mieteten
sich im Gasthaus ein Zimmer für ihr Nachtlager. Es sollte noch sehr lange
dauern, bis die Beiden an diesem Abend einschlafen konnten. Immer wieder
mussten sie an das Erlebnis im Moor denken, und immer wieder ging ihnen
die Geschichte von dem alten Bauern durch den Kopf. Der nächste Morgen sollte
ein, von Sonne strahlender Morgen werden und daran würde auch der
gesamte Tag nichts ändern. Unsere zwei Wanderer Frühstückten noch
etwas, bevor sie sich auf den Weg, weiter in die Welt hinaus, machten.
Was aus ihnen jedoch geworden ist weiß keiner, denn sie wurden niemals
mehr gesehen, zumindest nicht in dieser Gegend. Wir wollen einmal davon
ausgehen, dass unsere beiden Wanderer ihre Reise gut beendet haben und
gesund zuhause angekommen sind. Ob sie diese Geschichte jedoch jemals
vergessen konnten ist fraglich. Wer weiß auch, wie viel Menschen sie
von diesem Erlebnis berichtet hatten und ein Jeder hat mit angrenzender
Sicherheit noch ein gutes Stück eigene Phantasie dazugegeben, als er
sie wiederum weitererzählte. So verging die Zeit. 110 Jahre später: Das Dorf würde man heute nicht mehr erkennen. Durch einen gewaltigen
Zuzug an Menschen, welche das Leben in der Großstadt überdrüssig
waren, ist jener kleine verträumte Ort zu einer großen Gemeinde
herangewachsen. Es ist ein sehr schöner und fast schon wieder verträumter
Ort geworden, wenn nur die ganzen Baumaschinen nicht wären, die zurzeit
noch notwendig sind. Um diesen Ort zu solch einer
Gemeinde zu machen, war es notwendig das gesamte Moor zuerst trocken zu
legen und dann abzutragen um daraus Bauland zu machen. Die Arbeiten
gingen zügig voran und in spätestens zwei Jahren sollte das gesamte
Projekt abgeschlossen sein. Aber wie es nun einmal so ist sollte nicht
alles so reibungslos verlaufen wie es ursprünglich vorgesehen war. Es war, um genau zu sein, an
einem Dienstag, so gegen 11:00 Uhr, als ein Bauarbeiter in jenem Moor
einen doch sehr merkwürdigen Bericht seinem Vorarbeiter ablieferte. „ Chef, wir kommen nicht so ohne weiteres weiter in diesem elenden
Schlamm“, sagte er. „Zuerst schien alles gut zu sein und wir kamen
mit unserer Arbeit auch forsch voran, bis wir auf jenes eigenartige
Wasserloch stießen“. „Was soll mit einem
Wasserloch in einem Moor sein? Was ist daran so merkwürdig“, fragte
der Vorarbeiter seinen Mitarbeiter. „Nun zuerst wollten wir es
einfach zuerst abpumpen, so wie es üblich ist. Aber ganz gleich wie
lange die Pumpen auch liefen und Wasser förderten, das Loch wurde nicht
weniger. Aber das ist noch nicht alles. Als wir eine andere Methode
ausprobieren wollten, die garantiert Erfolg gehabt hätte, begann ein
gelber Rauch oder Nebel aus dem Wasserloch zu steigen. Dieser Nebel
stank fürchterlich, wie verweste Kadaver. Zudem kam noch ein sehr
komisches Geräusch, so als würde jemand ganz laut stöhnen“. Der Arbeiter machte eine
kurze Pause und fuhr dann fort: „Zuerst dachten wir, wir sind auf
etwas fossilem gestoßen und ließen die Maschinen weiterlaufen. Kurz
darauf hielten die Maschinen an um im gleichen Augenblick
durchzubrennen. Dann sollte es aber noch merkwürdiger werden. Als wir
uns den Gerätschaften näherten, begannen diese in Rutschen zu geraten
und versanken in jenem Wasserloch. Einer von uns versuchte die Tiefe der
Wasserstelle auszuloten, aber es gelang ihm nicht die Tiefe jenes Loches
festzustellen. Ich glaube, das Loch führt direkt in die Hölle. Erst
als alle ihre Arbeit eingestellt hatten, gab auch das Loch seine Ruhe.
Kein Gestank mehr, kein gelber Nebel oder Rauch und auch keine Geräusche,
was immer es auch gewesen sein mag“. Damit beendete der Arbeiter
seinen Bericht. Der Bauleiter, ein Mann der
Tat, forderte sofort Spezialisten an. Er glaubte nicht an solche Ammenmärchen. Schon am nächsten Tag trafen
die Spezialisten ein. Es waren Fachleute aus den Bereichen des Bergbau
sowie erdgeschichtliche Wissenschaftler. Man untersuchte wirklich so
gut wie alles. Dann, nach rund drei Tagen Arbeit, sollte das Ergebnis
feststehen. Was den Nebel oder Rauch
betrifft, der so scheußlich stank, dafür sollte es auch eine simple
Erklärung geben. Unter der Wasserblase jenes unterirdischen Sees hatten
sich Methangase gebildet und angesammelt. Veränderte sich nun die
Wassertemperatur in den verschiedenen Jahreszeiten und betrat man
bestimmte Stellen der dünnen Oberfläche jener Erdschicht, so konnte
das Gas durch das Wasser durch den Druck entweichen, was zu dem Brodeln,
den Nebeln und den unheimlichen Geräusche führte. In einem Radius von ca. 25
Meter schien der gesamte Boden zu brennen. Die Flammen begannen
allerdings erst ungefähr einen halben Meter über den Boden. Dafür
reichten sie aber mindestens 10 bis 15 Meter in die Höhe. Jener kleine
Teich war verschwunden und bis auf einer geringen allgemeinen Absenkung
des Bodens war nichts mehr von früher zu sehen. Es sah so aus, als wäre
die Landschaft an dieser Stelle schon immer so gewesen. Nichts, aber
auch Überhauptnichts erinnerte daran wie es früher einmal hier aussah.
Auch der fürchterliche Gestank war verschwunden. Einer der Männer, welche
herbeigeeilt waren bemerkte nur leise: „Nun hat der Teufel an dieser
Stelle seine Hölle geschlossen“. Alle anderen schwiegen und jeder
machte sich zu dem Ereignis seine eigenen Gedanken. Vielleicht hat auch
so manch einer der Anwesenden das gleiche gedacht, was der eine Arbeiter
ausgesprochen hatte. Wie immer dem auch sei, bis zum heutigen Tag konnte
nicht geklärt werden, was diese Gasexplosion ausgelöst hatte.
Zumindest gab es kein tiefes Loch mit einem unterirdischen, stinkenden
und unheimlichen See mehr. Es befand sich fortan an jener Stelle ein
ganz normales Hochmoor, so wie wir es kennen. Kurz darauf begannen die
Arbeiten mit der Trockenlegung und Bebauung. Es sollte ein wunderschönes
Fleckchen Erde werden. Es gab seitdem auch keine Zwischenfälle mehr. Es gab und gibt aber noch immer zwei Parteien unter den Ansässigen. Zum
einen die Abergläubischen, die behaupten, dunkle Mächte wollten ihr
Geheimnis, welches tief unter der Oberfläche lag, nicht preisgeben. Auf
der anderen Seite waren da jene realistisch denkenden Menschen, für die
es nur eine einfache Antwort gab. Tief unter der Erde hatten sich im
Wasser befindliche Pflanzenteile durch den Fäulnisprozess chemische gase gebildet. Durch eine nicht bekannte,
vielleicht chemische Reaktion, hatten diese sich plötzlich entzündet
und gelangen so zu jener Explosion. Was immer auch geschehen war,
das Leben ging weiter. Die Sache an sich aber wurde bis heute nicht
vergessen, und wenn man in einem Gasthof einige alte Leute am Tisch
beieinander sitzen sieht, so ist nicht selten das Gespräch von jenem
damaligen Ereignis zu hören. Oftmals hört man sogar, wie jemand der
Anwesenden behauptet, an jener Stelle noch immer merkwürdige Wesen
gesehen zu haben. Wesen, welche sich mit unverständlichen Lauten verständigten,
wofür es allerdings niemals Beweise gab. Ein jeder mag für sich
glauben was immer er für das Richtige hält. An dieser Geschichte können
wir jedoch sehen wie unter Umständen ein Mythos entsteht. Dennoch ist aber die Frage,
ob Mythos und Wahrheit oder nur reine Phantasie aus der Angst des
Menschen geboren, nicht wirklich beantwortet. Georg Goetiaris |
Zufälliges
Glück oder eine Warnung der Vorhersehung An
diesem Tag war er wieder einmal mit seinem Auto unterwegs um die
Ortschaften, welche oftmals weit auseinander lagen, abzufahren in der
Hoffnung seine Waren an den Mann bringen zu können. Er fuhr ein altes
Auto, welches schon lange keine Werkstatt mehr gesehen hatte, aber dafür
fehlte es ihm am Geld. Überhaupt, es fehlte immer an etwas. Nie, so
schien es, würde man aus den ewigen Sorgen herauskommen. An
diesem späten Nachmittag, es war ein besonders kalter Tag, war er
scheinbar allein auf der Autobahn. Weder vor noch hinter sich sah er ein
weiteres Auto. Die Straße war nicht nur stark verschneit, unter dem Schnee befand sich
an einigen Stellen auch eine gefährliche Eisdecke. Man musste also hoch
konzentriert fahren und konnte sich keinen Fehler leisten. Er war noch
viele Meilen von dem nächsten Ort entfernt. „Wenn ich jetzt liegen
bleibe oder mir etwas anderes passiert bin ich aufgeschmissen. Ich würde
hier wahrscheinlich erfrieren“, dachte er so bei sich. Wie sagt der Volksmund so schön, <kaum gedacht schon geschehen>.
Nach weniger als ein paar Minuten begann sein Motor auf einmal zu
stottern. Er blickte als erstes auf die Tankanzeige, aber der Tank war
noch halbvoll mit Treibstoff. Das Stottern des Motors wurde lauten und
das Auto dafür immer langsamer. „Ich
wusste es, dass hat mir jetzt gerade noch gefehlt“, sagte er zu sich
selbst. Vor lauter Gedanken, welche ihm in seinem Kopf umherschwirrten
kam er nicht einmal dazu sich zu ärgern. Er
fuhr an die Seite der Straße und kaum dort angelangt gab auch der Motor
seinen Geist vollkommen auf. Er
stellte das Auto ab, legte beide Hände und seinen Kopf auf das Lenkrad
und war eigentlich den Tränen nahe. Zumindest war er momentan nicht in
der Verfassung überhaupt etwas zu denken. Es
sollte auch nicht lange dauern und er begann zu frieren. Weit und breit
war kein anderes Fahrzeug zu sehen. Auch die Strecke zum nächsten Ort
zu Fuß zurückzulegen erschien ihm als purer Wahnsinn. Er würde dies
niemals schaffen. Er hatte noch eine Decke auf dem Rücksitz seines
Wagens, welche er sich nahm, um sich hängte und sich somit zusätzlich
vor der Kälte zu schützen. Es
wurde bereits langsam dunkel. Diese Nacht werde ich nicht überleben
dachte er und seine Gedanken waren in einem gemütlichen Zuhause,
zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter. Für einen kurzen
Augenblick wurde ihm ganz warm ums Herz. Seine
Gedanken kreisten nur so in seinem Kopf. Immer wieder dachte er, dass er
jetzt nur nicht einschlafen dürfte. Dies wäre sein sicherer Tod. Um
sich wach zu halten, dachte er immer wieder an seine Frau und seine
kleine Tochter und was er doch für ein unbeschreiblicher Dummkopf er
gewesen war. Er hätte daheim bleiben sollen und sich dort eine Arbeit
suchen sollen, andere hatten dies schließlich auch möglich gemacht.
Aber er mit seinem Dickkopf, das hatte er nun davon. Könnte er noch
eine Chance bekommen, er würde alles anders machen. Könnte dies nicht
einfach nur ein böser Traum sein, dachte er sich. Es war jedoch kein
Traum sondern bittere Realität. In
seiner Verzweiflung begann er zu beten, obwohl er im Grunde kein gläubiger
Mann war. Noch während er sein Zwiegespräch mit Gott führte wurde ihm
warm und er begann einzuschlafen. Das Letzte was er sah, war ein sehr
helles Licht, von dem er nicht sagen konnte ob es sich hierbei um die
Scheinwerfer eines großen Autos handelte oder aus einer anderen Quelle
stammte. Das Licht wurde immer heller und nun konnte er auch eine Stimme
hören. Er weiß nur noch, dass er sagte, ja ich will, wenn Du mir nur
eine Chance gibst. Dann wurde es endgültig dunkel und er konnte auch
nichts mehr fühlen. Der
Mann, unser Handelsvertreter, sah in ein verschwommenes Licht. Er spürte
nur, dass er sich auf einer sauberen wie auch warmen Unterlage befand,
welche sich später als ein Bett herausstellen sollte. Langsam
konnte er auch wieder seine Gliedmaßen fühlen. Sie waren schwer, und
auch mit der Bewegung wollte es noch nicht so recht klappen. Noch immer
konnte er seine Umgebung nicht richtig und deutlich wahrnehmen, was
wahrscheinlich an seinen Augen lag. Er konnte sehr deutlich spüren,
dass diese nicht nur stark angeschwollen waren, sondern auch eingerissen
zu sein schienen. Als
er vorsichtig versuchte seinen Kopf zu heben, sagte eine sanfte,
weibliche Stimme zu ihm: „seien Sie bitte noch vorsichtig, Ihr
Kreislauf könnte Ihnen einen bösen Streich spielen. Sie haben
unglaubliches durchgemacht. Man kann nur annähernd ahnen, welche
Strapazen Sie hinter sich haben müssen. Es gleicht mehr als nur einem
Wunder, dass Sie überhaupt noch leben. Sie müssen einen guten Draht
nach oben haben“, dabei sah er eine Krankenschwester, die bei diesem
Satz nach oben schaute. „In den letzten drei Tagen hatte keiner von
den Ärzten mehr daran geglaubt, dass Sie durchkommen, und dann am Ende
noch so unbeschadet“. Die Krankenschwester schwieg und sah den Mann
nur bedauernswürdig an. Dann
wurde es unruhig auf dem Flur. Der Arzt betrat das Zimmer mit den
Worten: „Na mein Lieber, Sie müssen aber mehr als nur einen
Schutzengel haben. Es gibt noch eine Menge Fragen die ich Ihnen später
stellen muss, da keiner weiß wie Sie hierher zu uns gekommen sind, aber
ich glaube da möchte Sie zuerst jemand anderes sprechen“. Der Arzt lächelte,
für einen kurzen Augenblick dachte unser Handelsvertreter eine kleine
Träne in den Augen des Arztes gesehen zu haben. Dann
aber wurde mit einem Ruck die Tür zum Krankenzimmer geöffnet und ein
kleines Mädchen kam hereingestürmt, hinter ihr folgte eine sehr hübsche
Frau. Die Frau lächelte als wäre sie endlos verliebt in diesen Mann,
und das Mädchen rief aus ganzer Freude: „Papa, Papa du bist wieder
da. Du darfst nie wieder von uns gehen, Du hast es dem lieben Gott
versprochen“. Die Kleine warf sich geradewegs in die Arme ihres
Vaters, der große Mühe damit hatte nicht in Tränen auszubrechen. Seine
Frau trat einfach nur an ihrem Mann heran, ergriff seine Hand und
bemerkte dabei, mit einem Lächeln auf ihren Lippen: „Du hast gehört
was Dir deine Tochter gesagt hat. Noch einmal wird Dir ein solcher
Handel nicht gelingen, denn ich glaube Dein Handelspartner lässt sich
nicht hereinlegen. Über
eine Sache war er sich jedoch sicher, ganz gleich was anschließend auch
immer geschehen mag, er wusste über sein weiteres Leben, zumindest wie
er es sich vorgestellt hatte, bescheid und würde auch nie mehr auch nur
einen Schritt davon abweichen. Er
wollte gerade seiner Frau eine Frage stellen, aber las ob sie dies
bereits wusste, lehnte sie mit den Worten: „alles zu seiner Zeit“,
ab. Die
Zeit verging unwahrscheinlich schnell, ohne dass man dies bemerkte. Als
die Zeit des Besuches vorüber war, hatte er nur noch eine Frage der
Zukunft betreffend. Dann
aber wurde der Arzt ernst und setzte sich auf den Rand des
Krankenbettes. Er schwieg für einen Moment als wollte er zuerst die
richtigen Worte finden. „Da ich nicht weiß wie ich anfangen soll“, begann der Arzt das
Gespräch, „komme ich am besten gleich zur Sache. Als sie hier vor
unserer Tür gefunden wurden, fanden wir einen toten Mann. Es waren
keine Lebenszeichen mehr messbar. Sie waren mehr als nur stark unterkühlt
und da wir Sie nicht einfach hier draußen liegen lassen konnten,
brachten wir Sie erst einmal herein. Sie sollten eigentlich gleich in
die Pattalogische Station kommen um die Ursache Ihres Todes zu klären.
Aus medizinischer Sicht waren Sie unwiderruflich Tod. Keiner des
Personals hätte auch nur den Versuch unternommen Sie wiederzubeleben. Dann
aber geschah das Unglaubliche. Als wir Sie auf der Bahre zur Station
fahren wollten, in der einstimmigen Annahme dass Sie nicht mehr am Leben
sind, begannen Sie plötzlich zu sprechen. Zwar sehr schwach und leise,
aber dennoch verständlich. Ich habe in meiner gesamten Laufbahn so
etwas noch nie erleben. Sie können sich vielleicht ein Bild davon
machen, wie das Personal reagierte. „Kurz
darauf fielen Sie wieder in einen tiefen komatösen Zustand der auch
fast drei Tage anhalten sollte. Auch waren wie aus dem Nichts alle
Lebensfunktionen wieder vorhanden, und zwar in einem Zustand der außerhalb
jedes kritischen Bereiches liegt. Da selbst Ihr Körper von einem
Augenblick auf den anderen wieder die Normaltemperatur angenommen hatte,
entschlossen wir uns Sie mit der benötigten Flüssigkeit über einen
Tropf zu versorgen und Sie einfach schlafen zu lassen. Leider
wussten wir nicht wen wir benachrichtigen sollten und so wandten wir uns
an Ihre Frau deren Aufenthaltsort in den Papieren stand, die Sie mit
sich führten. Es dauerte keine drei Stunden und Ihre Frau war hier bei
uns. Sie wollte auch nicht von Ihrer Seite weichen und in Anbetracht der
gesamten außergewöhnlichen Situation gestatteten wir ihr und ihrer
Tochter hier zu bleiben. Ja, Ihre Frau und ihre Tochter sind heute den
vierten Tag bei Ihnen, Sie sind ein beneidenswerter Mann“, bemerkte
der Arzt. „Sogar
die Nahrung hat ihre Frau solange verweigert bis auch Sie wieder
anfingen heute etwas zu essen“. „Ja,
manchmal muss man sich seiner Unscheinbarkeit vielleicht bewusst werden
um nicht immer den falschen Dingen hinterher zu eilen“. Nach dieser Ansprache des Arztes verlies dieser das Zimmer. Unser
Handelsreisender war für einen Augenblick allein in diesem Raum.
Allein? War er wirklich allein, er fühlte sich mit einem Mal nicht so.
Er hatte das untrügliche Gefühl, dass etwas Unbekanntes und
unbeschreibliches in sein Zimmer eingetreten war. Es war nicht zu sehen,
aber es war da. Aber konnte es deutlich spüren. Nur was es war konnte
er nicht sagen. Bereits kurz darauf glaubte er seinen Verstand zu
verlieren. Wie aus dem Nichts hörte er eine Stimme sagen: „Nun, ich
habe mein Wort gehalten und Dir Deine Chance gegeben um die Du mich
erfleht hast. Ich will nur hoffen, dass auch Du nun Dein Gelöbnis mir
gegenüber einhalten wirst. Es wird nicht immer einfach sein, aber es
wird Dir auch für den Rest Deines Lebens niemals wirklich schlecht
ergehen. Und noch eines, frage deine Frau niemals woher sie um all die
Geschehnisse wusste. Ich war auch bei ihr und habe ihr auf meine Weise
von Deinem Unglück berichtet. Leider musste ich feststellen, dass sie
nicht so sehr an mich glaubt, dafür umso mehr an Dich und an ihr
Bauchgefühl. Keine Angst, sie ist wie sie ist und das ist gut so. So
sollst Du deine Frau und auch dein Kind lieben und achten, gleich was
immer auch geschehen mag, eine bessere Frau wirst Du niemals begegnen.
Denke immer an diese Worte und begehe einen solchen Unsinn kein zweites
Mal in Deinem Leben, denn dafür habe ich es Dir nicht gegeben. Glaube
mir, das Leben ist wertvoller als Du es Dir jemals vorstellen kannst“. So
wie diese Stimme aus dem Nichts auftauchte, so verschwand sie auch
wieder, ohne das jemand sie hatte kommen oder gehen sehen. Nach einer Weile trat die Frau des Handelsreisenden erneut in das
Krankenzimmer. Diesmal machte sie allerdings ein eher ernstes Gesicht.
„Die Polizei hat sich gerade bei mir gemeldet, es ging um Deinen
Firmenwagen“ gab sie ihrem Mann zu verstehen. „Ich weiß zwar nicht
was wirklich geschehen ist, als ich dieses eigenartige Gefühl bekam,
Dir könnte was geschehen sein. Wenn ich nicht wüsste, dass Du keinen
Alkohol anrührst würde ich glauben, Du hattest zu tief ins Glas
gesehen, aber jene Möglichkeit kann ich wohl ausschließen. Auf jeden
Fall befindet sich dein Auto in einem einwandfreien Zustand auf den
Parkplatz einer Raststadt unweit von einer kleinen Tankstelle entfernt.
Das einzige was mir allerdings zu denken gibt ist jene Tatsache, dass
Dich keiner hat kommen oder gehen sehen. Wie um alles in der Welt bist
Du in diese Situation gekommen, wie bist Du in dieses Krankenhaus
gekommen und welches unbegreifliche Ereignis hat mich nicht nur so
beunruhigt sondern auch noch hier hergeführt? Als das Krankenhaus mich
benachrichtigte, wusste ich bereits wo Du bist und war gerade dabei mich
auf den Weg zu machen. Halte mich jetzt bitte nicht für verrückt, aber
es war, als hätte ich eine Stimme gehört, welche mir von allen Vorfällen
berichtete. Dabei handelte es sich nicht um eine normale Stimme, sondern
um eine gütige aber resolute Stimme. Ich hatte mit einem Mal das Gefühl,
ich gehöre untrennbar zu Dir, und so machte ich mich auf den Weg
hierher. Frage mich nicht warum, aber ich wusste schon zu der Zeit, dass
Dir nicht wirklich etwas Schlimmes zugestoßen war, ich wusste es
einfach“. Es
war ein langer Redefluss den die Frau sich von der Seele redete. Beide
schwiegen für einen kleinen Moment. Dann,
kurz darauf betrat die Tochter der beiden das Zimmer. Ihr Gesicht war
voller Sorgen und sie sagte: „Ich mache mir so große Sorgen, dass so
etwas noch einmal geschehen könnte. Außerdem frage ich mich, warum Du
nicht mehr bei uns bist, Du und Mami haben euch doch noch immer sehr
lieb, ich weiß das ganz genau, denn ich höre jeden Abend wie Mama in
ihrem Bett allein liegt und sehr lange weint“. Mit
diesen Worten und Fragen schloss nun auch die Tochter das Wort. Für
einen Augenblick, niemand weiß wie lange dieser dauerte, herrschte großes
Schweigen im Zimmer. „Nun“
sagte er, „ da Sie nichts weiter haben und auch sonst einen gesunden
Eindruck machen, haben wir beschlossen Sie heute noch zu entlassen.
Zuhause haben Sie ja doch die bessere Pflege wie ich mich eben selber überzeugen
konnte. Aber denken Sie bitte daran und schonen Sie sich noch ein wenig.
Ich werde jetzt die Papiere für die Entlassung fertig machen und dann können
sie alle drei das Krankenhaus verlassen. Es
herrschte ein wahrer Freudentaumel in dem Zimmer, und als unsere Familie
dann endlich das Krankenhaus verließ sagte der Arzt noch leise zu dem
Mann: „Ich weiß zwar nicht wer Sie wirklich sind und was da auch in
Wirklichkeit geschehen ist, aber wenn es Ihnen einmal möglich seien
sollte, dann legen Sie doch bitte ein gutes Wort für mich bei ihrer
Schutzengelschar ein. Alles können Sie mir erzählen, aber nur das Eine
nicht, dass das hier mit rechten Dingen zugegangen ist“. Dann
verabschiedete er sich von der Familie ganz herzlich und zwinkerte dem
Mann noch einmal heimlich zu. „Denken Sie daran, man sieht sich im
Leben immer zweimal. Als
unsere Familie über den Vorhof des Krankenhauses schritt, war dem Mann
so, als könnte er ein sehr zufriedenes Lachen hören. Als er sich aber
umblickte konnte er nichts weiter entdecken als eine Krähe auf einem
keinen Baumstamm. Dennoch knirschte es wie Schritte im Schnee hinter
ihm, als er sich aber unbemerkt umdrehte war weder im Schnee noch sonst
wo etwas zu sehen. Er konnte sich eines kleinen und heimlichen Lächelns
nicht erwehren. Auf dem Parkplatz angekommen stiegen die Drei in das
Auto seiner Frau. „So, “ sagte sie, „Jetzt geht es nachhause,
zusammen, und das für immer“. Dann fuhren sie gemeinsam los. „Lege
Dich doch ein wenig ins Schlafzimmer und ruhe Dich von dem Stress ein
wenig aus, Du wirst sehen, es geht Dir in einer halben Stunde bestimmt
wesentlich besser. Ich kann die Arbeiten in der Zeit gut und gern mit
unserer Tochter derweilen allein machen, sie ist ja schon ein großes Mädchen“. „Großes
Mädchen“, murmelte die Tochter, „so kann man wohl kaum eine Frau im
Alter von 13 Jahren bezeichnen“. Die junge Frau verzog ihren Mund
etwas zum schmollen, ließ es aber dann sofort wieder sein, schließlich
war morgen Weihnachten und alles, wirklich alles war wunderschön. Der Mann hingegen befolgte den Ratschlag seiner Frau und begab sich in
das Schlafzimmer. Dort legte er sich auf das gemeinsame Bett und schloss
seine Augen um seiner Müdigkeit nicht mehr entgegenzuwirken. Aber kaum
hatte er seine Augen geschlossen, war die Müdigkeit wie weggeblasen.
Ganz im Gegenteil, er fühlte sich so wach wie schon lang nicht mehr.
Obwohl er seine Augen geschlossen hatte, bemerkte er, dass sich etwas Außergewöhnliches
anbahnte und gerade begann seinen Verlauf zu nehmen. Nicht das er Angst
haben würde, ganz im Gegenteil, es war ein angenehmes Gefühl von Wärme,
hellem Licht sowie, dass ihn etwas umgab. Zuerst glaubte er, nun doch
eingeschlafen zu sein und nur sehr intensiv träumte. Doch musste er
sehr schnell begreifen, dass es sich hierbei nicht um einen Traum
handelte und er auch in keiner Weise schlief. Nein es sollte so
unglaublich kommen wie er es niemals für möglich gehalten hätte. Obwohl
die Ereignisse schon lange her waren und seitdem viel Zeit vergangen
war, hatte er die ganze Geschichte niemals vergessen. Schließlich schon
deswegen, da dies der Schlüssel zu seinem Glück war. Aber
wie alles im Leben verblassten die Erinnerungen mit zunehmender Zeit. Da
er sich vieles nicht erklären konnte und auch sein Versprechen niemals
gebrochen hatte, dachte er immer weniger darüber nach, bis er aufhörte
eine Erklärung für jene Umstände zu finden. Irgendwie war ihm klar
geworden, dass er ohnehin niemals eine, nach menschlichem Denken,
einleuchtende Antwort darauf finden würde und so ließ er es dann ganz.
Doch heute, nach all den Jahren, sollte die Vergangenheit wieder zu ihm
kommen. Und sie kam, so als wäre es gerade in dem Augenblick von
damals. „So
erkenne was ich Dir mitzuteilen habe, da es nun Zeit wird Dir zu sagen,
dass Du mich erst am Tag Deines Ablebens wieder sehen wirst. Dann wirst
Du zwar Deine Augen schließen aber Du wirst sehen, sehen all dass was
Du nie zuvor gesehen hast, und alle Angst wird von Dir fallen. Bis dahin
ist es aber noch sehr, sehr lange hin, und ich möchte, dass Du die
Wahrheit um diesen Tag erfährst, denn Du siehst mich nicht, ich aber
sehe Dich immer und bin auch immer bei Dir und die Deinen“. „So,
ich soll Dir helfen, jetzt wo Du in größter Not bist? Aber hast Du es
nicht selbst so gewollt? War Dir Dein Erfolg nicht mehr wert als alles
andere, von wirklichem Wert? Warst Du es nicht, der nicht genug bekommen
konnte? Hast Du einmal an die vielen Tränen Deiner Frau und Tochter
gedacht, die sie Deinetwegen vergossen haben? Ihre vielen Hoffnungen und
dann die vielen Endtäuschungen? Sie haben mich nicht um Hilfe gerufen,
Deine Frau bat mich nur auf Dich aufzupassen, vollkommen selbstlos. Das
ist wahre Liebe. Du hingegen hast Dich nicht einmal für all Dein Glück
bedankt. Und jetzt soll ich Dir helfen? Warum sollte ich dies wohl tun?
Nein sage nichts, ich werde Dir die Frage beantworten, es ist die
gleiche selbstlose Liebe wie bei Deiner Frau. Es ist jene Form der Liebe
die als einzige heilig ist“. Dann
spürte er, wie ihn jemand in seine, man könnte Arme sagen, nahm und
mit ihm losging. Er wurde getragen, konnte aber nicht das Geringste
erkennen. Auch hörte er weder das knirschen irgendwelcher Schritte im
Schnee. Er hörte und spürte nichts außer einem Gefühl völliger
Geborgenheit. „
Du wirst jetzt tief schlafen, für einige Tage und danach wird Dir sämtliche
Erinnerung fehlen. Aber es wird alles gut. Deine Frau und Deine Tochter
wissen schon so gut wie Bescheid. Es liegt in Deinen Händen ob Du Dein
Versrechen hältst und glücklich wirst oder Dich von mir für immer
abwendest“. Was
dann kam wusste er. „Du hast mich nicht enttäuscht und ich werde über Dich und Deine
Familie wachen, Du brauchst Dich nicht zu sorgen. Über das Geschehende
von jetzt wie auch von damals solltest Du niemals reden, da Dir ohnehin
keiner glauben wird, es liegt also an Dir ob Du Dich zum Narren für die
anderen Menschen machen willst oder nicht. Wenn wir uns das nächste Mal
sehen wird unser Treffen nicht mehr von dieser Welt sein, was Du aber
nicht beängstigend finden solltest. Wenn Du aber plötzlich einmal das
Gefühl hast, nicht allein zu sein so werde ich ganz in Deiner Nähe
sein um mich an Dich zu erfreuen“. Dann
war alles vorbei. Es war ruhig im Raum. Obwohl die Müdigkeit vollkommen
geschwunden war, hielt er noch seine Augen einen Augenblick geschlossen.
Tränen liefen aus ihnen und er war glücklich, so glücklich wie noch
nie zuvor. Dann,
nach einer kurzen Weile öffnete er seine Augen. Er hatte alles Zeitgefühl
verloren, und so schaute er zur Uhr auf dem Nachtisch. Es war nicht eine
Minute vergangen. Es war ihm gleich, er stand auf und ging wieder zurück
ins Wohnzimmer wo seine Frau und Tochter in hektischer Arbeit für das
bevorstehende fest vertieft waren. Als
er aus dem Schlafzimmer trat schauten die beiden Frauen ihn sehr merkwürdig
an und seine Frau fragte nur: „Was soll denn das? Hast Du es Dir
anders überlegt? War es nur ein Schwächeanfall? Ja man wird eben älter.
Du warst noch nicht einmal eine Minute im Schlafzimmer, wie geht es Dir
jetzt“? „So
gut wie nie zuvor, ich will nur jede Sekunde mit Euch nutzen, Du weißt
ja nicht wie wertvoll und reich mein Leben durch Euch ist. Ich liebe
Euch“. Seine
Frau schmunzelte auf einer sehr mysteriösen Art und Weise, sagte aber
nichts weiter als: „wir Dich auch und daran wird sich auch nie etwas
ändern“. „Darüber
freuen wir uns alle“ sagten die Frauen, schauten sich zwar dabei
gegenseitig an, aber niemand stellte eine Frage oder machte eine andere
Bemerkung. Die
Tochter ist mit derweilen auch schon glücklich verheiratet und selbst
Mutter von zwei kleinen Jungen. Sie hat einen guten Mann, wobei ihr
Vater oft denkt, dass da auch jemand seine Finger im Spiel hatte. Aus
die Zeiten haben sich in den Jahren wieder gebessert. Mit der Wirtschaft
ging es wieder, so wie mit allen anderen Krisen, bergauf. Die Menschen
sind jedoch immer gleich geblieben. Sie beschweren sich über alles,
reden schlecht über die Zukunft und haben dabei nur Angst vor dem
Unbekannten was da kommen könnte. Zu
dieser Geschichte Georg
Goetiaris |
Den Tag den es nicht gab
Es schien ein Tag wie jeder
andere zu werden. Karl stand so wie an jedem Morgen auf. Er war noch müde
und hätte sonst etwas darum gegeben ein wenig länger im Bett bleiben zu
können. Zudem kam die Tatsache, dass er gern sein Leben selbst bestimmt hätte
und nicht das Leben seines Chefs oder anderer Vorgesetzter Personen zum
großen Teil führen müsste. Er wusste genau, dass es sich hier nicht um
sein Leben handelte, sondern um jenes der Menschen, welche die Spielregeln
für sein Leben und das von anderen Unzähligen Personen festlegten. Ein
Teufelskreis aus dem es kein Entkommen zu geben schien. Aber war es wirklich so oder verdrängte er nur die Wahrheit, weil er zu
ängstlich war jene Fäden des Schicksals selbst in seine Hände zu
nehmen? Es schien fast so, als wenn das Letztere zutreffen würde. Dies
war bei Weitem keine Schande, da er dieses Schicksal mit Tausenden und
aber tausenden, kurz mit den meisten Menschen teilte. Eine Unzufriedenheit
die ausschließlich verständlich war. Aber da es Karl nie anders
gelernt hatte und bereits seine Eltern schon jenes Schema vertraten, blieb
ihm keine andere Wahl. Er war nicht gerade das was man einen Revolutionär
nennt. Er war ein einfacher Mann. Einer von denen die niemals glücklich
waren, aber auch niemals unglücklich oder wirklich unzufrieden. Er
akzeptierte das Leben so wie es war, ohne darüber ernsthaft nachzudenken. So stand er auch an diesem
Morgen, so wie er es von all den anderen Tagen gewohnt war auf um sich zur
Arbeit bereit zu machen. Das Proszenium, was einem
Ritual mit der Zeit glich, war auch an jenem Morgen nicht anders. Noch
ahnte er nicht wie dieser Tag für ihn verlaufen sollte. Er konnte nicht
wissen, dass dieser Tag die entscheidende Wende in seinem Leben einläuten
sollte. Nachdem Karl seine
morgendliche Toilette beendet und darauf sein selbstbereitetes Frühstück
zu sich genommen hatte, machte er sich für seine Arbeit parat. Er
kleidete sich gebührend an, packte seine Sachen für den bevorstehenden
Tag und begab sich auf den Weg zu seiner Dienststelle. Schon als er seine Tür zur
Wohnung verschloss umgab ihn ein merkwürdiges Gefühl, so als würde
dieser Tag heute anders verlaufen als all die Tage zuvor. Als er darauf sein Haus
verließ steigerte sich jenes Gefühl drastisch. Er kannte zwar den Weg,
die Straße die er zu gehen hatte, aber als er ein paar Minuten gegangen
war erschien ihm die Gegend sehr befremdend. Dennoch folgte er dem Weg im
Glauben, er hätte nur eine schlechte Nacht voller Unruhe gehabt und sei
daher so verwirr. Die Gegend jedoch wurde immer unbekannter, so sehr, dass
man nicht mehr davon ausgehen konnte, dass es auf eine schlechte Nacht
oder einen unzureichenden erholsamen Schlaf handeln könnte. Die Neugier
aber trieb ihn an. Er folgte dem schmalen Sandweg welcher zur einen Seite
einen kleinen Fluss oder Bach hatte und sich zur anderen Seite weite
Wiesen und Felder ausdehnten. Er war sich absolut sicher den richtigen
Weg, bzw. die richtige Richtung zu beschreiten, aber an einen solchen Weg
konnte er sich bei aller Anstrengung nicht erinnern. Bereits aus einiger
Entfernung sah er eine Parkbank am Wegesrand stehen, auf der sich ein
alter Mann befand. So wie es aus dieser Entfernung aussah, handelte es
sich bei dem Aussehen des Mannes um ein etwas außergewöhnliches
Erscheinen. Er saß da und schien auf etwas Bestimmtes zu warten. Als Karl auf der gleichen Höhe
des alten Mannes auf der Parkbank war, grüßte er freundlich und wollte
eigentlich seinen Weg fortsetzen, aber der Alte erwiderte zuerst den Gruß
und meinte darauf zu Karl: „Ich sitze hier schon sehr lange, da ich auf
Dich gewartet habe. Würdest Du nun so freundlich sein und für einen
Augenblick neben mir Platz nehmen, keine Angst, Du kommst nicht zu spät
zur Arbeit, darum solltest Du Dich nicht sorgen“. Karl fühlte sich zwar etwas
bedrängt, aber die doch sehr merkwürdige Art des Alten machte ihn doch
so neugierig, dass er der Aufforderung des Alten folgte und sich zu ihm
auf die Bank setzte. Diesen Mann konnte man vom
Alter her nicht einschätzen. Er war eben alt. Zudem war er weder vornehm
noch schmutzig und schlecht gekleidet. Karl, der mit dem Umgang vertraut
war konnte diesen Mann in wirklich keine Schublade packen, nicht einmal
annähernd, so sehr er sich auch bemühte diesen Alten einzuschätzen. Als die Beiden so
nebeneinander saßen begann Karl das Gespräch mit der Frage: „So, und
nun“? Es war eher die Verlegenheit, welche ihm jene Frage stellen ließ.
„Womit kann ich Ihnen behilflich sein“? fragte Karl den alten Mann
neben sich. Der Alte räusperte sich und
antwortete dann auf diese Frage mit den folgenden Worten: „Die Frage ich
falsch formuliert, es müsste eher heißen, was kann ICH für Dich tun?
Ich sitze hier schon eine kleine Unendlichkeit und warte auf Dich um Dir
zu helfen, da Dein Leben nicht so oder in dieser Form weitergehen kann, es
sei denn, Du kannst mir glaubhaft versichern, dass Du mit Deinem Leben
nicht nur zufrieden bist sondern wirklich glücklich“. Der Alte schwieg. Nun, von glücklich
konnte Karl nicht reden oder denken. Er hatte sich mit seinem Schicksal
abgefunden und versuchte nun das Beste daraus zu machen. Er konnte diese
Frage des Alten also nicht wirklich und ehrlich beantworten. So kam auch
nur ein kurzes „Nein“ über Karl seine Lippen. „Nun, ich weiß“,
antwortete der Alte und hatte in diesem Augenblick sehr gütige und verständnisvolle
Augen, welche Karl zuvor überhaupt nicht aufgefallen waren. „Würdest Du Dich dazu
bereit erklären, zusammen mit mir einen Ausflug in Dein wirklich reales
Leben zu unternehmen, ein Leben das Dir die nackte Wahrheit direkt und
ohne Kompromisse aufzeigt“? Was wollte der alte Mann von
ihm? Diese Frage beschäftigte Karl in diesem Augenblick mehr als alles
Andere. Was sollte das alles und wozu sollte dieser Mann ausgerechnet für
ihn so etwas tun, wobei sich noch die Frage aufwarf, ob etwas derartiges
überhaupt möglich sei, da es sich doch sehr abstrakt anhörte. Wer war
dieser Mann? Da sich Karl seine vielen
Fragen nicht selbst beantworten konnte aber im Gegenzug doch sehr
neugierig war, willigte er ohne groß darüber nachzudenken dem Vorschlag
des Alten ein. Er wusste zu diesem Zeitpunkt
noch nicht auf was er sich da eingelassen hatte und dass sich sein Leben
grundlegend ändern würde, aber lassen wir uns überraschen. Damit sollte
das Abenteuer beginnen. In diesem Augenblick wurde
Karl unwohl. Ja es lief ihm wie ein kalter Schauer über seinen Rücken
und er konnte nicht einmal erklären warum dies der Fall war. Wer um alles
in der Welt war jener alte Mann? Was beabsichtigte er? Karl konnte es sich
einfach nicht erklären und das beunruhigte ihn sehr. Wie versteinert saß er auf
der Parkbank und harte der Dinge die da kommen sollten und würden. Der
Alte schien seine Gedanken lesen zu können und antwortete ihm, ohne das
er gefragt wurde: „Du solltest Dir keine unnötigen Gedanken machen, und
zur Angst gibt es nicht den geringsten Grund, vertrau mir einfach, es soll
Dir nur den rechten Weg zeigen, damit Du glücklich und zufrieden mit
Deinem Leben bist, denn darauf hat ein Jeder das Recht“. Die Sonne schien noch immer an der gleichen Stelle zu stehen wie zu
Beginn jener heutigen Ereignisse. Es war, als würde die Zeit stillstehen.
Stillstehen? Nein, ganz so konnte man dies auch nicht betrachten. Karl sah sich plötzlich
mit seiner Kindheit und der Jugendzeit konfrontiert. Er hatte schon lange
nicht mehr an jene Zeiten Gedacht, umso erstaunlicher war es, dass er
ausgerechnet jetzt darauf kam. Man hätte glauben können, der Alte machte
mit ihm zusammen einen Spaziergang durch die Zeit, seine Zeit. Es war bemerkenswert, was
Karl aus seiner heutigen Sicht alles auffiel und was er mit Sicherheit
heutzutage ganz anders machen würde. Für einen Augenblick glaubte er
sogar, dass er überhauptnicht sein eigenes Leben lebte sonder eher viele
verschiedene Leben von vielen verschiedenen Menschen nachvollzog. So sehr
er sich auch bemühte, er konnte keine Eigenschaft, welche seinen eigenen
Wurzeln entsprang, finden welche er nach seiner Meinung lebte. Mit einem
Mal begriff er, dass er so betrachtet ein absolutes Nichts war. Er kannte weder seine Aufgabe
noch seine Bestimmung in seinem, diesem Leben. All das was er bisher
machte und worauf er teilweise sogar stolz war, sollte plötzlich ohne
jeden Nutzen sein? In seinem Kopf drehten sich die Gedanken. Er hatte
nicht nur den Überblick sondern auch sich selbst verloren. Damit sollte es aber noch lange nicht genug sein, da sein Leben nicht
nur aus der Kindheit bzw. Jugendzeit bestand. So erlebte er einen gesamten
Streifzug durch sein bisheriges Leben. Dabei schien alles so detailliert
echt zu sein, dass er die Realität nicht mehr von den traumartigen
Wahrnehmungen unterscheiden konnte. Karl lebte sozusagen zwei Leben, seine
Leben, in ein und den gleichen Augenblick. Er sah sich als Kind und dann
wieder als Mann. Er erkannte seine Fehler und machte diese zur gleichen
Zeit mit der Überzeugung das Richtige zu tun.
Er konnte sich in liebevollen und verantwortlichen Situationen wie
auch in gräulichen Scheußlichkeiten betrachten. Alles um ihn herum
drehte sich. Sein Kopf schien zu platzen. Die Zeit schien bei all dem
nicht vorwärts zu gehen, was er sich von Herzen her gewünscht hätte,
nur damit dieses Szenarium aufhörte. Dann nach einer gewissen
Weile jener Betrachtungen begann er zu verstehen. Der Alte hielt ihm sein
gesamtes Leben und damit die Ursachen seines verpfuschten Daseins vor
Augen. Jetzt, wo er die Dinge aus seinem realen Leben heraus betrachtete,
erkannte er all seine Fehler. Nur was sollte ihm jene Erkenntnis nutzen,
er konnte sein Fehlverhalten von damals um keinen Preis der Welt wieder
gut machen. In all dem Durcheinander hörte
er den Alten sagen: „Lieber spät als gar nicht. Wenn Du hieraus nicht
lernst, so wird Dein Leben alsbald verwirkt sein“. Karl spürte wie ihm übel
wurde und er sich übergeben musste, was er auch im nächsten Augenblick
tat. Es war als löste sich sein ganzes vergangenes Leben von ihm ab. Trotz des Erbrechens war ihm
noch immer schlecht und er sank am Ufer des kleinen Flusses auf die Knie.
Alles hatte er im Leben falsch gemacht. Es war richtig, wie konnte ein
Mensch wie er glücklich sein. Hatte er nicht immer mit dem Glück der
anderen gespielt und diese nie ernst genommen? Wie oft mag wohl das Glück
schon an seine Tür geklopft haben und er hatte es nicht einmal bemerkt. Seine Knie wurden immer schwächer
und schließlich lag er am Boden des Flussufers, von seinen eigenen Tränen
überströmt. In diesem Augenblick schien es dunkel zu werden und er
schlief vor Erschöpfung ein. Die letzten Worte an die er
sich noch erinnern konnte waren: „Wenn ich noch einmal eine Chance hätte,
ich würde es anders machen, würde das Leben nicht als Spiel betrachten
sondern als Geschenk welches man hüten und achten sollte“. Dann schlief
er ein. Die Sonne schien schon durch das Fester seiner Wohnung als Karl auf
seinem Bett, schweißgebadet erwachte. Zuerst wusste er überhaupt nicht
wo er sich befand. Nur langsam kam die Erinnerung wieder. Was war das für
ein beängstigender Traum gewesen, und alles so echt. Dann aber schreckte
er hoch. Wie spät war es wohl? Ich komme bestimmt zu spät zur Arbeit. Da es ihm nach dieser Nacht
ohnehin nicht gut ging, entschloss er sich dazu, bei seiner Arbeitsstelle
anzurufen und sich für den heutigen Tag krank zu melden. So ging er zum
Telefon und rief bei seiner Firma an um sein Anliegen mitzuteilen. Am
anderen Ende der Telefonleitung war man hörbar überrascht. „ Es ist jetzt 11:00 Uhr.
Sie sind vor ca. einer Stunde heimgegangen mit der Begründung, es ginge
ihnen nicht gut. Ich glaube Sie haben Fieber. Sie sollten sich ins Bett
legen und einmal gründlich ausschlafen. Wir sehen uns dann morgen, falls
es Ihnen bis dahin besser geht“, sagte die freundliche Frauenstimme am
anderen Ende des Telefons. Karl verstand die Welt nicht
mehr. Was war geschehen? Er konnte sich an nichts erinnern. Sollte er
wirklich einen Fieberanfall gehabt haben und in einer Art von Trance nach
Hause gekommen sein, in der er jenen Albtraum erlebt hatte? Er entschied
sich wieder in sein Bett zurückzukehren und noch etwas auszuruhen. Auf dem Weg in sein
Schlafzimmer machte er eine merkwürdige Entdeckung, die der ganzen
Geschichte eine drastische Wende verabreichen sollte. Im Gang bzw. der
Diele, welche zwischen dem Wohnzimmer und dem Schlafzimmer lag sah er
seine Schuhe stehen, die er wahrscheinlich ausgezogen hatte als er
nachhause kam. Für einen Augenblick blieb er wie versteinert stehen.
Seine Schuhe waren voller Sand, ebenso wie seine Socken und auch seine
Hose, die noch dort einfach am Boden lag war voller Schmutz. Was war geschehen? Sollte das
alles kein Traum gewesen sein? Hat dieser Tag am Ende nie existiert? Doch
wer war der Alte? Und was hatte es mit dem Spiegelbild seines Lebens auf
sich? So langsam erinnerte er sich
an alle Geschehnisse jenes nicht vorhandenen Tages. „Nein, so etwas kann
es einfach nicht geben“, sagte er zu sich selbst. Doch er sollte noch
ein paar Minuten später eines besseren belehrt werden. Als er in sein Schlafzimmer
kam und zurück in sein Bett wollte, bemerkte er ein kleines schwarzes,
sehr altes Buch auf seinem Bett liegen. Als er jenes Buch in seine Hände
nahm und es öffnete, stockte ihm zuerst der Atem. Was er dort las wollte
er zuerst nicht glauben. „Mein lieber Karl, wir sind
uns heute begegnet und nun, damit Du nicht verzweifelst, will ich Dir
hierdurch mitteilen wer ich bin und warum dieses Treffen zwischen uns
beide an jenem nicht vorhandenen Tag stattfand. So wie Du bisher gelebt
hattest, war Dein Leben nichts mehr wert und Du hattest es eigentlich
verwirkt. Ich, der ich der Tod bin, sollte Dich holen. Aber ich wollte Dir
noch eine Chance geben, da Du gar kein so schlechter Kerl bist und es hat
sich, wie es scheint gelohnt. Ich habe Dir dieses kleine Buch dagelassen,
es enthält einige wichtige Tipps, denn noch ein Fehler oder Leichtsinn
wird Dir wohl kaum vergeben werden. Zudem soll es Dich immer an unser
kleines Treffen erinnern und das es keine Einbildung war. Ich hoffe, dass
wir uns sehr lange nicht wiedersehen. Ein guter Freund und Gefährte. Man kann ihm nur wünschen,
dass er noch sehr lange ein glückliches Leben führt, denn seinen Freund
und Weggefährt trifft er irgendwann ganz bestimmt wieder, so wie wir
alle. Genau betrachtet könnte jeder von uns „Karl“ sein, oder etwa
nicht? Es liegt jedoch bei Ihnen,
lieber Leser, ob Sie es glauben oder nicht. Eines jedoch ist sicher, und
dabei spielt die Wahrheit um jene Geschichte keine Rolle. Jeder sollte
sein Leben so gut wie nur möglich ausrichten und dabei auch die Anderen
mit einbeziehen, denn es ist wirklich ein einmaliges Geschenk, welches man
achten und ehren sollte. Georg Goetiaris |
Eine Begegnung aus der Vergangenheit
Wenn
ich mir eine Großstadt anschaue, dann wird mir erst bewusst, wie viele
Menschen dort leben und bisher gelebt haben. Das Häusermeer zeugt
davon. Dabei sollte man nicht außer Acht lassen, dass sich hinter all
diesen Häusermauern, eine Unzahl an Wohnungen befindet. Dass bedeutet
im Laufe der Zeit eine wahre Flut von Schicksalen, welche sich dort
ereignen oder ereignet haben. Immer muss ich daran
denken, wenn ich durch eine solche Großstadt gehe. Wahrscheinlich liegt
es daran, dass ich selbst in einer solchen Stadt geboren und auch
aufgewachsen bin. Heute, wo ich auf dem Lande lebe sehe ich diese Dinge
aber auch nicht allzu viel anders. Hintern den Mauern der Häuser haben
sich zeitgemäß unzählige Geschichten ereignet und Schicksale ihren
Lauf genommen. Es mag ein wenig
merkwürdig anmuten, aber immer wenn ich mich in einer solchen Großstadt
oder einem Ort befinde muss ich zwangsläufig daran denken. Wenn Mauern
reden könnten, was würden diese alles zu berichten haben? Ich bin der
Meinung, dass es hinter all diesen Mauern gute Schicksale sowie auch
Tragödien ihr Zuhause hatten. Die eigentliche
Frage, die sich bei diesen Gedanken stellt ist jene, können diese
Mauern jene Schicksale aufnehmen oder gar speichern? Gibt es Wohnungen
oder Häuser in denen sich etwas Unnatürliches ereignet hat, und dieses
Etwas noch immer in dem Gemäuer steckt, sich dabei auf seine Nachmieter
oder spätere Besitzer übertragen kann? Ich möchte diese
These gern mit einem Grund und Boden vergleichen, auf dem ich lebe. Ist
dieser Boden mit irgendwelchen Giftstoffen verseucht worden, so werde
ich auch darunter leiden bis ich die Quelle jenes Unheils beseitigt
habe. Kann es also sein,
dass sich Gedanken, Taten oder Ereignisse in einem Gemäuer manifestiert
haben und ihre Seele dort keine Ruhe findet? Ich bin der Meinung, dass
der Gedanke an jene Möglichkeit gar nicht so abwegig ist. Nun, der Umzug war
auch schon getätigt und alle waren ausnahmslos glücklich. Es ist doch
erstaunlich, wie sich ein jeder verändert, wenn er etwas von Freiheit
erleben darf. Im Grunde genommen
kann keiner wirklich sagen was die folgenden Ereignisse wirklich ausgelöst
hat, keiner war daran schuld, aber dennoch begannen sich negative Kräfte
zu entwickeln, die in ihrem Ausmaß zurzeit nicht einmal zu erahnen
waren. Nach kürzester Zeit
waren alle unzufrieden, ohne zu wissen worüber und es kam immer häufiger
zu Streitereien. Streit unter den Elter gegeneinander, Streit unter den
Kindern und Streit allgemein. Nach jedem Streit
wusste keiner der Beteiligten worum es eigentlich wirklich ging. Langsam
aber Sicher wurde die Stimmung immer frostiger. Der einstige Traum wurde
zum Albtraum. In erster Linie
wollte man die Ursachen für all den Unmut und die Unruhen gemeinsam
ergründen und dann beraten, was dagegen zu tun wäre, insofern dies möglich
ist. „Was soll das
eigentlich hier, was versprechen wir uns davon, dass wir uns gegenseitig
mitteilen, dass wir mehr oder weniger nur noch alle miteinander im
Streit liegen. Jeder von uns ist doch ohnehin schon ein Nervenbündel“. Nun ergriff die
Mutter das Wort: „Eben, genauso ist es. Aber so kann es doch nicht
weitergehen. Ich bin auch ständig gereizt und sage Dinge, die ich dann
anschließend wieder bereue. Was aber am schlimmsten ist, ist die
Tatsache, dass ich nicht einmal weiß was mich so fertig macht. Es geht
uns gut, wir sind gesund und haben auch keine besonderen finanziellen
Probleme, also wer oder was machen wir falsch“? Die Mutter schaute in
die Runde und bemerkte, dass jeder etwas verlegen dreinschaute, woraus
sie schloss, dass es im Grunde allen gleich ging. „Haben wir uns
denn, nachdem wir so glücklich waren, plötzlich auseinandergelebt? Ich
will und kann dies einfach nicht glauben. Ich für mein Teil liebe euch
alle über alles. Umso weniger kann ich mir selbst mein Verhalten nicht
erklären“. Keiner konnte sich
sein, oder besser gesagt das Verhalten aller Familienmitglieder nicht
erklären. „Ich glaube, dass ich für alle spreche, wenn ich behaupte, dass es
uns allen so geht. Wir wissen alle, dass es so nicht weitergehen kann,
aber was machen wir falsch? Was sollen wir nur tun“? Der Mann und
Vater hatte das Wort ergriffen. Jeder in dieser Tischrunde wollte sich
rechtfertigen, aber dann bemerkte man, dass keiner dem Anderen etwas
vorwerfen konnte. Die Familie redeten noch bestimmt zwei Stunden über
dieses Übel, kamen aber irgendwie nicht weiter. So verblieb man bei dem
versprochenen Vorsatz, sich allgemein bessern zu wollen und wenn es
wieder zu derartige Ausschreitungen kommen sollte, so wollte man gleich
darüber reden und das Problem mit dem Betreffenden ausdiskutieren. Aber
der Vorsatz war zwar gut, aber die Familie musste sehr bald erfahren,
dass dies erst der Anfang war und alle guten Vorsätze nicht halfen. Die
gesamte Angelegenheit sollte sich weiter in einer Form zuspitzen, dass
man diese nicht mehr als normal bezeichnen konnte. Nach der Aussprache verlief der
Samstag noch sehr harmonisch. Es war schon lange nicht mehr ein solch
entspanntes Verhältnis in dieser Familie, als nach den gesagten Worten. Doch es sollte sich
schon sehr bald ändern. Nicht einmal 24 Stunden sollte der Frieden
vorhalten um dann richtig, das erste Mal im Gegensatz zu früher, zu
eskalieren. Es waren zuerst die Kinder, welche sich aus Nichtigkeiten, in die Haare
bekamen und laut streitend durch das Haus liefen, wobei der Streit,
keiner wusste worum es in Wirklichkeit ging, uferte immer mehr aus. Die Folge davon war abzusehen. Die Eltern lagen bereits nach kürzester
Zeit mit ihren Nerven blank. Wie es im Leben so ist, gab ein Wort
zwischen den Eltern das Andere und auch zwischen dem Mann und der Frau
brach ein Streit aus. Um es kurz zu machen, es dauerte nicht lange und
die gesamte Familie befand sich in einem noch nie da
gewesenen Streit, wobei einer dem Anderen die Schuld gab, aber für was? Dann geschah das
Unvorhersehbare. Der Mann verlor gänzlich die Nerven, da eine
Aussprache wie abgesprochen auch nicht möglich war, und ehe man es hätte
verhindern können, schlug er zuerst seiner Frau und dann den Kindern
ins Gesicht. Jeder der Drei bekam eine Ohrfeige. Wie angewurzelt, so
als konnte er selbst nicht begreifen was eben geschehen war stand der
Mann und Vater leichenblass vor seiner Familie, die alle plötzlich
verstummt waren. Er wollte etwas sagen, brachte aber kein Wort heraus.
Der Schreck über seine Handlung saß tief in seinem Verstand. Er konnte
nicht anders, so drehte er sich um, griff nach seiner Jacke, zog diese
über und verließ das Haus. Der Rest der Familie starte ebenso
erschrocken hinter ihm her. Nicht dass die eher kleine Ohrfeige wirklich
weh getan hätte, zumindest nicht körperlich, aber seelisch war es für
die Beteiligten als hätte man gerade sie zu erschlagen versucht. Noch nie zuvor, in
all den vielen Jahren hatte es so etwas in dieser Familie gegeben.
Keiner konnte in diesem Augenblick so richtig begreifen was eigentlich
geschehen war. Sicherlich gab es so mansche schwere Zeit in den ganzen
Jahren, aber sie hatten es immer irgendwie geschafft es gemeinsam zu
regeln. Wie konnte es nun zu so etwas kommen? Der Rest des Sonntags
verlief sehr ruhig. Der Vater war nicht da und keiner wusste wo er sein
konnte und der Rest der Familie schwieg. Keiner redete auch nur ein Wort
mit den Anderen. So wurde es langsam
Abend. Als der Vater so etwa gegen 19:00 Uhr wieder zurückkam und das
Haus betrat, wirkte er, genau wie auch die Anderen, deutlich bedrückt.
Er wandte sich an seine Familie und bat diese mit ihm am Tisch Platz zu
nehmen. Ohne ein Wort folgten sie seiner Bitte. Als sie alle ihren Platz
eingenommen hatten, ergriff der Mann das Wort. „Solange ich denken kann ist so etwas in dieser Familie nicht
geschehen. Auch in meinem Elternhaus war ein solches Verhalten kein
Thema. Ich bin nicht nur bis auf das Äußerste beschämt sondern auch enttäuscht über mich selbst. Wie weit sind wir eigentlich gekommen? Wir hatten
gestern noch miteinander über jene Situation geredet und ich hatte
gedacht und gehofft, dass damit jegliche Unklarheiten beseitigt wären
und wir, wie gewohnt, es wieder einmal gemeinsam gemeistert hätten.
Aber da habe ich mich wohl geirrt. Ich bin zu weit gegangen und diese
Familie ist nicht mehr das was sie einmal war. Diese Last werde ich nie
vergessen können. Ich will auch keinen die Schuld für all das geben,
man könnte glauben, mit diesem Haus haben wir einen Fluch auf uns
geladen, aber ich bin noch immer ein aufgeklärter Mann um an so etwas
zu glauben. Ich habe beschlossen, dass es wohl das Beste ist, wenn ich für
eine Weile ausziehe. So hat jeder seine Auszeit und kann nachdenken.
Wenn es dann noch immer unmöglich erschein ein normales Familienleben
miteinander zu führen, dann werde ich die Scheidung einreichen und wir
müssen uns trennen. Was soll als nächstes geschehen? Soll ich zum
Alkohol greifen und gewalttätig werden und wer weiß was noch? Nein,
glaubt mir, es ist das Beste wenn wir alle einen gewissen Abstand
voneinander haben, damit jeder mit seinen Gedanken ins reine kommen
kann. Es sollte einen
kleinen Moment dauern, bis sich die ganze Familie überhaupt der damit
verbundenen Konsequenzen bewusst wurde. Es war der Junge und im Grunde
auch das Mädchen, die als erste das Wort ergriffen. „Nein Papa, wir
wollen nicht dass Du gehst. Wir immer zusammen gewesen und wir haben
bisher für jedes Problem eine Lösung gefunden, dass werden wir auch
diesmal, wir haben uns einmal geschworen, dass uns nichts trennen kann,
bitte denke jetzt daran“. „Ich möchte mich
der Meinung unserer Kinder anschließen, gleich was auch immer geschehen
ist, ich bin mir sicher, dass Du in diesem Augenblick nicht der warst,
der Du eigentlich bist, ich liebe Dich“: ergriff nun auch die Mutter
das Wort. Darauf trat für eine
Weile ein merkwürdiges Schweigen ein. Minutenlang wurde nicht ein
einziges Wort gesprochen. Es herrschte eine sehr mysteriöse Stille, bis
die Tochter den Anfang für eine, im Augenblick, Handlung mit der
gesamten Familie begann. Zuerst ergriff sie die Hände ihres Bruders,
der neben ihr am Tisch saß. Zur anderen Seite nahm sie die Hand ihrer
Mutter in die ihre. Nun, ganz am Schluss ergriffen der Junge und die
Mutter gleichzeitig die Hände des Mannes und Vaters. Die Familie saß
im Kreis geschlossen an den Händen am Tisch und sah sich schweigend an.
Es bedarf keiner Worte, die Liebe die von dieser Verbindung ausging
sprach für sich. Da man sich im
Esszimmer am Tisch befand, bemerkte man die Vorgänge hier zuerst. Es
begann ein fürchterlicher Krach, wobei als erstes die Türen der
Glasvitrine aufsprangen. Dabei fielen die Gläser, zumindest die
Meisten, zu Boden und gingen mit lautem Geklirre zu Bruch. Dann begann
sich der Tisch, an dem die Familie saß zu bewegen, so als würde er von
einer unsichtbaren Kraft hin- und hergeschoben. Das Mädchen, bzw.
die Tochter begann sofort vor Schreck laut zu schreien, was bewirkte,
dass die Panik allgemein ausbrach. Man verließ eiligen Schrittes das
Zimmer um durch die Küche in das Wohnzimmer oder besser noch nach draußen
zu gelangen. Ganz gleich welches Zimmer man auch betrat, überall
herrschte das gleiche Chaos. Alle Gegenstände, die nicht gerade sehr
gut befestigt waren bewegten sich in geheimnisvoller Weise und gingen
zum größten Teil dabei zu Bruch. Dabei musste man noch bei jener
buchstäblichen Flucht vorsichtig sein, um nicht von einem Gegenstand
getroffen oder gar erschlagen zu werden. Mit mehr Glück als Verstand
erreichte die Familie endlich unbeschadet das Freie. Da standen sie nun
und betrachteten ihr Haus. Seitdem sie das Haus verlassen hatten war es
auf der Stelle Ruhig geworden. Von außen war dem Haus auch nichts
anzusehen. „Was war das denn
eben“: Fragte der Vater und in seiner Stimme war deutlich die Angst
und das Zittern dieser zu hören. „So etwas habe ich noch nie erlebt.
Wenn man mich fragen würde, dann hätte ich nur eine Erklärung für
diese Vorgänge: in Dem Haus hat es soeben gespukt“. Damit wandte er sich
den Anderen der Familie zu. Das Mädchen und die Frau weinten vor Angst
und Schreck und dem Jungen konnte man deutlich seine Unsicherheit für
jenes Unbegreifliche ansehen. Er war überhaupt nicht fähig die Dinge
zuzuordnen, so konnte er weder Lachen noch Weinen. Zumindest war der
gesamte Familienstreit plötzlich vollkommen vergessen. Eine geraume
Weile standen sie dort. Keiner wagte es zuerst einen Schritt in das Haus
zu setzen, doch irgendetwas musste ja nun geschehen. Man konnte nicht
den Rest des Tages und die Nacht auf der Straße verbringen, da damit
jenes Problem auch nicht gelöst wäre. Es machte fast den
Anschein, als würde das Haus auf ihn warten. Dieses Gebäude war für
den Mann plötzlich kein Gegenstand mehr, es war etwas Existierende, als
würde es eine Seele besitzen, einen eigenen Willen haben. Tausende von
Gedanken schossen ihm durch den Kopf als er sich dem Haus immer weiter näherte.
Dann befand er sich vor seiner eigenen Haustür. Sein Herz schlug ihm
bis zum Hals hoch und sein Atem ging sehr schnell. Die Tür war, beim
Verlassen des Hauses, ins Schloss gefallen. So musste er erst seinen
Schlüssel aus der Hosentasche holen. Langsam, auf alles gefasst steckte
er ihn vorsichtig ins Schloss. Dies alles geschah in einem Ablauf, als würde
er eine Bombe entschärfen. Er hörte das leise Klicken des Schlosses,
dann ging die Tür langsam auf. Er selbst achtete auf alles. Es hätte
nichts gegeben was ihm entgangen wäre. Ganz vorsichtig setzte er zuerst
das rechte Bein über die Türschwelle, aber nichts geschah. So
verweilte er einen Augenblick in dieser Haltung, nicht bereit ein Risiko
aus Ungeduld einzugehen. Nachdem er eine geraume Zeit abgewartet hatte
und nichts geschehen war, zog er auch das andere Bein nach. Nun stand er
im Haus. Wie angewurzelt blieb er dort stehen. Er hatte jedes Zeitgefühl
verloren und konnte nicht sagen wie lange er dort Ausgehart hatte, bevor
er weiter in den Vorraum, jene Diele des Hauses, hineinging. Doch kaum das er
etwas tiefer in das Haus eingedrungen war, flog mit einem lauten Krach
die Tür hinter ihm zu und ins Schloss. Sofort drehte er sich um und
wollte das Haus wieder verlassen, aber die Tür war zu. Sie ließ sich
mit keiner Kraftaufwendung, welche Mühe er sich auch gab, öffnen. Nach
dem ersten Schreck versuchte er selbst wieder Ruhe zu finden und auch zu
bewahren. Es war schließlich nur ein Haus, ein ganz einfaches Haus. Was
in aller Welt sollte ihm ein ganz normales Haus antun können? Als er jedoch die Räume
begutachtete und dabei das Chaos ansehen musste, kamen ihm doch
erhebliche Zweifel. Zwar war er ein eher zu realistischer Mensch um an
so etwas überhaupt nur zu denken, in diesem Augenblick jedoch war er
uneingeschränkt bereit an jeden Spuck zu glauben von dem er jemals gehört
hatte. Als wäre eine Bombe
explodiert, es sah fürchterlich aus. Er hatte zwar schon mit dem
Schlimmsten gerechnet, aber so hatte er sich es doch nicht vorgestellt. „Ist hier wer“?
rief er. Ganz leise aber dennoch gut verständlich vernahm er eine zarte
Frauenstimme. „Komm herein, es
war nur die Wut die mich dazu getrieben hat, ich werde Dir nichts
tun“, flüsterte jene Stimme. Der Mann war aber misstrauisch. Wenn es wirklich Dinge gab die wir nicht
verstehen und wenn jene übernatürlichen Dinge über Fähigkeiten verfügen,
die weit über unsere Vorstellungskraft hinausgehen, warum sollte er
dann etwas Glauben schenken, was er nicht einordnen konnte? Dennoch
wollte er aus gutem Grund wissen woran er war. Schließlich wollte er
auch in der Zukunft mit seiner Familie hier, in diesem Haus leben. Er entschloss sich jenes Risiko einzugehen und der Wahrheit gegenüberzutreten. „Sie werden
entschuldigen, aber ich verstehe nicht ganz. Die ganze Angelegenheit ist
für mich sehr unwahrscheinlich. Bislang habe ich ein ganz normales und
einfaches Leben geführt und mit solchen Dingen wie jetzt bin ich bis
heute noch nie konfrontiert worden. Was ich damit sagen will ist die
Tatsache, dass ich im Augenblick nicht das Geringste verstehen kann“.
Für einen Moment schwieg er. „Ich kann nur den Vorschlag machen, dass
ich mich zu Ihnen setze und einfach zuhöre, und Sie erzählen mir
einfach, für mich verständlich, was überhaupt geschehen ist“. In diesem Augenblick drehte sich die Frau ganz zu ihm um. Im gleichen
Augenblick durchdrang ihn ein unglaublicher Schreck. Er konnte zuerst
nicht glauben was er sah. Das Kleid war weiß und nicht zweifarbig. Das was er als rot angesehen hatte, war in
Wirklichkeit Blut. Nun wusste er überhaupt nicht mehr was er von der
ganzen Angelegenheit halten sollte. Mit diesen Gedanken war auch die
Vorsicht wieder da. „Lassen Sie mich
die ganze Geschichte erzählen. Ich habe seit sehr lange Zeit schon
jenes Vertrauen nicht mehr genossen, dass sich ein irdisches Wesen zu
mir setzte und meiner Geschichte zuhörte. Verstehen Sie mich bitte,
dies ist eine der letzten Chancen für mich“. Er hörte zu und
nickte. Wie mit einem Windstoß war die Vorsicht und Angst wieder fort. Als das Haus fertig
war und sie einzogen befand sich die Frau im dritten Monat ihrer
Schwangerschaft. Was waren sie glücklich. Die ganze Welt schien nur
ihnen zu gehören. Es war ein wunderschönes Haus geworden in dem sehr
viel Liebe steckte. Als der Frühling ins
Land zog gebar sie ihr erstes Kind. Es war ein gesundes Mädchen. Sie
war sehr lieb und entwickelte sich prächtig. Es war so mit der schönste
Sommer ihres Lebens. Zu diesem Zeitpunkt sollte aber noch keiner der
Beiden wissen wie grausam das Schicksal manchmal seine Karten ausspielt. Es folgte ein langer
harter Winter, aber auch diesen meisterten die beiden Eheleute mit ihrer
kleinen Tochter, als hätten sie nie zuvor etwas anderes gemacht. Die Folge davon war
neun Monate später ein prächtiger Junge, den sie ihm, ihrem Mann,
gebar. Das Leben schien für die Familie immer schöner zu werden. Jeder
Wunsch, sie waren beide jedoch sehr bescheiden, wurde ihnen erfüllt.
Das Glück sollte es gut mit ihnen meinen und sie 13 Jahre lang
reichlich überschütten. Dann aber sollte der Wandel einsetzen. Obwohl
es keinen Anlass oder Grund gab, besuchte der Mann immer häufiger das
Wirtshaus und ließ die Frau und seine beiden Kinder allein zurück.
Eine Zeit lang hielt die Frau dieses Leben aus, immer in der Hoffnung,
er würde sich schon wieder fangen, da es bestimmt nur vorübergehend
war. Aber es sollte sich nicht ändern, im Gegenteil, die Situation
verschlimmerte sich Zunehmens. Immer häufiger gerieten Sie in Streit
miteinander. Es waren stets nur die Kleinigkeiten, aber der Streit war
groß. Das Schlimmste daran war, dass auch die Kinder gewaltig darunter
litten. Die Frau machte eine
kurze Pause. Dann berichtete sie, wie sie, die hier allein im Hause
existiert, die Familie von heute um ihr Glück beneidete. Wie sie mit
ansehen musste, dass man sich gemeinsam um eine Lösung, mit der
Aussprache zum Beispiel, bemühte. Warum war bei ihr alles so anders
gekommen? Der ausschlaggebende Punkt für das Spektakel im Haus kam aber
erst jetzt zur Erklärung. Als sie mit ansehen
musste wie die erste Aussprache scheiterte und der Mann dann noch
vorschlug sich zu trennen, war sie mit ihrer eigenen einstigen Situation
konfrontiert. In diesem Augenblick glaubte sie, seine Frau würde ebenso
handeln wie sie es einst tat. Dann aber sah sie, wie diese Familie doch
zusammenhielt und gemeinsam bereit war, ihre Zukunft zu meistern. Das war der
ausschlaggebende Punkt. Zuerst war sie nur traurig, dass sie nicht eine
solche Familie hinter sich gehabt hatte. Darauf folgte ein Gefühl des
Zweifels, vielleicht hatte sie auch versagt, hätte noch warten sollen,
vielleicht wäre alles gut geworden wenn sie nicht so reagiert und
danach gehandelt hätte, wie sie es damals tat? Aus dem Zweifel heraus
wurde eine ohnmächtige Wut, zuerst über sich selbst, bis sich Wut und
Neid miteinander paarten und sie einfach den Dingen, ihren Gefühlen,
ohne nachzudenken freien Lauf ließ. Was dadurch geschah
wissen wir ja. „Aber was ist denn
damals bei Ihnen so fürchterliches passiert“? Fragte sie der Mann. Er ahnte etwas
Schreckliches. Wie sonst konnte die Seele der Frau noch immer dazu
verdammt sein in diesem Haus seit ca. 300 Jahren herum zu spuken und
keinen Frieden zu finden? So interpretierte er diese Angelegenheit
zumindest, bei allem Realismus, für sich. Nie hätte er jemals
geglaubt, dass er, der Realist mit beiden Beinen auf der Erde, einmal
Geistwesen für möglich halten würde. Dann ganz langsam und
noch immer lückenhaft setzte ihre Erinnerung wieder ein. Sie wollte
ihrem Mann drohen damit er von den Kindern abließ. Er sollte sie nicht
mehr schlagen, der Streit und die Gewalt sollten in diesem Haus ein für
alle Male ein Ende haben. Ihr Mann hingegen ließ sich in seiner Wut
jedoch nicht einschüchtern und ging nun wieder auf seine Frau los. Da
stach sie zu. Es war als würde sie keine Kontrolle über ihre Hand mit
dem Messer, ja über den ganzen Arm keine Kontrolle haben. Die Kinder
sahen dies, wie sie immer und immer wieder ihrem Mann das Messer in den
Leib rammte. Überall aus seinem Körper spritzte das Blut und die
Kinder schrieben wie verrückt. Sie wollte, dass das
Schreien ein Ende hat und stach ohne nachzudenken nun auch auf die
Kinder ein. Es war ein wahrer Amoklauf der erst endete als sie kraft-
und bewusstlos zu Boden fiel. Als sie erwachte und
nun all das sah was sie angerichtet hatte brach sie endgültig zusammen.
Dies zeigte sich auf eine ganz eigene und merkwürdige Weise. Sie war
ganz ruhig. Ihre Gedanken waren im Stande die Situation genau einzuschätzen
und so kam sie zu folgendem Schluss. Sie liebte ihren Mann. Sie liebte ihre Kinder. Diese Familie war ihr heilig und das einzige was ihr
etwas bedeutete. Sie hatte also alles verloren. Nein sie selbst hatte
alle auf eine ganz grausame Art umgebracht. Man kann nur ahnen, was sich
in den letzten Minuten in diesem Haus abgespielt haben muss. Hinzu kam,
dass keiner der Menschen sie verstehen würde, was sie nun wiederum
verstehen konnte. Sie war ganz allein auf dieser Welt und dies bestimmt
nicht mehr lange. Wenn man sie so finden würde, oder sie würde sich
selbst stellen, was wäre dann? Wenn das Volk sie nicht selbst Steinigen
und richten würde, dann würde jedes Gericht dieser Welt sie zum Tode
verurteilen. Sie erwartete im günstigsten Fall der Strick. Man würde
sie auf ihren letzten Gang zum Schafott noch demütigen und bespucken.
Aber dies war nicht ihre größte Angst, da sie ohnehin keinen Sinn mehr
in ihrem Leben sah. Das Schlimmste war die Frage, wie sie ihrem Schöpfer
und vielleicht sogar ihrer Familie gegenübertreten sollte. Es gab für
sie keinen Ausweg mehr. Keiner, selbst sie
wusste und weiß heute noch nicht wie viel Zeit vergangen war. Sie wagte
es weder ihre Kinder noch einmal zu berühren noch ihren Mann. Sie
entschuldigte sich nur kurz bei ihnen und sagt lebt wohl. Dann
ergriff sie das blutverschmierte Messer mit beiden Händen,
richtete die Klinge gegen sich und stach sich jenes Messer mit aller
Kraft in ihre Brust. All das tat sie wie ferngesteuert. Sie bemerkte
noch nicht einmal den Schmerz den sie erwartet hatte. Ihre Augen waren
geöffnet und sie war so zu Boden gesunken, dass sie ihre ganze Familie
sehen konnte. Auch das Blut welches aus Ihrem Körper rann. Dann schien
es ihr als würde sie langsam müde und schlief einfach ein. Als sie wieder
erwachte, glaubte sie wirklich alles nur geträumt zu haben. Sie
wunderte sich nur warum sie auf dem Boden lag. Aber vielleicht war sie
gestürzt und ohnmächtig, ohne das jemand dies bemerkt hätte, da weder
ihr Mann noch ihre Kinder zu sehen waren. Die Wohnräume des Hauses
waren im einwandfreien Zustand. Nur konnte sie nicht sagen wie lange sie
dort gelegen hatte. Lang konnte es ja nicht gewesen sein, da die Kinder
oder selbst ihr Mann sie gefunden hätten und sofort Hilfe eingeleitet hätten. Umso erschrockenen
war sie, als sie irgendwann plötzlich bemerkte, dass fünf Jahrzehnte
in Land gegangen war. Sie begann zu recherchieren und musste erkennen,
dass dies ihre Strafe war. Eine Strafe Gottes. Sie erkannte, dass sie
kein Lebewesen mehr war, sonder nur ein Geist, der dazu verflucht war,
in diesem Haus solange allein „herum zu spuken“ bis ein Mensch für
sie Verständnis hatte und ihr vergeben könnte, vergeben aus reinem
Herzen und nicht wie stets aus Angst vor ihr davonlaufen. Mit diesen
immer leiser und ängstlicher werdenden Worten endete ihre Geschichte
und die Tränen begannen wieder ihre Wangen still hinunterzulaufen. Nach einer ganzen
Weile, als er sich ein wenig erholt hatte, viel ihm seine Familie ein,
die bestimmt noch immer vor dem Haus wartete und mächtige Angst um ihn
hatte. „Ich muss nur
schnell etwas erledigen, aber ich komme wieder. Ich will nur schnell
meiner Familie sagen, dass nicht geschehen ist, nein ich werde sie
mitbringen, da sie sonst glauben ich hätte jetzt total den Verstand
verlören. Bitte, bitte gehen Sie nicht weg, auch so, dass können Sie
ja ohnehin nicht“. Er stand von der
Bettkante auf und eilte aus dem Haus wo noch immer seine Familie auf ihn
wartete. Mit seiner Annahme lag er ganz richtig, sie hatten sich sehr
große Sorgen gemacht. Umso glücklicher waren sie als sie ihn sahen. Mit großen Augen
sahen ihn alle drei an. So hatten sie ihn wirklich noch nicht erlebt.
Etwas zögerlich folgten sie im trotzdem. Im oberen Schlafzimmer sahen
sie auch die Frau auf dem Bett. „Darf ich
vorstellen, meine neue Freundin. Sie ist etwas älter als sie aussieht,
aber das macht nicht das Geringste. Sie ist nämlich über 300 Jahre
alt“. Was muss diese Arme
Frau durchgemacht haben, dachte die heutige Hausherrin. Da sieht man
aber einmal, welche Vorurteile und falsche Vorstellungen man von jenen
Geistern, ich würde sie eher Astralwesen nennen, hat. Vielleicht lesen
wir auch nur die falschen Bücher oder sehen die falschen Filme. Ja diese kleine
zierliche Frau tat der anderen Frau und Mutter wirklich und aufrichtig
in der Seele leid. Trotzdem konnte sie sich jedoch nicht dazu überwinden,
jenes unnatürliche Wesen in die Arme zu nehmen um sie zu trösten,
obwohl sie dies bestimmt gern getan hätte. Das Ehepaar stellte
sich teil unterbewusst, teils bewusst die Frage ob man diese Frau überhaupt
ergreifen konnte und nicht am Ende durch sie hindurchfassen würde,
dieses Gefühl wollte sich keiner der Beiden vorstellen. Nein, aber es
sollte doch anders kommen als jeder jetzt gedacht hätte. Es waren die Kinder,
jene noch reinen Wesen im Sinne der Natur und deren Gesetze. Dem Mädchen
liefen die Tränen unaufhaltsam im Gesicht herunter. Sie war tief berührt.
Sie ging, ohne nachzudenken auf die zierliche Frau zu und umarmte sie
einfach, legte dabei ihren Kopf in deren Schulter und sprach ihr leise
ins Ohr: „Was die Anderen
auch alle denken mögen, für mich hast Du keine Schuld und wenn ich
damit falsch liegen sollte, so verzeihe ich Dir aus meinem ganzen Herzen
und bitte Gott das Gleiche zu tun, in all seiner Barmherzigkeit und Dich
von Deiner Strafe zu erlösen. Ich möchte, dass Du wieder mit Deinen
Kindern und wenn Du es so willst, auch mit Deinem Mann vereint sein
kannst. Ja, ich wünsche es mir nicht nur, wenn es einen gerechten Gott
gibt, dann will ich es“. Die Familie stand
regungslos in dem Schlafzimmer und schaute unverständlich in jene
Richtung in der das Licht und die Frau verschwunden waren. „Ob sie jetzt schon
bei ihrer Familie oder ihren Kindern ist“? fragte das Mädchen und
schaute dabei ganz selbstverständlich ihrem Bruder und die Eltern an.
Diese sahen ein wenig verdutzt und unverständlich zu dem Mädchen. Die
kleine lächelte über ihr ganzes Gesicht. „So“ sagte sie, „so
einfach ist der Spuck vorbei, und das Schönste daran ist, dass
wahrscheinlich alle glücklich sind“. Keiner, weder die
Eltern noch der Bruder konnte im Augenblick etwas dazu sagen, ihnen
fehlten einfach die Worte. „Dann lasst uns nun
hinuntergehen und nachsehen ob wir vielleicht noch eine Überraschung
erleben, im Augenblick würde ich mich über nichts mehr wundern“,
sagte der Vater und Mann der Familie des Hauses und ging voran die
Treppe zu den unteren Räumen hinunter. Seine Familie folgte ihm auf dem
Fuße. „So Ihr Geisterjäger“,
sagte der Familienvater, „dann wollen wir einmal gemeinsam den Schaden
dieser guten Tat beseitigen“, dann lachte er laut, da ihm einfach
nichts Passenderes dazu einfiel. Mehr recht als
schlecht, mit einem gewissen Missmut, der sich auch nicht ganz verbergen
ließ, machte sich die Familie dabei, Ihre Wohnung oder besser gesagt,
was noch davon übrig war, aufzuräumen. Der Tag hatte sich so
langsam dem Abend zugeneigt, als der den Besen, welchen er gerade noch
im Gebrauch hatte, einfach fallen ließ. Er wandte sich seinen Lieben zu
und zur Überraschung aller sagte er plötzlich: „Was machen wir
hier eigentlich? Es ist heut ein Tag zum Feiern und zudem haben wir eine
Tat vollbracht, die uns kein Mensch glauben würde. Unsere Schlafzimmer
sind, genauso wie die Zimmer der Kinder und das Bad vollkommen verschont
geblieben und in Ordnung. Der Schaden ist also gar nicht so gewaltig wie
wir anfangs dachten. Dieser denkwürdige Tag ist schon fast vorbei und
wir alle, besonders ich, haben viel fürs weitere Leben gelernt, und
dass in einer ganz besonderen Art und Weise, dass wir es nie vergessen können
und werden. Ich glaube wir haben uns noch heute etwas Besonderes
verdient. Ich mache Euch einen Vorschlag. Ich lade Euch zuerst zum Essen
ein und danach, wenn wir noch Lust haben, können wir gern etwas Ungewöhnliches
oder sogar Verrücktes machen, ich bin zu jeder Schandtat bereit. Das
werde ich sowieso ab jetzt immer sein. Wer weiß schon was morgen ist.
Das Leben ist einfach zu kurz um es mit Dummheiten zu vergeuden, man
sollte das Leben achten und es so nehmen wie es sich gerade anbietet.
Die Zeiten scheinen immer gut zu sein, wenn wir Menschen diese nicht
durch unsere eigene Unwissenheit oder unserem Leichtsinn zu etwas
Schlechtem machen“. „Ja, nichts lieben
als das“ sagten alle drei wie im Chor. „Aber was ist mit all der
Unordnung“ bemerkte die Frau. „Ich werde mir
morgen einen Tag von der Arbeit frei nehmen und dann können wir zwei,
so wie früher gemeinsam hier Ordnung schaffen“ antwortete er. Das schlug dem Fass
den Boden aus. Sie hatte einen vollkommen anderen Mann. Wenn sie ihn
nicht schon kennen würde, so hätte sie sich spätestens jetzt in ihn
unsterblich verliebt. Noch später redete
man untereinander sehr oft von diesem ereignisreichen Tag. Auch der
Hausherr hatte sich niemals mehr in seinem Leben verändert. Aber auch
die Anderen führten seitdem ein ganz anderes Leben, intensiver und
bedachter. Wenn es eine wirklich glückliche Familie gab, dann war es
diese. Es gingen viele Jahre
seitdem ins Land. Aus den Kindern wurden selbst Familien und die Eltern
wurden bald schon Großeltern, worauf sie sehr stolz waren. In allen
Familien aber, wurde diese Geschichte zu einem Mythos, der von
Generation zu Generation weitergegeben wurde. Dabei stand stets der
Vater jener Urgeschichte als Vorbild und Mahnmal zugleich. Dies mag auch
das Geheimnis der Familien sein, die immer eine vorzügliche Ehe führten
und dabei auch untereinander fest zusammenhielten. Ein Jeder achtete und
respektierte den Anderen. Auf diese Weise
pflanzte sich der Stammbaum jener Familie bis zum heutigen Tag fort.
Immer und zu jedem Anlass wurde jenes Ereignis weitergegeben, damit es
nie in Vergessenheit gerät. Aber wie es auf einem
Dorf oder in einer Kleinstadt so ist, jeder erfindet im Laufe der Zeit
einen kleinen eigenen Teil hinzu, so wie er diese Ereignisse verstanden
oder gestehen hat. Wir haben alle Möglichkeiten
recherchiert und haben feststellen müssen, dass das Haus erst
wesentlich später, als in der Geschichte angegeben, gebaut wurde. Des
Weiteren habe ich erfahren, dass es niemals eine Familie mit den Namen
der angeblich Verstorbenen in diesem Ort gegeben hat. Ich muss hierzu
allerdings gestehen, dass dies kein Beweis dafür ist, dass sich diese
Erkenntnisse kein Beweis dafür darstellt, dass die Geschichte sich im
eigentlichen Sinne wirklich ereignet hatte. Selbst die Berichte
einzelner Ortsbewohner können den Tatsachen entsprechen. Was wir daraus
lernen, ist die Tatsache, dass wir nur unserem eigenen Instinkt
vertrauen sollten, mit der Einschränkung, dass selbst dieser falsch
seien kann. Fakt ist zumindest,
das Haus wurde viel später erbaut. Eine Familie mit dem Namen jener
geisterhaft erscheinenden hat es nie in diesem Ort gegeben. Die Familie, welche
das Haus bezog, allerdings schon. Es ist nun aber eine Tatsache, dass in
einem solch kleinen Ort der Eine auf den Anderen achtet. So besteht die
Möglichkeit, dass die Familie ihren Streit damit verbergen wollten,
dass sie einfach, nach der Versöhnung, diese Geschichte erfunden haben.
Wie dem auch sei, eine wahrheitsgetreue Antwort werden wir wohl nie
erhalten. Der Rest mag erklärbar
sein, aber dennoch gibt es weder einen Beweis dagegen noch dafür. Was
ein Jeder von Ihnen für sich daraus macht, bleibt Ihnen allein überlassen.
Es mag nicht unbedingt leicht sein, jedenfalls nicht für jeden, dennoch
sind alle von Ihnen mündige Menschen die ein Anrecht auf ihre eigene
Meinung haben. Da jenes Recht sehr wertvoll ist, sollte man dieses auch
auf keinen anderen Menschen übertragen. Zudem fördert es das
Selbstvertrauen ungemein. Sie sind es, die jene
Entscheidung treffen müssen was Sie glauben wollen oder nicht. Aberglaube, Mythos
oder Realität, dass ist hier die große Frage. Es gibt jedoch auch die
Möglichkeit, dass diese Geschichte von allem etwas hat. Also, es ist
Ihre Entscheidung und Sie sind es die jene Geschichte glaubwürdig macht
oder nicht. So verbleibe ich im
Namen der Heiligen Wissenschaft Ihr Georg
Goetiaris |
Schritte im Haus
Was ist eigentlich Spuk? Wie
oft gebrauchen wir doch die Redewendung „Es spukt dort“? Dabei weiß
keiner was eigentlich wirklich gemeint ist. So wenden wir diesen Begriff
oftmals dann an, wenn wir uns eine Vorgehensweise nicht mit einer
normalen oder rationellen Umschreibung erklären können. Dabei ist es
nicht unbedingt notwendig, dass wir an solche Vorgänge ernsthaft
glauben. Es ist einfach in unserem Sprachgebrauch so gut wie alltäglich
geworden. So sollte es auch in diesem
folgenden Fall sein. Eine erwachsene Frau
mittleren Alters behauptete, dass es in ihrem Haus, indem sie zusammen
mit ihrer Mutter (der Vater war verstorben) spukte. Es handelte sich
hier um ein relativ modernes Einfamilienhaus, welches nicht älter als
ca. 30 Jahre sein konnte. Somit kam keine unbekannte Vorgeschichte in
Frage. Sie erklärte den Spuk damit,
dass immer zum Abend, Schritte auf dem Dachboden zu hören waren. Es
waren schwere und feste Schritte, welche unruhig, mitunter die gesamte
Nacht herumliefen. Hierzu sollte noch erwähnt
werden, dass der Dachboden nicht etwa ein normaler Dachboden, so wie wir
ihn uns unter normalen Umständen vorstellen würden. Ganz im Gegenteil,
dieser Teil des Hauses war zu einer sehr hübschen wie auch modernen
Wohnetage ausgebaut und eingerichtet worden. Jener Faktor der Einbildung
aufgrund eines unheimlich aussehenden Ortes konnte also auch
ausgeschlossen werden. Hinzu kam noch die Tatsache,
dass diese Frau seit einiger Zeit mit einem Mann zusammen war, welcher
bisweilen auch bei ihr übernachtete. Als sie sich gemeinsam eines Tages
über diese Geschehnisse unterhielten, gab ihr der Mann zu verstehen,
dass auch er diese Geräusche hören konnte. Es sollten aber noch mehr
Leute aus dem Bekanntenkreis diese hörbaren Schritte bestätigen. So
kam es, dass die Freunde jener Frau im Laufe der Zeit ausblieben. Die Frau machte sich
ernsthaft Gedanken über diese Angelegenheit. Es war nicht nur die
Angst, die sie in die Verzweiflung trieb, es war auch die zunehmende
Vereinsamung und das Wissen, dass es wahrscheinlich doch Geister gibt,
welche tatsächlich spuken können. Doch wer war jene unbekannte Persönlichkeit,
die da ihr Unwesen trieb? Wie kann es überhaupt so etwas geben. Doch
bestand noch immer die Tatsache, dass sie es nicht allein vernommen
hatte, es konnte sich also nicht um eine Einbildung handeln und um ihren
Verstand brauchte sie sich auch nicht zu sorgen. Eines aber stand fest,
so konnte es auf keinen Fall weitergehen. So kam es dazu, dass sie nach
vielen Recherchen und Versuchen, die in Betrügereien geendet haben,
durch einen mehr oder weniger betrachtet „Zufall“ an eine Adresse
gelangte. Dort sollte es einen Mann geben, der sie von ihrem Übel
befreien konnte. Es sollte der allerletzte
Versuch werden, den sie in diesem Fall unternehmen wollte. Dabei konnte
sie nicht im Geringsten ahnen, dass bei diesem Mann ohnehin
„Endstation“ war. Der Mann hörte sich ihre
Geschichte an. Dabei blieb er sehr ruhig. Er strahlte ohnehin eine
seltsame Ruhe und Zuversicht aus. Er stellte nur kurze und präzise
Fragen, den Rest der Zeit hörte er geduldig zu. Als alles gesagt war was
gesagt werden musste, überlegte er einen Augenblick. Dann sagte er zu.
Er betonte dabei, dass er zu diesem Zweck allerdings in das Haus der
Frau müsste. Auch müsste er während seiner Arbeit auf dem Dachboden
vollkommen allein und absolut ungestört sein. So machte man einen Termin
aus an dem die Reinigungsaktion stattfinden sollte. An jenem Tag traf
man sich und fuhr gemeinsam zum Anwesen der Frau. Der Mann hatte nur
eine kleine Tasche bei sich, die er jedoch hütete wie seinen eigenen
Augapfel. Das Auto wurde eine Querstraße weiter abgestellt, damit die
Nachbarn nichts mitbekommen sollten. Nach einem kurzen Fußweg standen
sie gemeinsam vor dem Haus. Die Frau öffnete das Haus,
in dem sich zurzeit kein Mensch befand. Sie traten ein und jener Mann
ließ sich den Weg zu jenem ausgebauten Dachboden zeigen. Die Frau
wartete unten im Eingangsbereich des Hauses. Sie sah nur, wie er die
Treppen hinaufstieg und oben in den Räumen verschwand. Obwohl sie sich alles viel
unheimlicher und aufwändiger vorgestellt hatte, kam der Mann bereits
nach ungefähr 15 bis 20 Minuten bereits zurück. So wie er die Treppe
hinaufgestiegen war, so kam er dieselbe auch wieder herunter. „So, das wäre erledigt“,
sagte er in seiner ruhigen Art leise aber bestimmend zu der Frau. „Sie
werden in Zukunft keinen Ärger mit der bisherigen Belästigung haben.
Jedoch muss ich Ihnen sagen, dass Sie Ihr Vorhaben noch einmal bedenken
sollten, da Sie es ansonsten bereuen werden, da es eine große Dummheit
ist“. Dabei blickte er ihr sehr ernst und tief in die Augen. Die Frau war wie vor den Kopf
geschlagen. Von einem Vorhaben hatte sie nie mit ihm gesprochen. Wie
sollte er wissen was immer sie auch vorhaben könnte? Sicher gab es
etwas, was sie selbst beschäftigt hatte, da sie glaubte, dass es sich
hierbei um einen großen Fehler handeln würde. Doch wie zum Teufel
konnte er davon wissen? Fragte sie sich. Sie blieb und er fuhr wieder
zurück. Es sollte eine ganze Weile
dauern bis diese Frau etwas von sich hören ließ. Eines Tages, Wochen
später, klingelte das Telefon in dem Arbeitszimmer des Mannes. Als er
sich meldete befand sich am anderen Ende der Telefonleitung jene Frau
mit dem Hausgeist. Es stellte sich heraus, dass seitdem er dort seine
Arbeit verrichtet hatte, niemals mehr ein solch ärgerlicher Vorfall
oder etwas Ähnliches vorgekommen war. Sie bedankte sich und erzählte
noch so einiges. Es stellte sich dabei jedoch heraus, dass sie seine
Warnung in den Wind geschlagen und sich doch der Dummheit hingegeben
hatte. Nun wollte sie, da sie Vertrauen gefasst hatte, dass er ihr dabei
behilflich war, aus dieser neuen Situation herauszukommen. Der Mann, so wie es seine Art
war, lehnte ruhig aber beständig ab. „Ich habe Sie damals gewarnt und
Sie haben meinen Rat nicht beachtet. Selbst wenn ich wollte, ich kann
Ihnen nicht helfen, Sie sind für Ihr Schicksal selbst verantwortlich,
genauso wie damals. Auch das herum spuken im Haus hatte etwas mit dieser
Angelegenheit zu tun. Die Geister die man ruft wird man nur, wenn überhaupt,
schwer wieder los. Wenn ein solches Unterfangen überhaupt gelingt. Eine
weitere Chance jedoch wird man wohl kaum bekommen, es sei denn, man ist
einsichtig und versucht sein eigenes Leben nochmals zu überdenken. Es
gibt nun einmal keine Zufälle und wenn man die Hinweise missachtet, so
wird einem auch keine Hilfe gewährt. Ich würde Sie betrügen, wenn ich
mich auf dieses Geschäft einlassen würde. Ich kann Ihnen nur sagen,
denken Sie über sich und allem was mit Ihnen zu tun hat nach, wenn Sie
begreifen um was es ging und geht, finden Sie auch die Lösung“. Der Mann wurde wieder ruhig
und verfiel zuletzt in Schweigen. Es blieb unwiderruflich bei seiner
Entscheidung. Eine gewisse Zeitlang hatte
er noch einige Male von jener Frau telefonisch gehört, was aber seine
Meinung nicht im Geringsten änderte. Die Schritte jedoch hat man seit
jenem Tag nie wieder hören können, weder die Frau noch irgendein
anderer Mensch. Was jedoch die Frau betrifft,
so hat sie bis zum heutigen Tag nichts daraus gelernt. Noch immer glaubt
sie, dass ein Anderer für sie ihre Fehler bereinigen kann, doch leider
ist jene mystische Kraft nicht dazu gedacht. Seit langem hat der Mann
schon nichts mehr von jener Frau gehört. Er kann nicht glauben, dass
sie einsichtig geworden ist und somit ihr Leben in vernünftigen Bahnen
verläuft. Dabei reichen doch wenige reale Gedanken um hinter jenes
Mysterium zu kommen und somit zu seinem Glück zu gelangen, aber wer ist
schon dazu bereit, die Dinge so zu akzeptieren und mit Respekt zu
achten? Sind Sie vielleicht einer der Wenigen? Dann haben Sie also diese
Geschichte, die auf Wahrheit beruht, verstanden. Georg Goetiaris |
Der da glaubte ungläubig zu sein
Hierbei stellt sich gleich zum Anfang die Frage, ob es überhaupt
möglich ist an nichts zu glauben. Ist es nicht die Angst, die ein jeden
von uns, in gewissen Situationen dazu veranlasst an etwas Unbekanntes zu
glauben oder zumindest darauf zu hoffen? Bedenken wir nur einmal, wie
oft wir den Begriff „Aberglaube“ im täglichen Wortgebrauch nutzen.
Dabei bedeutet dieses Wort, sinnesgemäß übersetzt, so viel wie
„Angst vor den Göttern oder Geistern“. Wir glauben ohne es wirklich
bewusst zu wissen. Das erscheint auch vollkommen normal, da ein Mensch
ohne eine bestimmte Art von Glauben nicht existieren könnte. Diese Geschichte halte ich persönlich für einen Mythos, aber sie steht
für viele Geschichten aus diesem Bereich der Glaubensform, so wie sie
alltäglich, überall auf der Welt vorkommen mag. So habe ich diese Erzählung,
welche schon mehr als hundert Jahre alt sein dürfte, ausgewählt, da
sie jenes Muster vertritt was stets und immer wieder, bis in unsere
heutige Zeit wiederkehrt. Mag der Anlass auch oftmals ein anderer sein, der daraus resultierende
Sinn bleibt jedoch immer der Gleiche. Unsere
Geschichte beginnt Heinrich Drewermann war
Kaufmann. Ein sehr erfolgreicher Kaufmann. Seit er denken kann hatte das
Glück ihn stets reich beschert. Er besaß diese kleine Villa am Rande
der Stadt, hatte eine liebe Frau und zwei gut geratenden Kinder. Das Mädchen,
ihr Name war Marie, war im stolzen Alter von neun Jahren. Der Junge, er
hieß Julius, war sieben Jahre alt. Beide Kinder waren in jeder Hinsicht
gut geraten. Seine Frau, Namens Edelgard, war sehr fleißig und immer fröhlich.
Sie kümmerte sich rührend um ihren Mann, ohne dass er dies bemerkte.
Hier führte man ein Leben wie aus dem Bilderbuch. Aber es sollte nicht
für immer so bleiben. Heinrich handelte mit
Rohstoffen, womit er viel Geld verdiente. All seinen Erfolg, so
behauptete er, habe er sich allein verdient und er war sehr stolz
darauf, dieses geschafft zu haben. Er war einer der Männer, die nicht
an eine höhere Macht glaubten. „Jeder ist seines eigenen Glückes
Schmied“, sagte er stets. An diesem Tag, er sollte
anders kommen als er sich hätte jemals träumen lassen, sollte ein
Ereignis eintreten, was sein Leben, sowie seinen Glauben, gründlich verändern
würde. Es handelt sich hierbei um
die meist gebrauchte Ausrede der erfolgreichen Menschen. Als die ganze Familie mit dem
Frühstück beschäftigt war, waren Heinrich seine Gedanken bereits bei
seinem Vorhaben. „Ich würde meine Seele dem Teufel geben, wenn ich
heute den Gewinn für mich verbuchen kann“, sagte er plötzlich, ganz
aus dem Nichts heraus. „So etwas sagt man aber
nicht“, sagte Marie zu ihrem Vater. Der Vater lachte. „Du
willst mir doch jetzt nicht sagen, dass Du an den Teufel glaubst,
oder“? „Habe ich nicht schon oft genug gesagt, dass weder ein
Paradies noch eine Hölle gibt, weder einen Mann mit einem langen weißen
Bart den man Gott nennt, noch gibt es Wesen mit einem Pferdefuß, den
die Menschen Teufel nennen. Wir allein sind für unser Leben, dessen Glück
oder Unglück verantwortlich, dass sage ich jetzt nochmals und bleibe
auch dabei“. Um die Ernsthaftigkeit seiner
Worte und somit auch seiner wirklichen Auffassung zu untermauern, schlug
der andeutungsweise mit seiner Faust leicht auf den Tisch. Marie und Julius sahen ihren
Vater zum einen strafend, zum Anderen mitleidig an. Sie konnten einfach
nicht verstehen, dass ein Mensch so leichtfertig mit derartigen Dingen
umging, wobei es doch weder für die eine Seite noch für die andere
Seite irgendwelche Beweise gab. Alles könnte stimmen. Aber auch die Mutter sah
besorgt aus. Sie teilte die Ansicht der Kinder. Man stelle sich nur vor,
dass Heinrich nicht die Wahrheit kennt und somit das Heraufbeschworene
eintreten würde, kaum Auszudenken. So kam es, dass keiner am
Tisch, auch nur ein Wort mehr sagte, bis das Frühstück beendet war. „Wünsche mir Glück
Edelgard“, rief er seiner Frau noch beim gehen zu. Sie nickte nur und
gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Du wirst es schon machen, schließlich
hast Du es bisher immer geschafft“, erwiderte Edelgard seinen Gruß. „Das wird doch wohl kein schlechtes Omen sein“, sagte er zu sich
selbst. „Was soll's, zum Teufel mit all dem Aberglaube, ich allein bestimme über mein Pech
und mein Glück. Ich werde doch jetzt nicht mehr mit all dem Kirchlichen
Gehabe beginnen. Nein, ich bin ein realistischer Mensch der weiß wo es
langgeht. Währe dem nicht so, dann hätte ich es nie so weit gebracht.
Was hat ein Gott mit Geld oder Erfolg zu tun? Also, wenn er davon keine
Ahnung hat, dass nur diese Dinge die Welt regieren, wie sollte er dann
helfen können“? „So etwas habe ich auch das
erste Mal erlebt, das Wetter macht auch schon was es will“, sagte er
zu einer vorbeilaufenden Passanten. Diese hingegen blickte ihn nur verständnislos
an, schüttelte den Kopf unverständlich und ging schnell weiter ihrer
Wege, so als könnte sie nicht verstehen was dieser Mann gemeint hätte. Dann war es soweit und die
Entscheidung fiel auf Heinrich. Warum hatte er sich eigentlich solche
Sorgen gemacht? Für ihn war diese Entscheidung, von Anfang an sicher.
Er war nun einmal ein Glückskind, da er daran glaubte, auf sich selbst
vertraute und nach seinem Bauch handelte. Er war es schließlich, der
sein Glück bestimmte. Indes er im Selbstlob schwelgte, fiel im plötzlich
das Sprichwort ein: „Du sollst den Tag nicht vor dem Abend loben“.
Dies war nun wirklich das Letzte woran er gedacht hätte. Doch wie sagt
man so schön? Es gibt keine Zufälle. Noch während er, wenn auch
nur recht oberflächlich darüber nachdachte, kam ein Bote in das Büro
hereingeeilt und drückte mit ernster Miene Heinrich eine Nachricht in
die Hand. Er sah nur, dass auf dem Einschlag „Dringend“ stand. Er öffnete
den Umschlag und hatte bereits schon ein sehr komisches Gefühl im
Bauch. Doch mit allem hätte er gerechnet, aber nicht mit einer solchen
Nachricht. Seine Augen starten zwar auf
das beschriebene Papier, konnten aber nicht begreifen was dort
geschrieben stand. bitte
finden Sie sich so schnell es Ihnen möglich erscheint im städtischen
Krankenhaus ein. Es
ist von größter Wichtigkeit, da es um Ihre Frau sowie Ihre Kinder
geht“. So eilte er sofort zu dem
Gremium und legte denen als Entschuldigung jene Nachricht vor. Was er
dazu stammelte konnte er selbst nicht sagen oder verstehen. Die verschiedenen Leute aus
dem Gremium sahen in, Heinrich Drewermann, mit teils bedauerlichem
Blick, teils erschrocken an. Dieser Mann, der gerade den Zuschlag für
seine Arbeit im Wert von 2million Goldstücken bekommen hatte, wurde im
selben Augenblick vom Schicksal in einer solch harten Weise gestraft.
Verständnisvoll bekundeten die hohen Ratsherren, dass sich Heinrich
zuerst um seine Angelegenheiten kümmern sollte, da die anderen Dinge
nicht fortlaufen würden. Was er einmal hat, kann ihm keiner wegnehmen
und die Formalitäten könnte man an einem anderen Tag erledigen. Man wünschte ihm Glück und
so zog Heinrich, eben noch in Euphorie schwebend, mit Sorgenfalten
davon. Er wusste nicht was ihn erwartete. „Dann haben wir eine
schlimme Nachricht für Sie. Wir schlagen vor, Sie setzen sich erst
einmal bevor wir das Gespräch weiterführen“. Heinrich tat wie ihm geheißen
und nahm in einem alten ledernen Sessel Platz. „Was ist geschehen, ist
etwas mit meiner Familie“? Seine Stimme zitterte und man konnte ihm
seine Angst förmlich ansehen. Die Ärzte führten Heinrich
zu dem Zimmer indem seine Tochter lag. Heinrich hatte zwar gehört
was die Ärzte ihm gesagt hatten, aber wie durch einen Nebel. Immer und
immer wieder erinnerte er sich wie dieser Tag begonnen hatte. Er hörte
sich beim Frühstück sagen, dass er seine Seele für diesen Auftrag an
den Teufel verkaufen würde und sich seine Tochter über diese
Ausdrucksweise aufregte. Auch hörte er sich immer wieder sagen, dass es
weder einen Gott oder einen Teufel gibt, kein Paradies und auch keine Hölle.
Jeder war für sein Schicksal selbst verantwortlich. Beim letzteren teil
wusste er gar nicht wie Recht er haben sollte. Schließlich war er es,
der sein Schicksal herausgefordert hatte, herausgefordert mit all seinem
Hochmut, aber das Schicksal hatte über ihn triumphierend gewonnen.
Jetzt würde er gern Beten, Beten zu einem Gott den er nicht kannte.
Sein Leben würde er gegen das seiner Familie eintauschen, aber das
Schicksal hatte bereits entschieden. Heinrich versuchte sich und
seinen Zorn zusammenzureißen. Sicherlich waren es nur die Nerven,
welche mit ihm durchgegangen waren. Eine Million für ein Leben.
Eine für seine Frau und eine für seinen Sohn. Wer weiß was aus seiner
Tochter werden wird. Er selbst wird niemals mehr so Arbeiten können wie
bisher. Dazu brauchte seine Tochter, falls sie überhaupt überleben würde,
ihn zu sehr. In wenigen Stunden eines
einzigen Tages wurden vier Leben total zerstört. Zukunft war nur noch
eine fragwürdige Zeiteinschätzung. Was sollte er nun tun? Alle
Hoffnungen waren dahin. Aller Reichtum dieser Erde konnte ihm nicht das
wiederbringen, was er soeben verloren hatte. Wahllos lief er durch die
Straßen der Stadt. Er sah nicht die alten und einsamen Menschen. Er
nahm nicht die verliebten jungen Pärchen war. Alles war nur wie ein
Traum. Ein Traum, mit dem Unterschied, dass er aus diesem Traum niemals
mehr erwachen wird. Er dachte sogar an den eigenen Tod. Sollte seine
Tochter wirklich nicht mehr aufwachen, so würde er nicht mehr leben
wollen. Er wusste nicht wie lange er
schon gelaufen war. Es dunkelte bereits, als er sich plötzlich vor
einer Kirche stand. Im ersten Moment wusste er nicht ob er erbost oder
getröstet sein sollte, aber eines bemerkte er doch. Mit seinem Zweifel
zwischen Zorn und Trost, wurde ihm klar, dass er wohl doch in der Tiefe
seines Inneren gläubig war. Auf wen sollten sich sonst an diesem Ort
seine Emotionen beziehen? So kann nur einer denken wie
ich, dachte Heinrich. Ich wo ich doch selbst ein betrügerischer Geschäftsmann
bin. Ist nicht jedes Geschäft ein legalisierter Betrug? Aber es ist
doch nicht die Kirche, es ist der Glaube, der Ursprung aller Hoffnungen
und des Trostes was hier zählt. Heinrich begann langsam zu
verstehen. Eine seltsame Last war von ihm abgefallen und in seiner wohl
bislang schwersten Stunde verspürte er Trost, Beistand und
Barmherzigkeit. Er trat vor bis an den Altar und sank dort auf die Knie. „Gott“, begann er zu
beten, „Gott ich kenne Dich nicht wirklich und weiß auch nicht wie
man richtig betet. Ich bin Heinrich, der dessen Frau und Sohn Du heute
zu Dir genommen hast. Nur meine Tochter hast Du mir im Augenblick noch
gelassen und ich weiß nicht einmal ob sie überhaupt noch unter uns
weilt. Gott, ich bin allein und ich fürchte mich so sehr. Ich habe mit
Dir meine Scherze getrieben und unwissentlich mit dem Teufel gehandelt,
ich bin wohl der größte Sünder den es gibt. Ich bereue zwar meine Sünden,
aber diese Tatsache gibt mir Weib und Kind auch nicht zurück. Ich bin
allein in dieser kalten Unendlichkeit und bitte Dich mir meine Sünden
wenigstens zu verzeihen. Ich bitte Dich, lass mir wenigstens meine
kleine Tochter. Ich werde mich um sie kümmern, selbst wenn ich dafür
meine Arbeit aufgeben und ein ganz anderes Leben führen muss. Bitte
Gott bitte erhöre mich in Deiner unendlichen Gnade“. Dann ging er an den Bänken
den Gang entlang zurück zum Eingang, der aus einem großen Holztor
bestand. Als er im Krankenhaus auf dem
Gang ankam, wo seine Tochter lag, kam ihm ein Arzt entgegen. Heinrich
fragte den Arzt, doch dieser war hier nicht zuständig und bat ihn um
ein wenig Geduld, damit er einen Arzt der Station holen könnte. Auf dem Flur des Hauses
standen in gewissen Abständen kleine weiße Holzbänke auf die er sich
setzte um zu warten. Was blieb ihm auch weiter übrig. Egal wie es auch
alles ausgehen würde, eines wusste er gewiss, dass eine sehr schwere
Zeit für ihn anbrach. Nach einem kurzen Augenblick
kam der Stationsarzt zu ihm. Schon als er sich näherte hatte er einen
sehr ernsten Gesichtsausdruck. Der Arzt blieb vor der Bank auf der
Heinrich saß stehen, schaute ihn an und sagte darauf mit besorgter
Stimme: „Es tut mir wirklich sehr leid, aber ich muss Ihnen sagen,
dass Ihre kleine Tochter es nicht geschafft hat. Gegen 18:00 Uhr ist sie
ihren schweren Verletzungen erlegen. Ich soll Ihnen allerdings noch
etwas von ihr sagen, Ihre Tochter trug mir auf Ihnen zu berichten, dass
es ihr nicht weh tut und sie froh ist, dass Sie nun auch Ihren Frieden
gefunden haben. Sie sah wie Sie in eine Kirche gingen und dort zu Gott
beteten. Da wusste sie, dass sie immer alle zusammen sein werden und
nichts sie jemals trennen könnte, nun seien sie wieder eine richtige
Familie. Ach ja, Sie werden es schon schaffen, auch wenn es am Anfang
auch noch weh tut, aber sie sind niemals allein und Ihre Familie wartet
auf Sie. Dann schloss sie ihre Augen und schlief friedlich ein. Sogar
das Personal hatte nach diesen Worten Tränen in den Augen“. Dann ging er um seine Tochter
noch ein letztes Mal zu sehen. Er verabschiedete sich von seinem Kind
und bedankte sich ganz ehrlich bei dem Arzt für alles was er gemacht
und versucht hatte. Heinrich drehte sich um und verließ das
Krankenhaus. Zu diesem Zeitpunkt konnte er
noch nicht wissen, dass es das letzte Mal war das er dieses Haus
betreten hatte. „Es wird nie mehr so sein
wie früher“ sagte er zu sich selbst. Nichts hätte er sich lieber
gewünscht als dass das ganze Geschehen nur ein böser Traum gewesen wäre,
aber es war die Realität. Wozu eigentlich aufstehen dachte er. Wenn ich
nun hier einfach liegen bleibe, bis ich zu meiner Familie kann? Nein
dachte er, so würden Dich deine Frau und Kinder nicht sehen wollen. Sie
kennen Dich einfach anders. Wenn ich schon zu ihren Lebzeiten nicht
immer der beste gewesen bin, so will ich es jetzt zumindest sein, das
bin ich ihnen schuldig. So raffte er all seine Kraft
zusammen und stieg aus dem Bett. Dann aber packte ihn doch die
Machtlosigkeit und er war nicht fähig sich zu rasieren oder neue
Kleidung anzulegen. Da er keinen Hunger hatte, begab er sich gleich zu
gewissen Ämtern um in Erfahrung zu bringen, was eine standesgemäße
Beerdigung seiner Familie inklusive einer eigenen Grabstelle kosten würde. Dann begab er sich in sein Büro.
Dort hatte man bereits von dem Vorfall erfahren und alle Anwesenden
kondolierten ihm gebührend. Keiner wusste was Heinrich
vorhatte, aber alle sollten es noch früh genug erfahren. Langsam ging er die Straße
hinauf. Dann entschloss er sich als Erstes das Haus zu veräußern. Er
wusste genau was er wollte und was er machte, und wenn seine Familie vom
Himmel herabsehen könnte, so wäre sie stolz auf ihn. Es dauerte etwa zwei Wochen
bis alles erledigt war. Auch die Beerdigung war wie ein königlicher
Akt. Mit allem Respekt, es war ein Meisterwerk über welches man sogar
noch heute die Alten reden hört. Als alles nach seiner Zufriedenheit
erledigt war, ging er noch einmal in jene Kirche zurück, in der er an
jenen besagten Abend gebetet hatte. Er trat wieder vor bis zur ersten
Bank, kniete nieder und sprach zu Gott: Nach diesem Zwiegespräch mit
Gott verließ Heinrich die Kirche. Um genau zu sein, blieb er
erschrocken, kurz vor dem Ausgang stehen, da er glaubte eine Stimme
deutlich hören zu können. Er drehte sich um, aber es war niemand zu
sehen. In einem gütigen Ton sagte
jene unbekannte Stimme zu ihm: „So will ich Dir beweisen,
dass Dein Glaubenswandel nicht falsch gewesen ist. Folge dem Läuten der
Glocken und Du wirst erkennen, dass ich stets an Deiner Seite bin und
war. Aber zweifle nicht an dem was Dir wiederfährt, da es, obwohl es
nicht so scheint, die einzige Wahrheit ist. So sollst Du geläutert sein
und Dein Leben in Zukunft nach meinen Geboten Leben. Diese Geschehnisse
jedoch sollen für immer unter uns beide bleiben und Du sollst diese
Situation niemals vergessen“. Heinrich konnte mit dieser
Nachricht nicht viel anfangen und verließ die Kirche. Als er auf die Straße
hinaustrat vielen die Sonnenstrahlen genau auf sein Gesicht, so als würden
sie, mit der Wärme der Güte ihn streicheln wollen. Im gleichen
Augenblick begannen die Kirchenglocken zu Läuten und er bemerkte, dass
er unendlich müde wurde. Es viel ihm merklich schwer, seine Augen offen
zu halten oder zu öffnen, es erschien ihm wie ein und das Gleiche. Als er erwachte konnte er
seine Augen nur unter größten Anstrengungen öffnen. Die Sonne schien
ihn mitten in sein Gesicht und von draußen hörte er die Glocken der
Kirche läuten. Heinrich lag schweißgebadet
in seinem Bett, als hätte ihn ein sehr böser Albtraum geplagt. Erst
langsam begann er zu verstehen. Es war Sonntag. Seine Frau
lag neben ihm im Bett und schlief noch friedlich und gesund. Aus dem
Zimmer der Kinder hörte er, wie diese sich bereits leise unterhielten.
Es war, als wäre ihm eine unerklärbare schwere Last von der Seele
gefallen. Über eines wurde er sich jedoch bis zum letzten Tag seines
Lebens nie wirklich bewusst, was jedoch kein Problem für ihn
darstellte. Es war die Frage: Handelte es sich wirklich nur um einen
Traum oder war es eine Reise, gemeinsam mit Gott, in die mögliche
Zukunft seines Lebens? Eines war ihm aber gewiss, es war der schönste
Sonntagmorgen seines bisherigen Daseins. Zärtlich strich er seiner
Frau über das Haar und weckte sie ganz vorsichtig und liebevoll. Als
die gesamte Familie später am Frühstückstisch saß, bemerkte
Heinrich, zum Erstaunen seiner Familie, „Was würdet ihr davon halten,
wenn wir ab jetzt den Sonntag anders gestalten? Ich würde gern künftig
am Sonntag zusammen mit euch in die Kirche gehen“. Alle schauten sich erstaunt
einander an, nur die Tochter schmunzelte ein wenig geheimnisvoll. Georg Goetiaris |
Eine unerklärbare Erfahrung
Es schien Anfangs ein Tag wie jeder andere zu werden. Dennoch lag
etwas Besonderes in der Luft. Man konnte es förmlich fühlen. Fühlen
aber nicht erklären. Wie ein herannahendes Gewitter, welches sich nur
ahnen ließ, bis auf den Unterschied, dass es hierfür keinerlei
Vorahnung gab. Um nun der ganzen Sache einen
Namen zu geben, gehen wir ein kleines Stück ins Vorgeschehen. Es
handelte sich hier um einen Jungen im Alter von ca. 12 Jahren. Nennen
wir ihn einmal Marcus. Den wahren Nahmen möchte ich nicht nennen, da es
sich hierbei um eine tatsächlich wahre Geschichte handelt. Es war einer der Jungen, die
man nicht gerade als sehr fleißig bezeichnen könnte, zumindest nicht
wenn es um Dinge ging, die ihm nicht interessierten. Nicht das er dumm
war, ganz im Gegenteil, er war ein sehr aufmerksamer Schüler, aber nur
in Dingen, welche für ihn eine besondere Bedeutung hatten. Wovon diese
Bedeutung abhängig gemacht wurde, entzieht sich unserem Wissen.
Naturwissenschaften, Psychologie, Medizin, Philosophie, wie auch
Theologie und Mathematik gehörten zu jenen bedeutungsvollen Bereichen.
Für jene Begriffe hätte der Junge jede Minute seines Lebens gegeben.
Da er bereits im Alter von ca. 5 Jahren selbst Experimente sowie
Beobachtungen auf solchen Gebieten gemacht hatte, erscheint dies also
auch nicht ungewöhnlich. Er selbst hingegen, wenn man ihn befragte,
hatte keine Antwort für jene Interessen, es war halt schon immer so.
Auch konnte er sich bereits als kleines Kind damit beschäftigen,
Menschen und deren Verhalten, stundenlang zu beobachten. Ich selbst kenne diesen
Jungen sehr genau und kann mich daher für die wahrheitsgemäße
Richtigkeit dieser Geschichte verbürgen. Es war das erste Mal in der
Schule. Der Junge, ein Kind wie jedes andere, sollte innerhalb von 14
Tagen eine, schon lang zuvor anstehende Arbeit abliefern. Es waren genau
jene zwei Wochen der Weihnachtsferien. Es sollte sich jedoch so
ereignen, dass dieser Junge nicht die geringsten Anstalten machte, diese
Arbeit zu schreiben, geschweige abzugeben. Er verließ sich, wie schon
immer in seinem Leben, auf sein Gefühl was ihm sagte, dass es sich
schon irgendwie richten wird. So verstrichen die Ferien und
der erste Schultag war schneller gekommen als gedacht. Man kann nicht
gerade behaupten, dass der Junge mit einem beruhigenden Gefühl seinen
Weg zum ersten Schultag antrat. Letztlich wusste er nicht was ihn
erwartete. Zumindest würde es vor den anderen bestimmt sehr peinlich
werden, wenn der Lehrer ihm seine Meinung sagen würde. Soll er doch zur Hölle gehen
und nicht wiederkehren, dachte Marcus noch als er bereits das Schulgebäude
betrat. Umso erstaunter war er, als
er von den anderen Schülern erfuhr, dass der Lehrer nicht kommen würde,
da er mit einem gebrochenen Bein, vom Skiunfall, im Krankenhaus lag.
Marcus atmete auf. Kein Lehrer, keine fälligen Arbeiten. So vergingen
die folgenden Tage und Wochen. Nur die Arbeiten von Marcus blieben
liegen. Marcus schoss der Schrecken
durch seine Glieder. Er war keinen Schritt mit seinen Arbeiten
vorangekommen. Auf keinen Fall dürfte jener Lehrer schon bald
wiederkehren. Es wäre am besten gewesen, er hätte sich damals bei dem
Unfall nicht das Bein sondern sein Genick gebrochen. Nein, er sollte auf
keinen Fall wieder in diese Schule kommen. Es wäre das Beste, er würde
noch im Nachhinein sein Leben verlieren. Bei dem Gedanken bekam der
Junge plötzlich Angst vor seine eigenen Gedanken. Er verspürte ein
seltsames Gefühl in sich, als wäre er nicht allein mit seinen
Gedanken, doch konnte er sich jene eigenartige Kraft in seinem Inneren
nicht erklären. Sicher war es nur der Stress, die Angst vor der nun
doch nahenden Stunde der Wahrheit. Noch zwei oder drei Tage
vergingen und dann hieß es, dass der Lehrer morgen wieder zur Schule
kommen würde. Alle Schüler freuten sich, da jener Lehrer sehr beliebt
war. Marcus verstand nicht, dass er nicht das geringste Gefühl von
Angst verspürte. Ganz im Gegenteil, er war unnatürlich ruhig. Als wäre
er absolut sicher, dass dem nicht so war. Eine innere Stimme schien ihm
zu sagen, dass jene Lehrkraft nicht mehr kommen wird. Am kommenden Morgen ging
Marcus wie gewöhnlich zur Schule. Dort angekommen sah er bereits die
langen und auch teilweise traurigen Gesichter der anderen Schüler. Als
er sich näherte erfuhr er, dass jener Lehrer in dieser Nacht gestorben
sei. Ein Blutgerinnsel, welches sich an der alten Bruchstelle gebildet
hatte, führte in jener Nacht zu einer Lungenembolie, woran der Mann
verstarb. Marcus wusste nicht ob er
lachen oder weinen sollte. Nach einigem Nachdenken kam er jedoch zu dem
Entschluss, dass es sich hierbei um einen außergewöhnlichen Zufall
gehandelt haben muss. Das Schicksal geht halt manchmal sehr merkwürdige
Wege, und er als Junge könnte, selbst wenn er noch so wollte, solche
Dinge nicht beeinflussen. Die Zeit verging und
irgendwann war auch diese Geschichte vergessen. Das Leben von Marcus
verlief ganz normal und schon bald dachte er nicht einmal mehr daran. Dann kam im Leben von Marcus
die Zeit, in der er zum Konfirmationsunterricht gehen musste, da er
Konfirmiert werden sollte. Einmal in der Woche ging er für zwei Stunden
mit einigen anderen Jugendlichen zum Pfarrer um sich dort in der
biblischen Geschichte unterrichten zu lassen. Dies erschien ihm auch
nicht unangenehm, ganz im Gegenteil, es war für ihn sehr spannend. Was
allerdings störend auf ihn einwirkte war die Tatsache, dass er jeden
Sonntag zur Kirche gehen musste um dort am Gottesdienst teilzunehmen. Es
wurde sogar streng Buch darüber geführt, denn wer zu oft gefehlt hatte
oder keine Entschuldigung für sein Fernbleiben vorweisen konnte, wurde
zur Konfirmation nicht zugelassen. Marcus hingegen hatte am
Sonntag mehr Interesse an seine Freunde und deren Unternehmungen. So kam
es nicht selten vor, dass er diesen Gottesdienst schwänzte. So verging die Zeit und das
erste Jahr war im Nu vorbei. Dies bedeutete, um genau zu sein, dass alle
Unterlagen (auch das Buch mit den Einträgen der besuchten
Gottesdienste) überprüft werden mussten. Da war sie mit einem Mal
wieder, die Angst für die eigene Dumm- und Faulheit von Marcus. Eines
stand fest, wenn diese Überprüfung sein Schwänzen des Gottesdienstes
darlegen würde, wäre es mit der Konfirmation Essig. Auch sah er keine
Möglichkeit diese Überprüfung zu umgehen oder zu manipulieren. Es war
also aussichtslos, er musste sich wohl oder übel seinem Schicksal fügen
und für seine Faulheit den Preis zahlen. Marcus war außer sich vor
Wut. Im Grunde war diese Wut jedoch gegen sich selbst und seinem
Eigenwillen bzw. seiner Gleichgültigkeit gerichtet. Ganz Unrecht hatte
er jedoch auch nicht. Wie dem auch sei, plötzlich
war jener Gedanke da. „Der Pfarrer müsste für immer verschwinden,
wie auch alle Nachweise und Bücher über das erste
Konfirmationslehrjahr. Kaum gedacht und leise ausgesprochen, jedoch ohne
sich etwas dabei ernsthaft zu denken, war auch wieder dieses bereits
bekannte Gefühl vorhanden. Marcus erinnerte sich als wäre der damalige
Vorfall erst gestern gewesen. Er wollte es zuerst am liebsten rückgängig
machen, dachte dann aber, dass so etwas ohnehin nicht möglich war und
alles von damals auf einen Zufall beruhte. So beruhigte sich Marcus
wieder und ließ den Dingen ihren Lauf. Welch eine Vorahnung. Kaum
war Marcus vor der Kirche eingetroffen, hörte er von den anderen
Teilnehmern, dass der Unterricht nicht stattfindet da der Pfarrer in der
Nacht von vorgestern zu gestern gestorben sei. Marcus schien sein Herz
stillzustehen. Deutlich sah er die Situation von damals wieder vor
Augen. Es stellte sich ihm zum ersten Mal die Frage ob das alles
wirklich nur Zufall gewesen sein sollte. Er erinnerte sich auch wieder
an dieses merkwürdige und unerklärbare Gefühl während des Wünschens.
Aber er hatte es doch nie wirklich ernst gemeint, oder doch? Sollte er
in seiner Aussichtslosigkeit oder Wut wirklich eine solche Kraft
entwickeln können? War er im Stande jemanden nachhaltig zu verfluchen? Viele Gedanken kreisten in
seinem Kopf herum. Er begann sogar eine
Bestandsaufnahme von all jenen zu machen, die er in früheren Zeiten
einmal etwas Schlechtes gewünscht hat. Das Bild, welches sich ergab war
mehr als erschreckend. Er erinnerte sich zum Beispiel wie er als kleiner
Junge seinen Bruder, genau auf dem Heiligen Abend, ganz böse verflucht
hatte. Auch so mansch bösen Wunsch an seine Mutter oder seinem Vater
waren ihm noch wohl in Erinnerung. Zu diesem Zeitpunkt konnte er
jedoch noch nicht wissen, dass auch all diese Flüche sich erfüllen würden.
Erst mit der Zeit und seinem zunehmenden Alter, beobachtete er immer
mehr, dass sich nicht nur seine Flüche sondern auch seine anderen Wünsche
erfüllten. Sein Großvater hatte ihm
einmal, als er noch ein kleiner Junge war gesagt, dass sich all seine Wünsche
erfüllen können, wenn er nur so fest daran glaubt als könnte er diese
bereits greifen. Er sollte so fest an seine Wünsche halten, dass sich
diese in seinem Geist bereits realisieren. Damals hatte er all dieses
Zeug noch nicht verstanden, aber mit zunehmendem Alter bestätigte sich
mehr und mehr was ihm sein Großvater gesagt hatte. Anfangs dachte er noch, dass
es sich hierbei um reine Zufälle handelte, aber in einem solch großen
Ausmaß waren Zufälle nicht möglich. Dann, später beschäftigte er
sich mit dem Gedanken als Erklärung, dass man automatisch nach seinen Wünschen
lebt wenn man nur fest genug daran glaubt. Aber auch diese Theorie
konnte nicht stimmen. Er erinnerte sich an viele Wünsche und Träumereien
nach denen er nie hätte leben können, selbst bei größter Mühe, dazu
waren diese Gedanken viel zu weltfremd. Aber im Laufe der Zeit erfüllten
sich alle, genauso wie er diese in seinem Geist gesehen hatte. Es musste
sich hierbei um ein ganz anderes, unvermutetes Phänomen handeln. Es stellte sich ihm die
Frage, ob jeder Mensch diese Begabung hatte und vielleicht nur nichts
davon wusste. Er stellte jedoch sehr schnell fest, dass es sich bei
dieser Begabung um etwas sehr seltenes handelte und durchaus nicht jeder
Mensch diese Fähigkeiten besaß. Ganz im Gegenteil, er waren nur sehr
wenige, welche eine solche Kraft besaßen. Er zweifelte daran, ob es
sich bei diesem Phänomen um eine Gnade oder einen Fluch handeln sollte.
Er hat es bis zum heutigen Tag nicht herausfinden können, nur mit dem Wünschen
oder Beschimpfen sowie Verfluchen ist er sehr, sehr vorsichtig geworden. Auch machte er sich Gedanken
darüber, ob er diese Gabe von seinem Großvater bekommen hatte. Obwohl
er sich nur dunkel an diesen Mann erinnern konnte, wusste er, dass sich
viele geheimnisvolle Geschichten um seinen Großvater rankten.
Vielleicht war aber auch nur die Tatsache, dass er mit seiner Mandoline
oft mit den Zigeunern herumgezogen ist. Marcus konnte sich plötzlich
wieder daran erinnern, dass er selbst einmal mit in einem solchen
Zigeunerlager auf Besuch war. Damals hatte er von einem alten Mann
dieser Großfamilie eine echte Kindergeige geschenkt bekommen. Nein, es
war keine aus Plastik oder in einer anderen Weise von primitiver Art, es
handelte sich um eine sehr wertvolle Geige. Noch als wäre es gerade
einmal wenige Stunden her, hörte er den alten Mann zu ihm sagen: „Du
hast gute Augen und ein reines Herz. Dein Leben wird nicht immer leicht
sein, aber Du stehst dem Schöpfer näher als jeder andere von uns hier,
im bin stolz Dich zu kennen“. Marcus wurde bereits bei dem Gedanken an
jene Worte rot vor Scham. Für eine Zeitlang war er ständig
mit seinem Vater und Großvater bei den Zigeunern zu Gast und spielte
mit deren Kindern. Dann aber plötzlich war damit Schluss. Sie waren
fort. Marcus dachte nicht weiter über
dieses eine Thema nach. Es gab so vieles, was ihm plötzlich bewusst
wurde und er konnte nicht hinter jenen nebelhaften Vorhang schauen,
hinter dem er die Antworten vermutete. Er bemerkte so zum Beispiel
eines Tages, dass er die Fähigkeit besaß in die Zukunft zu sehen. Es
war am Anfang zwar nur die sehr nahe Zukunft, aber es war ein Zeitsprung
auf den er sich bis zum heutigen Tag absolut verlassen kann. In den
meisten Fällen war diese Gabe aber eher ein Fluch und nicht gerade
angenehm. Er brauchte lange um damit zu Recht zu kommen. So konnte er
Unfälle, die sich wenig später ereigneten bereits Sekunden oder
Minuten vorher sehen. Auch in der Schule wusste er genau, wann der
Lehrer ihn herannahm. So kam eines zum anderen. Eines Tages wurde ihm erstmalig bewusst, dass
sich die Sterbenden Menschen gerade bei ihm in ihren letzten Sekunden
meldeten um sich zu verabschieden. Dies galt allerdings nur für jene
Menschen, welche einen Bezug zu ihm hatten. Später bemerkte er, dass er
den Menschen, ganz gleich wie fremd oder bekannt sie auch waren,
Krankheit und Tod ansehen konnte, ja er konnte sogar den Todeszeitpunkt
erkennen. Bis heute weiß er jedoch nicht was da mit ihm geschieht und
wie all die Dinge zusammengehören. Dann, später entdeckte er
eine neue Eigenart an sich. Er bemerkte, dass er allein durch seine
Willenskraft oder eine Berührung eine Berührung zu Heilen vermag.
Selbst die schlimmsten Krankheiten mit denen die Schulmedizin
abgeschlossen hatte, waren für ihn kein wirkliches Problem. Ja, die
Menschen brauchten nicht einmal daran zu glauben, weder an die gesamte
Geschichte noch an ihm und wurden trotzdem in kürzester Zeit gesund. Er war in der Schule zwar ein
sehr schlechter Schüler, was jedoch auf seine Faulheit zurückzuführen
war, aber dennoch flogen ihm die Antworten auf sehr schwere
wissenschaftliche Fragen einfach zu. Wie? Das kann er bis heute noch
nicht beantworten. Obwohl er kein Kirchengänger
war, wurde sein Vertrauen in eine höhere Macht und seine Überzeugung
von dieser unerschütterlich groß. Wenn man ihn dieses auch heute nicht
unbedingt ansieht, da er oft einen sehr merkwürdigen Humor und einen
eher egozentrischen Charakter hat, so ist er ein sehr, sehr strenggläubiger
Mensch voller Demut und Achtung vor der Schöpfung. Dann begann die Zeit, in der
er nach seiner Bestimmung suchte. Die Natur würde für alles war immer
sie auch hervorbringt, eine Erklärung sowie einen Grund haben, darüber
war er sich im Klaren. Jede Auswirkung hat seine Ursache, doch was war
seine Bestimmung? Er begann nach einer Wahrheit zu suchen, die er bis
heute nicht gefunden hat. Bei all den ganzen
Eigenschaften, welche ihm zugrunde liegen, ist er jedoch ein sehr
einfacher Mensch geblieben. Man könnte sogar vermuten, dass sich seine
Bescheidenheit im Alter noch viel weiter ausgeprägt hat. Er ist kein
Mann der vielen oder lauten Worte, hat einmal die Zeitung über ihn
geschrieben und dem kann ich mich nur anschließen. Man würde es ihm
nicht ansehen oder anmerken. Selbst Menschen, welche ihn aufsuchen, da
sie sich Hilfe von ihm erhoffen, sehen nur einen einfachen Mann, der
sich für jeden die nötige Zeit nimmt und von seiner Wesensart ganz
einfach ist. Vielleicht liegt es daran, dass diese Menschen nichts vor
ihm verbergen können und er die Begabung hat sich sofort in sein Gegenüber
sowie dessen Anliegen hineinzuversetzen zu können. Von einer Sekunde
auf die andere führt er dessen leben. Er denkt und leidet wie dieser. Dies würde er sich jedoch
niemals anmerken lassen, allein schon aus dem Grund, damit sich jene
Personen nicht verunsichert fühlen. Man kann ihn einfach nur als sehr
menschlich bezeichnen. So redet er auch ganz offen über seine eigenen
Schwächen und Fehler und schafft damit stets eine Vertrauensbasis in
der sich der Hilfesuchende einfach wohlfühlen muss. Obwohl all das viele
Vertrauen, all die Erfolgreichen Hilfen sowie die Tatsache, dass er für
alle, ohne jemals einen Unterschied zu machen, einfach da ist und mit
Trost, Hilfe und persönlichen Ratschlägen aus reinem herzen und ohne
jeden Eigennutz, muss auch er immer weder erfahren, dass hinter seinem Rücken
oftmals schlecht und spöttisch geredet wird, wenn die Arbeit dann
gemacht wurde. Es ist jedes Mal aufs Neue schmerzhaft für ihn, wenn er
eine solche Erfahrung macht. Dennoch würde und könnte er nicht aus
seiner Haut heraus und etwas anderes machen. Ich habe ihn einmal sagen hören,
„Auf welchen Weg mich Gott auch immer stellen oder schicken wird, ich
werde, ohne jede Frage diesen Pfad beschreiten, dafür ist mein
Vertrauen zu groß und mein Wissen um die Notwendigkeit zu klein“. Wer jetzt allerdings glaubt,
dass dieser Mann beneidenswert ist, der irrt gewaltig. Ich glaube mit
absoluter Sicherheit zu wissen, dass er für all das Ganze in seinem
Leben einen sehr hohen Preis zahlt, der bereits schon in seiner eigenen
Familie beginnt. Es erscheint schon recht
merkwürdig, dass es etwas mit absoluter Sicherheit gibt, was es
eigentlich nicht geben dürfte. Es erscheint so wie der Wind wenn er
nicht weht. Aber ist es wirklich so wie
es scheint? Ich glaube, dass dem nicht so ist. Wir haben uns durch
unseren Glauben, unsere Religionen und anderen spirituellen Mysterien
einfach nur in unserem Denken festgefahren. So mag es auch Menschen geben, welche auf derartige Verbindungen
besonders Stark und somit ungewöhnlich reagieren. So wie ein Elefant so
tiefe Töne erzeugen kann, das diese von seinen Artgenossen in einer
Entfernung von bis zu 500 Kilometern noch hörbar sind. So wie eine
Mutter eine solch enge Verbindung mit ihrem Kind hat, dass sie unruhig
wird und genau weiß das etwas mit ihrem Kind nicht stimmen kann, selbst
wenn sich dies auf eine Reise in einer Entfernung von mehreren Tausenden Kilometern befindet. Ich für meiner Teil kann
mich für die wahrheitsgemäße Ausführung dieser Geschichte verbürgen.
Ich weiß genau, dass jedes Wort stimmt. Warum ich das weiß? Ich kenne diesen Mann so gut
als wäre es mein Zwillingsbruder. Es mag bestimmt nicht einfach
sein gegen den Strom zu schwimmen und Dinge zu akzeptieren welche wir
Zeit unseres Lebens als nicht möglich beigebracht bekommen haben.
Unsere Erziehung spielt bestimmt dabei eine nicht unerhebliche Rolle,
aus der wir nur mit genügend Selbstvertrauen herauskommen. Dabei sollten Sie daran
denken, dass diese Materie nicht mit der jener Kinowelt zu vergleichen
ist. Es handelt sich hierbei um ein ernstzunehmendes Studium mit dem
sich der Mensch bereits lange vor allen anderen Studiums formen beschäftigt
hat. Mit dem Vertrauen zu jener Sache und dem Wissen darum hat er nicht
nur in kleinen Booten die Weltmeere erobert, er hat sogar mit diesem
Wissen um die Mysterien jenen Grundstein für unsere heutige moderne und
aufgeschlossene Welt geschaffen. So gehören die alten
Gefahren genauso zum heutigen leben wie die uns neuen, welche uns nur
allzu gut bekannt sind. Wenn ich mich also in ein Auto setze oder ein
Flugzeug besteige, so muss ich auch mit dem scheinbar Unmöglichem
rechnen und mir der gefahren im Klaren sein. Georg Goetiaris |
Es
geht auch anders (Die
Geschichte einer recht ungewöhnlichen Heilung) Beschäftigen
wir und doch zuerst einmal mit der sehr einfach wirkenden aber dennoch
sehr schwer zu beantwortenden Frage, was ist eigentlich Krankheit? Für
jeden von uns scheint dieses Wort eine andere Bedeutung zu haben.
Letztlich ist die Interpretation dieses Begriffes auch noch vom
jeweiligen Alter der befragten Person ab. Wir
sehen also bereits hier am Anfang, dass es überhaupt nicht einfach ist,
jene Auffassung von Krankheit ein einheitlich genormtes ansehen zu
verleihen. Nicht
nur abhängig vom jeweiligen Geschlecht, Frauen sind in der Regel
betrachtet nicht so feinfühlig wie Männer wenn es um Krankheiten geht,
hat für jeden Menschen eine Krankheit einen ganz persönlichen
Stellenwert. So ist für den einen eine ganz simple Erkältung bereits
eine sehr ernst zu nehmende Krankheit, wobei ein anderer ein Karzinom
nicht unbedingt als das Ende seiner Tage bezeichnen würde. Wie wir sehr
schnell erkennen können, spielt auch die Bedrohung des eigenen Lebens
bei einer Krankheit keine übergeordnete Rolle. Trotzdem
gibt es einige Übereinstimmungen welche bei allen Menschen die gleichen
Spuren sowie Gefühle der Angst hinterlassen. Hierbei handelt es sich
zum Teil vorwiegend um Krankheiten die zwangsläufig und in kürzester
Zeit zum Tod führen. Es gibt also bei diesen Formen von Erkrankungen
keine mögliche Hilfe. Erschwerend kommt noch hinzu, dass diese Art von
Krankheiten besonders gefürchtet werden, wenn der folgende Tod sehr
langsam und grausam eintritt. Das bedeutet, wenn es sich um eine
Krankheit handelt, die einen sehr schmerzvollen Tod in Aussicht stellt.
Hierzu gehören vornehmlich viele Arten von Tropenkrankheiten. Des Weiteren werden jene Krankheiten genauso allgemein gefürchtet, wenn
es sich hierbei um Erkrankungen handelt welche oft Spätfolgen nach sich
ziehen. Das bedeutet, dass unsere Lebensqualität sehr stark durch die
Krankheit eingeschränkt wird und oftmals Irrebetrade sind. Blindheit, Lähmungen und Entstellungen gehören in erster Linie
dazu, wie auch jene Krankheiten die einen chronischen Schmerz erwarten
lassen. Hierbei
sind sich die unterschiedlichsten Menschen scheinbar gleich in ihren Ängsten.
Doch woher kommen diese Ängste? Bei diesen Ängsten handelt es sich
vorwiegend um das Erbmaterial unserer Urahnen welche vor Tausenden von
Jahren vor uns diese Erde bevölkerten. Für
sie war die Gesundheit nicht nur eine Selbstverständlichkeit und auch
das höchste Gut zugleich, für sie war jede Form einer Erkrankung mit
schwerwiegenden Folgen einem Todesurteil gleich. Jene
frühen Menschen lebten von der Jagt und vom Sammeln der essbaren
Pflanzen. Sie lebten in relativ kleinen Verbänden wo jeder seine feste
Aufgabe hatte. Einer musste sich auf den anderen verlassen können. Erst
alle zusammen waren im Stande dieses Leben in der Wildnis zu überleben. Vielleicht
kann man jetzt erahnen, welche Folgen eine Krankheit für jeden im Stamm
haben könnte. Abgesehen von den absolut tödlichen Krankheiten, waren
jene mit verbleibenden Spätfolgen die gewisse Einschränkungen mit sich
führten wohl die gefürchtetsten. Hier galt noch das Gesetz der
Wildnis, der puren Natur. Kein gelähmter oder anders behinderte Mann
konnte Jagen und die Seinen ernähren. Auch keine, von einer solchen
Krankheit gezeichnete Frau hätte ihre Kinder gebären oder großziehen
können, geschweige diese beschützen oder ihren anderen Pflichten
nachkommen können. Mitleid war zu jener Zeit ein Luxus den man sich
weder leisten noch vorstellen konnte, es gab noch kein Mitleid. Es
ging stets nur um Überleben oder Sterben. In einer solchen Umgebung
hatte keine Krankheit Platz. Genau
diese Urinformation ist es, welche wir noch tief in unserem Inneren, bis
in die heutige Zeit bewahrt haben. Krankheit bedeutete Verstoß,
Einsamkeit, Lebensunfähigkeit und schließlich den Tod. Es
gibt unendlich viele Krankheiten. Ganz gleich ob sie nun harmlos sind
oder eine ernsthafte Bedrohung darstellen, unangenehm sind sie alle,
genauso wie sie noch immer einen gewissen Grad der Angst in uns
erwecken. Allein
aus diesem Grund hat sich der Mensch seit Anbeginn seiner Spezies mit
den Krankheiten auseinander gesetzt. Bereits sehr früh erkannte er,
dass Krankheiten nicht unbedingt als Ursache die bösen Geister dahinter
stehen hatten. Er erkannte auch, dass viele Krankheiten heilbar waren
und die Menschen, bei einer richtigen Behandlung wieder vollkommen
gesund wurden. Als der Mensch dann noch die verschiedenen Merkmale sowie
jene unterschiedlichen Zeitverläufe der Krankheiten zu unterscheiden
erkannte, war die Stunde des Studiums um des Menschen Gesundheit
geboren. Bereits
sehr früh erkannte der Mensch, dass verschiedene Pflanzen einen
heilenden Einfluss auf den erkrankten Menschen hatten. Immer weiter
drang der Mensch in die Mysterien der Krankheiten und deren Heilungen
vor. Es waren hoch angesehene Menschen, jene Medizinmänner, die um
diese Geheimnisse wussten und diese nur an den von ihnen Auserwählten
in mündlicher Form weitergaben. Diese Männer trugen schließlich die
Verantwortung für den gesamten Stamm auf ihren Schultern. Aber
nicht nur Krankheiten im Sinne von Infektionen sondern auch Unfälle
oder Kriegswunden wurden mit sehr großem Erfolg behandelt. Es war eine
Kunst welche einen sehr hohen Stellenwert hatte. So kam es auch, dass
der Medizinmann gleich hinter dem König kam oder in manchen Regionen
und Kulturen sogar mit diesem gleich gestellt wurde. Diese Entwicklung, welche wir hier in wenigen Sätzen und in Kurzform
angesprochen haben, nahm jedoch einen Zeitraum von vielen Tausenden von Jahren in Anspruch. Es verging viel Zeit damit das Wissen und die
Erfahrungen auf fruchtbaren Boden gedeihen konnten. Aber
trotzdem sollte man den Menschen früherer Zeitepochen nicht unterschätzen.
Auch wenn sich Religion und die Lehre um Krankheiten oft miteinander
vermischten, waren jene frühen Menschen, so wie heute noch die Naturvölker,
auf einem sehr hohen Stand des Wissens, dem wir als moderne Menschen
noch etwas abtrotzen könnten. Kommen wir jedoch zuerst noch mal auf die Wurzeln und damit auf die Urzeit zurück. Der
Mensch kannte sich bestens aus auf dem Gebiet der Gesundheitslehre. Da
er nach der Natur und ihren Gesetzen lebte, waren Erkrankungen, so wie
wir diese heute kennen eher die Ausnahme. Es gab aber dafür umso mehr
Jagt-, Kriegs- und Unfallverletzungen. Wir wissen heute, dass bereits
schon in sehr frühen Zeiten der Mensch sich erfolgreich an Operationen
versucht hat. Es wurden Schädel aus grauen Vorzeiten gefunden, von
denen man sogar auf große Operationen an der Hirnschale schießen kann.
Ob und wie diese Eingriffe getätigt wurden und wie dessen Ausgang
verlaufen war lässt sich jedoch nur sehr schwer konstruieren. Aber mögen
es gebrochene Knochen oder gefährliche Fleischwunden gewesen sein,
alles wurde mit einer erstaunlichen Präzision und Erfolg behandelt. Selbstverständlich
gab es auch Krankheiten, wie zum Beispiel organischer Art, von denen man
noch lange nichts wusste und diese auch nicht behandeln konnte. Dennoch
gleicht es einem Wunder, dass man überhaupt im Stande war, Eingriffe
und Behandlungsmethoden durchzuführen, die selbst heute in der Medizin
noch einen sehr großen Aufwand sowie ein unbeschreibliches Risiko
darstellen. Trotzdem wurden solche medizinischen Arbeiten verrichtet und
wie einige Fakten beweisen können, sogar mit Erfolg. Noch
lange könnten wir über die Geschichte der Medizin berichten. Auch würde
uns der Stoff an kuriose Fälle nicht so schnell ausgehen. Doch dies
soll nicht der hauptsächliche Sinn dieser Geschichte sein. In dieser Geschichte möchte ich Ihnen gern einmal von einer wahren
Begebenheit berichten, wobei es sich um eine Person handelt, welche an
einer unheilbaren Krankheit erkrankt war, die Mediziner sich keinen Rat
mehr wussten und der besagte Mensch somit zum Sterben in kürzester
Zeit, nach einem sehr langen Leidensweg und stets wieder enttäuschte Hoffnungen, verurteilt war. Nach Aussage der modernen Medizin gab es
keine Alternative und keine Hoffnung. Das Ergebnis stand fest. Auch in dieser Geschichte, wie auch schon in den Vorhergehenden, müssen
Sie für sich selbst entscheiden was hierbei für Sie möglich erscheint. Welche Meinung Sie vertreten können
ist allein Ihre Endscheidung. Zum Anfang der Geschichte möchte ich, der Wahrheit wegen, noch einmal auf den Lobgesang der Urmenschen und ihren Leistungen zu sprechen kommen. Hierbei geht es mir um die Infektionsgefahr. Sicher haben jene frühen Menschen noch nichts über Hygiene gewusst, und sicher lag auch die Sterberate sehr hoch bei all den Behandlungen. Auch wird es noch keine Krankheiten gegeben haben, so wie wir sie heute kennen. Seuchen und Epidemien waren so gut wie unvorstellbar. Zudem war der menschliche Organismus mit einem noch sehr starkem und intakten Immensestem ausgestattet. Man kann also den Ur- oder Frühzeitmenschen nicht im weitesten Sinne mit jenem menschlichen Lebewesen von heute vergleichen. Unsere Geschichte beginnt
Es mag schon etwa an die 15 Jahre zurückliegen, als sich diese
Geschichte ereignete. Auf den ersten Blick ist es keine außergewöhnliche
Geschichte, bis zu jenem Tag an dem das Unwahrscheinliche eintrat. Das
Leben geht oft sehr merkwürdige Wege. In der Regel bezeichnen wir
solche Wege als Schicksal, wobei, wenn wir ehrlich sind, nicht einmal
wissen was dieses Wort in seiner gesamten Aussage überhaupt bedeutet.
Auch hier sollte es nicht anders sein als wie es so oft oder eigentlich,
wenn man es genau betrachtet, immer ist. An
diesem Tag wurde ein Mann mittleren Alters in ein Krankenhaus
eingeliefert. Er hatte Schmerzen, die von einer Bandscheibenoperation
herrührten, welche er sich vor etwa sechs Wochen in diesem Krankenhaus
unterziehen musste. Die
Ärzte gingen mit diesem Mann recht oberflächlich um und auch die
Chemie zwischen dem Oberarzt, seinem Assistenten und dem Mann selbst
stimmte vom ersten Moment an nicht. Der Mann spürte genau, dass diese
Ärzte ihm nicht glaubten und ihn so schnell als nur möglich wieder
loswerden wollten. Dementsprechend verlief auch die gesamte Behandlung. Es
war ein Sechsbettzimmer in dem unser Mann untergebracht war und schnell
musste er erkennen, dass man hier mit allen Patienten auf der gleichen
Art und Weise verfuhr. Ein Abschiebezimmer, indem die Fehler der Ärzte
dem Patienten ausgeredet werden sollte. Unser Mann aber hatte für
solche Ereignisse ein besonderes Feingefühl. Um
unseren Mann, von dem ich hier laufend spreche, einmal etwas genauer zu
betrachten um sich ein gewisses Bild von ihm machen zu können, möchte
ich kurz auf einige Eigenschaften oder Eigenarten von ihm eingehen. Wie
schon erwähnt, er war ein Mann mittleren Alters. War nicht auffällig
und wäre in der Masse wahrscheinlich unbemerkt untergegangen. Auch
redete er nicht viel. Was aber dem geschulten Auge hätte auffallen können,
war die Tatsache, dass er, ganz unbemerkt, sich für all die anderen
Menschen recht genau interessierte und sehr hilfsbereit den Hilflosen
gegenüber war. So
war es unserem „jungen“ Mann auch nicht entgangen, dass seinem Bett
gegenüber ein Mann, türkischer Abstammung in seinem Bett lag und über
fürchterliche Schmerzen klagte. Keiner der Ärzte war jedoch bereit,
das Risiko einer hier empfohlenen Operation, einzugehen und diese auf
Wunsch des Patienten durchzuführen. Jener Mann schien sich unendlich zu
quälen. Jeden Tag bei der Visite bettelte er die Ärzte an ihn doch
endlich zu operieren, gleich was immer auch danach geschehen mag, er
wollte nur noch diese leidlichen Schmerzen loswerden. Die
Ärzte hingegen erklärten ihm, dass eine Operation so gut wie unmöglich
sei, da seine Wirbelsäule im Steißbeinbereich vollkommen
zusammengebrochen bzw. eingebrochen war. Er müsse wohl oder übel mit
diesen Schmerzen leben müssen. Dennoch wollten sie über eine
Schmerztherapie beraten und würden in darüber am kommenden Tag noch
informieren. Mehr könnten sie nicht für ihn tun. Es
war nicht zu übersehen, dass dieser Mann verzweifelt und am Ende seiner
Hoffnungen war. Zu
diesem Zeitpunkt hatte sich unser Mann, von dem diese Geschichte
berichten soll, aber bereits 5 Tage in diesem Krankenhaus befunden.
Bereits am ersten Tag war ihm aufgefallen, dass dieser besagte kranke türkische
Mann sich von allen anderen Schwätzern ferngehalten hatte und sich,
obwohl er sehr unsicher schien, von allen anderen abkapselte. Auch war
unserem besagten Mann nicht entgangen, dass dieser türkische Mann jede
Nacht vor seinem Bett saß und lange Zeit, manchmal stundenlang, betete.
Er hatte sich diesem Mann schon am zweiten Tag angenommen und ihn,
selbstverständlich zu allen Untersuchungen begleitet, damit er in
seiner Unsicherheit nicht allein die schweren Wege machen musste. So war
in gewisser Weise ein Vertrauensverhältnis zwischen den beiden
entstanden, ohne das jemand dieses Thema jemals angesprochen hatte. Es
war einfach so. Dann
kam der Abend. Dieser Tag bzw. Abend sollte jedoch anders werden als
alle anderen bisher. Der
restliche Tag verlief ohne jeden Zwischenfall. Am Abend wurde es langsam
ruhig und es sollte auch nicht mehr allzu lang dauern und im
Krankenzimmer waren alle Patienten eingeschlafen. Alle? Nein,
nicht alle. Es war ungefähr um die Mitternachtsstunde, als der türkische
Mann wieder sein Bett verließ, sich davor kniete und zu beten begann.
Der Andere konnte deutlich seine Verzweiflung und auch seine Traurigkeit
spüren. Nun schien der rechte Zeitpunkt gekommen zu sein. Ohne lange zu
zögern holte er einen Gegenstand leise aus dem Schubfach seines
Nachtschrankes, hielt diesen an seine Lippen um ihn dann in die rechte
Hand zu nehmen. Dann verließ er leise sein Bett und ging geradewegs zu
dem gegenüberliegendem Bett, wo der betende Türke kniete. Ohne ein
Wort zu sagen ergriff er die linke Hand des betenden Mannes, drückte im
jenen Gegenstand in diese Hand und schloss sie mit seiner eigenen. Er
legte dabei seinen Zeigefinger auf seine eigenen Lippen womit er
signalisieren wollte, dass der andere ruhig bleiben und nicht sprechen
soll. Dabei schaute er ihm etwa eine Minute lang tief in die Augen.
Darauf drehte er sich wortlos um und ging zurück zu seinem Bett, legte
sich hinein und starte noch einen Augenblick in die Dunkelheit. Was er
dabei genau dachte oder vielleicht sogar selbst betete oder beschwor
soll hier unerwähnt bleiben. Es
sollte nicht lange dauern und der Türke stand auf und legte sich zurück
in sein Bett. Er schlief sofort ein, so als hätte er sich einer großen
Anstrengung unterworfen. Unser Mann hingegen blieb noch lange wach, doch
nach ca. einer Stunde schlief auch er ein. Die
weitere Nacht verlief ohne jeden Zwischenfall, da beide Männer tief und
ruhig durchschliefen. Am
nächsten Morgen weckte die Krankenschwester die gesamte Belegschaft der
Patienten des Zimmers, da gleich die Visite zu erwarten war. Die beiden
Männer schauten sich nur an, sprachen aber kein Wort. Dennoch schien es
so, als würden sie sich trotzdem verstehen. Der Türke sah sehr
entspannt aus, wie schon lang nicht mehr. Kurze
Zeit später, noch vor dem Frühstück betraten die Ärzte das
Krankenzimmer. Der Oberarzt machte einen sehr von sich eingenommenen
Eindruck und seine Assistenten trippelten wie junge Gänse der Mutter,
dem Arzt hinterher. Man konnte sehen wie sich jeder für sehr wichtig
erachtete. Kein guter Grundsatz um anderen Menschen zu Helfen oder diese
zu Heilen. Die
Visite begann, wie üblich an dem Bett des Türken. Sehr
wichtig holte der Oberarzt mit seinen Worten zu dem Patienten aus. „Ich
habe eine gute Nachricht für Sie“, sagte er mit einem herablassenden
Blick. „Wir haben uns entschlossen Sie doch zu operieren. Es bestehen
zwar zahlreiche Risiken, aber wir sind bereit diese in Kauf zu nehmen.
Wenn Sie uns nun die Einwilligung und die üblichen Formulare
unterschreiben würden, dann könnten wir Sie noch heute vorbereiten und
Sie würden morgen als Erster operiert werden“. Erwartungsvoll
schaute er den Türken an, so als würde er erwarten, dass dieser vor
Dankbarkeit im gleich um den Hals fallen würde. Der
Mann im Bett gegenüber betrachtete die Situation mit ein wenig
Aufregung. Hoffentlich macht er jetzt keinen Fehler und unterwirft sich
doch dieser Operation. Er wusste genau, dass der Türke keine Schmerzen
mehr haben dürfte, aber vielleicht war seine Angst so groß sie könnten
wiederkommen, das sein Glaube bei der Entscheidung verlieren würde. Der
türkische Mann schaute zuerst zu dem Arzt und dann zu unserem Mann
gegenüber. Dann wandte er sich dem Oberarzt zu und sagte in seinem
gebrochenem Deutsch, aber mit ruhiger und überzeugender Stimme: „Ich
brauche nichts zu unterschreiben, ich werde noch heute nach Hause gehen,
ich habe keine Schmerzen mehr“. Alles
hätten die Ärzte erwartet aber darauf waren sie nicht gefasst gewesen.
Wie ist so etwas möglich? „Sie
wissen ja nicht was Sie sagen. Haben Sie mich überhaupt verstanden“?
Der Oberarzt überschlug sich fast mit seiner Stimme. „So etwas kann
überhaupt nicht möglich sein, nicht bei Ihrer Wirbelsäule, überlegen
Sie gut was Sie sagen Mann“. Ruhig
und gelassen blickte der türkische Mann den Arzt an und wiederholte
noch einmal: „Ich lasse mich nicht operieren, ich habe Sie verstanden,
aber Sie haben mich vielleicht nicht verstanden, ich gehe heute nach
Hause denn ich habe keine Schmerzen mehr, mein Gott hat sie mir
genommen, er hat meine Gebete erhört und mich gesund gemacht. Daran
wird sich auch nichts mehr ändern“. „Ich
bin hier der Arzt und in meiner ganzen Laufzeit ist mir derartiges noch
nicht passiert. Wenn Sie heute gehen wollen, dann aber nur auf eigenen
Wunsch. Sie werden damit die ganze Verantwortung auf sich nehmen und ich
kann Ihnen schon jetzt versprechen, dass dieses Krankenhaus Sie nie mehr
aufnehmen wird, denken Sie daran wenn Sie aus Ihrem Glaubenswahn wieder
durch Ihre Schmerzen erwachen“. Er
war sichtlich gerötet was auf eine sehr unkontrollierte Wut schließen
ließ. Seine Assistenten standen ratlos und etwas unsicher um ihn herum. Der
Arzt schüttelte noch einmal unverständlich seinen Kopf und murmelte
leise vor sich hin: „Mein Gott hat mir die Schmerzen genommen, hier
gibt es nur einen der die Schmerzen nehmen kann und das bin ich“. Dann
wendete er sich, verärgert wie er war, nur kurz jedem anderen Patienten
zu. Als
er an den Mann, gegenüber dem Türken kam, sah er diesen nur an und
verließ, ohne ein Wort mit diesem zu wechseln das Krankenzimmer. Es
schien als würde sein Blick Bände sprechen. Waren sich die Beiden von
Anbeginn schon nicht grün gewesen, so hatte er den Eindruck als hätte
der Mann im Bett etwas damit zu tun. Schließlich hatte er oft genug
sehen müssen, wie dieser den Türken auf seine schweren und ängstlichen
Wege zu den verschiedenen Untersuchungen begleitet hatte. Man kann zwar
nicht behaupten, dass er etwas ahnte, aber geheuer schien im die gesamte
Angelegenheit nicht zu sein. Mit
einem lauten Krack viel die Zimmertür ins Schloss als die Ärzte den
Raum verließen. Beide
Männer schauten sich an. „Ich werde mich dann jetzt fertig machen und
zu meiner Familie gehen“ sagte er und lächelte dem anderen zu. „Tun
Sie das, Sie haben das Richtige getan. Bleiben Sie auch in Zukunft
gesund und haben Sie keine Angst, es gibt keinen Grund dazu. Ach ja, und
grüßen Sie Ihre Familie von mir, unbekannter Weise“. In
diesem Augenblick öffnete sich die Tür zum Krankenzimmer erneut und
einer der sehr jungen Assistenzärzte kam herein. Er begab sich zu jenem
Mann im Bett, den zuvor der Oberarzt übersehen hatte. „Ich
muss Ihnen sagen, dass wir alles Mögliche für Sie gemacht haben und
jetzt kein Anlass mehr besteht Sie weiter hier zu behalten. Es wird ein
steiniger Weg werden, der vor Ihnen liegt, aber Sie werden es schon
irgendwie schaffen. Wir werden Sie heute also auch entlassen, Sie können
sich fertig machen, der Oberarzt stellt nur noch die Papiere zusammen.
Ach ja, ich soll Ihnen von unserem Chef noch ausrichten, dass Sie ja
vielleicht auch so ein Wunder erleben wie Ihr Bettnachbar“. Darauf
drehte er sich umgehend um und verließ das Zimmer. Eine
Stunde Später war der Türke von seiner Familie abgeholt worden und
nicht mehr vor Ort. Die beiden Männer verabschiedeten sich nur mit
einem Nicken, aber einem sehr ehrlichem und respektvollen Nicken. Kurze
Zeit später verließ auch der andere Mann das Krankenhaus. Beide Männer
haben sich niemals mehr wiedergesehen und auch niemals mehr etwas
voneinander gehört. Was
aus dem türkischen Mann geworden ist kann ich leider nicht berichten,
da sich das meiner Kenntnis entzieht. Der andere Mann jedoch lebt noch
heute mit seinen Schmerzen, aber es scheint ihm nicht allzu viel
auszumachen, da er diese einfach akzeptiert hat und als Preis für seine
Gabe und Beschäftigung als Gottesbote betrachtet. Noch oft erinnert er
sich gern an jenes dumme Gesicht des Oberarztes, der begreifen musste,
dass noch etwas vorhanden ist, was auch seine Wege bestimmt und leitet. Ich
persönlich glaube nicht, dass ein Mensch wie dieser Arzt jemals
wirklich glücklich in seinem Leben werden kann, aber wie sagt doch der
Volksmund? Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Nun
liegt es an Ihnen, zu entscheiden ob Sie mir diese Geschichte als wahr
abnehmen und mir glauben wenn ich Ihnen versichere, dass diese
Geschichte sich wirklich genauso zugetragen hat. Sollten
Sie die Wahrheit der Geschichte nicht anzweifeln, so bleibt noch immer für
Sie die Frage offen im Raum stehen wie dieser Mann seine Schmerzen
verlor. Hatte die Einbildung die Selbstheilungskräfte so erweckt, dass
er die schmerzen allein durch seinen eigenen Glauben besiegte? Oder
hatte der andere Mann doch eine weit höhere Funktion in dieser Nacht
als nur der Auslöser für dieses Phänomen der Selbstheilung zu sein?
War es kein Zufall, dass dieser Mann ausgerechnet zu dem Zeitpunkt im
Krankenhaus auftauchte, als der türkische Mann in seiner Not bereit war
den größten Fehler seines Lebens zu machen um am Ende noch gelähmt
und voller Schmerzen zu sein? Werden
wir alle von einer unvorstellbaren höheren Macht begleitet und bedient
sich jene Macht mitunter auch irdischen Individuen um Ihre Ziele zu
erreichen? Zum Beispiel „Menschen in der Rolle eines Engels“? Es
wäre auch möglich, dass dies alles nur frei erdacht ist um Ihr
Interesse zu wecken. Es
liegt an Ihnen. Sie allein wissen was Sie glauben und denken, vertrauen
Sie Ihrer inneren Stimme. Georg
Goetiaris |
Ein außergewöhnliches Gespräch
Kennen Sie auch das Gefühl
sich ohne ein Wort auszusprechen? Auszusprechen mit einer, nennen wir es
einmal Person oder besser imaginäre Person, die Sie weder sehen noch
begreifen können? Ich weiß, es klingt sicher verrückt, aber man
bekommt sogar noch alle Antworten auf die Fragen die man hat, selbst die
Fragen, von denen man gar nicht wusste, dass man sie stellen würde
werden zuvor schon beantwortet. Ist so Etwas möglich oder einfach nur
verrückt und die Folge von überstrapazierten Nerven? Die Entscheidung um was es
sich, bei dieser doch recht merkwürdigen Geschichte handelt, ist nicht
gerade einfach und bleibt wie immer Ihnen ganz allein überlassen. Es
wird also nur eine Antwort aus meiner Sicht geben. Es war Juni, um genau zu sein, der 23 Juni 1986. Der Tag war bilderbuchartig schön und dennoch war dieser Tag für zumindest eine Person sehr
sorgenvoll. Bei dieser Person handelte es
sich um einen jungen Mann, sein Name war Joshua, aber alle die ihn
kannten nannten ihn kurz Jo. Es war um die Mittagszeit herum, als Joshua
durch die Straßen einer Großstadt lief und nicht mehr weiter wusste.
Seine Sorgen lagen ihm schwer auf dem Herzen und es schien, als gäbe es
dieses Mal keinen Ausweg. Bisher hatte sich Joshua
immer als ein Glückskind betrachtet, da sich stets all seine Probleme
immer zum Guten wendeten und sei es kurz vor Schluss. Diesmal jedoch
legte er keine Hoffnung in sein Glück, dazu war die Angelegenheit um
die es ging viel zu verfahren. Er dachte sogar schon an den Tod, wie es
wohl sein würde wenn er nicht mehr wäre und alle Sorgen sowie jeder
Kummer vorbei wären. Es blieb jedoch nur kurz bei diesem Gedanken, da
er bereits im selben Augenblick an seine Frau und seine Kinder denken
musste. Nicht nur an deren Schmerz der Trauer, sondern auch, Dass er für
sie die Verantwortung zu tragen hatte. Schließlich verließen sie sich
auf ihn und was würden sie wohl tun, wenn er sich so einfach davon
machen würde. Zudem kam noch die Tatsache, dass Joshua zwar ein gläubiger
Mann war, der aber nicht an ein Leben nach dem Tod glaubte. Zumindest
nicht in der allgemeinen Form von Himmel und Hölle. Für ihn war der
Tod ein Teil des Lebens, ein ständiger Energiefluss sozusagen. So
konnte er sich zwar eine Schöpfung vorstellen, von der er aber auch
keine richtige Ansicht hatte, aber einen Gott in der Form eines
personifiziertem Daseins, diese Annahme war für ihn unwahrscheinlich. So gingen Joshua viele
Gedanken durch seinen Kopf als er die Straßen entlang lief. Es waren
derart viele Gedanken, dass er sich zuletzt überhaupt nicht mehr auf
bestimmte Denkmomente konzentrieren konnte. Er war vollkommen verwirrt
und durch seine Sorgen mit seinen Nerven auf den Nullpunkt gesunken. Fast schon etwas neidisch
betrachtete er die lachenden und glücklichen Menschen die an ihm vorübergingen.
Bedingt vielleicht durch diese Wahrnehmungen begann er zu träumen.
Seine Gedanken wichen von den eigentlichen Sorgen ab und befassten sich
mit einer ganz anderen Welt, einer glücklichen Welt wie sie hätte sein
können. Es mag ein Schutzmechanismus des eigenen Körpers sein um
diesen vor größeren Schäden der Nerven zu bewahren. Wie dem auch sei,
wie im Traum lief er durch die Straßen jener Großstadt. Er wurde erst wieder aus diesen Träumereien herausgerissen, als ein
Auto laut quietschend vor ihm bremste, da er sonst unter die Räder
gekommen war. Mit einem Schlag war Joshua
wieder in der Realität seiner eigentlichen Gedanken. Mit einem Schlag
waren seine Sorgen wie ein Dämon wieder in seinem Kopf. Um was handelte es sich
eigentlich bei diesen Sorgen? Nun, dies ist nicht so einfach zu erklären.
Im Grunde sind es viele Bereiche die ineinander greifen. Es geht um
finanzielle Dinge, um den eventuellen Verlust des häuslichen Bereiches
und durch all diese Belastungen kam noch die Gefährdung der
Partnerschaft hinzu. Es bedarf keiner Frage, sicherlich war Joshua
einzig und allein für all diese Missgeschicke verantwortlich, sicher
hatte er die Schuld für all das was jetzt passieren könnte, aber diese
Erkenntnis half im auch nicht weiter. Was war dieser Joshua
eigentlich für ein Mensch? Nun er war alles andere als dumm, wie man
eigentlich annehmen könnte. Er war ein sehr weltoffener Mensch, der
sich für alles interessierte. Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit prägten
ihn besonders aus. Für jeden anderen schien er stets ein offenes Ohr zu
haben, nur bei sich selbst war er mehr als schlampig. Oft handelte er unüberlegt
einfach aus dem Bauch heraus, was sich nicht immer als richtig erwies.
Er war ein eher leichtsinniger Mann, der sich auch nicht belehren ließ
wenn er sich einmal für etwas entschieden hatte. So war es auch nicht
verwunderlich, dass er immer wieder in irgendwelche Schwierigkeiten
geriet. Trotzdem war er niemals kriminell und ein wirklich gutmütiger
und herzensguter Mensch. Obwohl die Sonne ihn direkt
anzulachen schien, bemerkte er diese nicht einmal in seiner Trübseligkeit.
Er dachte über sich selbst nach und kam über diese Gedanken zum Sinn
des Lebens. Worin dieser Sinn wohl bestehen mag, fragte er sich. Wo man
hinsah gab es überwiegend nur Not und Elend. Dabei ging es ihm,
gemessen an andere doch noch sehr gut. Aber diese Anderen waren im
Augenblick nicht sein Problem, dabei konnte ihm auch keiner helfen. Ob
es wohl, im Sinne der Schöpfung doch eine Art von Gott gibt, dachte er
mit einem Mal? Ganz plötzlich schoss ihm dieser Gedanke durch den Kopf.
Doch wie sollte dieser Gott ihm in jenen weltlichen Schwierigkeiten
helfen können? Die Frage ist zudem noch, ob er überhaupt eine Hilfe
verdient hatte. Nein, an so etwas wollte er erst gar nicht denken, zumal
er sich so etwas auch überhaupt nicht vorstellen konnte. Trotzdem geschah mit Joshua
in diesem Augenblick etwas sehr merkwürdiges. Er mag dies in dem Moment
noch nicht einmal bemerkt haben aber, bedingt durch eine unerklärliche
Kraft, welche ihn heimsuchte, verschwanden in unerklärlicher Weise
seine Sorgen. Nicht ganz, er musste schon noch daran denken, aber es
schien als würde die Last auf seinen Schultern schwinden und alles gar
nicht mehr so schlimm aussehen. Ohne dass Joshua es bewusst
bemerkte begann er zu Beten. Es schien mehr einem Hilferuf zu gleichen,
aber er wandte sich an jenen Gott, den er zuvor immer in Frage gestellt
hatte. Aus dem Unbewussten Handeln wurde ein Bewusstes Tun. Fast
erschrak er vor sich selbst. Doch da er, wie er dachte, keine Antwort
bekam stellte er jene Handlungsweise wieder in Frage, genauso wie auch
jenen Gott den er angerufen hatte. Trotzdem hatte diese Handlung
einen positiven Aspekt. Er fühlte sich zunehmend freier um sein Herz
und glaubte mit einem Mal sogar eine Lösung zu finden, er müsse nur
zuerst einen klaren Kopf bekommen. Kurz entschlossen trat er den
Heimweg an. In seinem Kopf arbeitete es fieberhaft und er glaubte der Lösung
seiner Probleme bereits ganz nahe zu sein. Auf seinem Heimweg kam er an
eine kleine Parkbank vorbei. Er setzte sich für einen Augenblick und
wollte seine Gedanken nur kurz einmal zur Ruhe kommen lassen. Doch kaum
hatte er sich gesetzt, war die Lösung in seinem Kopf. Es war im Grunde
ganz einfach und er wunderte sich, dass er nicht schon früher darauf
gekommen war. Ja, so wollte er die Sache angehen und so, davon war er überzeugt,
wird es auch funktionieren. Erleichtert lehnte er sich zurück, um im nächsten
Augenblick erschrocken zusammenzufahren. Es war als hörte er eine
Stimme. Nicht wirklich. Das konnte auch nicht sein, da weit und breit
kein Mensch zu sehen war, aber es war als würde etwas zu ihm reden. Er
spürte es nur, dafür aber so deutlich, dass er fast an seinen eigenen
Verstand gezweifelt hätte. „Warum bist Du nur so ungläubig?
Hast Du wirklich gedacht ich würde Dich nicht stets beobachten?
Glaubtest Du wirklich ich würde Dir jene Hilfe verweigern? Vor mir kann
sich keiner und nicht verstecken denn ich begleite Dich auf all Deinen
Wegen, gleich ob diese schwer oder leicht, gut oder böse sind. Warum
kannst Du mir nicht vertrauen? Nur weil es für mich keine Beweise gibt?
Wenn Du wüsstest was alles existiert was nicht nachweisbar ist. Von
dieser Schöpfung weist und siehst Du nicht einmal so viel wie ein
Sandkorn in der Wüste. Vertrau mir und es wird alles gut, aber hüte
Dich, dies soll kein Freibrief sein, ändere Dein Verhalten und benutze
auch einmal Deinen Verstand“. Dann schwieg jene imaginäre Stimme. Joshua sah sich erst um und
blickte dann auf zum Himmel. Die Sonne schien besonders freundlich und
warm auf ihn herab zu scheinen. Auch, und das konnte keine Einbildung
sein, fühlte er, dass er nicht allein war, etwas war bei ihm, etwas was
man nicht definieren konnte. „Danke“ sagte Joshua ohne
es wirklich vorgehabt zu haben. „Danke“, sagte er ein zweites Mal
und diesmal war es nicht nur gewollt sondern auch laut und deutlich. Es war ihm als könnte er so
etwas wie ein Lachen vernehmen. Dieses Mal erschien ihm dieser Eindruck
jedoch nicht fragwürdig sondern in einer ganz angenehmen Art und Weise.
Er hatte deutlich das Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Als einige Zeit später
Joshua sein Heim und seine Familie wieder erreicht hatte, waren seine
Gefühle nicht mehr ganz so euphorisch wie noch vor kurzer Zeit, aber er
war bis in seine Tiefen der Seele sehr beruhigt und zufrieden. Es war genau zwei Tage später,
als sich durch eine Postzustellung wirklich alle Probleme gelöst
hatten. So wie gesagt und gedacht, so sollte es auch geschehen. Joshua hingegen hatte sich ja
sehr viel vorgenommen, aber wie das Leben so spielt, war mit der
vergangenen Not auch der gute Vorsatz verschwunden. Eines aber kann man
ohne Umschweife behaupten, Joshua war seit diesem Ereignis, welches er
erlebt hatte, ein doch sehr gläubiger Mensch geworden. Diese Tatsache
aber hatte auch seine nicht ganz gerechtfertigten Auswirkungen. Joshua
wurde zu einem Menschen, der den Glauben zum Anlass nahm, in allen
Lebenslagen stets den kürzesten und leichtesten Weg zu wählen, da er
sich auf seinen Gott verlassen wollte. Immer wieder manövrierte er
sich in Situationen, welche unter normalen Voraussetzungen so gut wie
unmöglich waren, doch siehe da, immer wendete sich, im allerletzten
Moment, für Joshua alles zum Guten. Schnell hatte er sich an diesen
Zustand gewöhnt, ohne zu bedenken, dass der Tag der Endtäuschung
kommen könnte und würde, wo jene höhere Macht von seinem Leichtsinn
überdrüssig, jene Hilfe einstellen würde. Joshua war ein Mensch der
sogar noch mit dieser Tatsache überheblich hausierte. „Ich habe eben
einen guten Chef“, sagte er immer in einer solchen Situation. Dann kam was kommen musste.
Es kam nicht von heute auf morgen, es entstand langsam und zuerst fast
unbemerkt. Zuerst unterlagen ihm zunehmend Fehler, welche auf Leichtsinn
hindeuteten. Dann erfolgte dem bezüglich hier und da der erste Ärger.
Es handelte sich um keinen großen Ärger, es waren mehr
Unannehmlichkeiten, die schnell wieder vergessen waren, dennoch aber
Spuren an Joshuas Nerven hinterließen. Hierbei handelte es sich um
eine unangenehme Tatsache, welche man hätte vermeiden können, wenn man
nicht so dick aufgetragen hätte. Dieser Umstand war selbst
Joshua klar geworden und er versuchte sich zu ändern. Immer und immer
wieder versuchte er sich diesbezüglich zu verändern und immer wieder
rutschte er doch sehr oft in sein altes Muster ab. Joshua machte sich
ernsthaft große Sorgen. Er war nicht wirklich so und wollte es auch
nicht sein, aber er kam einfach nicht aus seiner Haut heraus. Somit
dachte er, es würde nur noch eine Frage der Zeit sein und das Unglück
wäre wieder sein steter Begleiter. Bis zum heutigen Tag hat sich
in seinem Leben zwar noch immer die schlimmste Situation, wenn auch
manchmal in letzter Sekunde, zum Guten gewendet, aber Joshua hat Angst,
dass dies einmal nicht mehr so sein wird. Mag es Zufall sein, mag es
seiner eigenen Verschlagenheit zu verdanken sein, oder mag es doch einen
barmherzigen Schöpfer geben, der hierfür verantwortlich ist, Joshua
zumindest ist davon überzeugt etwas ändern zu müssen und dies wird
er, auch wenn es ihm nicht leicht fällt, ändern. Wie denken Sie über diese
Geschichte? Kommt Ihnen nicht vielleicht nicht das Eine oder Andere
bekannt vor? Sie allein müssen für sich entscheiden, was an dieser
Geschichte wahr ist und auf welche Ursache diese Ereignisse zurückzuführen
sind. Vielleicht überdenken Sie dabei auch gleich einmal Ihr eigenes
Leben, ob sich dabei nicht vielleicht doch einige Parallelen finden
lassen. |
Eine Sprache die Jeder und alles versteht
Wenn wir den Begriff Sprache
hören, denken wir sofort an eine verbale Verständigung. Ohne Worte und
Sätze ist keine Verständigung möglich, so glauben wir zumindest. Dass
es sich hierbei um einen der größten Irrtümer handelt ist nur den
wenigsten Menschen bekannt. Gehen wir einmal
geschichtlich betrachtet in unserer Zeit zurück. Sehr schnell werden
wir ein überraschendes Phänomen entdecken. Der Mensch beherrschte die
Sprache oder das was wir darunter verstehen, nämlich die kontrollierten
Laute über die Stimmritze, welche heute zur Verständigung dient, nicht
seit Anbeginn seines Seins. Ganz im Gegenteil, eine Sprache hat sich
erst relativ spät entwickelt und dass auch noch in den verschiedensten
Arten. So gab es zwar schon lange den Menschen, jedoch ohne die Sprache,
so wie wir sie heute kennen. Genau wie die Tiere war es ihm nur möglich
bestimmte Laute von sich zu geben. Dieses Stadium nahm einen großen
Teil seiner Entwicklung ein. Aus seinen Lauten hätte man höchstens
seinen derzeitigen Gemütszustand deuten können und dies auch nur mit
einer sehr großen Ungenauigkeit. Nein, der Mensch war, genau
wie die Tiere, nicht mehr als zu einer Lautsprache fähig. Bestimmt
durch verschiedene Laute und seinen dazugehörigen Gebärden gab er sich
zu verstehen, so wie es die Tiere heute noch zu praktizieren scheinen.
Doch ist dem wirklich so? Ein jeder kennt die
Situation, wir befinden uns im Ausland, einem Land wo man eine völlig
andere und für uns unverständliche Sprache spricht. Jedes Wort welches
dort gesprochen wird ist für uns fremd und damit unverständlich. Eine
direkte Unterhaltung scheint unmöglich zu sein. Und dennoch, in
verschiedenen Situationen, wie zum Beispiel bei Gefahr oder gefühlsmäßigen
Situationen ist es uns möglich, uns bedingt durch die Gebärdensprache
sowie den Blickkontakt dem Andren verständlich mitzuteilen. Diese Art der Verständigung
scheint auch zwischen unterschiedlichen Lebensformen zu funktionieren,
wie zum Beispiel zwischen Mensch und verschiedenen Arten von Tieren.
Dies mag zwar um ein Vieles schwieriger sein und auch viel Geduld in
Anspruch nehmen, aber sogar nahmen hafte Wissenschaftler haben diese
Tatsache bestätigt. Die unterschiedlichsten
Sprachen der Menschen sowie die verschiedensten Laute und Gebärdenformen
der Tiere haben eines gemeinsam. Es ist das Verhalten in ihrem
Gestikulieren bzw. ihre Gebärdensprache. Ob in grauer Vorzeit diese
Art der Verständigung sogar einmal einheitlich war kann man leider
nicht sagen und es gibt auch keine Anhaltspunkte, welche für diese
Theorie sprechen. Dennoch kann dies durchaus möglich sein, da dies für
jede Überlebensstrategie notwendig erschien. Einen kleinen Teil haben
wir uns, über die Jahrtausende erhalten, ohne dies wirklich zu wissen. So ist es auch möglich und
erklärbar, wie man ein Haustier als Mensch dazu bringen kann, bestimmte
Befehle oder Anweisungen auszuführen. Einer berühmten
Tierwissenschaftlerin ist es sogar gelungen einer bestimmten Art von
Affen die Zeichensprache beizubringen, mit dem Ergebnis, dass sie sich
am Ende mit Ihnen regelrecht unterhalten konnte, fast so wie Menschen
miteinander Kommunizieren. Derartige Beispiele gibt es
mehr als genug. Leider fehlt uns noch immer der Beweis im
wissenschaftlichen Sinne. Ein wichtiger Aspekt bei der
Körpersprache scheinen die Augen zu sein. Dies mag auch seinen guten
Grund haben. Der Volksmund behauptet zum Beispiel, dass die Augen nicht
lügen können. Durch die Augen kann man in die Seele eines Anderen
schauen. Wer sich genau damit beschäftigt weiß was ich meine und wird
mir recht geben. Aus dieser Perspektive können wir uns also, mehr recht als schlecht,
mit so fast jedem anderen Lebewesen verständigen. Was dabei jedoch
Lebensnotwendig erscheint, ist die Tatsache, dass wir nicht einer Lüge
oder List aufsitzen. Hierzu sind die Augen der verschiedenen oder auch
gleichen Spezies von unverzichtbarer Bedeutung. Sie verraten dem geschulten Auge die
Ehrlichkeit oder die negativen Hintergründe. Es gibt also eine
grundlegende Ebene, auf der es möglich ist oder sein könnte, dass sich
die verschiedensten Lebensformen miteinander verständigen können. Bedingt durch die
Gestikulierungen und Blicke der Augen werden bei jedem Gegenüber
Emotionen erweckt, welche nicht trügen können, vorausgesetzt wir
verlassen uns auf unsere Urinstinkte und deren Glaubwürdigkeit. Würde sich diese Theorie
oder Spekulation bestätigen, so würde andererseits eine andere These
nicht weiter standhalten können, nämlich, dass ein Tier nicht bewusst
denken kann, bzw. keine eigene Persönlichkeit hat. Da sich jedoch der Mensch,
trotz aller Hinweise, für die Krönung der Schöpfung hält, in der er
allein jenes Privileg des Denkens beherrscht, wird es wohl noch sehr
lange Zeit andauern, bis er vielleicht einmal erkennen muss, dass dem
nicht so ist. Wie Sie sicher bereits
bemerkt haben, versuche ich hier den Beweis in Aussicht zu stellen, dass
die Schöpfung alle gemeinsam unter den Aspekt der einheitlichen Verständigung
gestellt hat und diese Gabe leider im Laufe der Zeit vergangen ist. Doch ein weiteres Mysterium
bleibt unbeantwortet im Raum stehen. Es geht hierbei um die Lebenszeit
oder Lebenserwartung. Abgesehen vom Menschen dessen Alter letztlich von
seinen Erbanlagen sowie seines Lebensstieles abhängig ist, ist es doch
auffällig, dass jede gewissen Spezies eine gewisse Zeit als Vorgabe
hat. Warum dem so ist, hat bestimmt einen Grund, doch hat man sich damit
noch nicht ausreichend auseinander gesetzt. Eine Erklärung dafür ist
zurzeit noch nicht erforscht und beruht höchsten falls auf
Spekulationen auf die wir hier jedoch nicht weiter eingehen wollen. Die
Vielfalt der Lebensdauer beruht auf seine eigenen Mysterien, die wir
nicht einmal im Ansatz kennen. Es könnte sich hierbei um
die Erfahrung, bzw. das Wissen des Menschen handeln, was seine maximale
mögliche Lebensdauer festlegt. Auffällig jedoch erscheint jedoch, dass
andere Lebewesen eine eindeutig längere Lebensdauer haben, obwohl sie
minderwertiger erscheinen als der Mensch. Die kann jedoch an der
Denkweise des Menschen liegen. Wenn wir auch nicht wissen
welche Aufgabe uns in diesem Leben zugrunden liegt, so mag dennoch eines
gewiss sein, jede Form von Leben erfüllt einen Zweck im Sinne des
Ganzen, ob wir diesen nun kennen oder eher nicht. Zumindest können wir davon
ausgehen, dass es eine Form der Kommunikation zwischen den verschiedenen
Lebensformen gab bzw. noch immer gibt, worüber wir als Menschen uns
jedoch nicht im Klaren sind. Wenn dem so ist, würde
dieser Umstand einen eindeutigen Beweis darstellen, dass alles
vorhandene miteinander in einer gewissen Art verbunden ist und jedes
Ding seine ihm ganz bestimmte Aufgabe zu erfüllen hat. Somit gleicht
unser uns bekanntes Universum einen in sich geschlossenen Kreislauf des
Lebens oder einen eigenständigen Organismus in all dem was wir nicht
kennen. Im Grunde könnten wir alles
und bekannte mit einem guten Rezept vergleichen, indem alles in einem
bestimmten Umfang aufeinander Abgestimmt ist. Erst alle Zutaten
zusammen, in der richtigen Dosierung ergeben ein perfektes Resultat. So können wir davon
ausgehen, ob bewiesen oder nicht, dass alles miteinander verbunden ist
und das Eine nicht ohne das Andere oder einen bestimmten Ersatz
existieren kann. Alle sind wir aus dem gleichen Stoff und derselben
Energie. Ich bin davon überzeugt, dass wir
niemals die grundlegenden Geheimnisse des Universums klären oder
begreifen werden. Es mag schon einen großen Schritt darstellen, wenn
wir diese akzeptieren und nicht mehr dem Aberglauben zuordnen, wenn wir
jeder Lebensform den gleichen Stellenwert sowohl die gleichen Rechte
zuordnen und diese achten, da wir mit dieser Denkweise einen großen
Schritt der möglichen Wahrheit näher gekommen sind. Wir müssen, ob
wir es wollen oder nicht, einfach verstehen und akzeptieren, dass wir
nichts Besonderes sind und damit von allen anderen Lebensarten abheben.
Schließlich ist unser eigenes Dasein erst durch jene anderen
Lebensformen möglich. Kommen wir unter den
Erkenntnissen zurück zu dem Thema der Kommunikation. Im Laufe der
vielen Jahrtausenden haben wir vielleicht verlernt jene Kommunikation
direkt zu verstehen. Dennoch sollten wir uns auf unsrem Instinkt
verlassen und dessen Eingebungen befolgen, da diese noch immer existent
sind. In unserem bekannten
Universum sind wir letztlich alle miteinander verwandt, ob dies uns nun
so erscheinen mag oder nicht. Das Unbekannte, was möglicher
Weise dahinter kommt und uns unserem Bewusstsein entzieht, werden wir
wohl niemals ergründen, da diese Weisheit auf einer ganz anderen Basis
beruht, deren Verständnis uns in jeglicher Hinsicht nicht begreiflich
sein kann. Letztlich ist unsere Aufgabe, als ein Teil des Ganzen einzig
auf das uns Vorhandene ausgerichtet. So sollten wir uns mit dem begnügen was uns als Bestimmung zugesagt ist
und erst einmal mit jenen grundelementaren Wahrheiten eins werden, sowie
diese eindeutig zu verstehen. Ich glaube, dass diese Aufgabe uns bereits
an die Grenzen unseres Vorstellungsvermögens bringt. Wir sind also mit all unseren
Forschungsgebieten weitgehend ausgelastet. Dabei ist es mit einem
einzigen Lehrsatz zu erklären. „Achte
das Leben in jeder Form, so wie es Dir auch immer begegnen mag“. Georg Goetiaris |
Erklärung einer außergewöhnlichen Wahrnehmung
Ich will nicht behaupten,
dass jeder im Laufe seines Lebens eine der Erfahrungen macht, wie sie
hier beschrieben wird. Dennoch bin ich der Meinung, dass mehr Menschen
eine solche Erkenntnis erlangen ohne wirklich davon zu wissen oder diese
wahrzunehmen. Deshalb möchte ich hier, an
dieser Stelle gern eine wahre Geschichte erzählen, so wie diese sich
wirklich ereignet hat. Vielleicht wird sich doch der Eine oder Andere
darin wiedererkennen. Ich bin mir eigentlich
sicher, dass zumindest zwei Drittel aller Menschen eine Erfahrung in
dieser Hinsicht in ihrem Leben gemacht haben. Ob ihnen dieses Erlebnis
nun bewusst war oder auch nicht sei an dieser Stelle dahingestellt. Mag es sich hierbei um eine
Vorahnung handeln oder ein Wissen, was sich kurz danach zu 100 % bestätigt.
Es gibt viele Möglichkeiten, die wir nicht einmal wahrnehmen oder nur
als Zufall abtun. Dennoch haben sie alle eine besondere Bedeutung und
gehören zu unserem Leben und dessen Quintessens dazu. Da wir hier den Begriff
„Zufall“ angesprochen haben, möchte ich hierzu nur erwähnen, dass
es für mich, wie auch für viele andere Menschen, keine Zufälle gibt. Es war noch früher Morgen,
als sich Hans bereits in großer Hektik befand. Er musste in ca. 45
Minuten am Flughafen sein um noch rechtzeitig seine Maschine zu
bekommen. Bereits in 5 Stunden sollte er eine Operation an einem Jungen
in England durchführen. Hans war Arzt, um genau zu
sein, er war Chirurg. Es handelte sich um eine Herzoperation an einem 9
Jahre alten Jungen in England. Keine aufregende Sache, aber er war halt
eben ein gefragter Chirurg. Bereits gegen 20:00 Uhr wollte er wieder zurück
in seinem Hause sein. Es war ein Tag wie jeder andere. Schon oft hatte
er solche Unternehmungen durchgeführt und war daher jene hektischen Abläufe
gewohnt. Dennoch erschien ihm dieser
Tag als etwas Besonderes. Er konnte nicht sagen was es war, aber dieses
Gefühl beunruhigte ihn doch etwas mehr als er es gewohnt war. Ob es ein Flugzeugunglück
gibt, oder einen Unfall auf der Fahrt zum oder vom Flughafen? Ob wohl
mit der Operation alles problemlos verlaufen wird, fragte er sich? Es
war ja nicht das erste Mal, dass man von solchen Vorahnungen hörte.
Dennoch, Hans war ein überzeugter Realist und versuchte daher sich von
jenen dummen Gedanken abzulenken und sich auf das Wesentliche zu
konzentrieren. Kurz darauf betrat er sein
Schlafzimmer um noch einmal in den großen Schrankspiegel zusehen, ob
nun alles richtig und in Ordnung war. Noch konnte er nicht ahnen, dass
heute sein gesamtes Leben eine Wende in all seinen Denkweisen erfahren
sollte. Als er, nun endlich völlig
entspannt, in den Spiegel schaute, durchfuhr ihn ein unglaublicher
Schreck. Was er in dem Spiegel sah war nicht er. Er sah einen etwa 9 jährigen
Jungen, den er für einen Inder hielt. Der Junge sprach zu ihm in seiner
Landessprache aber Hans konnte ihn dennoch verstehen, obwohl er nicht
der indischen Sprache mächtig war. Beide schauten sich direkt an
und der kleine Inder sprach mit ruhiger Stimme zu Hans: „Heute wirst
Du mich aus dem Reich der Toten zurück ins Leben holen. Du wirst mir
einen neuen Körper geben und dafür möchte ich Dir aus der Tiefe
meiner Seele danken. Ich selbst werde mich dann an nichts mehr erinnern
können, daher möchte ich es Dir jetzt sagen, danke.“ Dann verschwand das Bild im Spiegel. Hans stand wie vom Blitz getroffen
da. Er zweifelte an seine Nerven und seinen Verstand. Vielleicht hatte
er in der letzten Zeit seine Arbeit doch übertrieben, schließlich war
er ein sehr strebsamer Mensch. Vielleicht würde er sich nach dieser
Operation ein paar Tage frei nehmen um sich etwas zu entspannen. Kurz darauf saß er im Taxi
auf den Weg zum Flughafen. Die Geschichte mit dem Spiegelbild hatte er
schon wieder vergessen oder verdrängt. Es gab genug andere Dinge an die
er jetzt zu beachten hatte. Für einen kleinen Augenblick erinnerte er
sich wieder im Flugzeug an diese merkwürdige Geschichte mit dem
Spiegelbild. Er konnte sich nicht einmal erklären, wie er dem Jungen, hätte
helfen können, schließlich hatte er heute nur diese eine Operation. So
verdrängte er schnell wieder die ganze Angelegenheit, aber etwas
unheimlich erschien ihn diese Geschichte doch. Der Flug verlief ohne jede
Zwischenfälle und in England sowie im dortigen Krankenhaus angekommen,
verlief alles weitere ganz automatisch. Wie oft hatte er bereits die
Prozedur der Vorbereitungen vollzogen. Er hätte diese Dinge im Schlaf
ausführen können. Dann ging es in den OP. Auf dem Operationstisch lag
ein kleiner Junge im Alter von neun Jahren. Er litt an einen unspektakulären
Herzfehler, also keine große Sache sondern eher ein Routineeingriff.
Der kleine Mann befand sich bereits in der Narkose und in etwa zwei
Stunden wird diese ganze Angelegenheit vergessen sein. Nach weiteren
vier Wochen wird er wieder, wie alle anderen Jungen herumtollen und
spielen. Hans konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, was er
hinsichtlich dieser Operation noch alles erleben würde. Als hätte Hans sein ganzes
Leben lang nichts anderes gemacht als solche Operationen. Es sollte
nicht einmal zwei Stunden dauern und die OP war erfolgreich und ohne
jeden Zwischenfall beendet. Nun wurde die Narkose ausgeleitet und der
Junge auf die Intensivstation zum Aufwachen gebracht. Hans war mit sich und seiner
Arbeit völlig zufrieden. Er sprach noch ein paar Worte mit den Eltern
des Jungen und verabschiedete sich von ihnen. Er verließ die Station um
sich umzuziehen und nach einen letzten Blick auf den Jungen zum
Flugplatz zu fahren um die Heimreise anzutreten. Plötzlich befiel ihn
eine unerklärliche Unruhe. Er konnte nicht sagen was es war, aber etwas
stimmte nicht, dessen war er sich diesmal völlig im Klaren. Schnell
eilte er zu der Station auf der sein Patient lag um sich von dessen
Wohlbefinden zu überzeugen, als ihm eine Schwester bereits entgegenkam. „ Das müssen Sie gesehen
und erlebt haben“ rief sie schon von weitem dem Doktor zu. Gemeinsam
eilten sie zu dem Zimmer indem sich der Junge befand. Die Eltern des
Kleinen standen an seinem Bett und der Mutter liefen die Tränen nur so
über das Gesicht. Außer den Eltern befanden sich noch weitere
Schwestern und verschiedene Ärzte in diesem Zimmer. „Was ist geschehen“
fragte Hans einen der anderen Ärzte. Er konnte keine Eigenart erkennen,
welche auf einen ernsthaften Zwischenfall hinwies. „Schauen und hören Sie
selbst“ sagte der andere Arzt zu Hans. Er traute seinen Augen und
Ohren nicht was er hier miterleben musste. Der Junge, den er soeben
operiert hatte lang mit offenen Augen und einem unverständlichen Blick
zu seinen Eltern im Bett. Dabei waren seine Vitalfunktionen völlig
normal. Dann öffnete er seinen Mund um etwas zu sagen, da auch er
beunruhigt erschien. Aber was Hans dann hörte war für ihn vollkommen
unverständlich. Der Junge, ein Engländer, der noch nie im Ausland war,
sprach ganz plötzlich in einer fremden Sprache die keiner der
Anwesenden verstehen konnte. Auch schien er seine Eltern nicht zu
erkennen. Nach einem kurzen Durcheinander erschien ein weiterer Arzt der
den Anderen bestätigte, dass es sich bei der Sprache des Jungen um
einen indischen Dialekt handelte. Er übersetzte was der Junge zu sagen
hatte. Der Junge meinte, dass er nicht wisse wo er sei und wer all diese
Menschen waren. Auch kannte er scheinbar seine Eltern nicht. Seine
Eltern waren bereits vor einigen Jahren ums Leben gekommen. Diese Leute
kannte er nicht und könne auch nicht verstehen, was diese sagten. Sofort viel Hans der
Zwischenfall am heutigen Morgen im Spiegel ein. Doch mit wem sollte er
darüber reden? So etwas gab es in dieser modernen Welt einfach nicht.
Man würde ihn für Verrückt erklären. Aber es musste einen
Zusammenhang mit dieser Geschichte und dem Erlebnis heute Morgen geben.
Wem sollte er sich wohl anvertrauen? Zuerst wandte er sich dem
Jungen zu. Er versuchte sich verständlich zu machen um herauszufinden,
ob der Junge ihn erkannte. Leider scheiterte dieser Versuch. Der Arzt, der die Übersetzungen des Patienten übernommen hatte
informierte Hans darüber, dass dieser indische Dialekt bereits seit ca.
zweihundert Jahren nicht mehr gesprochen wird. Es handelte sich hierbei
um eine doch sehr alte Sprache. Vor etwa zwei- bzw. dreihundert Jahren
gab es einen Aufstand in jener Gegend wo diese Sprache heimisch war. Der
Aufstand wurde von den Truppen der Regierung in einer sehr blutigen
Schlacht niedergeschlagen und keiner in dieser Ortschaft von den Aufständigen
überlebte dieses Massaker. Männer, Frauen und Kinder, alle vielen den
Regierungstruppen zum Opfer. Seither wird diese Sprache, offiziell nicht
mehr gesprochen. Das er diese Sprache noch verstehen und auch sprechen
kann, liegt einzig daran, dass er sich mit der Geschichte dieses Landes
beschäftigt. Hans fühlte sich wie im
Traum. Einen Traum aus dem er allzu gern aufgewacht wäre. Dann, fast im
gleichen Augenblick kam ihm ein schrecklicher Gedanke. Wenn hier
wirklich eine Seelenwanderung stattgefunden hatte, was war dann aus dem
anderen Jungen, dem eigentlichen Patienten geworden? Nach einigen Überlegungen
entschied er sich doch dem anderen Arzt anzuvertrauen, da er ohne diese
Sprache nicht den kleinsten Hinweis über die wahren Begebenheiten
erfahren würde. Nach einigem Zögern, in
einem Augenblick indem keiner der Anwesenden darauf achtete, trat er zu
dem Arzt heran und bat diesen um ein kurzes Gespräch. Dieser nickte und
beide begaben sich vor die Tür des Krankenzimmers. Dort berichtete Hans
dem Arzt seine ganze Geschichte. Dieser hörte, zu Hans seiner
Verwunderung, aufmerksam zu. „Es gibt viel zwischen
Himmel und Erde was wir niemals erfahren werden. Ich glaube Ihnen ist
etwas sehr großes zu Teil geworden. Ich werde tun was immer ich kann.
Keine Angst, gemeinsam werden wir diesem Geheimnis schon auf den Grund
kommen. Wir dürfen uns jedoch nichts anmerken lassen und kein Wort zu
einem Anderen, schon gar nicht zu den Eltern des Jungen“. Er nickte Hans zu und beide
Ärzte betraten wieder das Krankenzimmer. Obwohl die anderen Ärzte und
auch die anwesenden Schwestern nicht wussten von was die beiden
eigentlich redeten, gab man dem Jungen ein leichtes Beruhigungsmittel
und versuchte anschließend die Eltern zu beruhigen. „Dies sieht zwar recht
ungewöhnlich aus, ist es aber in Wirklichkeit nicht. Hin und wieder
erleben wir derartige Phänomene. Es handelt sich hierbei wahrscheinlich
um sogenannte postnarkotische Vorfälle. Der Junge fühlt sich in einer
anderen Welt. Hieran können viele Faktoren schuld sein. Einen Film den
er einmal gesehen hat und den er jetzt wieder erlebt. Solche Ereignisse
klingen in der Regel nach einigen Tagen wieder ab. Keine Angst, sie
hinterlassen keinen Schaden“, bemerkte der eine der zwei Ärzte den
Eltern gegenüber. „Es wird das Beste sein,
Sie begeben sich nach Hause und wir halten Sie auf dem laufenden, Sie
werden sehen, es wird alles gut und die Herzoperation ist auch ohne jede
Komplikation verlaufen“. Die Eltern des Jungen
befolgten den Rat des Arztes und verließen das Krankenhaus. „Was war das denn eben“?
fragte einer der anwesenden Ärzte. „Postnarkotische Vorfälle, davon
habe ich ja noch nie etwas gehört. Kann mir mal jemand erklären was
hier vor sich geht“? „Gehen wir doch erst einmal
nach draußen“ sagte Hans zu den anderen Anwesenden. Dabei schaute er
den Arzt an, dem er sich zuvor anvertraut hatte. Dieser nickte
zustimmend, da er nun auch begriffen hatte, dass sich die Situation
nicht weiter verheimlichen ließ. Die gesamte Belegschaft,
welche sich gerade eben noch im Krankenzimmer des Jungen aufgehalten
hatte, trat vor die Tür und Hans begann seine Geschichte zu erzählen. Hingegen der Meinung, dass
nun alle über Hans herfallen würden, war dem ganz anders. Alle hörten
ruhig und besonders aufmerksam zu. Dann, als Hans seine Geschichte
beendet hatte herrschte zuerst großes Schweigen. „Vielleicht sollte der
Doktor heute seinen Heimflug umbuchen und wir setzen uns nach unserem
Feierabend zusammen und sprechen die gesamte Geschichte gemeinsam durch.
Ich bin der Meinung, dass wir dazu nicht nur verpflichtet sind sondern
das es uns auch möglich sein muss, Licht in das Dunkel zu bringen, denn
was wir dringend brauchen ist eine Lösung“ meinte einer der Ärzte zu
seinen Kollegen. Die anderen nickten zustimmend und auch Hans sprach dem
zu. Gleich darauf machte er sich dabei seinen Flug auf unbestimmte Zeit
umzubuchen. Dann gingen die Anderen wieder ihren normalen Tätigkeiten
nach. Nur Hans suchte eine Gaststädte auf um sich zuerst ein Zimmer zu
mieten und dann bei einem Glas Bier, in aller Ruhe noch einmal die ganze
Geschichte für sich selbst durchzugehen. Wie sehr er jedoch auch
nachdachte, es gab keine vergleichbaren Berichte noch Erfahrungen. Er
konnte machen was immer er wollte, er kam keinen Schritt weiter. Das
Einzige was ihm bewusst wurde, war die Tatsache, dass die ganze
Angelegenheit nicht manipuliert war, da es hierfür keine Möglichkeit
gab. Wie sollte er diese Angelegenheit angehen? Als Mediziner hatte er
gelernt, sich an den gegebenen Fakten zu halten. Spiritistische Dinge
kamen für ihn nicht in Frage. Und dennoch schien es, dass er zum ersten
Mal damit konfrontiert wurde. Das es wesentlich mehr zwischen Himmel und
Erde gab als man auch nur annehmen konnte war ihm wohl bewusst, doch
hatte er immer geglaubt, dass der davon verschont blieb, und nun wurde
er mehr oder weniger doch mit jener Materie konfrontiert. Er wusste sich
keinen Rat. Selbst alle Recherchen die er angestellt hatte blieben
umstritten und somit erfolglos in seiner momentanen Situation. Lange dachte er noch nach,
doch was er auch tat, er kam zu keinem, der Wissenschaft entsprechenden,
Ergebnis. So
beschloss er, nachdem er sein Glas Bier gelehrt hatte, auf sein Zimmer
zu gehen und im Schlaf seine Ruhe zu finden. Vielleicht sah morgen die
Welt ja schon ganz anders aus. Hans wurde verhältnismäßig
früh wach, was eigentlich nicht unbedingt seine Art war. Auch hatte er
einen schlechten Schlaf, begleitet von Albträumen in jeglicher Form. Er
konnte sich einfach nicht mit den Ereignissen abfinden, die sowohl seine
Vorahnung als auch die Realität betraf. Alles bedeutete für ihn
Neuland von dem er nicht die geringste Ahnung hatte. So stand er auf und entschloss sich
umgehend zum Krankenhaus zu gehen. Als er dort angelangt war, es war so
um die frühe Mittagszeit, musste er leider erfahren, dass sich an dem
Zustand des Jungen, von gestern nichts geändert hatte. Er war
vollkommen verwirrt und verstand kein Wort von dem was ihm mitgeteilt
wurde. Es schien, als wenn er sich in einer völlig anderen Welt
befindet, die er weder zeitlich noch örtlich gewohnt war. Aber dann geschah etwas
vollkommen Unerwartetes. Als Hans das Zimmer des Jungen betrat, begannen
dessen Augen zu leuchten. Sein Gesichtsausdruck wurde mit einem Mal
freundlich und vertrauensvoll zuversichtlich. Es schien fast den
Anschein zu ergeben, dass der Junge Hans aus irgendeinem Grund kannte. Bis
auf jenes Ereignis im Spiegelbild konnte sich Hans keinen Reim darauf
machen. Als er jedoch an das Krankenbett des Jungen trat, begann dieser
aufgeregt zu reden. Hans glaubte nicht was da in dieser Situation
geschah, er wollte es nicht glauben, aber er verstand scheinbar jedes
Wort was der Junge in seiner sehr befremdlichen Sprache zu ihm sagte. Zu
diesem Zeitpunkt waren die Beiden allerdings allein im Zimmer. Die
Situation war also die Gleiche wie jene zuvor im Spiegelbild. Hans
zweifelte ernsthaft an seinen Verstand. „Wo bin ich“, fragte der
Junge. „Sie sind es, der mir mein Leben sowie meine Seele
wiedergegeben hat“, sprach der Junge im ruhigen Ton zu Hans. „Machen
Sie sich wegen dem Jungen dessen Körper ich nun angenommen habe keine
Sorgen, es geht ihm besser als jemals zuvor. Zudem hätte er diese
Behandlung ohnehin nicht überlebt. Glauben Sie mir, es geschieht nichts
ohne Grund, und auch er wird eines Tages wieder auf dieser Erde glücklich
verweilen“. Dann lächelte er sogar Hans an. Im fast gleichen Moment kamen
ein weiterer Arzt und eine Krankenschwester in das Zimmer. Sofort veränderte
sich der Junge zu dem wie er zuvor gewesen war. Da der dazukommende Arzt
nicht jener war, der den Jungen Verstehen konnte, war jede weitere
Kommunikation ausgeschlossen. Auch den Eltern des Kindes,
welche kurz darauf eintrafen, konnte man die Endtäuschung sowie die
hilflose Traurigkeit ansehen. Keiner wusste sich zu diesem Zeitpunkt
Rat. Ohne zuvor eine Absprache
unter Kollegen getroffen zu haben, trat Hans an die Eltern heran und
bekundete ihnen seinen Vorschlag. „Ich kann Ihnen zwar nichts
versprechen, aber ich habe da so meine besonderen Gedanken. Ich möchte
Sie bitten, sich noch ein bis maximal zwei Tage zu gedulden, da ich
glaube diese Sache in jener Zeit aufklären zu können. Bitte vertrauen
Sie mir, ich verspreche Ihnen, dass alles gut werden wird“. Bei diesen
Worten an die Eltern schaute er den Beiden tief in die Augen, da er
felsenfest davon überzeugt war, wirklich eine Lösung zu finden. Die Eltern des Jungen
begegneten seinem Blick nur mit einer gewissen Skepsis sowie einem nicht
so ohne weiteres Mistrauen. Es gab noch einige Gespräche welche den
eigentlichen Sachverhalt klären sollten, dann verabschiedeten sich jene
Eltern, nachdem sie noch mit dem Jungen versucht hatten ein Verständnis
aufzubauen, was allerdings scheiterte. Deutlich konnte man erkennen
wie deprimiert die Eltern beim Verlassen des Krankenhauses waren. Es
schien fast so, als hätten sie alle Hoffnungen begraben. Es herrschte eine Situation
die Hans sehr berührte, und er entschloss sich daher allen seinen
Kollegen reinen Wein einzuschenken, gleich welche Folgen dies haben würde.
Er sah sich in der verantwortlichen Position, in der er nichts mehr zu
verlieren hatte, zudem war es ihm mit derweilen gleich was man über ihn
denken würde. Es war früher Nachmittag als
er den gesamten Stab der beteiligten Mitarbeiter zusammenrief um diese
einzuweihen. Dies mag für unseren Chirurgen kein leichtes Unterfangen
gewesen sein. Letztlich bedeutete es eine Darstellung seiner selbst,
sowie weder er selbst noch ein anderer ihn kannte. Er war der Spezialist
der auf seinem Gebiet unantastbar war, dies setzte er mit dieser Erklärung
alles aufs Spiel. Aber es gab einen guten Grund dafür. Alles was er
auch immer erreicht hatte beruhte auf seiner Ehrlichkeit sowie auf seine
Überzeugung. Daher sah er keinen Grund diesen Vorsatz aufs Spiel zu
setzen. Nur um seinen Namen zu wahren. Die Zeit bis zum Meeting mit seiner Kollegschaft
schien sich endlos zu erstrecken. Aber dann kam es, wie es immer so im
Leben ist, endlich zu dem ersehnten Zeitpunkt. Nach und nach trafen die
Kollegen in der Mensa des Krankenhauses ein. Als sich der gesamte Ärztestab
des Krankenhauses am Tisch miteinander versammelt hatte, begann Hans die
Geschichte bzw. den Hergang der Operation zu berichten. Auch, das die
Operation ohne wirkliche Komplikationen verlaufen war. „Eine zuerst unbedeutende
Kleinigkeit gab es jedoch, der ich aber keine Aufmerksamkeit schenkte,
da diese mit der eigentlichen OP nichts zu tun hatte. Als die ganze
Operation schon vorbei war und ich den Jungen auf die Aufwachphase
vorbereitete, hatte ich plötzlich das Gefühl, das ein Junge, so ungefähr
im gleichen Alter wie unser Patient im OP anwesend war. Ich konnte ihn
deutlich sehen und er sprach sogar mit mir. Er sagte, dass er mir danke,
dass ich seiner Seele einen neuen Körper gegeben habe. Dann war der
Spuk auch im gleichen Augenblick wieder vorbei. Ich schenkte dem keine
weitere Bedeutung, da ich annahm ich sei einfach nach dieser langen und
nicht ganz ungefährlichen Operation mit den Nerven nicht gerade in
bester Verfassung“. Hans schwieg und betrachtete die Blicke seiner
Kollegen. Es herrschte großes
Schweigen im Kreise der Mediziner. Keiner sagte zuerst auch nur ein Wort
zu der ganzen Angelegenheit. Dann, nach einer gewissen Zeit, nahm sich
ein relativ junger Arzt ein Herz und ergriff das Wort. „Es gibt halt viele Dinge
zwischen Himmel und Erde, welche wir bei aller Mühen auch versuchen zu
begreifen, niemals erklären werden können“. Eigenartiger Weise, Hans hätte
eine solche Reaktion nicht im weitesten Sinne nicht erwartet, stimmten
ausschließlich alle Mediziner dem jungen Kollegen zu. Ein älterer der Ärzte
ergriff das Wort und meinte: „Wir können nichts weiter tun und erst
einmal abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln“. Der Junge entwickelte sich prächtig.
Er erlernte die Sprache und die Eltern glaubten noch immer an das Phänomen
der Nebenwirkung jener Narkose. So waren alle glücklich während die
Zeit verging. Zwei Jahre waren nach diesem
Vorfall ins Land gegangen und keiner dachte auch nur im Entferntesten an
jene leidliche Geschichte. Es war gegen Morgen, so etwa
um die 7:00 Stunde als sich Hans gerade für seine Arbeit zu Recht
machte. Er war beim Rasieren und schaute dabei, wie üblich, in den
Spiegel, als ihn vor Schrecken fast der Blitz traf. In seinem
Spiegelbild, hinter sich, stand der Junge. Jener Junge von damals. Der
Inder, der im bereits einmal begegnet war. Hans versuchte die Ruhe zu
bewahren und benetzte sein Gesicht erst einmal mit kaltem Wasser. Dann
schaute er erneut in den Spiegel, aber der Junge war noch immer da und
schaute ihn einfach nur an. Mit einem Ruck drehte sich
Hans um, in der Hoffnung, das Bild was er sah würde verschwinden, aber
dem war nicht so. „Wer
bist Du, was willst Du von mir“? schrie er jenen Jungen an, der
regungslos einfach nur dastand. „Mein eigentlicher Name ist
Ranchi und ich bin ein Geist, ein Astralkörper der Dir zum Abschied
erklären möchte was und wie alles geschehen ist“. Er begann zu erzählen und
Hans musste sich erst einmal setzen. „Vor etwa 250 Jahren musste
meine Familie und ich aus unserem Dorf flüchten. Wir waren eine Kaste,
welche stets verfolgt wurde. Morde und Verschleppung gehörten zur
Tagesordnung. Es war eine schlimme Zeit. Auf unserer Flucht gerieten wir
jedoch in einen Hinterhalt der Kaiserlichen Armeen. Alle wurden getötet.
Meine Geschwister, meine Mutter und auch mein Vater. Auch ich sollte
nicht verschont bleiben. Ich lag an der Seite meines Vaters auf der
Blutgetränkten Erde. Mein Vater gab mir im Augenblick der nahenden
Dunkelheit des Todes ein Amulett und sagte zu mir: „Fürchte Dich
nicht mein Sohn, der Tod ist nicht das Ende, er ist nur das Tor zum
Anfang des wirklichen Lebens. Es wird eine lange Zeit der Finsternis für
Dich kommen, aber Du wirst zurück ins erdliche Leben kehren. Du bist es
der auserwählt wurde unser Wissen sowie unseren Glauben nicht in
Vergessenheit geraten zu lassen. Darum achte unsere Riten und trage sie
stets in deinem Herzen“. „Dann schloss er seine
Augen und trat ins Reich der Ewigkeit über, wo er meine Mutter und
meine Geschwister wiedersah“. Der Junge schaute einen
Augenblick lang sehr traurig aus. „Es war sehr lange dunkel und kalt.
Kein Wort, keine andere Seele, ich war allein“, sagte er mit
gebrochener Stimme. Dann aber schlug seine Stimme fast in Heiterkeit um
und er bemerkte: „Dann kamen Sie. Ihre Kunst
hat es ermöglicht meiner Seele einen neuen Körper zu geben und dafür
werde ich Ihnen immer dankbar sein, dass sollten Sie wissen, bevor ich
nun Heimkehre. Ganz nebenbei, der Junge war bereits dem Tod geweiht. Er
wäre nicht mehr wach geworden, da das Blut zu Diesem Zeitpunkt in
seinem Gehirn bereits zu gerinnen begann. Warum? Es ist nicht Ihre
Schuld, es war einfach die Bestimmung der großen Schöpfung und
Vorhersehung“. Hans strich sich mit beiden Händen
über sein Gesicht wobei er auch für einen kurzen Augenblick seine
Augen verdeckte. Als er seine Hände wieder vom Gesicht nahm, war der
Junge verschwunden. Es gab nichts was an ihm hätte einen Hinweis
liefern können. Hans wusste in diesem Moment
nicht was er denken sollte. Er machte sich zur Arbeit
fertig und begab sich zum Krankenhaus. Als er das Gebäude betrat
schauten ihn alle sehr verwundert, ja teilweise sogar erschrocken an. Er
schloss daraus, dass er fürchterlich aussehen musste, genauso wie er
sich im Grunde auch fühlte. Als man ihn nach seinem
Befinden fragte, kam er nicht darum herum von jenem Erlebnis am heutigen
Morgen zu berichten. Seine Kollegen hörten ihm aufmerksam zu. Selbst
einige neue, welche von den damaligen Ereignissen nichts wussten, hörten
gespannt zu. „Ich glaube, die ganze
Sache ist Dir bis zum heutigen Tag nicht so recht aus dem Kopf
gegangen“, sagte ein Kollege zu Hans. Du solltest Dir ein paar Tage
frei nehmen und richtig einmal ausspannen“. „Damit ändert sich aber
auch nichts, oder meinst Du ernsthaft ich würde auf der faulen Haut die
Erklärung der gesamten Geschehnisse erfahren? Ich kann einfach nicht
mit dem Gedanken leben, dass all unsere Arbeit sowie unser Wissen nicht
entscheidend sind, wenn eine höhere Macht oder die Schöpfung selbst
eine andere Entscheidung getroffen hat. So betrachtet beruht unser
Erfolg einzig auf die Gunst jener Höheren Macht von der wir nicht
einmal wissen ob es diese überhaupt gibt. Es tut mir leid, aber ich
habe das Gefühl vollkommen umsonst studiert zu haben, wenn der Erfolg
meiner Arbeit und Kunst von etwas imaginären abhängig ist“. Hans schwieg. Er schien sehr
verbittert zu sein und das letztlich mit Recht. Hatte er sich nicht
stets alle Mühe gegeben? Hatte er nicht um jedes Leben gekämpft als wäre
es sein eigenes? Gab er nicht alles was er konnte, wenn es darum ging
jemanden zu retten? Hatte er nicht jahrelang für dieses Ziel unermüdlich
gelernt um in seiner Kunst einer der besten zu sein? Und nun, nun sollte
alles von der Gunst einer unbekannten Macht abhängig sein? Hans kam
sich vor als würde er sich in einem billigen Gespenstermärchen
befinden. Nur das es sich hierbei um die reine Realität handelte. Er
war wütend, hilf- und machtlos und unendlich verbittert. „So ist es nun aber
einmal“, sagte der Kollege zu ihm. „Wir sind nichts weiter als eine
Art von Werkzeug, ein Werkzeug einer Macht oder Kraft die wir
wahrscheinlich niemals begreifen werden, aber dennoch ist das was wir
machen sehr wichtig und wir sollten dankbar sein, dass wir für jene
Ziele auserwählt sind. Dafür haben wir gelernt, gearbeitet und bis zum
Umfallen geschuftet. Was immer wir auch tun werden, wir sollten es mit
unserer ganzen Hingabe tun, obwohl den wirklichen Ausgang etwas anderes
entscheidet. Warum dies so ist werden wir wohl nie erfahren, aber damit
müssen wir leben“. Der Kollege von Hans sah ihm
tief in die Augen, dann legte er seinen Arm um dessen Schulter und
meinte: „Komm, lass uns erst einmal einen Kaffee trinken gehen. Ich
kenne dieses Gefühl nur zu gut, habe es selbst oft genug gehabt. Aber
ich kann Dir versichern, es vergeht in dem Augenblick, wenn Du wieder
einmal jemanden dem Sensenmann entrissen hast“. So gingen die beiden Ärzte
den Gang entlang in Richtung Mensa. Trotz aller Mühe der anderen
Kollegen sollte es Hans einfach nicht gelingen, den heutigen Tag etwas
Positives abzuringen. Es war einer der Tage die man am liebsten hätte
ausfallen lassen. Langsam schleppte sich die
Zeit dahin. Hans erschien diese als unendlich. Dann endlich war der
Augenblick des Feierabends gekommen. Hans zog sich um und ging
geradewegs nach Hause, er hatte für heute die Nase voll. Zuhause angekommen, schloss
er die Wohnungstür auf, warf seine Sachen in die Ecke der Garderobe und
begab sich auf direktem Weg ins Wohnzimmer. Dort legte er sich sofort
auf seine Couch und schloss für einen kurzen Augenblick die Augen. Es
war ein anstrengender Tag und er wünschte sich im Augenblick nichts
weiter als Ruhe. Ruhe um sich in seinem Selbstmitleid zu ertränken. Mit einem Schlag wurde er aus
dem Schlaf gerissen. Dabei hatte er nicht einmal bemerkt, dass er
eingeschlafen war. Es war bereits dunkel geworden und im Zimmer war
alles nur noch schemenhaft zu sehen. Hans lag noch immer auf seiner
Couch, doch es schien, als wäre er nicht allein in seinem Zimmer. Er rieb sich den Schlaf aus
seinen Augen und blickte sich um. Vor seiner Lagerstädte stand ein
Junge, der indische Junge. „Nicht Du schon wieder“,
sagte Hans, der mehr verärgert als erschrocken war. „Was war ich
zufrieden und wie erfüllt war mein Leben bevor Du aufgetaucht warst.
Ein Junge der mehr als zweihundert Jahre Tod war. Der alles an was ich
je geglaubt habe mit einem Schlag in Frage stellte“. „Ich bin gekommen um Dir
alles zu erklären“, sagte der Kleine demütig. „Du glaubtest alles
was wichtig ist zu wissen, aber Du weißt im Grunde nichts. Das Leben
ist nicht so wie Du es gern hättest, es gleicht nicht Deinen Idealen,
das Leben ist etwas ganz anderes als man vermutet“. Der Junge sprach gelassen und ruhig. Hans wurde in diesem Augenblick
klar, dass der Junge genau wusste von was er redete. Er kannte die
Wahrheit, jene Erkenntnis nach der die Menschen Zeit ihres Lebens suchen
und sich dabei in Tausenden von Sackgassen verlaufen. Hans wurde ruhig und begann
dem Jungen zuzuhören. Er wusste, dass sich ihm eine solche Chance nie
mehr bieten würde. Der Junge sprach mit ruhiger
Stimme und Hans hörte ihm zu, ohne diesen auch nur mit einem Wort oder
einer Frage zu unterbrechen. „Der Tod stellt für den Menschen etwas sehr Grausames da. Diese
Tatsache beruht auf viele Ursachen, welche miteinander wirken. Nicht
allein der Selbsterhaltungstrieb der eigenen Spezies ist dafür
verantwortlich, nein es sind unendlich viele Dinge die hier ineinander greifen. Da ist zum Beispiel das Wissen um die Traurigkeit oder Trauer, die der
Sterbende seinen Hinterbliebenen Liebsten beschert und gegen jenen
Zustand er nicht das Geringste machen kann. Da ist die Angst vor dem möglichen
Schmerz, welchen er wahrscheinlich erfahren wird. Hinzu kommen der
anerzogene Glaube, er könnte in eine Art von Hölle kommen, wo er
unendliche Qualen erleben wird. Alles zusammengesehen ist es die
Ohnmacht gegen all diese möglichen Dinge. Die Unwissenheit was nach dem
so genannten Leben wohl geschehen wird. Der Mensch weiß im Grunde nicht
das Geringste um das wirkliche Leben. Er kennt, vom Sehen und
Miterleben, nur die ihm unerträglich erscheinende Art des Sterbens. Aus
der Sicht des Menschen erscheint der Tod nicht nur grausam sondern auch
ungerecht sowie unverständlich. Hier genau liegt aber auch ein gewisser
Wiederspruch im menschlichen Denken. Jeder der Menschen weiß, dass er irgendwann sterben wird. Der Tod ist demnach ein vorbestimmter
Teil des Lebens. Solange wir jung sind, machen wir uns in der Regel
keine großen Gedanken über Tod und Sterben. Dies geschieht aber auch
nur, da wir glauben, erst im Alter zu sterben. Das keine Sekunde in
unserem Leben, gleich wie alt wir auch sind, selbstverständlich ist,
wird uns erst gar nicht bewusst, es sei denn, wir sind sehr krank und
beschäftigen uns daher mit diesem Thema. Dabei kann der Tod zu jeder
Zeit kommen, und dies wissen wir auch. Obwohl der Tod das Einzige ist,
was mit 100% Sicherheit eintritt, ist der Mensch darum bemüht sich
selbst soweit zu betrügen, als wäre er der Einzige, der davon nicht
betroffen ist. Der Mensch hat eine völlig falsche Auffassung vom Tod
und vom Leben. Nur weil er jene Dinge nicht verstehen kann, empfindet er
diese Wahrheit als eine böse Gefahr. Die Wahrheit jedoch ist eine ganz
andere. Solange der Mensch lebt, wird er allerdings jene Wahrheit weder
verstehen noch begreifen“. Der Junge machte eine kurze
Pause um sich von der Aufnahmefähigkeit von Hans zu überzeugen. Dann
fuhr er mit seiner Erzählung fort. „Tod und Leben sind zwei
von vielen Bewusstseinsebenen welche wir in den verschiedensten Formen
und Seins zuständen durchlaufen. Wo sich jene Ebene unseres jetzigen
Lebens befindet, ist ebenso wenig zu bestimmen, wie der jetzige
Stellenwert. Erst alles zusammen ergibt das Gesamte. Um jene Gesamtheit
jedoch zu erreichen ist es unbedingt notwendig, dass die Kette jener
verschiedenen Seins Zuständen nicht unterbrochen wird, was in der Regel
auch nicht der Fall ist. Entgegen wie der Mensch denkt und glaubt, ist
es eher als eine Seltenheit anzusehen, dass der Fluss des Lebens
unterbrochen wird. Aber selbst wenn ein solches Geschehen eintritt, so
wird die Schöpfung, auf Grund ihrer eigenen physikalischen Gesetzmäßigkeiten
dafür Sorge tragen, dass jener Zwischenfall in einer harmonischen Weise
zum Abschluss gebracht wird. Da jene physikalischen Gesetzmäßigkeiten
der Natur ebenso unbeeinflussbar sind wie die unseren, ist eine
Abweichung in dem vorgesehenen Weg jedes Lebens unmöglich“. Wieder machte der Junge eine
Pause. Hans hingegen hatte zwar aufmerksam zugehört, konnte aber ab
einer bestimmten Zeit, geistig nicht mehr der Sache folgen. Der Junge bemerkte Hans seine
Schwierigkeiten und gab ihm daher Zeit, jene ungewöhnliche Thematik
erst einmal zu verarbeiten. In Hans seinem Kopf drehte sich alles im
Kreise. Nicht einmal annähernd konnte er dem Denkmuster des Jungen
folgen. Er kannte das Leben eben nur aus seiner Perspektive und diese
war manchmal schon schwer genug. Dann atmete Hans tief durch um in all dem Durcheinander doch eine relativ einfache
und einleuchtende Frage zu stellen. „Was ist eigentlich aus dem
Jungen und seiner Seele geworden, den ich operiert hatte, ihm sollte
doch geholfen werden und so wie es aussah, war es auch ein Erfolg
gewesen. Keiner der Kollegen hatte einen merkwürdigen Augenblick während
der OP bemerkt. Erst beim Erwachen des Patienten kamst Du ins Spiel. Wo
befindet sich die Seele jenes Jungen jetzt? Auf welcher Ebene bindet er
sich wohl nun? Ist hier nicht doch jener unendliche Kreislauf
unterbrochen worden? Ich meine, man kann doch einen Menschen, oder
zumindest ein Teil davon, nicht so einfach verschwinden lassen, ganz
gleich ob es sich hierbei um einen sichtbaren und bewussten Teil oder
einem scheinbar nicht existenten Teil handelt“. Hans war vollkommen
verwirrt. Der Junge sah Hans ruhig an
und sagte dann zu ihm: „Du musst Dir das Leben als eine Art von Ozean
vorstellen. Dabei umfasst dieser Ozean nicht nur unser bekanntes Leben
auf dieser Erde, er umfasst das gesamte Universum, alle Zeit sowie alle
Ebenen von Raum. Dieser Ozean beinhaltet das ganze Leben in all seiner
Vielfalt und seinem Vorkommen. Dabei steht die uns bekannte Epoche
unseres Universums höchstens einen Tropfen in diesem Meer von Leben.
Man könnte diesen Ozean auch als Ursuppe bezeichnen, aber dennoch hätte
keiner nur annähernd eine Ahnung wie gewaltig dieser in seinem ganzen
Umfang ist. Die Geburtsstunde unseres
Universums ist nur von der Bedeutung eines Sandkorns in einer sehr großen
Wüste. Dieser Vorgang hat sich stets wiederholt, solange es die
Ewigkeit gibt. Steht nicht selbst in Deinem Heiligen Buch, welches Ihr
Bibel nennt, <Es wird geschehen von Ewigkeit zu Ewigkeit>? Es würde jede Vorstellung
weit überschreiten, würde man auch nur einen Gedanken des Möglichen
daran verschwenden. Sagen wir einmal, ein kleinster Teil des
Wassertropfen, der auch die Seele des Jungen beherbergt, ist zurück in
jenen angesprochenen Ozean gefallen und wartet dort auf seine neue oder
eigentliche Bestimmung. Vielleicht ist er sogar um ein vieles zu früh
in, für ihn eine ganz falsche Ebene gekommen und wird erst in vielen
Milliarden von Jahren auftreten, wenn seine wirkliche Zeit gekommen ist.
Vielleicht wurden wir schon vor einer unendlich langen Zeit verwechselt?
Glaube mir, alles hat seinen Sinn und seine Bestimmung, gleich ob wir
diese verstehen oder nicht“. Das war für Hans nun
wirklich zu viel. Unendliche Ewigkeiten, verschiedene Bestimmungen und
nicht zeitgleichen Ebenen, Sandkörner eines ganzen Universums in einer
Wüste die man als Ursuppe bezeichnen könnte, Unendlichkeiten in einer
Unendlichkeit, Hans verstand kein einziges Wort mehr. Er schlug beide Hände
vor sein Gesicht und schloss für einen kurzen Augenblick seine Augen,
als wolle er einen Nervenzusammenbruch verhindern, denn den würde er
alsbald bekommen, wenn dies hier nicht aufhörte. Er konnte nicht sagen, wie
viel Zeit vergangen war, als er seine Hände wieder von seinem Gesicht
nahm und in den Spiegel seines Bades blickte. Es mögen vielleicht zwei
oder drei Minuten gewesen sein, obwohl es ihm wie Stunden vorkam. Als
Erstes bemerkte er, dass der Junge wieder verschwunden war. Der, mit dem
er sich soeben noch unterhalten hatte, war fort. Es gab keinen Zweifel,
dass dieser Junge wirklich da gewesen war, nie hätte Hans von sich
heraus solche Gedanken prägen können. Niemals würden diese Gedankengänge
auf seinem Fundament entstanden sein, dafür war er bisher immer ein
viel zu großer Realist. Nein, dies waren nicht seine Gedanken, dies war
auch nicht seine Überzeugung. Diesen Jungen hat es gegeben und zwar
hier vor nicht allzu langer Zeit. Jetzt aber war er fort. Hans konnte
ihn nicht mehr fragen, wusste nicht wie er ihn erreichen könnte und
auch nicht wie es nun weitergehen würde, da das Gespräch mit dem
Jungen sein ganzes Leben buchstäblich auf den Kopf gestellt hatte. Wenn
er eines wusste, dann die Tatsache, dass er nie mehr jener Hans sein würde,
der er einmal war. Wie er jedoch mit diesem Umstand umgehen sollte,
wusste er beim besten Willen zu diesem Zeitpunkt noch nicht. So war der Tag zu Ende
gegangen. Von Müdigkeit jedoch war bei Hans nicht mehr das Geringste zu
spüren. Immer wieder kamen ihm die zweifelhaften Gedanken, ob er
vielleicht nicht doch das alles nur geträumt haben könnte, aber im nächsten
Augenblick war er sich sicher, dass dies nur die Suche nach einer Erklärung
für etwas Unerklärbarem war. Dennoch entschloss er sich
ins Bett zu gehen, da in der Realität morgen ein langer und
beschwerlicher Arbeitstag vor ihm lag. Noch lange sollte er sich in
seinem Bett unruhig von einer Seite auf die Andere. Doch irgendwann kam
dann doch der Moment wo er seinen Schlaf finden konnte. Noch während des Schlafens
ging ihm im Traum ständig der Begriff „EWIGKEIT“ im Kopf herum. War es Nostradamus oder ein
anderer begnadeter Seher der gesagt haben soll: „Die Zeit ist ein in
sich geschlossenes Etwas. Es verbinden sich darin Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft zu einem gesamten Ganzen, welches sich nicht
trennen lässt“. Aus dieser Sichtweise heraus
betrachtet gibt es keine Zufälle. Nichts geschieht, was nicht auch
beabsichtigt ist. Alles zusammen ergibt den Ablauf des geschichtlichen
Lebens. Dieses ist wiederum unendlich, was bedeutet ohne Anfang und ohne
Ende. Somit gibt es nicht was in irgendeiner Form greifbar ist. Viele Gedanken sowie Träume
sorgten dafür, dass Hans einen nur unzureichenden Schlaf hatte. Doch
der Augenblick, an dem er zur Arbeit musste kam dennoch. Auf dem Weg zu seiner Arbeit, gingen ihn viele merkwürdige Gedanken
absonderlichster Art durch seinen Kopf. Es schien, als würden diese
sich aneinander reihen und somit ein, noch sehr undeutliches Bild ergeben. Als würde sich ein
Mosaik selbstständig zusammensetzen und langsam sein Geheimnis vom
Inhalt preisgeben. Warum hatte die Natur einen so ängstlichen und
mitunter schrecklichen Weg zum Leben vorgegeben? Warum war das Sterben
zum Leben notwendig? Sicherlich hätte die Schöpfung einen anderen Weg
hierfür beschreiten können, also warum gerade diesen? Daraus ergibt sich die Frage
ob der Tod, als Teil des Lebens wirklich so grausam und verhängnisvoll
ist als er und erscheint. Hierfür gibt es eine
Vielfalt an Spekulationen. Da wäre zum Beispiel die Angst vor Schmerz
und dem Dahinsiechen, was jenem Ereignis Tod vorangeht. Doch hat sich
der Mensch diese Situation mit seinen Forschungen zur Lebenserhaltung
oder –Verlängerung selbst geschaffen? Oder ist es die Art des
Selbsterhaltungstriebes der eigenen Spezies die ein solches Wahrnehmen
verursacht? Die Primärfrage jedoch
besteht meines achtens nicht in jenen Ursachen. Wozu sollte der Mensch
sein eigenes Vorkommen mit Gewalt beeinflussen wollen, wenn es doch
nicht um die Arten der Spezies geht sondern um das Leben an sich. Damit wären wir auch wieder
bei der allumfassenden Frage, was ist Leben und wozu ist es notwendig.
Welchen geheimnisvollen Hintergrund verbirgt es für seine
Daseinsberechtigung? Wir können und das
Universum, mit all seinen Mysterien nicht einmal annähernd vorstellen
und doch ist alles von eben jener Substanz „Leben“ umgeben und
durchdrungen. Dies ist eine Tatsache welche wir mit einer gewissen
Sicherheit behaupten können. Doch die Kernfrage ist hier jene, wozu
soll all das dienen? Sicher, ohne Leben wäre dies
alles nicht möglich, aber ist es überhaupt notwendig, diese Möglichkeit? Selbst in den Heiligen fünf
Büchern Moses wird nur im ersten Buch, der Genesis, von der Schöpfung
berichtet, aber nicht ein Grund hierfür erwähnt, geschweige von einem
unverzichtbaren Grund. Ebenso verhält es sich in allen anderen Heiligen Büchern und
Schriften. Nirgends werden wir einen Hinweis über die Notwendigkeit des Lebens erfahren. Was ist also der Grund für
die Existenz des Lebens an sich? Ich bin der Meinung, dass wir
der Antwort sehr nahe sind, diese jedoch nicht mit unserer Denkweise
vereinbaren können. Das Geheimnis oder Mysterium muss so abstrakt sein,
dass wir es nicht einmal verstehen könnten wenn wir ein Modell davon hätten. Wir wissen, aber wir
verstehen nicht. Sollte es vielleicht doch Zufälle geben und es sich
bei der Entstehung des Lebens um einen solchen Zufall handeln? Ist es
nicht der Mensch selbst, der als meines Achtens behauptet, es gäbe
keine Zufälle? Mit welchem Recht stellt er eigentlich eine solche
Behauptung auf? Hans hatte das Gefühl, jenem
Mysterium so Nahe wie noch nie gewesen zu sein. Es gab ja ohnehin nur
zwei Möglichkeiten, entweder stand er durch das unfassbare Ereignis
kurz vor dem Nervenzusammenbruch, oder es war wirklich an dem. Doch was immer er auch
dachte, was immer ihn nicht zur Ruhe kommen ließ, er kam kein Stück
weiter. Vielleicht lag es auch daran, dass er nach einem Sinn des Ganzen
suchte, den es unter Umständen nicht gab. Immer wieder stellte er sich
die Frage, gibt es eine Seele und wenn ja, wo ist diese von dem Jungen
der die OP nicht überstanden hat. Zudem kam die Frage, wo war die
Seele, die jetzt den Körper des einstigen Patienten zum Weiterleben
veranlasste? Fragen über Fragen, aber
keine Antwort darauf. Nicht einmal einen Anhaltspunkt oder einen
Denkanstoß. Die Wahrheit, was ist die Wahrheit? Hans hatte seine
Arbeitsstelle fast erreicht, als ihm ein weiterer, nicht gewöhnlicher
Gedanke durch seinen Kopf schoss. Warum haben die unterschiedlichen
Lebewesen, unabhängig von ihrer Art oder Größe eigentlich eine so
stark von einander abweichende Lebenserwartung. Worin liegt wohl der
Sinn dieser nicht ganz unbeträchtlichen Abweichungen. Noch als er darüber
nachdachte kam er auf immer weitere Ungereimtheiten. Es schien ihm, als
wäre das gesamte Universum ein einziges Mysterium und der Mensch wusste
auf nicht eines einzige Detail eine eindeutige Erklärung. Es gab mit einem Mal soviel was er gern gewusst hätte, doch kam er auch zu der Erkenntnis, dass es uns wahrscheinlich nicht bestimmt ist, mehr zu wissen als was wir ohnehin schon wissen. Somit würde jedes Individuum seinen besonderen Stellenwert in diesem Universum einnehmen. Da, wenn es auch schwer fällt, der Gedanke an einen Zufall aus jedem Rahmen dieses Ganzen fallen würde, beschäftigte ihn diese plötzliche Eingebung so sehr, dass Hans darüber hinaus fast alles um sich herum sowie seine eigentlichen Aufgaben vergaß. Da er aber ein sehr gewissenhafter Mann war, ging er trotz allen möglichen Gedanken, seinen eigentlichen Aufgaben nach. Noch vor dem Eingang geschah
jedoch das entschiedene Erlebnis, welches das Leben von Hans seinen
eigentlichen Bestimmungen zuführen sollte. Hans war noch etwa einige
Meter von dem Eingang des Krankenhauses entfernt, als ihm ein Junge
auffiel, welchen er zuerst nur von hinten sah, sich aber zu ihm
umdrehte, als hätte er gewusst, dass er kommt. Es war der Junge,
welcher ihm nun schon so oft erschienen war. Hans zweifelte nun wirklich
an seinen Verstand und wollte einfach diesen Jungen ignorieren und
diesem ausweichen. Doch der Junge trat direkt vor Hans hin und sprach
ihn an. „Was soll ich noch tun um
Dir verständlich zu machen, worin Deine Aufgabe in Wahrheit liegt? Was
seit Ihr doch für Wesen während Euren Erdenlebens? Warum könnt Ihr
nicht einmal Vertrauen und braucht für alles Beweise, die zudem noch
auf Fundamente beruhen, welche bei Weitem nicht den wirklichen
Belastungen der Wahrheit standhalten würden? Ich habe es im Sanftem und
Guten versucht bevor ich mich entschloss aufdringlicher zu werden, doch
nichts schien bei Dir zu helfen. So will ich jetzt deutlich zu Dir
sein“. In diesem Augenblick wurde es
Hans bewusst. Diese Arbeit war niemals seine wahre Bestimmung gewesen.
Soweit er sich zurückerinnern konnte war er auch nie zufrieden, weder
mit seiner Arbeit noch mit seinem Leben, doch konnte er niemals einen
wirklichen Grund dafür finden. Es war, als würde sich das
Tor zum gesamten Universum mit einem Schlag für ihn öffnen. Warum
hatte er all das nicht schon lange erkannt? War er denn wirklich so naiv
gewesen, dass er seine einzig wahre Bestimmung vor sich selbst
verleugnet hatte? Dabei gab es von Anbeginn nur den einen Weg für ihn.
Warum musste er so alt werden, warum musste er eine solch mysteriöse
Erfahrung machen um den Grund seines Lebens festzustellen? Jedoch war es
ihm im Augenblick nicht möglich, seine Emotionen betreff seiner
Vorstellung seiner wirklichen Bestimmung nachzuvollziehen. Er konnte es
deutlich spüren, was sein Leben erfüllt hätte, nur in Worten fassen
konnte er es nicht. Eine Familie, das wahre Leben
zu betrachten, wie es sich ganz von selbst entwickelt und dabei stets
ehrlich zu sich selbst zu sein, sowie zu denen welche man liebt. Teil zu
haben an dem Gesamten Werk. Die Kraft zu besitzen, sich den Gesetzen der
Natur und deren Gesetzen zu unterwerfen, im festen Glauben, dass dies
jener einzig richtige Weg zur Harmonie ist, auch wenn es sich für uns
Menschen oft anders darstellt, gleich ob wir es begreifen oder nicht. Er
wollte nicht die Mysterien des Universums sowie der Schöpfung ergründen,
er wollte sich diesen nur frei von Angst und Misstrauen hingeben können.
Er wollte dem vertrauen, was ihm gegeben wurde und dies ohne jegliche
Einschränkung. Aber was hatte ihn daran die
ganze Zeit gehindert? Sicher stand es außerhalb jeder Frage, dass er
seinen Lebensunterhalt für sich und seine Familie mit seinen eigenen Händen
als Arbeit verdienen musste, doch war die Arbeit hierbei nicht nebensächlich?
Wenn man mit dem im Frieden ist, was einen bewegt, so spielt die Art der
notwendigen Tätigkeit keine wirkliche Rolle. Man sollte nur das Eine
von dem Anderen trennen und seine Familie zu ehren, zu respektieren und
über alles zu achten. Anderen Menschen helfen, ja,
aber selbst Schicksal spielen um dadurch zu Ruhm zu gelangen, nein. In
dieser Auffassung bestand der Scheideweg zwischen Erkenntnis und
Selbstbetrug, jene Entscheidungen sind nur dem Göttlichen vorbehalten
und nach dem sollte der Mensch niemals trachten. Mit einem Mal war alles so
deutlich und einfach. Es gab keine wirklichen Geheimnisse. Wir brauchen
nur das zu sehen was sich uns zeigt, und nicht was wir erwarten oder
sehen wollen. Er erkannte plötzlich wie einfach doch die Wahrheit war,
wenn wir uns selbst dabei, mit all unserem Trachten, außer acht lassen. Es stellte sich ihm die
Frage, ob es ihm einfach nicht vergönnt war oder er sich für das
verkehrte Leben entschieden hatte. Wie dem aber auch immer sei, jetzt
begann er zu begreifen, jedem wurde zwar sein Leben gegeben, aber er
allein war und ist dafür verantwortlich. Er schaute den Jungen lange
und tiefsinnig an, bevor er an diesem vorbei, das Krankenhaus betrat. Es
sollte das vorletzte Mal sein, an dem er jenen Jungen begegnete. Dies
konnte Hans aber zu diese, Zeitpunkt noch nicht wissen. Der Tag im Krankenhaus
verlief so wie jeder Tag. Es wiederholte sich im grundgenommen immer das
Gleiche. So konnte man nicht beurteilen ob es sich um einen besonderen
Tag handelte oder nicht. Hans nahm die Angelegenheiten
so wie sie kamen, was nicht etwa bedeuten sollte, dass Hans die Dinge
nicht nach dem Muster der Ernsthaftigkeit abarbeitete. Ganz im
Gegenteil, er war vielleicht aufmerksamer als jemals zuvor. Am Ende des Arbeitstages war
Hans glücklich und zufrieden. Noch konnte er nicht im Geringsten ahnen,
welche Schwierigkeiten ihm diese Sichtweise einbrachte. Es war der nächste Morgen, der Hans schon nichts Gutes ahnen ließ.
Seine Vorahnung sollte ihn auch nicht enttäuschen. Als er im
Krankenhaus, was seine Arbeitsstelle darstellte,
ankam ahnte er noch nicht einmal im entferntesten was ihn erwartete. Zum Anfang schien es ein Tag
wie jeder andere zu werden. Dann aber kamen die Einsatzbesprechungen. Es
war, als hätte sich allen gegen ihm verschworen. Die Aufträge welche
ihm zu vielen, schienen den Anschein zu erwecken, als hätten sie sich
gegen ihm verschworen. Er bekam nur Aufträge, welche im engen
Zusammenhang mit dem, dessen gerade gemachte Erfahrung in einem mehr
oder wenigen Zusammenhang standen. In diesem Augenblick erkannte
Hans, dass das Leben aus vielen Facetten besteht, die alle insgesamt
recht unterschiedlich sind. Vertraut man aber der Schöpfung und lässt
sich von dem einzig wahren Weg nicht abbringen, so wird man feststellen,
dass jenes Leben das größte Geschenk und Wunder ist, welches es gibt.
Wir selbst sind es, die diesen Ablauf bestimmen. Wir entscheiden durch
unsere Ehrlichkeit zu uns selbst ob wir ein harmonisches, lebenswertes
Leben führen, in dem wir alles ersehnte Glück vorfinden, oder ein
Leben in Unzufriedenheit, ohne wirklichen Glauben und voller Endtäuschungen
und Schmerz führen. Jetzt, erst jetzt im seinem
Alter, wo jene Erkenntnis kaum noch von Bedeutung ist, betrachtet man
die Länge der Lebenserwartung, bekommt er seine Eingebung. Warum erst
jetzt? In
diesem Augenblick erschien wieder jener Junge. Es war keine Einbildung
und Hans zweifelte auch nicht an seinen Verstand als er den Jungen sah.
Es sollte diesmal das letzte Mal sein, dass sich die Zwei begegnen. Der Junge lächelte Hans an und kam diesmal sogar langsam auf ihn zu.
„Nun hast Du es begriffen worum es in dieser Welt, in diesem Leben
geht. Nie sollst Du an in Zukunft an Dein eigenes ich zweifeln. Dein
Leben ist für Dich bestimmt worden und Du wirst nichts darin ändern können,
außer es ins Negative zu lenken. Bedenke, dass Du alle Fäden für das
Glück Deines Lebens allein in Deinen Händen hältst. Darum vertrau
stets Dir und Deinem Schöpfer ohne jede Einschränkung. Geh ab jetzt
Deinen Weg, so wie Du es vor Dir und allen Anderen verantworten kannst.
Bleibe ehrlich auch wenn es zuweilen schwerfällt. Bedenke
immer Dir selbst die Treue zu halten, dann wird sich das Leben in all
seiner Pracht Dir offenbaren“. Damit schloss der Junge seine
Erklärung und noch bevor ein Wimpernschlag vergangen war, war von dem
Jungen keine Spur mehr zu sehen. Hans hat diesen Jungen auch später
niemals wiedergesehen. Jedoch hat sich das Leben von
Hans geändert. Zwar nicht von heute auf morgen, aber mit der Zeit erfüllten
sich alle Prophezeiungen und Hans hat seinen wahren Weg gefunden. Er lebt heute glücklich und
zufrieden, gemeinsam mit seiner Familie, der er jedoch nie etwas von all
den Erlebnissen erzählt hat. Auch hat er keine wirklichen Fragen mehr.
Hans vertraut auf die Schöpfung, so wie ihm geheißen wurde. Seinen
Beruf hat er schon lange niedergelegt und beschäftigt sich seither mit
dem Schreiben, allerdings nicht über jenen paranormalen Phänomene. Ob es diese Geschichte
wirklich gab und ob Sie bereit sind, diese auch zu glauben, müssen Sie
ganz für Sich allein entscheiden. Eines aber mag feststehen,
ein glückliches und zufriedenes Leben zu führen, kann keinesfalls
verkehrt sein. In diesem Sinne verbleibe ich Ihr
Georg Goetiaris |
Prolog Es mag unzählige
Geschichten, auch der verschiedensten Art, geben, doch wie soll man
diese einschätzen? Ich selbst könnte Ihnen von jenen wundersamen
Ereignissen, stundenlang wenn nicht gar tagelang, berichten, doch sind
sie deshalb wirklich war? Viele von Ihnen haben solche
Geschichten vielleicht sogar schon selbst erlebt. Doch selbst hier
stellt sich die Frage, gibt es für das Erlebte eine natürliche Erklärung
oder handelt es sich doch vielleicht um etwas, dass außerhalb unseres
Verständnisses liegt? Ich persönlich glaube, dass
es uns Menschen niemals möglich sein wird und kann jene mysteriösen
Vorfälle zu begreifen oder gar zu ergründen. Das Einzige was einem
Jeden von uns bleibt, ist die freie Endscheidung, ob er dies für möglich
hält oder nicht. Selbst hierbei sollten wir
bedenken, dass diese Endscheidung möglicher Weise gar nicht so frei ist
wie sie scheint, da sie von unserem Glauben und unsere Erziehung abhängig
ist. Wie wir also sehen können
gibt es kein perfektes Schema um die wirklichen Hintergründe zu
erforschen. Wir können uns nur auf unsere Intuition und unseren
gesunden Menschenverstand verlassen wenn wir uns eine Meinung bilden
wollen. Zumindest kann ein wenig Skepsis in der Endscheidung zwischen
Wahrheit oder Betrug niemals schaden. Dass es vieles mehr zwischen Himmel und Erde gibt als wir jemals ahnen können
mag hier vollkommen außer Frage stehen, es ist nur jene wirkliche
Frage, ob wir, wenn auch nur zu einem kleinen Teil, mit unseren Sinnen
dazu bestimmt sein könnten, diese Mysterien wahrzunehmen. Aber selbst
bei einer solch einfachen Frage scheiden sich die Geister und die
Menschen teilen sich mit ihren Meinungen in zwei Gruppen auf. Es gibt, wie wir sehen, keine
goldene Regel. Wir sollten uns selbst Vertrauen und jenes glauben, was
wir für richtig halten. Wenn wir dann danach leben und kein weiteres
Lebewesen damit Schaden zufügen, können wir nicht falsch machen. Georg Goetiaris |
Vater und Sohn © Ausgabe 2012 Autor
Georg Goetiaris Dieses
Werk an Kurzgeschichten sind ausschließliche geistige Eigentum des
Autors Georg Goetiaris. Sämtliche
Kopien welche nicht einzig dem eigenen Gebrauch bestimmt sind, wozu auch
einzelne Auszüge zählen, bedürfen der schriftlichen Genehmigung des
Autors. Auch
die Veröffentlichung, gleich unter welchem Name ohne die Einwilligung
des Autors bedeuten eine Verletzung des Urheberrechtes und wird
gerichtlich zur Anzeige gebracht. Das
gleiche gilt auch für die Vervielfältigung des gesamten Werkes oder
nur Teile dessen. Auch
das überspielen auf Datenträger jeglicher Art sind untersagt, sofern
diese nicht einmalig sind und dem privaten Bedarf bestimmt sind. Jede
Verletzung der Urheberrechte wird unverzüglich zur Strafverfolgung
gebracht. Vater
und Sohn
Seit weit über zehn Jahre
ging es nun schon so. Es verging so gut wie keine Nacht, in welcher
Alois von Albträumen gequält wurde. Dabei handelte es sich so gut wie
immer um den gleichen Traum. Wurde Alois von den Träumen wach und
schlief dann wieder ein, so träumte er genau an jener Stelle weiter, an
dem der Traum zuvor unterbrochen wurde. Langsam zweifelte Alois schon
an seinen Verstand. Eines stand nach einer solch langen Zeit fest, er
musste sich Hilfe suchen. Alois hatte berechtigte Bedenken verrückt zu
werden, wenn dieser Zustand weiter anhalten würde. So kam der Tag, an dem Alois
seinen ganzen Mut zusammen nahm und einen Arzt konsultierte. Der Arzt
war ein Spezialist auf diesem Gebiet, hatte er sich sagen lassen, aber
dennoch folgte die Endtäuschung, da sich Alois etwas anderes unter
Hilfe vorgestellt hatte. Alois suchte also den
besagten Arzt auf, der hörte sich mehr oder weniger seine Geschichte
an, wobei er den Eindruck erweckte, in Grunde genommen nicht wirklich
daran interessiert zu sein. Dann stellte er Alois noch einige merkwürdigen
Fragen um zum Schluss endlich zur Sache zu kommen. Er erzählte nichts
von einer möglichen Diagnose, sondern zog den Rezeptblock und verschieb
Alois ein paar Tabletten, welche er nach Anweisung nehmen sollte. Was blieb Alois für eine
andere Wahl, als dem Arzt zu vertrauen. So verfuhr er einige Zeit nach
des Arztes Anweisung, der gewünschte Erfolg blieb jedoch aus, ganz im
Gegenteil, Alois hatte das Gefühl, dass sich alles nur noch mehr
verschlimmern würde. Als er, nach einiger Zeit, den Arzt diesbezüglich
zur Rede stellte, meinte dieser nur, man müsse eben etwas Geduld haben. Damit war der Punkt erreicht,
wo Alois begriff, dass er besondere Hilfe brauchte und keine Tabletten. Ab hier begann ein langer
Leidensweg, der einem Menschen bestimmt viel abverlangt. Als erstes hieß
es einen Spezialisten zu finden, der Verständnis sowie Vertrauen zu
Alois hatte. Zudem sollten sich die Voraussetzungen auf beide Seiten von
Arzt und Patient verteilen. Am Anfang schien die Sache gar nicht so
schwer wie es den Anschein machte, doch sollte sehr bald daraus eine
wahre Odyssee entwickeln. Jene hilfreichen Menschen vielen nicht einfach
vom Himmel oder wuchsen auf den Bäumen, nein sie wahren sehr selten und
nur schwer zu finden. Hatte man dann endlich einen gefunden, so musste
auch noch die gegenseitige Chemie stimmen, was auch nur selten der Fall
war. Aber wenn man wie Alois, seit
seinem 13. Lebensjahr jede Nacht von solch schrecklichen Albträumen
geplagt wurde spielte die Zeit sowie die Geduld keine Rolle mehr. Zu allem Überfluss kam noch
jene Tatsache hinzu, dass es sich hierbei um stets den gleichen Traum
handelte, alles war möglich, aber dass konnte nicht mit rechten Dingen
zugehen. Zumal dieser Zustand schon weit mehr als 10 Jahre anhielt. Jeden Abend, kurz nachdem
Alois eingeschlafen war, begann der Traum. Ein übergroßer Löwe kam
auf ihn zu als wolle er ihn verschlingen. Alois rannte um sein Leben,
aber all das half nichts. Der Löwe kam näher und näher. Alois
stolperte und viel auch noch zu Boden. Nun war seine letzte Stunde
geschlagen, dachte er und die Angst schnürte ihm seine Kehle zu. Der Löwe aber blieb kurz vor
ihm stehen und sah in nur an. Er sah ihn nicht nur an, er sah ihn
fragend an. Eine Frage die Alois nicht verstehen konnte. Dieser mächtige
Löwe hätte ihn innerhalb von wenigen Minuten zerrissen und
zerfleischt, aber er blieb stehen und sah ihn fragend an. Um was für
eine Frage muss es sich hier wohl handeln und wer ich symbolisch der Löwe? Es sollte aber noch einige
Zeit andauern und so mansche Endtäuschung mit sich bringen, bis Alois
seiner Hilfe das erste Mal näher kam. Es war eher aus einem Zufall
heraus, aus einer Laune, die jedoch das leben von Alois eine
entscheidende Wende brachte. Es war ein kleines Städtchen indem Alois wohnte, eines wo Jeder Jeden
kennt. Da er ohne hin nicht des Nachts keine Ruhe finden würde
entschloss er sich spontan zu einem abendlichen Spaziergang. Die letzten
Jahre hatten ihn sehr schnell altern lassen. Zuerst verlor er seine
Mutter im Alter von gerade mal 10 Jahren und dann seinen Vater im Alter von ca. 13 Jahren. Darauf
km er bei zwar liebevollen Pflegeeltern unter, aber die konnten ihm auch
nicht helfen, da damals jene Träume begannen. Nein, er konnte nicht
behaupten eine schöne und glückliche Kindheit gehabt zu haben. Später machte er eine
Ausbildung zum Schreiner, so wie es sein Vater schon gewesen war. Er
bestand seine Prüfung sogar mit sehr gut. So schlenderte er am Abend
durch die Straßen der kleinen Stadt. Es mag so gegen 21:00 Uhr gewesen
sein, als er sich entschloss in einer Wirtschaft noch einen Schlaftrunk
zu nehmen. Er betrat die Gaststädte und bestellte sich einen doppelten
Whisky. Dann nahm er sein Glas und setzte sich an einen Tisch in der äußersten
Ecke. Er wollte im Grunde nur seine Ruhe haben, die Leute mussten ihn ja
schon für verrückt halten. Es sollte nicht lange dauern
und eine Frau, mittleren Alters setzte sich zu ihm. Keiner aus diesem
Ort hatte die Frau je zuvor in dieser Gegend gesehen. „Man kann nicht gerade
behaupten, dass Du gesund aussiehst, etwas muss Dich schon sehr lange Quälen,
Du solltest Dir helfen lassen bevor es zu spät ist“, sagte sie zu ihm
mit sehr ernster Miene. Dies war keine dieses billigen Anmachens, sie
schien es ernst zu meinen. „Man kann nicht gerade
behaupten, dass dies leicht ist, dass habe ich auch einmal geglaubt.
Dies liegt jedoch schon viele, viele Jahre zurück“. „Darf ich mich zu Dir
setzen“? Fragte die Frau und bevor er noch antworten konnte hatte sie
bereits schon platz genommen. „Darf ich Ihnen etwas zu
trinken bestellen“, fragte Alois? Doch die Frau war schneller.
„Deshalb bin ich nicht an Ihren Tisch gekommen, nein danke, ich habe
mein eigenes Getränk dabei“. Alois
ergriff sein Glas und trank einen kleinen Schluck davon. „Wie
kommen Sie darauf, ich könnte krank sein oder sehe dementsprechend
schlecht aus“? Er sah der fremden Frau fest in die Augen. „Es
ist meine Aufgabe so etwas zu sehen, ich bin zumindest nicht derjenige für
den Sie mich halten. Ich bin gekommen, um wenn Sie es wollen, mir Ihre
Geschichte anzuhören, von Anfang an“. Es
dauerte eine ganze Weile als Alois Nachdachte. Er sprach dabei kein
Wort, aber die Frau wartete geduldig auf seine Entscheidung. Es gab nämlich
nur diese eine Entscheidung. Nach
einer gewissen Weile räusperte sich Alois und begann mit den Worten: „Nun
gut, im Grunde weiß ich es auch nicht so genau, ich kann Ihnen also nur
mit Vermutungen dienen“. So begann der doch sehr, sehr
schlecht aussah zu berichten: „Mein ganzes Leben war eigentlich nicht
gerade dass was man das große Glück nennt. Zuerst starb meine Mutter,
Vater wenige Jahre danach. Er hatte es mit mir bestimmt nicht einfach,
auch er ist an Gram oder gebrochenem Herzen eingegangen. Ich selbst
hatte es gar nicht erst versucht eine Familie zu gründen. Wenn man so
will, so warte ich eigentlich nur noch auf den Tod, er erscheint mir der
Einzige zu sein der zuverlässig, ehrlich und fair ist. Ich habe mich
lange Jahre mit diesen schlimmen Träumen herumgeschlagen, wobei es
immer nur der Eine ist, nein, ich bin am Ende und bitte meinem Schöpfer
um ein gnadenreiches Ende. Ich bin mir nicht sicher ob ich eine solche
Gnade verdient habe, aber wenn es so währe, so würde ich jetzt und
hier bereit sein, gleich um welchen Preis, um welchen Schmerz, denn
dieser geht vorbei“. Als
Alois mit seiner Geschichte am Ende war, schien er noch gebrochener als
je zuvor. Die fremde Frau lächelte ein
wenig, blieb aber dennoch glaubenswürdig und verbreitete einen Anstand
einer Person, wie man ihr noch nie zuvor begegnet war. „Haben Sie schon einmal überlegt,
ich weiß selbst, dass ich mich hiermit vollkommen zum Narren mache, ob
ich nicht vielleicht jene Person bin, welche Ihnen helfen kann“? Auch sie schaute ihm bei
diesen Worten tief in seine müden Augen. „Wie könnten Sie mir schon helfen? Ich war bei den besten Ärzten,
den besten Heilern und auch bei den besten Magiern, keiner konnte mir
weiterhelfen, obwohl jeder seine eigene Theorie hatte und fest davon überzeugt
war. Es war immer ein Schimmer von Hoffnung, der jedoch mit jeder Endtäuschung
weniger wurde, bis nichts mehr davon blieb. Bitte seien Sie mir nicht böse,
aber jetzt kommen Sie daher und quatschen mich mit all dem schon einmal
gehörtem Gelaber zu. Wie soll ich Ihnen glauben? Vielleicht kommen Sie
auch nur von einem der sich noch ein paar Cent verspricht, aber da muss
ich Sie enttäuschen, ich habe keinen Cent mehr, ich weiß nicht einmal wie ich nachher
meinen Drink bezahlen soll. Also tun Sie sich selbst einen Gefallen und schreiben Sie mich ab Lady, ich
kann, will und habe auch keine Kraft mehr, eine neuerliche Geschichte zu
verkraften. Wahrscheinlich würden Sie jetzt, wo Sie wissen, dass ich
keinen Cent mehr besitze ohnehin von mir ablassen“. Geduldig hatte die Frau den
verzweifelten Worten des Mannes zugehört, ohne ihn einmal zu
unterbrechen. Aber dann geschah das schier
Unmögliche. Mit einer Stimme, welche überhaupt nicht zu jener Frau
passte, einer Stimme die man, selbst wenn man wollte nicht beschreiben
konnte antwortete sie unter einem sehr strengen Blick: „Zum Ersten, wenn ich auf
Ihr Geld oder sonstige Besitztümer getrimmt währe, so hätte ich mir
garantiert nicht Sie ausgesucht, denn optisch gleichen wir uns wie Tag
und Nacht. Währe ich der Teufel oder seine Dämonen, so würde ich mich
nicht an ein solches Wrack wie Sie machen. Warum glauben Sie also warum
ich hier bin? Ich habe nur meine Arbeit zu verrichten und Ihnen, wenn
Sie es wollen, helfen. Ich werde, um ehrlich zu sein, auch meinen Nutzen
davon“. Die Frau sprach mit einer so
durchdringenden Stimme, dass es einem hätte unheimlich werden können.
Kein Anderer in diesem Raum schien diese Stimme jedoch zu hören. Ohne auch nur eine Erklärung
abzugeben begann die Frau mit ihrer Geschichte. „Sie sind, aus Ihrer Sicht, bestimmt nicht mit dem großen Glück
gesegnet worden. Ihr gesamtes Leben schein eine einzige Prüfung zu
sein, eine , welche Sie nicht verstehen konnten und bis heute nicht
verstehen können. Das mag auch verständlich erscheinen. Aber dann kam
der entschiedene Augenblick in Ihrem Leben. Vater und Sohn machten immer
das Schicksal zu des anderen Schuld. Sie verloren die Liebe zueinander. So suchten Sie auch nicht das Gespräch
miteinander. Dann kam der Tag an dem Ihr Vater starb. In diesen letzten
Minuten oder Stunden hätte man miteinander reden können und gemeinsam
Frieden schließen sollen. Sie aber taten dies nicht. Im Grunde genommen
sahen Sie Ihren Vater nie als solchen sondern eher als Gegner, als eine
ständige Bedrohung obwohl Sie nicht einmal wussten warum. So war es
aber nicht, Ihr Vater liebte Sie über alles. Er ist der Löwe aus Ihren
Träumen. Ich kann Ihnen nur raten, besuchen Sie sein Grab und reden Sie
mit ihm, schließen Sie mit ihm Ihren Frieden“. Alois wusste nicht was er
sagen sollte. Aus reiner Verlegenheit drehte er sich um, damit er der
fremden Frau für einen Augenblick nicht in die Augen sehen musste. Als
er sich Sekunden später wieder zurückdrehte war die Frau verschwunden.
Er sah sich überall um, aber er sollte diese Frau nie wiedersehen. Es vergangen noch einige Tage
des Nachdenkens, bis sich Alois dazu entschloss dem Rat dieser Frau zu
folgen, schaden konnte es auf keinen Fall. So kam es zu dem Tag, an dem
sich Alois auf den Weg zum Friedhof machte, auf dem sein Vater beerdigt
wurde. Das Grab machte nicht gerade einen gepflegten Eindruck. Dennoch
empfand Alois eine seltsame Ruhe in sich. Es war, als wäre er in einer
ganz anderen Welt. Ohne großartig nachzudenken,
begann er am Grab seines Vaters zu reden. Es gab vieles zu Sagen und
Alois fühlte sich eigenartiger Weise nicht allein. Die Zeit hatte er
vollkommen vergessen. Er redete und redete und er spürte mit einem Mal
die Liebe in seinem Herzen, die er in Wirklichkeit für seinen Vater
empfand. Lachen und Weinen wechselten sich ab und so verging die Zeit,
bis die Dämmerung einsetzte. Der Sohn schloss mit seinem
Vater Frieden und verabschiedete sich mit den Worten, er möge es, dort
wo er jetzt ist besser haben. Dann wischte er sich seine Tränen aus den
Augen und trat den Heimweg an. An diesem Abend sollte Alois
das letzte Mal in seinen Träumen jenen Löwen begegnen, aber ohne Angst
und in einer ganz anderen Art. In diesem Traum lief Alois
nicht vor dem Löwen davon, Der Löwe kam ganz dicht an ihn heran,
schaute Alois mit freudigen und liebevollen Augen an und leckte ihm die
Hand. Dann drehte sich der Löwe um und ging langsam von dannen. Noch
einmal blieb er kurz stehen, drehte sich zu Alois um als wolle er sich
bedanken, dann setzte er seinen Weg fort. Alois blickte ihm solange
nach, bis er nicht mehr zu sehen war. Der Traum endete und Alois schien
nach Jahren wieder tief und fest zu schlafen. Er schlief so fest, dass
er erst am Mittag des folgenden Tages erwachte. Seither wurde er niemals
mehr von Albträumen geplagt. Auch der Löwe ist ihm nie mehr begegnet.
Alois selbst hat auch den Friedhof und das Grab seines Vaters nicht mehr
aufgesucht. Sie hatten ihren Frieden miteinander geschlossen und Alois
war sich sicher, dass sein Vater irgendwo in diesem Universum ihn sieht
und auf ihn aufpasst, so gut es geht. Auf dem Friedhof hingegen lagen
nur die Gebeine, welche aber dennoch an eine sehr ungewöhnliche
Geschichte erinnerten. Sicherlich kann man diese
Geschichte, die sich wirklich zugetragen hat, unterschiedlich
interpretieren. Ein Psychologe würde sie vielleicht einem unbewussten
Schuldkomplex von Alois seinem Vater gegenüber zuordnen. Ein
Geistlicher würde sich wohl kaum wagen wirklich Stellung zu beziehen
und sich eher der Angelegenheit mit den Worten „Gottes Wege sind eben
unergründlich“ herausreden. Anders sieht es bei den
vielen Esoterikern aus. Sie sind meist wie Wissenschaftler, immer eine
andere Meinung als der Andere. Hier würden wir wahrscheinlich,
angefangen bei den einfachsten bis hin zu den haarsträubenden
Geschichten, Überzeugungen und Vermutungen erfahren. Jeder Mensch sollte eben
seine eigene Meinung vertreten. Und wie steht es mit Ihnen? Was glauben
Sie wohl? Ist es möglich, dass sich
ein Wesen, dessen Körper schon lange verwest und zerfallen ist aus
einer Art von Jenseits mitteilen? Gibt es überhaupt ein Jenseits? Wenn
ja, warum dann auf eine so umständliche Art? Gibt es vielleicht eine
ganz plausible Erklärung für all diese Vorfälle, welche sich wirklich
in die Medizin und Geisteswissenschaften einreihen? Tausende solcher und ähnlicher
Fragen könnten wir hier benennen und würden dennoch zu keinem Ergebnis
kommen. Der Mensch nimmt sich vielleicht viel zu ernst um hinter der
wirklichen Wahrheit zu kommen. Wie dem auch immer sei, Sie
allein können entscheiden was Sie glauben und was nicht. Zudem kann ein
gewisses Maß an Nachdenken nicht schaden, da wir einzig auf diesem Wege
lernen und dass unser Leben lang. Was immer Sie auch über diese
Geschichte denken, es ist einzig Ihre Angelegenheit. Wenn wir bedenken wie
unendlich groß und unvorstellbar unser Universum ist, so erscheint
diese Geschichte wohl eher in den Bereich „Mythos“. Doch wer will
das wohl entscheiden? Wer weiß schon was es gibt und was nicht? Aber ist es wirklich von so
immenser Wichtigkeit etwas zu wissen, was wir ohnehin niemals begreifen
oder nutzen können? Wäre es nicht eher von Nutzen das Geheimnis zu
kennen, wie man in Frieden miteinander Leben kann? Wie man diese Welt,
jenes großartige Werk der Schöpfung erhalten kann? Georg Goetiaris |
Die Schmiede des Lebens Von
Raum und Zeit Eine
Geschichte von
der Existenz einer
Daseinsform welche
in Frage zu stellen ist ©
2014 Georg
Goetiaris Vorwort
Dieses Thema soll kein Beweis sein, für eine Existenz oder die
Feststellung einer Tatsache, welche nicht der Wahrheit entspricht. Ich
schreibe diese Zeilen nur zum Anregen der Gedanken eines jeden von Ihnen
auf. Jeder soll und muss für sich selbst seinen Weg des Glaubens und der
Möglichkeiten herausfinden. So
wünsche ich jedem Interessierten eine Anregung seines Denkens, auch wenn
er nicht jene Wahrheit und deren Hintergrund darin findet. Ich aber finde,
dass allein schon die Auseinandersetzung mit jenen Themen den Menschen
weiter auf seine Bahn der Bestimmung bringt, was am Ende nur zum Guten führen
kann. So
betrachten Sie dieses Werk als ein Versuch eines Denkanstoßes, der keine
Früchte tragen muss. Ihr
Georg Goetiaris Wonach
bemessen wir die Zeit?
Zeit, ein Begriff der unser gesamtes Leben zu bestimmen scheint.
Doch was ist diese Zeit? Wonach bemessen wir Menschen diese? Existiert
jene, für uns so wichtige Zeit, nur auf der Erde oder auch im Universum?
Gibt es bei Tieren oder anderen Lebensformen auch einen Zeitbegriff und
wie sieht dieser dann wohl aus? Fragen
über Fragen. Fragen welche wir mit angehender Sicherheit wohl kaum
beantworten können. Dennoch wollen wir uns zumindest mit den berechtigten
Fragen auseinandersetzen. Dabei
gelangen wir zwangsläufig zu der Frage, was wir unter Zeit verstehen und
was daran unbedingt so wichtig ist. Sicher
glauben so gut wie alle Menschen, dass es ohne eine einheitliche
Zeitplanung nicht möglich wäre, alles in der heutigen technischen und
elektronischen Epoche unter einen Hut zu bekommen. Doch liegt dies
wirklich an der heutigen Zeit? Haben sich nicht die Menschen vor einigen
hundert Jahren darüber geärgert, wenn die Kutsche Verspätung hatte und
somit ihren Reiseplan völlig durcheinandergebracht hat? Es scheint fast,
als hätte sich nie etwas geändert, außer vielleicht die Tatsache, dass
es fast so scheint, die heutigen Menschen haben immer weniger Zeit für
sich selbst. Vor
gar nicht allzu langer Zeit gab es an den Kirchen die ersten Uhren, welche
jedoch nur einen Stundenzeiger aufwiesen. Davor hatten die Mönche der Klöster
die Aufgabe jede Stunde (nach
Messung mit dem Stundenglas)
die Glocke zu läuten, was aber, oftmals bedingt durch den Genuss des
selbst gebrauten Bieres, zu erheblichen Unterschieden führte. Noch
heute gibt es Völker, mitten in unserer Zeit, bei denen die Menschen
nicht einmal ihr Geburtsdatum kennen und somit nicht wissen können wie
alt sie sind. Eine paradiesische Vorstellung. Doch
was war vor diesen ganzen Epochen? Hier
spielte die Zeit auf Erden bereits eine besondere Rolle, aber nicht in
Form von Stunden, Minuten und Sekunden. Nein, es waren die Jahres- und
Wetterzeiten. Diese waren für das Überleben der Menschen sowie auch für
Tiere und Pflanzen, kurz für alle Lebensformen überlebenswichtig. Nach
diesen Zeitabläufen wurde das Klima erkannt was für die Ernährung und
den Vorrat für schmale Zeiten von unglaublicher Bedeutung. Alles
scheint sich mit der Nahrungskette zu verbinden. Selbst Tiere richten sich
mit ihrer Fortpflanzung an jene Zeiten, welche eine gute Ernährung für
ihre Jungen voraussetzt. Alles
scheint auf dieser Erde einem bestimmten Rhythmus zu folgen, den wir als
Zeit bezeichnen. Dieser Rhythmus oder jene Zeit haben jedoch nicht den
Sinn einer Messung für kurzfristige Ereignisse, wie wir diese alle z. B.
vom Sport her kennen. Auch pünktlich den Anschluss zum nächsten Zug oder
Flugzeug nicht zu verpassen, haben zwar in unserer heutigen Zeit für uns
eine Bedeutung, sind aber genau betrachtet, nicht wirklich zum Überleben
notwendig. Haben
wir, wenn auch nur sehr kurz, die Zeit auf unserer Erde betrachtet,
tauchen doch weitere Fragen auf. Hierzu müssen wir uns erst im Klaren
sein wonach die, angebliche Zeit, auf diesen Planeten zustande kommt. Hierbei
wird uns auffallen, dass es verschiedene Rhythmen, welche jedoch aus der
gleichen Quelle stammen, gibt. Zum
Ersten wäre da der Takt von Tag und Nacht. Selbst dieser ist in den
verschiedenen Breiten- und Längengraden unterschiedlich. Zum
Zweiten haben wir die Jahreszeiten, welche den gleichen Gesetzen beding
des Standpunktes unterliegen. Um
nicht alles nur noch unverständlicher zu machen, wollen wir uns zunächst
erst einmal mit jenen zwei Rhythmen beschäftigen. Unsere
Sonne als Mittelpunkt unseres Sonnensystems ist ein unglaublich kleiner
Teil unserer Milchstraße, von denen es unvorstellbar viele in diesem
Universum gibt. Unser
Sonnensystem, als Teil unserer Galaxie wird von Planeten umkreist. Einer
dieser Planeten ist unsere Erde. Diese Erde wird wiederum von einem
kleinen Planeten, einen sogenannten Trabanten bzw. Mond umkreist. Die
Erde, sowie auch der Mond aber bewegt sich nicht nur um die Sonne sondern
dreht sich auch noch um sich selbst, sozusagen um die eigene Achse. Durch
diese Eigendrehung kommt es zu den Erscheinungen von Tag und Nacht. Die
Umlaufbahn der Erde um die Sonne wiederum bestimmt die Jahreszeiten. Wir
wollen uns auch an dieser Stelle nicht weiter mit den genauen Einzelheiten
aufhalten, da diese ja ohnehin so gut wie jeder kennen dürfte. Fakt
ist, eine Erdumdrehung um ihre eigene Achse stellen einen ganzen Tag mit
Tag und Nacht, also 24 Stunden da. Der Umlauf der Erde um die Sonne
dauert, nicht ganz genau ein Jahr, daher das Schaltjahr, welches alle 4
Jahre vorkommt. Dieser Rhythmus aber ist in jener Form nur auf unserer
Erde existent. Hinzu kommt noch unser Erdtrabant, der Mond. Dieser bremst,
durch seine Umrundung der Erde, diese aus. Währe dem nicht so, würden
jene Zeiten ganz andere Wertangaben haben. Wir sehen also, die Zeit, wie
wir sie kennen, gibt es nur auf der Erde. Nicht einmal in unserem
Sonnensystem ist diese Erdenzeit von Bedeutung. Umso
näher die sonstigen Planeten unseres Sonnensystems sich an unserer Sonne
befinden, umso kürzer sind auch dort die Zeiten. Umso weiter sie sich von
der Sonne entfernen, umso länger die Zeit. Wir sehen also, die Zeit, in
unserem Sonnensystem ist bereits relativ. Die
uns nächste Galaxie, welcher der unseren am nächsten kommt ist
unglaublich viele Lichtjahre entfernt. Dazwischen gibt es für unsere
Begriffe nichts. In
dieser nächsten Galaxie kennen wir die dortigen Verhältnisse nicht. Hier
haben wir also auch keine Grundlage für wenigstens eine Zeitbemessung. Und
wie sieht es mit den unendlichen Weiten der Zwischenräume jener Galaxien
aus? Kann es hier so etwas wie Zeit überhaupt geben? Ich für meine
Meinung wage zu behaupten, dass Zeit eine illusorische Erscheinung des
Menschen ist. Etwa so wie er, ohne jede Begründung, dass Meter auf eine
bestimmte Länge festgelegt hat. Es
geht hierbei, und so verhält es sich auch mit der Zeit, um eine
einheitliche Methode zur Messung von bestimmten Dingen, welche für alle
gleich und vor allem einsichtig erscheint. So
mag eine einheitliche Maßeinheit, eine Norm, für viele Dinge und Tätigkeiten
sehr wichtig und hilfreich sein, jedoch nur für die Anwender. Sozusagen
eine Einigung die durchaus ihre Vorzüge hat und den Fortschritt erst ermöglichte,
aber dies bedeutet noch lange nicht, dass es jene Norm auch wirklich gibt. Die
Zeit ist ein imaginärer Stützpunkt, welcher existent erscheint, da er
von allen anerkannt und in gewisser Weise genutzt wird. Sozusagen, ein
Name ohne Kind. In
den Weiten des Universums gibt es keine Zeit, sie würde auch weder einen
Sinn noch einen Zweck erfüllen. Wonach
bestimmt der Mensch den Raum
Der Raum. Anders als bei der Zeit bemisst der Mensch den Raum in
zwei Richtungen. Einmal zur kleinsten Einheit und einmal zur größten
Einheit. Nur geht er bei diesen Berechnungen von sich selbst als Basis
aus, obwohl er kaum wissen dürfte, welche Größenordnung er wirklich
darstellt. Sicherlich,
der Mensch kann aus seiner Sichtweise unseren Planeten in Höhe, Tiefe, Längen
und Breiten vermessen. Sicher bedeutet dies auch eine fast unglaubliche
Leistung. Auch hat der Mensch einen Weg gefunden, weit in das Universum zu
blicken und obendrein noch die verschiedensten Entfernungen zu messen,
aber dann ist er bereits an seine Grenzen gestoßen. Dies
soll keine Beurteilung sein und es besteht auch nicht der geringste
Zweifel daran, dass der Mensch hier sehr, sehr große Leistungen
vollbracht hat. Aber
wie weit geht es ins Kleinste und wie weit ist die Unendlichkeit? Von der
Unendlichkeit haben wir, so glaube ich mit Überzeugung, nicht die
geringste Vorstellung. Ebenso verhält es sich mit den kleinsten Welten.
Betrachten wir nur einmal die Nanophysik. Was von wenigen Jahrzehnten
Utopie war ist heute ein Gebiet in dem sich immer weitere Welten und
Geheimnisse erschließen. So
müssen wir auch hier leider zu dem Ergebnis kommen, dass ein wirklicher
Raum, außerhalb des Greifbaren, wie unsere Erde, nicht gibt. Ein
wirklicher Raum ist Faktum nicht existent. Zudem
stellt sich dabei noch die berechtigte Frage und Selbstverständlichkeit,
dass sich außerhalb eines Raumes etwas Weiteres befinden müsste, aber
was sollte dies wohl sein. So
dachten zum Beispiel in früheren Zeiten die Menschen, die Erde sei eine
Scheibe welche bis zum Horizont reicht. Seefahrer hatten eine fürchterliche
Angst diesem Horizont zu nahe zu kommen, da sie glaubten, dahinter würden
sie in die Hölle abstürzen. Heute
belächeln wir diese Denkweise. Damals jedoch entsprach sie dem
allgemeinen Weltbild und hielt sich über einen sehr langen Zeitraum. Die
Menschen hatten also damals wie auch noch heute eine räumliche
Vorstellung. Heute
haben die Menschen die Theorie vom sogenannten Urknall entwickelt, die
ihnen diese Theorie als logisch erscheinen lässt, was jedoch, wir sehen
es an der Erdscheibe, noch lange nicht der Wahrheit entsprechen muss. Obwohl
Zeit und Raum nicht wirklich existent sind, haben doch beide Begriffe und
dass was dahinter steht einen sehr engen um nicht zu sagen, einen
untrennbaren Zusammenhang, aber darauf kommen wir später. Kommen
wir aber noch einmal kurz zu jener Urknalltheorie zurück. Gehen wir ruhig
davon aus, dass es einen solchen Urknall gegeben hätte. Dann aber stellt
sich die Frage, was war vorhanden, dass diesen Knall verursacht hat? Zudem
muss es einen Raum geben oder gegeben haben, in welchem sich die anschließende
Ausdehnung des Universums vollziehen konnte. Wo aber kam dieser Raum her
und wo sollte er wohl enden? Es
ist wie mit dem Horizont. Die Frage, wenn es einen Raum oder eine Räumlichkeit
gibt, was kommt dann danach? Wenn es eines in diesem Universum nicht gibt,
dann ist es Nichts. So
scheint auch der Raum eine imaginäre Vorstellung des Menschen zum
Verstehen zu sein. Doch anders als die Zeit, wurde der Raum von sichtbaren
Eindrücken erdacht, die Zeit hingegen beruht auf die emotionale
Wahrnehmung. Doch
ganz gleich ob diese beiden Phänomene nun imaginäre Vorstellung sind,
oder eine Wahrheit darstellen, welche wir nicht begreifen können und
somit auch nicht erkennen werden, erst jene beiden vorhandenen
Vorstellungen haben im Sinne des Gesamten ein weitreichendes
Forschungsfeld geschaffen, welches den Menschen immer weiter der Wahrheit
entgegentreibt. Ob ihm diese Wahrheit jedoch bestimmt ist, wobei ich nicht
vielleicht einzelnen Personen meine, welche es immer geben wird, sondern
die Allgemeinheit, die dann auch das gesamte Leben revolutionieren würde,
vermag ich nicht zu sagen. Ich könnte es mir, ganz ehrlich, nicht so
recht vorstellen, aber die Geschichte, die Natur sowie die, sagen wir
einfach, Schöpfung hat schon vieles was undenkbar erschien, verwirklicht,
da auch sie selbst nach einem gewissen Prinzip oder Muster vorgehen muss.
Währe dem nicht so, so würde diese Welt schon lange nicht mehr bestehen
oder es hätte diese nie gegeben. So
möchte ich fern von meiner Meinung und Vorstellung nicht festlegen,
sondern neutral bleiben. Doch
vielleicht finden wir die Antwort in einer ganz simplen und einfachen aber
berechtigten Frage. Ganz gleich ob Raum und Zeit in einer gewissen Weise
existent sind oder nicht, die eigentliche Frage lautet: Worin besteht der
Sinn des Ganzen. Auf
einer glühenden Kugel durch die Unendlichkeit
Einmal ganz ehrlich, haben Sie sich schon einmal, als Sie Nachts
zum Himmel schauten vorgestellt, dass Sie mit einer unvorstellbaren
Geschwindigkeit auf einer sehr dünnen Schale, auf einer glühenden Kugel,
welche verschwindend klein ist und die Sie nicht verlassen oder einfach
auf eine andere umsteigen können, umgeben von unglaublich vielen
Gefahren, durch die Unendlichkeit des Universums rasen? Sie
würden wohl kaum in einem kleinen Paddelboot, bei stürmischer See, den
Ozean überqueren wollen. Allein diesen Gedanken würden Sie, schlechthin
für völlig verrückt halten. Doch
denken Sie weiter. Können Sie sich vorstellen, dass dieses Unternehmen um
ein Vieles weniger gefahrenreich wäre. Kaum oder gar nicht Vorstellbar,
dennoch aber wahr. Dieses
Verhalten liegt einzig an jener Tatsache, dass wir uns dem einen Risiko
bewusst sind, da wir die Umstände kennen, es sich aber auf der anderen
Seite nicht so verhält. Hier wissen wir nichts, hier kennen wir nichts.
Unser Bewusstsein ist überhaupt nicht darauf ausgerichtet. Würden
wir uns den wahren Tatsachen bewusst sein, so würden wir ganz bestimmt
nicht so mit jener kleinen Kugel umgehen wie wir es doch am Ende so gut
wie alle tun. Glauben Sie ernsthaft wir könnten auf eine andere Kugel,
mit menschenfeindlichen Bedingungen, irgendwann umsteigen? Ich glaube
dieser Gedanke wäre eine Beleidigung an die eigene Intelligenz. Wir
glauben, was wir glauben wollen. Umso eher wir diese definitiven Tatsachen
begreifen und danach handeln, umso eher werden wir dieser Erde jenen
Respekt erweisen, der uns für unsere Spezies hier vorgegeben ist und dies
könnte noch sehr lange sein. Der
Mensch muss sich entscheiden welchen Weg er einschlägt. Das seine Zeit
hier auf dieser Erde begrenzt ist, daran besteht kein Zweifel, was auch
als völlig normal betrachtet werden sollte. Wie lange aber sein Dasein
noch bemessen ist und in welcher Weise er von der Erde verschwindet, liegt
letztlich allein in seiner Entscheidung.
Doch wie kann
es zu einer solch großen Auswirkung auf einem scheinbar so kleinen
Planeten in der Unendlichkeit des Universums kommen? Sind wir vielleicht
doch etwas Besonderes? Nein,
das ist bei weitem nicht einmal annähernd der Fall. Es
ist wieder einzig die Denkweise des Menschen selbst, die einen solchen
Trugschluss zulässt. Nur da wir wieder einmal alles nur aus unserer
Sichtweise betrachten und überzeugt daran festhalten ist dieser Irrtum überhaupt
erst möglich. Also
noch einmal, worum geht es eigentlich und worin besteht der Sinn jenes
Ganzen Geschehens? Um
einer Antwort auf diese Frage auch nur spekulativ und annähernd nahe
zukommen, kehren wir zurück zu der Kernfrage von Raum und Zeit. Dieses
Mal werden wir jedoch die Nanophysik und die Astrophysik, in einer
abgewandelten Form, zu Hilfe nehmen. Eine
alldurchdringende und allgegenwärtige Kraft, der
es einzig um das notwendige Gleichgewicht geht
Wer schon einmal in meinen älteren Schriften gestöbert hat wird
sich sicher an den Satz erinnern, in dem ich behauptet habe, die Natur,
und damit meine ich alles, die gesamte Ewig- und Unendlichkeit, kennt
weder gut noch böse. Sie wirkt nur nach dem Prinzip der Notwendigkeit.
Der Mensch aber geht nur von seinen Gefühlen und seiner Gerechtigkeit
aus. Er ist es ja schließlich auch, der seine eigenen Gesetze geschaffen
hat und alles hemmungslos vernichtet oder umgestaltet, was sein scheinbar
bequemes Leben erschweren könnte oder wo er, gegen seiner
Vorstellungskraft, auf seinen erlangten scheinbaren Nutzen für sich
verzichten müsste. Unterstützt wurde und wird diese Tatsache noch durch
den scheinbaren Erfolg in der Technik bis hin zur hochwertigen Elektronik.
Er ist heutzutage sogar bereit sein Denken bestimmten Maschinen zu überlassen.
Kein Größenwahn könnte ausgiebiger sein wie dieser. In seinem Erfolg
und sein erworbenes, aber unzureichendes Wissen, scheint er erblindet zu
sein. Selbst
das simpelste Physikalische Gesetz besagt, dass man keinen Berg künstlich
errichten kann, ohne nicht irgendwo ein Loch mit dem gleichen Volumen
auszuheben. Was aber macht jener sogenannte moderne Mensch seit Hunderten
von Jahren? Er schichtet ständig einfach nur um. Um ein Loch zu stopfen,
hebt er ein Anderes aus. Das Naturelle Gleichgewicht beginnt zu wanken und
umzukippen. Nun
sehen wir aber nur aus unserer Perspektive unsere Erde als einen Raum
indem man, mit der notwendigen Zeit alles wieder richten kann, und sei es
um den Preis des künstlichen Gestaltens. Was ist nun aber wenn es weder
Raum noch Zeit gibt? Wenn das gesamte Universum so sensibel in sich
aufgebaut ist, dass es in diesem großen Ganzen ausreicht, wenn auch nur
der kleinste und unscheinbarste Teil das Gleichgewicht aus jeder Kontrolle
werfen könnte? Nun,
mag das Universum auch sensibel sein, so ist es dennoch so eingerichtet
immer wieder jenes unverzichtbare Gleichgewicht herzustellen. Ich
möchte an dieser Stelle noch einmal das Beispiel einer Seuche nehmen. Viren
befallen zuerst einen Wirt um sich rasant von Wirt zu Wirt auszubreiten.
Ab einer bestimmen überschrittenen Grenze haben die Viren eine Epidemie
ausgelöst. Selbst wenn keine Medizin hilft, so wird diese Seuche nicht
wirklich alles Leben auslöschen können. Wirt
um Wirt, alle die jenes Virus zerstört hat lässt die betroffenen Viren
mit absterben. Das Virus vernichtet, indem es seinen Wirt zerstört, auch
sich selbst. Es wird der Tag kommen und Virus sowie Epidemie werden eindämmen
und verschwinden, so als wäre nie etwas gewesen. Schon bald wird das
Leben seinen alten gewohnten Gang gehen. Eines der besten Beispiele hierzu
war die Pest. Sie hatte sich über ganz Europa und weiteren Staaten
ausgebreitet, Jahrzehntelang gewütet um ganz plötzlich wieder zu
verschwinden. Solche Fälle hat es schon immer gegeben und wird es auch in
der Zukunft immer geben. Wenn
wir nun noch einen Spruch genauer betrachten, kommen wir der Erklärung
bereits sehr nahe, zumindest im Ansatz als Basis: Was
im Großen, so
im Kleinen. Aber
was ist wirklich groß und was ist wirklich klein? Nun
gehen wir doch einmal von einer doch sehr merkwürdig erscheinenden
Theorie aus. Was wäre wohl wenn es überhaupt nicht um die Größe,
sondern eher um die Bedeutung und den Stellenwert geht? Was
kenne und wissen wir wirklich? So gut wie Nichts. Nicht einmal unsere
eigene wahre Größe noch unseren Stellenwert geschweige unsere Aufgabe
oder Bestimmung. Aus
der Astrophysik sind uns seit einigen Jahren Geheimnisse auffällig
geworden, für die wir, selbst bei aller bisher wissenschaftlichen
Kenntnis weder erklären noch verstehen können. In
der Nanophysik sind die gleichen Phänomene aufgetreten. Diese
und noch weitere Tatsachen haben letztlich dazu geführt, dass sogar nahmenhafte
Wissenschaftler sich dahingehend äußern, unsere heutige Erkenntnis in
der Physik neu zu überdenken. Wieder
einmal ein Irrtum im Laufe der Geschichte? Doch
gehen wir dieses Thema einmal von einer ganz anderen Seite an, einer
Sichtweise, welche bislang noch gar nicht in Betracht gezogen wurde. Alles
was uns beschäftigt ist letztlich das Leben an sich. Woher kommt es,
woher kommen wir und was für eine Kraft stellt dieses Leben da? Fassen
wir an dieser Stelle zusammen. Wir kennen weder unsere eigene Größe, wir
kennen nicht unseren Stellenwert oder unsere Bedeutung. Auch kennen wir
nicht das Geringste über das Universum, bzw. den Universen. Wir kennen
weder das Größte noch das Kleinste. Wir wissen nichts über die Weiten
der Unendlichkeit. Wir können nur, rein spekulativ vermuten, dass das
Leben, als Kraft von allem, aus jenen unergründlichen Tiefen jener
Ewigkeit kommt. Doch worin besteht hier der Zusammenhang? Die Frage ist
also, was hinter jenem Vorgang steckt. Gelingt es uns einst diese Frage zu
beantworten, dann werden wir auch unseren eigenen Stellenwert und unsere
Aufgabe erkennen. Doch ist diese Erkenntnis vorgesehen? Umso
mehr wir darüber nachdenken und forschen, umso mehr Fragen tun sich uns
auf. Fragen, welche den Menschen schon immer beschäftigt haben und auf
die er nicht einmal ansatzweise eine mögliche Antwort bekommen hat. Auch
wenn wir glauben alle Geheimnisse mit der Mathematik lösen zu können, so
ist dies vielleicht nur die Matrix, die Oberfläche. Die Wahrheit aber
liegt hierzu ganz tief im Verborgenen. Lassen
Sie uns als Beispiel über eine Geschichte nachdenken, welche so
vielleicht möglich wäre, hier aber nur als Form einer Metapher dienen
soll. Zwei
rote Blutkörperchen, die schwer arbeiten müssen um Sauerstoff und Nährstoffe
zu transportieren, unterhalten sich über den Sinn ihrer Arbeit. Obwohl
beide ihr Leben lang darüber philosophieren werden sie nie eine Antwort
erhalten. Selbst wenn ihre Lebensdauer beendet ist werden sie ganz
automatisch durch neue ersetzt, mit der gleichen Aufgabe. Würden sie aber
nicht ersetzt werden und somit nacheinander aussterben, so würde auch der
Organismus in dem sie vorhanden sind und ihre Arbeit verrichten ohne zu
wissen warum, vergehen. Das Kleine hat hier also eine unverzichtbare
Bedeutung für das, in unseren Augen, Große. Mag
diese kleine Metapher nur eine Geschichte sein, welche zum Verständnis
eines unbegreiflichen Kreislaufes dient, so lässt diese uns doch erahnen,
wie viele Zusammenhänge es gibt. Ist der Mensch wirklich fähig dieses
Ganze zu erkennen und zu verstehen? Wäre es nicht besser sich einfach nur
seinem Glauben in Vertrauen hinzugeben? Mag
der Mensch auch Kriege führen, mag er auch mit unvorstellbaren
Grausamkeiten umgehen, so kann er aber auch helfen und Mitgefühl zeigen.
Das Handeln eines jeden Menschen mag wie seine Auffassung recht
unterschiedlich sein, aber liegt hierin nicht ein kleiner aber notwendiger
Teil des angestrebten Gleichgewichts der Naturgesetze? Wir müssen oder
sollten begreifen, dass wir ein Teil des Ganzen sind und nicht nur von
unseren Empfindungen oder unserer Ansicht von Gerechtigkeit ausgehen. Wenn
es eine Bestimmung geben sollte, so liegt diese darin so zu sein wie wir
sind, denn so sind wir erschaffen, ob wir dies akzeptieren oder nicht. Woher
kommt die Kraft des Lebens?
Nun, ganz
gleich ob schon immer alles da gewesen ist, ob es einen Urknall gab, oder
eine andere Erklärung für unser Universum. Diese Fragen wollen wir an
dieser Stelle zuerst einmal außer Acht lassen. Denken
wir noch einmal an jene Feuerkugel von der wir sprachen, als wir uns mir
unserer Erde beschäftigten. Dabei kommen wir zu jener Frage, wie werden
Sterne bzw. Sonnensysteme gebildet und wie vergehen sie. Hierzu sollten
wir uns vorstellen, dass auch Sterne und Planeten eine Lebensform
darstellen. Sie werden geboren und sie vergehen, so wie alles andere auch. Wenn
ein Stern und damit sein gesamtes Sonnensystem vergehen, bricht dieser
unter seiner eigenen Last der Energie zusammen. Dies geschieht indem sich
der Stern „die
Sonne“ aufbläht
und noch einmal sehr hell erstrahlt um dann, mit all seinen um sich
kreisenden Planeten zusammenzubrechen. Zurück bleibt ein sogenannter
Sternennebel. In diesem Sternennebel aber werden wieder neue Sterne
geboren. Dieser Vorgang dauert allerdings viele Milliarden von Jahre, so
dass wir jenen Prozess nicht nachvollziehen können. Im
Grunde verhält es sich genauso wie bei den Menschen, welche auf Machtbedürfnis
ein sehr großes Reich aufgebaut hatten. Ist eine gewisse Grenze der Kraft
überschritten bricht alles unter der eigenen schweren Last zusammen. Die
Geschichte lehrt es uns immer wieder. Somit folgt alles einem bestimmten
Gesetz. Doch wollen wir uns an dieser Stelle nicht mit diesen Gesetzen
beschäftigen sondern zum Geheimnis des Lebens zurückkehren. Wenn
also ein neues Sonnensystem, bestehend aus der Sonne und den darum
kreisenden Planeten und Monden entsteht, dann geschieht dies in einem sich
immer wiederholenden Ablauf. Bedingt
durch die Masse und die Rotation jener gasförmigen Neben, verdichten sich
diese zu festen Stoffen. Diese Stoffe sind aber in den ersten Milliarden
von Jahren so unglaublich heiß, dass sie einem unvorstellbar, heißen
Feuerball darstellen. Nichts, keine Lebensform könnte auf einem solchen
Feuerball existieren oder entstehen. Nach
und nach kühlt sich dieser Feuerball an seiner Oberfläche ab. Aus den
zurückbleibenden Gasen beginnt sich eine Art von Atmosphäre zu bilden.
Diese kann recht unterschiedlich sein. Noch immer ist zu diesem Zeitpunkt
kein Leben möglich. Erst wenn auf einen der wenigen dafür in Frage
kommenden Planeten sich eine Oberfläche und eine Atmosphäre gebildet
hat, die ein Leben möglich erscheinen lassen würde, beginnt sich jenes
Leben zu entwickeln. Doch wo kommt dieses Leben, wenn wir das Leben als
eine besondere Kraft sehen, her? In
einer so heißen Urform kann es weder vorhanden gewesen sein, noch kann es
sich dort durch anschließende Einflüsse gebildet haben. An
dieser Stelle möchte ich einmal einen großen Naturforscher zitieren, der
da sagte, wir, das Leben, sind ein Teil Sternenstaub. Nun
wie sollen wir diesen Satz verstehen? Ich glaube zwar nicht, dass das
Leben von einer bestimmten Art von Sternenstaub herrührt und betrachte
diesen Satz daher eher als eine Metapher. Dass das Leben jedoch aus den
Tiefen des Universum oder der Universen kommt, dessen bin ich mir sicher. Wir
dürfen nicht in unseren Dimensionen denken wenn wir hinter dem Geheimnis
kommen wollen. Denken wir zeitlos, in der Unendlichkeit. Stellen wir uns
einfach als Beispiel einmal vor, nach der Neugeburt eines Sonnensystems
ist nach langer Zeit ein Planet mit allem zum Leben möglichen Dingen
ausgestattet. Könnte es sein, dass sich, aus unserer Sichtweise, ein
Wunder ereignet und aus den unvorstellbaren Tiefen des Alls ein Komet auf
diesen Planeten auftrifft. Diesen
Einschlag würden wir wahrscheinlich als Katastrophe bezeichnen, was dem
aber nicht so ist. Man könnte es eher als eine Form der Befruchtung mit
der Kraft, welche dem Leben zugrunde liegt, bezeichnen. Etwas was sich für
uns nicht erklären lässt wird somit auf diesen Planeten transportiert.
Eine Form der, nennen wir es Kraft oder Energie, vielleicht ist es aber
auch eine bestimmte Form einer Kette von Informationen. Der Planet wird
nach diesem Einschlag, der eher einem riesigen Bombeneinschlag gleicht, in
einen tiefen Schlaf fallen. Was wir hier aber als Schlaf betrachten ist in
Wirklichkeit die Geschichte seiner Entwicklung. In diesem Zeitablauf, den
wir uns, nach unseren Wahrnehmungen nicht mehr vorstellen können, wertet
der besagte Planet diese kette an Informationen nicht nur aus, nein er
arbeitet diese auch fast zeitgleich ab. So
werden sich zuerst, je nach Beschaffenheit der nun entstandenen Oberfläche,
Aminosäuren bilden, sogenannte Lebensbausteine. Diese Bausteine werden
viele Prüfungen durchlaufen, und viele werden diesen Durchlauf nicht
bestehen, bis der richtige Bauplan gefunden worden ist und somit die
ersten Bakterien oder noch viel kleinere Mikroorganismen sich bilden. Nun
beginnt der eigentliche Ablauf der Entwicklungsgeschichte. Jener Vorgang,
den wir Menschen aus unserer heutigen Sicht als Evolution bezeichnen nimmt
seinen Lauf. Immer wieder wird im Laufe der Entwicklung, um fortan nicht
mehr das Wort Zeit zu benutzen, nachgebessert. Was sich bewehrt wird
vielleicht noch ein wenig verändert, was aber nicht brauchbar erscheint
unterliegt bedingungslos der Selektion. Nur so kann ein erstes
Gleichgewicht, welches noch später eine große Bedeutung einnehmen wird,
gewährleistet. Das
Leben hat somit nicht nur seinen Anfang genommen, da es schon immer
vorhanden war, es hat begonnen sich den gegebenen Umständen anzupassen
und sich auf dieser Basis zu entwickeln. Dieser
Ablauf wird solange in Gang gehalten, bis sich alles wieder von Vorn
wiederholt. Ich
bin mir durchaus sicher, welches Gebiet der Unglaubwürdigkeit ich mit
jener Vermutung betrete. Auch bin ich mir sicher, dass es nicht anders möglich
ist und der Mensch in all seiner anerkannten Fortschritt sowie seinen
Errungenschaften, die durchaus zu würdigen sind, jenen Aspekt nicht
bedacht hat, da es den Lehren des allgemeinen Schulwissens nicht
entspricht. Hat
jenes Leben, nennen wir es aus bestimmten Gründen (Lebenskraft),
die Vorherrschaft erst einmal übernommen wird es sich so weit entwickeln
wie es ihm bestimmt ist. Trotzdem
bleibt bei aller Glaubensbereitschaft oder Einsicht die Frage im Raum
stehen, woher kommt diese Lebenskraft? Wir
wissen heute aus unserem derzeitigen Wissenstand heraus, dass das
Universum nur zu etwa sieben Prozent aus sichtbarer Materie besteht. Die
restlichen 93 Prozent teilen sich in jene sogenannte dunkle Energie und
dunkle Kraft auf. Von dieser wissen wir jedoch nichts. Weder was sie
darstellen, noch was sie bewirken. Wir wissen zwar, aus verschiedenen Gründen,
dass diese Energie vorhanden ist, können sie aber weder Messen noch erklären.
Damit aber haben jene 93 Prozent mit dem Leben eines gemeinsam, nichts von
jenen Dingen lässt sich erklären oder in irgendeiner Form bemessen. Eine
Kraft also, welche nicht da zu sein scheint, die aber dennoch existiert. Um
einer glaubhaften Erklärung hierzu aber nahe zu kommen, müssen wir uns
mit der Frage auseinandersetzen, ob es unter Umständen mehrere Universen
gibt. Eine weitere Frage stellt jenes sogenannte Spiegeluniversum da. Dies
würde zumindest die Notwendigkeit des allgemeinen Gleichgewichts erklären.
Aber wir können nicht über den Tellerrand hinausschauen. Zu
all dem gibt es aber auch noch eine weitere Möglichkeit. Da wir nichts über
wirkliche Größenordnungen wissen, könnte es auch sein, dass das
Universum oder sogar die verschiedenen Universen, ein Jedes nur ein Teil
eines Ganzen ist, welches zusammengefügt ein übergeordneten, sagen wir,
Organismus darstellt, ein Etwas, welches wir als göttlich bezeichnen. So
gesehen wäre dann auch die Aussage, wir seien ein Teil Gottes, oder wir
sind nach seinem Ebenbild erschaffen, was sich dann aber nicht auf das
Aussehen bezieht sondern auf den Sinn und die Aufgabe, erklärbar. Sollten
wir mit dieser letzten Annahme der Wahrheit nahe kommen, so taucht eine
weitere Frage auf. Gibt es nur jenes eine übergeordnete Etwas oder gibt
es mehr davon und wenn ja, wie viel und mit welchen Eigenschaften oder
Aufgaben. Mir
ist schon klar, dass diese Fragen oder Vermutungen den Rahmen des
Glaubhaften um ein weites sprengen. Dennoch wollte ich jene Möglichkeiten
nicht ausschließen. Sie allein müssen letztlich entscheiden was Sie
glauben und für möglich halten oder nicht. Wie
dem allen auch sein mag, ich bin mir sicher, dass das Leben nicht auf der
Erde entstanden ist sondern aus den Tiefen des Weltalls gekommen ist. Nehmen
wir einmal einen einsichtigen vergleich. Nehmen wir einen Hausbau. Wenn
Sie ein Haus bauen würden, würden Sie ganz sicher nicht schon bei Beginn
Ihre Familie in die Baugrube einquartieren. Selbst in dem Rohbau des
Hauses würden Sie wohl kaum Ihre Familie kaum leben lassen. Nein, erst
wenn der Bau völlig fertig ist, wenn alles so ist wie Sie es sich
vorgestellt haben und alle anfänglichen Schwierigkeiten beseitigt sind, würde
Sie das Leben in Form Ihrer Familie einziehen lassen. Wie
dieses Leben, mit der Familie sich später im Haus entwickeln wird und was
noch alles zur Perfektion umgestaltet werden muss, wird sich im Laufe der
Zeit zeigen. Das Haus aber an sich ist, solange wie es sich noch im Bau
befindet, nur ein Gegenstand der nicht in dem Sinne wie wir es verstehen würden
belebt ist. So
halte ich an der These fest, dass das Leben in Form der Organismen, sich
nicht auf der Erde entwickelt hat sondern aus dem Universum zu uns kam. Wie
es sich entwickelt hat und wie lange es bestehen wird hängt allerdings
vom Lebens- oder Daseinsalter unserer Galaxie oder zumindest unseres
Sonnensystems ab. Umso wichtiger ist das Gleichgewicht, welches sich nach
der Naturgesetzmäßigkeit ständig von selbst wieder herstellt, und dass
so lange, bis sein Sinn erfüllt ist. Doch in was besteht dieser Sinn? Wieder
eine neue Frage welche an dieser Stelle auftaucht. Nun könnte man
behaupten, dass dies alles einem großen Plan folgt. Doch sind wir
ehrlich. Wenn es weder Anfang gab noch ein Ende gibt, wenn schon immer
alles vorhanden war, wozu und warum dann einen Plan und vor allem von wem
oder was? Wie
wir sehen können, wirft die mögliche Antwort einer Frage viele neue
Fragen auf. Sicherlich könnten wir es uns einfach machen und behaupten,
der Mensch sei nicht für die Erkenntnis dieser Wahrheiten bestimmt, doch
warum dann jener Drang diese Wahrheit zu erkunden? Auch
hierfür wird es eine Vielfalt an möglichen Antworten geben, Antworten
welche wiederum weitere Fragen aufwerfen. Ist
auch das Unscheinbare berechenbar?
Jemand hat einmal gesagt, wenn es ein Buch der Erklärungen geben würde,
so wäre es ein Buch der Mathematik. Doch entspricht diese Aussage
wirklich den Tatsachen? Sicherlich lassen sich so gut wie alle verborgenen
Geheimnisse berechnen. Diese Erkenntnis birgt aber auch die Gefahr des
Irrtums in sich. Wenn wir uns strickt auf diese Aussage verlassen und
diese allem zugrunde legen, so besteht die Möglichkeit, dass wir uns auf
unserer Suche in den Wirren der Irrtümer verlaufen. Die Geschichte lehrt
uns, dass dies nicht das erste Mal so wäre. Gab
es doch im Laufe der Geschichte, unserer Geschichte eine unendliche
Vielfalt an Irrtümern. Auch haben diese Irrtümer bis heute nicht aufgehört.
Mit jeder neuen Entdeckung, mit jeder neuen Erkenntnis verändert sich
auch immer unsere Weltanschauung und wir beginnen wieder von vorn. Wie
sieht es zum Beispiel mit jener dunklen Materie aus? Bis zum heutigen Tag
weiß man zwar, dass diese vorhanden ist, aber man kann weder berechnen
aus was diese besteht noch welche Funktionen sie erfüllt. Zudem
hat man, bedingt durch die fortschreitende Technik, immer neue
Entdeckungen im Universum gemacht, welche uns unerklärbare Rätsel
aufgeben. Auch diese lassen sich nicht durch mathematische Gleichungen
belegen oder gar erklären. Dies gilt für den Mikrokosmos wie auch für
den Makrokosmos. Unsere
Erde allein ist einige Milliarden Jahre alt. Seither gab es viele
langzeitige Veränderungen. Auch die verschiedensten Epochen von den
unterschiedlichsten Speien haben sich in diesem Zeitraum auf der Erde auf
dieser Erde abgespielt. Auch der Mensch wird hier nur eine sehr begrenzte
Zeit existieren, und diese wird unter Umständen sogar, gemessen an die
anderen Epochen, die kürzeste sein. Vielleicht setzt er den Schlusspunkt
dieses Planeten und somit dessen Sonnensystems. Vielleicht folgt ihm aber
auch eine neue Epoche nach einem weiteren langen Winterschlaf dieser Welt. Wir
können nur von der Tatsache ausgehen, dass der Mensch nicht unbedingt
etwas Besonderes darstellt. Könnte es also doch sein, dass wir im Laufe
der Geschichte uns zwar immer weiter der Wahrheit und Erklärung genährt
haben, aber noch nicht jene Spezies sind, welche diese in Erfahrung
bringt. Vielleicht sind wir noch gar nicht bereit dafür, vielleicht
kommt, wenn überhaupt noch jene Lebensform, welche um alle Geheimnisse
weiß. Vielleicht sind wir als Menschen nur der Prototyp für eine
weiterentwickelte Form, welche dann um vieles mehr weiß und auch im
Stande ist damit umzugehen. Wohin
führt der Weg, wenn es kein Ende gibt?
Haben wir die gesamte Zeit von der Unendlichkeit gesprochen, so
wird eine Frage nach dem Ende oder das Wohin eines Weges wie ein
Widerspruch wirken. Dem
ist auch wirklich so. Die Überschrift dieses Kapitels mag unbedacht gewählt
sein, was sie aber dennoch nicht ist. Da
alles Bisherige rein spekulativ und als These aufgebaut war, wollen wir
auch die andere Seite des Möglichen vorstellen. Ich kann aber auch hier
nur aus meiner Sicht und Überzeugung berichten. Solange
wir nicht wissen woraus jene undefinierbare dunkle Kraft oder Materie
besteht, müssen wir auch die Möglichkeit einräumen, dass diese bereits
vor der eigentlichen sichtbaren Materie vorhanden war. Da wir weder den
Bestand noch den Zweck jener dunklen Kraft kennen, ist es durchaus möglich,
dass die greifbare, sichtbare Materie und damit auch das Leben entstanden
ist. Doch wohin führt uns dann jene Erkenntnis? Wenn es zuerst nur 100
Prozent der dunklen Materie und Kraft gab, und sich bis zum heutigen Tag
gerade einmal 7 Prozent der sichtbaren Materie entwickelt haben, pflanzt
sich dann diese Entwicklung fort? Wenn ja, wie weit reicht dann diese
Fortpflanzung? Wie
bereits schon erwähnt, kommt es nicht unbedingt auf die Größe oder das
prozentuale Votum an sondern an die Kraft die hinter jener Materie steht.
Wenn also jene Materie die Kraft des Lebens in sich birgt, wenn sie allem
Schaffen vorangeht, wie verteilt sich dann das Gleichgewicht? Es könnte
sogar möglich sein, dass jenes Gleichgewicht bereits mit diesen
spekulativen 7 zu 93 Prozent vorhanden ist. Damit
wäre aber eine weitere Frage noch nicht beantwortet. Die Frage lautet, wo
kommt diese Kraft her? War sie
vielleicht schon immer da, aber
welchen Sinn würde diese Tatsache ergeben? Wenn es weder Anfang noch Ende
gibt, wenn nur eine Ewigkeit existent ist, wie soll dann das Eine das
Andere erschaffen haben? An
dieser Stelle kommen wir eigentlich zu unserem Ausgangspunkt zurück. Wir
wissen nicht ob das Universum entstanden ist oder schon immer vorhanden
war und sein wird. Wir wissen nicht wo es, in seiner Ausdehnung, anfängt
und wo es enden mag. Wir kennen noch lange nicht alle Geheimnisse, welches
dieses Universum, insofern es nur eines gibt, in sich für uns birgt. Wir
können nur sehr ungenau etwa ein Prozent von diesen Ganzen erahnen und
vielleicht sogar begreifen, was so viel bedeutet wie Nichts. Genau
betrachtet wissen wir nicht einmal wer wir Menschen sind. Wir kennen zwar
recht fragwürdig unsere Geschichte, aber wir kennen weder den Sinn noch
die Bestimmung des Warum. Zudem sollte man sich fragen, wenn es so etwas
wie eine Bestimmung gibt, wo kommt diese her? Wozu gibt es dann eigentlich
ein Universum, wenn es obendrein weder gut noch böse kennt? Mit
all diesen Fragen und der Suche nach Antworten laufen wir buchstäblich
ins Leere. Obwohl
ich diesbezüglich meine eigene Überzeugung habe und Sie nur zum
Nachdenken anregen möchte, muss ich ehrlich sagen, es wäre einfacher,
wenn wir unsere Energie nicht mit der Suche von Antworten verschwenden
sondern unserer Erde und allen Kreaturen darauf den gebührenden Respekt
entgegen kommen lassen würden. Dann könnten wir nämlich unser Leben so
leben wie es sein sollte, denn das Leben ist zum leben da und dazu gehört
im Grunde nichts weiter als Liebe, Respekt und Glaube. Georg
Goetiaris
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