Pflanzen- und Tiergifte

 

 

Einleitung

 

Vorwort

 

Um gleich am Anfang dieses Buches einen wesentlichen Faktor festzuhalten, sei an dieser Stelle gesagt, dass der Inhalt dieses Wissengebietes der Toxikologie (Giftkunde) nicht zum Experimentieren gedacht ist. Ebenso wenig gehört jenes Wissen in die Hände von verantwortungslosen Menschen. So soll es auch nicht als eine Art Anleitung für Straftaten angesehen werden. Da die Kunde um die Gifte nun einmal zur Esoterik gehört, werden wir hier auch die verschiedenen Toxine (Gifte) behandeln. Wir werden jedoch nur Namen und Herkunft sowie Wirkung behandeln, nicht aber die Anwendung wie auch die Auf- oder Zubereitung für die jeweilige Zwecke. Die Toxikologie ist so alt wie die Magie und Alchemie an sich. Auch in der heutigen Medizin sind es überwiegend die Toxine, welche sehr gering dosiert und in bestimmter Form Verarbeitet, sich bei speziellen Erkrankungen des Menschen als wahrer Segen darstellen. Aber nicht nur im Bereich der Medizin sind sie vertreten, wir finden sie überall im alltäglichen Leben. Von Kindesbeinen an haben wir unbewusst gelernt, damit umzugehen. Oftmals ist uns bei bestimmten Dingen, wie zum Beispiel bei Lebensmitteln im Rohzustand, gar nicht bewusst, dass diese nur in zubereiteter Form wirklich Giftig sind. Gifte kommen also nicht nur in der Welt von Schlangen, Spinnen und Pilzen vor, es gibt sie überall. Ihre Wirkung reicht von unangenehmen Reaktionen bis zum Unwohlsein sowie von starken körperlichen Einschränkungen und Schäden bis hin zum unwiderruflichen Tod. Wie wir sehen begleiten uns die Toxine unser ganzes Leben lang auf all unseren Wegen, wobei wir uns vor vielen überhaupt nicht schützen können und oftmals mehrfach in unserem Dasein damit konfrontiert werden. Oft wissen wir es gar nicht, das sich hinter einer einfachen Erkältung oder einer anderen Unpässlichkeit ein Vergiftung als Ursache steht. Und nicht selten behandeln wir jene Erscheinungen mit anderen Giften. All dies geschieht ohne unser direktes Wissen. Wir sehen also, dass uns die Toxine unser ganzes Leben lang auf all unseren Wegen begleiten, ja, dass wir ohne diese unter Umständen überhaupt nicht leben könnten.

Wie dem jedoch auch immer sei, Gifte (Toxine) gehören ausschließlich in die Hände des Kundigen, da sie niemals als harmlos eingestuft werden sollten. Somit ist für den Unkundigen zweifellos die oberste Regel jeglichen Kontakt mit Giften jeglicher Art zu vermeiden.

 

Vorwort zur Buchausgabe

 

Seit dem Altertum sind Arzneipflanzen und Drogen ein untrennbarer Bestandteil der Schulmedizin wie auch der Volksheilkunde. Die Beschreibung ihrer Eigenschaften und Anwendung ist seit dieser Zeit immer wieder Gegenstand von schriftlichen Darstellungen gewesen, wie dem Papyrus Ebers (ca. 1550 v. Chr. in Ägypten), der Arzneimittellehre des Dioskurides (etwa 78 n. Chr. in Griechenland) oder der prächtigen Kräuterbücher von Otto Brunfels, Leonhard Fuchs und Hieronymus Bock aus dem 16. Jh. in Deutschland. Auch heute zählen Arzneipflanzen und Drogen zum unverzichtbaren Arzneischatz, insbesondere nachdem durch wissenschaftliche Untersuchungen in den letzten Jahrzehnten vielfältige Erkenntnisse über ihre Inhaltsstoffe, Wirkungsmechanismen und therapeutischen Prinzipien gewonnen wurden und nicht selten auch Erfahrungen der Volksmedizin ihre Bestätigung fanden.

    Trotz der enormen Fortschritte auf dem Gebiet der Synthese von Arzneimitteln hat das Interesse an Naturstoffen, somit an Drogen und daraus hergestellten Arzneimitteln, besonders an den sog. Phytopharmaka, stetig zugenommen. Es war unser Anliegen, mit dem vorliegenden Lexikon dem Interessenten eine umfassende Information sowohl über die pflanzlichen und tierischen Drogen als auch über arzneilich verwendete Produkte aus Mikroorganismen zu ermöglichen. In 2 Bänden wurden auf 900 Seiten etwa 16000 Stichwörter aufgeführt, davon über 13000 reine Verweisstichwörter und ca. 2400 Artikel. Großen Wert haben wir auf die Wiedergabe der literaturmäßig erfassbaren Synonyme gelegt, um dem Benutzer das Auffinden der jeweils gesuchten Droge zu gewährleisten.

    Bei den Angaben zur Anwendung der betreffenden Droge haben wir zusätzlich auch die Nutzung in der Volksheilkunde berücksichtigt. In diesen Fällen beruhen die Angaben lediglich auf empirischen Erfahrungen und sind nach heutiger Kenntnis wissenschaftlich nicht belegt. Bei den üblichen Teedrogen werden Hinweise zur Dosierung gegeben. Soweit erforderlich und möglich werden auch Angaben zur Toxizität und zu Gegenanzeigen gemacht. Um dem gestiegenen Interesse vieler Menschen an der Homöopathie zu entsprechen, haben wir auch die homöopathisch genutzten Drogen aufgeführt. Besonders hierbei findet der Leser manche Pflanze, die ihm ausschließlich als Giftpflanze bekannt sein könnte, jedoch in homöopathischen Dosen ohne Bedenken arzneilich genutzt werden kann. Auch dabei werden – soweit dies vertretbar ist – Anwendungsgebiete angegeben. Eine Vielzahl von Arzneipflanzen und Drogen sind auf etwa 400 Farbphotos abgebildet, weitere liegen als schwarz- weiß Abbildungen vor. Wo es sinnvoll erschien, wurden Stichwörter durch Tabellen ergänzt. Zahlreiche Naturstoffe, die wegen ihrer therapeutischen oder toxikologischen Bedeutung einer besonderen Besprechung bedürfen, z.B. Aconitin, Morphin, Nicotin oder Produkte aus Mikroorganismen, z.B. Bacitracine oder Tetracycline werden als eigene Stichwörter geführt. Wir waren schließlich bemüht, soweit dies möglich war, Hinweise zur Etymologie und Geschichte zu geben, um dem Benutzer historische Zusammenhänge von Namensprägung, Morphologie und Nutzung als Heilpflanzen zu vermitteln, auch wenn diese zum Teil mit mystischen Vorstellungen verbunden waren.

 

Eine Bereicherung hat das Lexikon zweifellos durch zahlreiche Essays, bearbeitet von namhaften Autoren der betreffenden Gebiete, erfahren. Es sind dies

 

– Aromatherapie,

– Drogen der chinesischen Medizin,

– Drogen und Pfeilgifte der Indianermedizin,

– Halluzinogene biogenen Ursprungs,

– Homöopathische Arzneimittel aus dem Pflanzen- und Tierreich,

– Industriedrogen,

– Marine Drogen,

 

– Mikroorganismen als Quelle biogener Drogen,

– Sucht und Suchtdrogen biogenen Ursprungs,

– Züchtung und Anbau von Arzneipflanzen.

 

Das Lexikon ist besonders als Nachschlagewerk für Pharmazeuten in ihrer Beratungsfunktion in der Apotheke gedacht. Es wendet sich aber ebenso an Mediziner, Biologen, Lehrer sowie an alle in Heilberufen, im Drogenhandel und den entsprechenden analytischen Labors sowie in der pharmazeutischen Industrie Tätigen.

    Frau Felizitas Theuser danken wir für ihre gewissenhafte technische Mitarbeit. Ebenso danken wir der Verlagsleitung für ihr stetes Interesse an der Erarbeitung des Lexikons. Unser besonderer Dank gilt Frau Dipl.-Chem. Ruth Karcher, die mit hohem Engagement an der Koordination des Gesamtwerkes beteiligt war.

 

Prof. Dr. Karl Hiller                                                                       Prof. Dr. Matthias F. Melzig

 

Mitarbeiterverzeichnis

 

Autoren:

 

Prof. Dr. Karl Hiller, Berlin

Prof. Dr. Matthias F. Melzig, Berlin

 

 

Essay-Autoren:

 

PD Dr. Gerd Bader, Berlin

Prof. Dr. Rudolf Bauer, Düsseldorf

Prof. Dr. Gerhard Buchbauer, Wien

Prof. Dr. Chlodwig Franz, Wien

Prof. Dr. Götz Harnischfeger, Salzgitter

Prof. Dr. Ulrike Lindequist, Greifswald

Prof. Dr. Matthias F. Melzig, Berlin

Dr. Markus Wiesenauer, Weinstadt

Dr. Bruno Wolters, Braunschweig

 

  

 

Redaktion:

 Ruth Karcher

 

Hinweise für den Benutzer

 

Die Stichworteinträge sind im Lexikon nach dem Alphabet sortiert. Dabei wurden Lücken und Bindestriche sowie x in botanischen Namen ignoriert. Anacyclus x officinarum ist demnach wie Anacyclusofficinarum eingeordnet, Umlaute (ä, ö und ü) sowie Buchstaben mit Akzenten (é) wurden wie die Grundvokale (a, o, u, e) behandelt.

    Präfixe der chemischen Nomenklatur blieben bei der alphabetischen Sortierung unberücksichtigt. So steht beispielsweise D-Apiose unter A und b-Sitosterol unter S. Aus mehreren Wörtern bestehende Begriffe – meist deutsche Pflanzennamen – wurden in ihrer natürlichen Reihenfolge aufgeführt, so heißt es z.B. Wollige Ballote und nicht Ballote, Wollige.

 

Bei Fachbegriffen wurde die in neueren deutschen Lehrbüchern am häufigsten gefundene Schreibweise verwendet, mit der Tendenz, vor allem chemische Begriffe der internationalen Schreibweise anzupassen, d. h. c anstelle von z oder k zu verwenden. So ist beispielsweise Lacton, Citronensäure und Nucleotid jeweils mit c geschrieben. Begriffe aus der Medizin, bei denen die c-Schreibweise unüblich ist, wurden mit z bzw. k geschrieben, wie Zytostatikum, Expektorans oder Bakterizid. Bei Stichwörtern, die unter C nicht aufgefunden werden, empfiehlt es sich daher, unter Z oder K zu suchen und umgekehrt.

    Das Lexikon enthält zahlreiche Verweisstichwörter, die in den meisten Fällen deutsche und lateinische Synonyme von Pflanzenarten sind. Auch in den Artikeln finden sich Verweise, die es dem Leser ermöglichen, noch weitere in diesem Zusammenhang interessante Informationen aufzufinden. Auf sehr häufig vorkommende Pflanzeninhaltsstoffe, wie z.B. Flavonoide, wurde jedoch der Übersichtlichkeit halber nicht bei jeder Erwähnung verwiesen.

    Eine Droge wird in der Regel als giftig bezeichnet, wenn die mittlere letale Dosis weniger als 1500 mg pro kg Körpergewicht beträgt.

 

Aufbau der Artikel

Die Artikel des Lexikons sind mit einem schwarzen Quadrat vor dem Fettgedruckten Stichwort gekennzeichnet und durch eine Leerzeile vom vorangehenden und nachfolgenden Stichwort abgesetzt. Die meisten dieser Artikel beschreiben pharmakologisch bedeutsame Pflanzenarten und sind einheitlich nach einem der folgenden Schemata gegliedert:

  Stichwort

    Familie

    Vorkommen

    Drogen

    Droge 1

    Inh.

    Anw.

    Droge 2

    Inh.

    Anw.

    Hom.

    Hom. 1

    Anw.-Geb.

    Hom. 2

    Anw.-Geb.

 

 

    Historisches

 Stichwort

    Familie

 

    Art 1

    Vorkommen

    Drogen

    Droge 1

    Inh.

    Anw.

    Droge 2

     Inh.

    Anw.

    Hom.

    Hom. 1

    Anw.-Geb.

    Hom. 2

    Anw.-Geb.

 

    Art 2

    Vorkommen

    Drogen

    Droge 1

    Inh.

    Anw.

    Droge 2

    Inh.

    Anw.

    Hom.

    Hom. 1

    Anw.-Geb.

    Hom. 2

    Anw.-Geb.

 

 

Abkürzungen

 Abb.   Abbildung

Anw. Anwendung

Anw.-Geb. Anwendungsgebiete

Äther. ätherisch

Bedeut. Bedeutung

bes. besonders

bzw. beziehungsweise

ca. circa

dt. deutsch

Eig. Eigenschaften

evtl. eventuell

Fam. Familie

Geg. Gegenanzeigen

griech. griechisch

HAB Homöopathisches Arzneibuch

Heim. Heimat

Herk. Herkunft

Histor. Historisches

Hom. Homöopathie

homöop. homöopathisch

i.d.R. in der Regel

i.v. intravenös

Inh. Inhaltsstoffe

insbes. insbesondere

Jh. Jahrhundert

lat. lateinisch

LD letale Dosis

min Minute

Mr relative Molekülmasse

p.o. per os

pl. Plural

s.o. siehe oben

sog. sogenannt

s.u. siehe unten

syn. Synonym

Tab. Tabelle

TD Tagesdosis

Tox. Toxikologie

trop. tropisch

u.a. unter anderem/und andere

v.a. vor allem

Vork. Vorkommen

Wirk. Wirkung

zahlr. zahlreich

z.B. zum Beispiel

ZNS Zentralnervensystem

z.T. zum Teil

 

1. Kapitel

 

Die bekanntesten Hauptgruppen der Toxine

 

Bei den Toxinen unterscheiden wir in verschiedenen Hauptgruppen, welche an die Wirkungsweisen der Gifte orientieren. An der ersten Stelle stehen jene Giftstoffe die zum Tode führen. Hierbei gibt es jedoch wiederum Untergruppen. In der einen Gruppe stehen jene Gifte, welche in keiner Verbindung zu anderen Stoffen stehen und in ihrer Reinheit das Ergebnis erzielen. In einer weiteren Untergruppe, diese finden wir bevorzugt im Tierreich vor, handelt es sich hierbei um Giftcocktails welche sich aus einer Vielzahl von zum Teil noch unbekannten toxischen Verbindungen zusammensetzen. Des weiteren sind die toxischen Unterschiede, welche zu Tod führen unterschiedlich. Wir teilen sie in zwei Hauptgruppen auf. Zum einen gibt es so genannte Nervengifte und zum zweiten die Blutgifte. Hier haben nun die wohl aggressivste Sorte von Giften angesprochen, deren Auswirkungen sehr fatale Folgen haben.

Kommen wir nun zu einer weiteren Gruppe der Toxine. Diese Gifte rufen nicht unbedingt den Tod hervor. Sie dienen im Tier- wie auch im Pflanzenbereich eher der Verteidigung. Ihre Wirkungsbereiche reichen von sehr unerträglichen Schmerzen über Lähmungserscheinungen bis hin zu Kreislaufversagen und Ohnmacht. Bis auf jene besagten doch sehr unangenehmen Nebenerscheinungen welche oftmals von Stunden über Tage anhalten können, sind diese Gifte jedoch eher harmloser Natur, geht man davon aus, dass sie nicht (oder nur sehr, sehr selten) den Tod zur Folge haben. Auch diese Klasse von Toxinen kann in vielen Fällen aus ganzen Giftcocktails bestehen, muss aber nicht.

Eine weitere Gruppe an Toxinen sind jene, die ein starkes Unwohlsein (ähnlich wie bei einer Lebensmittelvergiftung) hervorrufen. Hier sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Fieber und allgemeine Abgeschlagenheit die hauptsächlichen Symptome.  Auch können Erscheinungen wie Sehstörungen, Schweißausbrüche und Schwindelgefühl auftreten. Diese Symptomatik dauert in der Regel jedoch oftmals nur drei bis fünf Tage. Bettruhe, viel Flüssigkeit und Diät stehen hier im Vordergrund der Behandlung.

Damit sind wir bei der scheinbar harmlosesten Familie der Toxine. Ihre Wirkung besteht weitgehend darin, dass sie einen ungenießbaren Geschmack für unsere Geschmacksnerven produzieren ebenso wie nicht selten einen sehr stark entwickelten Gestank verbreiten. Die Träger jener Toxine prägen sich besonders darin aus, dass sie deutlich durch Farbe oder Muster ihrer Art jene giftigen Unannehmlichkeiten im Vorfeld signalisieren.

An dieser Stelle kommen wir nun zu einer bestimmten Sorte von Toxinen die nicht unbedingt in kurzer Zeit zum Tod führen und auch keine "unangenehmen Nebenwirkungen" für unser Wahrnehmungsvermögen aufweisen. Wie auch bei allen anderen Toxinen oder toxischen Verbindungen kommt es hierbei auf die Menge bzw. auf die Dosierung an. Jene Gifte sind oftmals rein pflanzlicher Herkunft, lassen sich aber auch künstlich herstellen. Es handelt sich hierbei um DROGEN. Auch so genannte Drogen können aus verschiedenen oder abgewandelten Giftstoffen bestehen. Sie zählen zu den Halluzinogenen. Sie wirken direkt auf unser Gehirn und rufe, je nach Bestandteile der Toxine, verschiedene Bewusstseinsempfindungen aus. Diese können von Glücksempfindungen über sexuelle Stimulation, über verstärkte Wahrnehmungen bis hin zu Wahnvorstellungen führen. Was letztlich jeder der mit diesen Giften in Kontakt steht erlebt ist nicht vorhersehbar. Vom so genannten Horrortrip bis hin zum Selbstmord ist hierbei alles möglich. Eines ist jedoch bei allen dieser Toxine sicher, ob man es wahrhaben möchte oder nicht, sie führen alle in die Abhängigkeit. Das bedeutet, sie machen den Menschen, welcher jene Stoffe über einige Zeit zu sich nimmt, süchtig das bedeutet abhängig davon. Was eine Sucht ausmacht und wie eine solche verläuft bzw. die Schwierigkeiten um davon loszukommen, brauche ich wohl an dieser Stelle nicht erwähnen. Über die Einnahme gewisser Drogen (harte Drogen) wissen wir sicher, dass diese im Verlauf der Zeit die inneren Organe zerstören, das Gehirn negativ beeinflussen, so dass es je nach Dauer zum Tod führt.

Was unseren letzten Absatz über Drogen betrifft, so würde ich noch gern ein paar wenige Worte dazu sagen. Die Natur hat nichts zufällig oder ohne jeden Grund geschaffen. So verhält es sich auch mit den Giften (Toxinen). Sie sind Bestandteil von Pflanzen, Tieren und anderen Naturprodukten und dienen diesen zu einem gewissen Zweck, sei es der Verteidigung, der Abschreckung oder der der Jagt nach Nahrung. Der Mensch hat die Fähigkeiten solche Stoffe zu analysieren und um dessen Bedeutung zu forschen. So sind diese Giftstoffe im Verlauf der Zeit für den Menschen ein wahrer Segen geworden. Wir haben wirksame Medikamente gegen bestimmte Krankheiten daraus entwickelt, wie haben schmerzstillende oder schmerzlindernde Mittel gewonnen welche ein krankes Leben erträglich machen können, Wir können nur auf Grund dieser Gifte Menschenleben retten, indem wir operieren können ohne das der Patient durch die daraus entstehenden Schmerzen sterben würde, wir können depressivkranken Menschen ein würdiges "fasst" normales Leben ermöglichen. Auf diese Leistung seines Wissens kann der Mensch mehr als nur stolz sein. Es ist nur schade, dass es immer wieder einige geben wird, die jene Toxine missbrauchen. Oft geschieht dies unbewusst, da eine Minderheit die Schwächen jener Menschen für ihre skrupellose Geldgier ausnutzt. Da wo "so genannte" Drogen im medizinischen Sinne angebracht erscheinen sind sie für den Menschen ein Segen, da wo sie aber missbraucht werden, sind sie das Abbild der Hölle.

Im nächsten Kapitel werden wir uns mit den typischen Giften der Esoterik im Rahmen der okkulten Magie beschäftigen.

 

2. Kapitel

 

Die klassischen Gifte der mystischen Lehren

 

Gifte und das Wissen um ihre Wirkung sind seit jeher ein hauptsächlicher Teil der esoterischen Lehren. Sie dienten und dienen auch heute noch in erster Linie der Bewusstseinserweiterung. Das weltliche abzulegen und sich jener paranormalen Welt, des für den Menschen unvorstellbaren Kosmos in seiner Mehrfaltigkeit, zu widmen. Bereits die Schamanen der frühesten Epochen nahmen mit jenen Hilfsmitteln den Kontakt zum Reich ihrer Ahnen auf, um sich wichtige Fragen (das Wohl des Dorfes usw.) beantworten zu lassen.

"Sinnestäuschung" würden wir heute dazu sagen. Eine Sinnestäuschung hervorgerufen durch die Substanzen der Halluzinogene, welche wir in den Alkaloiden jener Toxine finden. Stoffe die unser Gehirn soweit beeinflussen, dass wir Opfer unserer Einbildungen werden. Der Stoffwechsel in unserem Gehirn wird durch jene Gifte (Toxine) beeinflusst und gaukelt uns eine Scheinwelt vor, die keineswegs real und vorhanden ist. Aber ist dies wirklich so?

Zum ersten sollten wir klären, dass Schamanen oder Medizinmänner jene toxischen Substanzen nur sehr selten und auch nur aus spirituellem bzw. rituellem Anlass nahmen. So traten sie in jene Geisteswelten der dämonischen Bereiche ein. Nur sie hatten den Mut und das Wissen darum und kein anderer hätte es je gewagt etwas derartiges zu machen, zudem es auch sehr lebensgefährlich war. Wir können also nicht davon ausgehen, dass es sich hierbei um ein Suchtverhalten handelt. Jener Mystiker der diese Rituale praktizierte war sich genau seiner Sache bewusst und kannte die Wahrheit welche wir nicht erkennen wollen.

Mag es sein, dass sich unser Gehirn von verschiedenen Drogen beeinflussen lässt (was absolut als bewiesen gilt), so können diese Drogen, richtig und verantwortungsvoll (nicht zum Vergnügen) angewendet das Bewusstsein bis in die unergründlichen Tiefen unseres Unterbewusstseins erweitern. Es könnten sich durchaus Tore zur Wahrheit öffnen, welche ansonsten dem "normalen" Menschen verschlossen bleiben. Aber auch hier kommt es auf das genaue Wissen um die Dinge der Naturgesetzmäßigkeiten an. Wer jene Wahrheit nicht bereits vorher erkannt hat wird in diesem Dickicht an Zweifel und Einbildung untergehen.

Unser Gehirn kann uns viele Türen zur Erkenntnis öffnen. Es kann über den Verlauf unseres Lebens (leicht oder schwer, gut oder schlecht) einen gewissen Einfluss nehmen. Es ist die Schaltzentrale welche ausschließlich für unser jetziges Dasein geprägt ist. Doch oftmals verhindern diese Vielfalt an Schaltkreisen den wahren Blick der Erkenntnis, so als würden Bäume den Zugang zum eigentlichen Wald blockieren. Es ist in der Wissenschaft bewiesen, dass bestimmte Menschen, deren Gehirn in einem gewissen Umfang nicht tätig ist, besondere Fähigkeiten besitzen welche sich nicht mit Logik erklären lassen. Dennoch sind jene Fähigkeiten vollkommen real. Fähigkeiten die wir niemals besitzen werden und die sich auch nicht antrainieren lassen. Es ist also durchaus möglich (zumindest theoretisch), dass, wenn unser Gehirn nicht mit den alltäglichen Dingen überladen und überlagert wird, wir die Welt erkennen könnten, so wie sie wirklich ist.

Was wir hier jedoch zu erkennen versuchen, sollte auf rein theoretischer Basis sein und auch bleiben. Nur allein jene Wirkstoffe zu kennen reicht bei weitem nicht aus um diese auch zweckgemäß anzuwenden. Hiervor sei noch einmal eindrücklich gewarnt.

 

Die klassischen Rauschdrogen der Magie

In der Magie werden die so genannten Rauschdrogen als Zugangsmittel zu den verschiedensten Welten und Ebenen verwendet. Auch in der Geistheilung finden sie ihren Einsatz. Aber ganz gleich zu welchem Zweck und auf welcher Ebene der Operationen, wollen wir hier nur die klassischen Toxine erwähnen. Ich werde für jedes Gift weder die Anwendung als Formel noch die Zubereitung der verschiedenen Mischungen erklären. Auch werde ich jene Gebiete und Bereiche, wo diese Toxine angebracht sind, als geheim und vertraulich behandeln da ich keinen Missbrauch verantworten möchte.

Die Namen jener Toxine sind wie folgt:

 

Adlerfarn

Alraune

Aronstab

Belladonnalilie

Bilsenkraut

Diptam

Eibe

Eisenhut

Feuerbohne

Fingerhut

Fliegenpilz

Goldregen

Herbstzeitlose

Liguster

Maiglöckchen

Bittersüßer Nachtschatten

Schwarzer Nachtschatten

Nieswurz

Oleander

Riesenbärenklau (Herkuleskraut)

Salomonsiegel

Schierlink

Schlafmohn

Seidelbast

Stechapfel

Stechpalme

Tollkirsche

Wasserschierling

Wunderbaum (Christuspalme)

Zaubernuss

 

Hier haben wir nun die "heimischen Giftkräuter", die in den Küchen der Alchimisten und Hexen, sowie Magier und Schamane zum Einsatz kommen. Sicher ist dies nur ein kleiner Ausschnitt von dem wirklichen Spektrum an klassischen toxischen Pflanzen, doch wer jene kennt und deren Bereitung beherrscht, kann schon so manches Unglaubliche vollbringen.

Im weiteren Teil werden wir uns auch noch mit den Exoten der Toxine beschäftigen. Dabei geht es um Pflanzliche wie auch tierische Gifte. Die Tür der Hexenküche ist dann geöffnet.

 

■ Abies-Arten

    ● Fam.: Pinaceae.

 

    ● Abies alba Mill. (syn. Abies argentea, A. candicans, A. excelsa, A. nobilis, A. pectinata, A. picea, A. taxifolia, A. vulgare, Picea pectinata, Pinus abies, P. pectinata, P. picea); Edeltanne (syn. Silbertanne, Weißtanne).

    Heim.: Mittel- und Südeuropa.

    Drogen: 1. Abietis albae aetheroleum (syn. Oleum Abietis albae, Oleum Abietis pectinatae, Oleum Pini piceae); Edeltannenöl (syn. Silbertannenöl, Weißtannenöl), das aus den frischen Nadeln gewonnene Äther. Öl. Inh.: Monoterpene, insbes. Bornylacetat, Limonen, α- und β-Pinen, β-Phellandren und Camphen. Wirk.: hautreizend, v.a. hyperämisierende sowie expektorierende Effekte. Anw.: in Form von Fertigarzneimitteln in Einreibungen, als Badezusätze, Erkältungsbalsam, Inhalationsmittel bei Erkrankungen der Atmungsorgane oder als Zusatz zu Franzbranntwein. Geg.: Keuchhusten, Bronchialasthma. 2. Oleum Templini (syn. Abietis fructuum aetheroleum); Edeltannenzapfenöl (syn. Abies-alba-Zapfenöl, Templinöl), das aus den Fruchtzapfen gewonnene Äther. Öl. Inh.: Limonen als Hauptkomponente, ferner u.a. Borneol. Anw.: zu Duftessenzen in der Kosmetik     und Seifenproduktion. 3. Piceae turiones recentes (syn. Turiones Pini); Tannenzweigspitzen (syn. Abies-alba-Sprossen), die frischen, ca. 10 cm langen Triebe. Inh.: Äther. Öl in ähnlicher Zusammensetzung wie Abietis albae aetheroleum. Anw.: innerlich bei Katarrhen der Luftwege; äußerlich bei leichten Muskel- und Nervenschmerzen. 4. Terebinthina Alsatica (syn. Terebinthina Argentoratensis); Straßburger Terpentin (syn. Kontinentales Terpentin), der in kleinen Harzblasen am unverletzten Baum enthaltene Balsam. Inh.: Äther. Öl, Resene, Bernsteinsäure, Bitterstoffe, Harzsäuren. Anw.: innerlich und äußerlich bei Erkrankungen der Bronchien mit starker Sekretion sowie bei rheumatischen und neuralgischen Beschwerden.

    Hom.: Abies alba spag. Zimpel HAB1, die frischen, jungen, noch unverholzten Zweigspitzen mit Blättern und unreifen Zapfen. Anw.-Geb.: bei Erkrankungen der Atemwege in der spagyrischen Therapierichtung.

 

    ● Abies balsamea (L.) Mill. (syn. Abies aromatica, A. balsamifera, A. Minor, Picea balsamea, Pinus balsamea); Balsamtanne (syn. Hemlocktanne, Schierlingstanne).

    Vork.: Kanada, Nordamerika.

    Drogen: 1. Abietis balsameae aetheroleum (syn. Oleum abietis balsameae);

Balsamtannenöl (syn. Abies-balsameae-Nadelöl), das aus Nadeln und Zweigspitzen gewonnene Äther. Öl. Zur Herstellung der Droge werden auch Abies fraseri und  Tsuga canadensis herangezogen. Inh.: v.a. β-Pinen, α-Pinen, Camphen, Limonen, β-Phellandren, Bornylacetat. Anw.: s. Abietis albae aetheroleum. 2. Balsamum canadense (syn. Terebinthina Canadensis); Kanadabalsam (syn. Kanadisches Terpentin), der durch Aufstechen der Harzanschwellungen in der Rinde gewonnene Balsam. Inh.: Äther. Öl (16–27 %), Harz (70–80 % mit Harzsäuren komplexer Zusammensetzung), Bitterstoffe, Bernsteinsäure, Essigsäure, Ameinsensäure. Anw.: s. Terebinthina alsatica. In der Kosmetik als Fixativ und in der Industrie als Kitt für optische Apparate, zum Kitten von Linsen und zum Einbetten mikroskopischer Präparate.

 

    ● Abies cephalonica Loudon (syn. Abies luscombeana, Abies peloponnensiaca, Abies reginae amaliae, Picea cephalonica, Pinus cephalonica); Griechische Tanne.

    Vork.: Griechenland.

    Droge: Abietis cephalonicae aetheroleum (syn. Oleum abietis cephalonicae); Abies-cephalonica-Nadelöl, das aus den Nadeln und Zweigspitzen gewonnene Äther. Öl. Inh.: v.a. β-Pinen, α-Pinen, Camphen, Limonen. Anw.: s. Abietis albae aetheroleum.

 

    ● Abies sibirica Ledeb. (syn. Abies heterophylla, A. pichta, A. semenovii, Picea pichta, Pinus pichta, P. sibirica); Sibirische Tanne (syn. Sibirische Edeltanne).

    Vork.: Nordrussland, Zentralasien, Kamtschatka.

    Droge: Picae aetheroleum (syn. Oleum Abietis sibiricum, Oleum Pini sibiricum); Sibirisches Edeltannenöl, aus Nadeln und jungen Zweigspitzen gewonnenes Äther. Öl; farblose bis schwach gelbl.- grüne Flüssigkeit. Inh.: insbes. Bornylacetat (30–40 %) und Camphen (ca. 10 %), ferner u.a. Santen, α- und β-Pinen, α-Phellandren und Dipenten. Anw.: in Form von Einreibungen, ferner in der Kosmetik sowie für Desinfektionszwecke, techn. für Lacke.

 

■ Pachycereus pecten-aboriginum (Engelm.) Britt. et Rose

Cawe (syn. Wichowaka).

    Fam.: Cactaceae.

    Vork.: Mexiko.

    Anw.: Die Tarahumara-Indianer bereiten aus dem Saft der jungen Triebe ein narkotisches Getränk, das Schwindelanfälle und Halluzinationen des Gesichtssinnes hervorruft. Verantwortlich für diese Effekte sind 4-Hydroxy-3-methoxyphenylethylamin- und Tetrahydroisochinolin-Alkaloide. Auch für traditionelle Heilungszeremonien wird die Droge eingesetzt.

 

■ Pachypodanthium confine Engl. et Diels.

    Fam.: Annonaceae.

    Vork.: tropisches Afrika.

    Droge: die Rinde. Inh.: Isochinolin-Alkaloide (0,5–0,6 %), wie Tetrahydroprotoberberin, 7-Hydroxyaporphin; Tetrahydropalmatin. Anw.: in der afrikanischen Volksheilkunde als Antitussivum und Analgetikum.

 

■ Paeonia lactiflora Pall.

(syn. Paeonia albiflora, P. chinensis, P. edulis, P. sinensis); Chinesische Päonie.

    Fam.: Paeoniaceae.

    Vork.: Sibirien, China, Korea, Tibet, in Europa als Zierpflanze kultiviert.

    Drogen: 1. Paeoniae radix alba (syn. Radix Paeoniae lactiflorae alba); Weiße Pfingstrosenwurzel, die im Sommer und Herbst gegrabenen, von Endabschnitten und Seitenwurzeln befreiten, getrockneten Wurzeln. Inh.: Monoterpene, wie Paeoniflorin (1,5–4,8 %), Albiflorin, Oxypaeoniflorin; Gallotannin,  β-Sitosterol, Daucosterol, Äther. Öl mit Benzoesäure. Anw.: in der Volksheilkunde bei Kopfschmerzen, Schwindel mit Sehstörungen, Schmerzen, Schweißausbrüchen und Nachtschweiß. 2. Paeoniae radix rubra; Rote Pfingstrosenwurzel, die im Frühjahr oder Herbst gegrabenen, vom Rhizom, feinen Nebenwurzeln und anhaftendem Erdreich befreiten Wurzeln. Inh.: s. Paeoniae radix alba. Anw.: in der Volksheilkunde bei infektiösen Erkrankungen mit Exanthemen, bei Blutungen, Frauenleiden, Sturz- und Schlagverletzungen, Furunkeln und Hautgeschwüren. 3. Radix Paeoniae lactiflorae; Paeonia-lactiflora-Wurzel, die Wurzeln. Inh.: s. Paeoniae radix alba. Anw.: in der chinesischen und japanischen Heilkunde bei Magen- Darm-Erkrankungen, bei Blut- und Lebererkrankungen, bei Herz- und Nervenleiden sowie bei gynäkologischen Erkrankungen.

 

■ Paeonia officinalis (L.) emend. Willd.

(syn. Paeonia feminea, P. foemina). Echte Pfingstrose (syn. Garten-Pfingstrose, Gichtrose, Großblumige Pfingstrose).

    Fam.: Paeoniaceae.

    Vork.: Gebirgsgegenden im südlichen Europa.

    Drogen: 1. Paeoniae flos (syn. Flores Paeoniae, Flores Rosae benedictae, Paeonia petalum); Pfingstrosenblüten (syn. Bauernrosenblüten, Gichtrosenblüten, Päonienblüten, Paeonienblüten), die schnell getrockneten Kronblätter. Inh.: Anthocyanglykoside und Gerbstoffe. Anw.: volkstümlich u.a. bei Haut- und Schleimhauterkrankungen, Rhagaden bei Hämorrhoiden, rheumatischen Beschwerden und Erkrankungen im Bereich der Atemwege. 2. Paeoniae radix (syn. Radix Paeoniae, Radix Rosae benedictae); Pfingstrosenwurzel (syn. Bauernrosenwurzel, Gichtrosenwurzel, Königsrosenwurzel, Päonienwurzel, Päonienwurzel), die im Frühjahr gegrabenen und getrockneten knolligen Nebenwurzeln, die an der Basis des Wurzelstocks entspringen. Inh.: Paeoniflorin (1,5–3,5 %), reichlich  Saccharose und geringe Mengen Gerbstoff. Anw.: lediglich volkstümlich u.a. bei Krämpfen unterschiedlicher Art und Genese, Rheuma, Beschwerden im Magen-Darm-Bereich sowie des Herzens, Neurasthenie und allergischen Erkrankungen.

3. Paeoniae semen (syn. Semen Paeonia); Pfingstrosensamen (syn. Bauernrosensamen, Gichtrosensamen, Hexenkörner, Korallensamen, Päoniensamen, Päoniensamen, Zahnkörner, Zahnperlen), die getrockneten, reifen Samen, fast ausschließlich der gefüllten, kultivierten Gartenform. Inh.: Harzsäuren. Anw.: volkstümlich bei Epilepsie.

    Hom.: Paeonia officinalis HAB 1; Pfingstrose, die frischen, im Frühjahr geernteten unterirdischen Pflanzenteile. Anw.-Geb.: Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes sowie des venösen Gefäßsystems, Hämorrhoiden und andere Erkrankungen des Afters.

    Histor.: Die Pflanze wird seit der Antike medizinisch genutzt und spielt auch in der alten Sagenwelt eine Rolle. Der Heilgott Apollo besaß die Pflanze, in Hekates Zaubergarten wuchs sie und der Göttin Pallas Athene wurde sie oft geweiht. Der Gattungsname soll nach einer Sage nach Paeon, dem griechischen Gott der Heilkunst, benannt worden sein, da dieser mit der bei  Theophrast paionia genannten Pflanze Pluto heilte. Sowohl bei  Hippokrates als auch bei Hildegard von Bingen diente die Droge bei Verdauungsstörungen.  Paracelsus bezeichnete sie als Spezifikum gegen Epilepsie. Ihr deutscher Name erinnert an die Blütezeit und die rosenförmige Blütenform. Viele Künstler der Gotik malten sie auf ihren Tafelbildern als »Rose ohne Dornen« und damit als Attribut der Gottesmutter.

 

Einheimische esoterische Pflanzen

 

An dieser Stelle möchte ich auf unsere einheimischen esoterischen Pflanzen zu Sprechen kommen. Diese Pflanzen können Drogen, Heilmittel sowie auch tödlich sein. Ich möchte daher vor jeglicher Art von Experimenten warnen.

Da der toxische Gehalt einer Pflanze niemals genau bestimmt werden kann, sollte man ohne die richtigen Vorkenntnisse die Finger von diesen „Zauberpflanzen“ lassen.

 

Geschrieben und Gestaltet wurden diese Informationen von:

 

Prof. Dr. Karl Hiller, Berlin

Prof. Dr. Matthias F. Melzig, Berlin

 

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PD Dr. Gerd Bader, Berlin

Prof. Dr. Rudolf Bauer, Düsseldorf

Prof. Dr. Gerhard Buchbauer, Wien

Prof. Dr. Chlodwig Franz, Wien

Prof. Dr. Götz Harnischfeger, Salzgitter

Prof. Dr. Ulrike Lindequist, Greifswald

Prof. Dr. Matthias F. Melzig, Berlin

Dr. Markus Wiesenauer, Weinstadt

Dr. Bruno Wolters, Braunschweig

 

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Gesammelt und niedergeschrieben und auf der Website veröffentlicht von:

 Georg Goetiaris

 

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Abkürzungen

 

 Abb   Abbildung

Anw. Anwendung

Anw.-Geb. Anwendungsgebiete

Äther. ätherisch

Bedeut. Bedeutung

bes. besonders

bzw. beziehungsweise

ca. circa

dt. deutsch

Eig. Eigenschaften

evtl. eventuell

Fam. Familie

Geg. Gegenanzeigen

griech. griechisch

HAB Homöopathisches Arzneibuch

Heim. Heimat

Herk. Herkunft

Histor. Historisches

Hom. Homöopathie

homöop. homöopathisch

i.d.R. in der Regel

i.v. intravenös

Inh. Inhaltsstoffe

insbes. Insbesondere

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Absinth

Artemisia absinthium L.

(syn. Absinthium majus, A. officinale, A. vulgare); Wermut (syn. Absinth, Alsem, Bitterer Beifuss, Wurmkraut) . Halbstrauch, in Mittel- und Nordeuropa bis zum Boden abfrierend.

    Fam.: Asteraceae (Compositae).

    Droge: Absinthii herba; Wermutkraut (syn. Eltzkraut, Magenkraut), die zur Blütezeit gesammelten und getrockneten Laubblätter und blütentragenden Zweigspitzen.

Inh.: äther. Öl (Oleum Absinthii; 0,2–1,5 %), je nach Herkunft variiert dessen Zusammensetzung, dominierend sind allg. (+)-Thujon, cis-Epoxyocimen, trans-Sabinylacetat und Chysanthenylacetat, ferner wurden Sesquiterpene identifiziert, u.a. α-Bisabolol, β-Curcumen sowie Spathulenol. Weitere Bestandteile sind Sesquiterpenlacton- Bitterstoffe, bes. das dimere Guajanolid Absinthin (0,20–0,28 %) (), ferner Anabsinthin, Artabsin, Artabin und  Matricin sowie Flavonolglykoside.

Anw.: appetitanregendes Bittermittel (Amarum aromaticum). Es regt ferner bei dyspeptischen Beschwerden die Magensaftsekretion an und kommt bei Dyskinesien der Gallenwege zum Einsatz. Die Droge ist mitunter Bestandteil von Magen- sowie Leber- und Gallentees, ebenso von Arzneifertigpräparaten der In dikationsgruppen Cholagoga, Stomachika und Roborantia. Zur Teezubereitung verwendet man ca. 1–1,5 g (= 1 Teelöffel) fein zerschnittene Droge. Die mittlere Tagesdosis soll 2–3 g Droge nicht überschreiten. Auch der Anwendungszeitraum sollte nicht länger als eine Woche betragen.

Geg.: Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch sind keine unerwünschten Wirkungen zu erwarten. Die Anwendung über lange Zeit und in hohen Dosen kann allerdings zu Intoxikationen führen, die mit Erbrechen und Benommenheit verbunden sind. Ursache hierfür ist das enthaltene äther. Öl und dessen Gehalt an Thujon. Aus diesem Grunde darf auch das äther. Öl therapeutisch nicht verwendet werden, da in höheren Dosen Thujon zu klonischen Krämpfen, Parästhesien und Bewusstseinsstörungen führen kann. Auch Destillate der Droge, z.B. zur Herstellung von Absinthschnaps, sind verboten. Der Missbrauch entsprechender Zubereitungen führt zum sog. »Absinthismus«, einer chronischen Absinth-Vergiftung, die durch das in den Zubereitungen enthaltene  Thujon ausgelöst wird und mit

Abbauerscheinungen des Zentralnervensystems (motorische und sensible Ausfälle, Übelkeit, Erbrechen, Stupor) verbunden ist.

    Hom.: Artemisia absinthium HAB1; die frischen, oberen Sprossteile, Blätter und Blüten.

Anw.-Geb.: Erregungszustände und Krampfleiden sowie Entzündung der Magenschleimhaut.

    Histor.: zu Artemisia siehe A. vulgaris. Die Herkunft des Artnamens absinthium ist unklar. Nach Dioskurides stammt er von apsinthos (unerfreulich) oder von apinthos (untrinkbar) ab. Ebenso ist die Herkunft des deutschen Namens Wermut nicht gesichert. Möglicherweise sollten mit der Bezeichnung wurmwidrige Eigenschaften der Droge zum Ausdruck gebracht werden. Nach Dioskurides haben bereits die alten Ägypter den Wermut als Somi gekannt, der in der Form Saam im Papyrus Ebers vorkommt. Bei den latinischen Festen erhielt der Sieger im Wettrennen mit Stiergespannen auf dem Kapitol einen Wermuttrank. Bedeutung hat der Wermut über die Jahrtausende bis in die Gegenwart sowohl als Arznei- als auch als Genussmittel behalten, wie unter anderen aus dem bergischen Spruch hervorgeht »Wermot ist för alles got«.

 

Achelkraut

Arctostaphylos uva-ursi (L.) Sprengel

(syn. Arbutus uva-ursi, Arctostaphylos media, Arctostaphylos officinalis, Arctostaphylos procumbens, Mairania uva-ursi, Uva-ursi buxifolia, Uva-ursi procumbens); Bärentraube (syn. Mehlbeere, Moosbeere, Sandbeere, Wilder Buchsbaum, Wolfstraube). Niederliegender, bis 1,5 m langer, kriechender Strauch.

    Fam.: Ericaceae.

    Droge: Uvae-ursi folium (syn. Folia Arctostaphyli, Folia Garjubae, Folia Uvae ursi, Folia Vaccinii ursi, Herba Garjubae); Bärentraubenblätter (syn. Achelblätter, Achelkraut, Bärenkraut, Moosbeerenblätter, Sandblätter, Steinbeerenblätter, Wolfsbeerenblätter), die getrockneten Laubblätter.

Inh.: Phenolglykoside (5–12 %), insbes. Arbutin und Methylarbutin, ferner Flavonoide (0,8–1,5 %, bes. Flavonolglykoside), Gerbstoffe, die vorwiegend als Gallotannine und Ellagitannine vorliegen, außerdem Phenolcarbonsäuren (u.a. Gallussäure), Triterpene (u.a. Ursolsäure) sowie das Iridoidglykosid Monotropein ().

Anw.: bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege; zur Unterstützung der Therapie bei Blasen- und Nierenbeckenkatarrhen. Die Nutzung von Bärentraubenblätterzubereitungen soll bei alkalisch reagierendem Harn erfolgen, da das bakterizid reagie renden Hydochinon bevorzugt unter diesen Bedingungen freigesetzt wird. Die Alkalisierung des Harns ist durch Gabe von Natriumhydrogencarbonat (6–8 g/d) oder durch reichlich pflanzliche Kost zu erreichen. Da Abkochungen einen hohen Gerbstoffgehalt aufweisen, der zu Unverträglichkeit infolge Magenreizung führen kann, wird das Kaltmazerat empfohlen. Hierzu werden 1–2 Teelöffel fein geschnitten oder grob gepulverte Droge in einer Tasse Wasser kalt angesetzt, mehrere Stunden unter gelegentlichem Umrühren stehen gelassen, danach kurz erhitzt und abgeseiht. Die mittlere TD beträgt 10 g Droge. Die Anwendung sollte nicht länger als 7 Tage und nicht an Kinder unter 12 Jahren erfolgen.

    Hom.: Arctostaphylos uva-ursi HAB1; Bärentraube, die frischen Blätter oder die frischen Blätter und jungen Zweigspitzen.

Anw.-Geb.: Erkrankungen der Nieren und ableitenden Harnwege.

 

Alraune

■ Mandragora officinarum L.

(syn. Atropa mandragora, Mandragora acaulis, M. mas, M. officinalis, M. praecox, M. vernalis); Alraune.

    Fam.: Solanaceae.

    Vork.: Mittelmeerraum und angrenzende, frostfreie Gebiete.

    Droge: Mandragorae radix (syn. Radix Mandragorae); Alraune (syn. Erdmännlein, Mandragora, Zauberwurzel), die getrockneten unterirdischen Teile der Pflanze. Die Droge ist stark giftig!

Inh.: Alkaloide (0,2–0,6 %, v.a. Atropin, Hyoscyamin, Scopolamin, Cuscohygrin (), Apoatropin, die N- Oxide von Hyoscyamin und Scopolamin).

Anw.: In der Volksheilkunde wird die Droge bei Magengeschwüren, Koliken, Dysmenorrhoe, Asthma, Heufieber und Keuchhusten verwendet. Heute sind Mandragora-Zubereitungen obsolet.

    Hom.: 1. Mandragora HAB 34; Alraun, das frische Kraut. Anw.-Geb.: Verdauungsbeschwerden, Kopfschmerzen. 2. Mandragora äthanol. Decoctum HAB 1, die getrockneten Wurzeln.

Anw.-Geb.: anthroposophische Therapierichtung. 3. Mandragora e radice siccato HAB 1, die getrockneten Wurzeln.

Anw.-Geb.: Kopfschmerz, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Verdauungsschwäche bei Leber-Galle-Störungen, Ischiasschmerz.

    Histor.: Mandragora gehört zu den ältesten Arzneipflanzen überhaupt, sie wird bereits im  Papyrus Ebers als »dja-dja« geführt und Pythagoras nennt sie die »menschenähnliche«. Darüber hinaus war sie eine der wichtigsten Zaubermittel im Kult der verschiedenen Völker. Nach dem jüdischen Geschichtsschreiber Josephus Flavius soll das in der Bibel erwähnte »Dudaim« die Alraune gewesen sein, die als Aphrodisiakum genutzt wurde. Er berichtet auch darüber, daß man die Mandragora nicht selbst aus dem Boden ziehen dürfe, sondern mit Hilfe eines schwarzen Hundes müsse die Wurzel geerntet werden, der daran sterben würde. Mandragora wurde vor allem als Analgetikum und Schlafmittel medizinisch verwendet. Außerdem schnitzte man aus der Alraunwurzel Figuren, die als glückbringende Zaubermittel sorgsam gepflegt wurden (z.B. wöchentlich in Wein gebadet, mit teuren Stoffen bekleidet waren, etc.). Der Gattungsname Mandragora wurde bereits bei Hippokrates benutzt und setzt sich aus dem griechischen mandra (Hürde; vermutlich Schäferhütte im Gebirge) und agora (Versammlung) zusammen, offenbar deshalb, da die Pflanze oft in der Nähe der Hütten gefunden wurde.

 

Baldrian

■ Valeriana officinalis L.

Baldrian (syn. Arzneibaldrian, Balderbracken, Balderjan, Bullerjan, Gebräuchlicher Baldrian, Gemeiner Baldrian, Katzenbaldrian, Katzenkraut, Stinkbaltes), Sammelart, die sich durch große Mannigfaltigkeit an Formen, Varietäten und Unterarten auszeichnet.

    Fam.: Valerianaceae.

    Vork.: Europa und gemäßigte Zonen Asiens, Anbau auch in den USA.

    Droge: 1. Valerianae radix (syn. Radix Valerianae, Valerianae rhizoma, Rhizoma Valerianae); Baldrianwurzel (syn. Augenwurzel, Balderbackenwurzel, Katzenwurzel, Katzenwürzel), die unterhalb 40°C sorgfältig getrockneten unterirdischen Organe.

Inh.: äther. Öl (0,3–0,8 %) mit Monoterpenen, bes. Borneol, Bornylacetat, Bornylisovalerat, Camphen, Campher, Carvylacetat, 1,8- Cineol, p-Cymen, Fenchen, Myrcen, Myrtenol sowie Sesquiterpenen, u.a. β-Bisabolen, γ-Cadinen, β-Elymen, Faurinon, Valeranon, Valerenal (), Valerenol, Valerenylisovalerat sowie den schwer flüchtigen Sesquiterpensäuren Acetoxyvalerensäure, Hydroxyvalerensäure und Valerensäure. Weitere Bestandteile sind Phenolcarbonsäuren, u.a. Chlorogensäure und Kaffeesäure, sowie trans Hesperidinsäure (= Isoferulasäure), Valepotriate (0,5–2 % bei schonend getrockneter Droge) mit Valtrat () (50–80 %) als Hauptkomponente, IVDH-Valtrat und Acevaltrat sowie ihre stabilen Abbauprodukte Baldrinal () und Homobaldrinal; Alkaloide (0,01–0,05 %), u.a. Valerianin und α-Methylpyrrylketon. Anw.: als Anxiolytikum bei Unruhezuständen, nervös bedingten Einschlafstörungen und vegetativen Beschwerden. Extrakte sind Bestandteil zahlreicher diesbezüglicher Arzneifertigpräparate und Teemischungen. Zur Teezubereitung verwendet man als Einzeldosis etwa 2–3 g Droge (1 Teelöffel = 3–5 g). 2. Oleum Valerianae aethereum; Baldrianöl, das äther. Öl der Wurzeln. Inh.: s. Valerianae radix. Anw.: zur Herstellung von galenischen Präparaten, die ähnlich eingesetzt werden wie Valerianae radix.

    Hom.: Valeriana officinalis HAB 1; Baldrian, die bei maximal 40 °C sorgfältig getrockneten, unterirdischen Pflanzenteile.

Anw.-Geb.: Erkrankungen des Zentralnervensystems, des Herzens, des Magen- Darm-Traktes sowie des Stütz- und Bewegungsapparates.

    Histor.: Der Gattungsname Valeriana ist die mittelalterliche Bezeichnung für Baldrian, die wahrscheinlich vom lateinischen valere (kräftig, wert sein) abgeleitet ist. Ob der deutsche Name Baldrian mit  dem Lichtgott Baldur in Verbindung gebracht werden kann, ist umstritten. Bei den griechischen und römischen Ärzten des Altertums war der Baldrian unter dem Namen Phu bekannt und wurde bes. als menstruationsförderndes und harntreibendes Mittel eingesetzt. Spätere Indikationen waren auch die als Anthelmintikum, Aphrodisiakum und letztlich auch als Mittel gegen Pest, wie z.B. aus einem alten angelsächsischen Spruch »Trinkt Baldrian und ihr kommt alle davon« hervorgeht. Wohl wegen seines unangenehmen Geruches galt der Baldrian im Volksglauben lange Zeit auch als zauberabwehrendes Mittel. Die heutige Nutzung als Beruhigungsmittel wurde erst in neuerer Zeit erkannt.

 

Bilsenkraut

■ Hyoscyamus niger L.

(syn. Hyoscarpus niger, Hyoscyamus agrestis, H. auriculatus, H. bohemicus, H. lethalis, H. officinalis, H. pallidus, H. persicus, H. pictus, H. syspirensis, H. verviensis, H. vulgaris); Bilsenkraut (syn. Dullkraut, Gemeines Bilsenkraut, Rasenwurz, Saukraut, Schlafkraut, Schwarzes Bilsenkraut, Teufelswurz, Tollkraut, Zigeunerkraut).

    Fam.: Solanaceae.

    Vork.: Europa, West- und Nordasien, Nordafrika; in Ostasien, Nordamerika und Australien eingebürgert. Die Pflanze gilt als gefährdete Art!

    Drogen: 1. Hyoscyami folium (syn. Folia Hyoscyami, Herba Hyoscyami, Hyoscyami herba, Hyoscyamus); Hyoscyamusblätter (syn. Bilsenkraut, Bilsenkrautblätter, Hühnertod, Säukraut, Schlafkraut, Tollkraut, Totenblumenkraut, Zigeunerkraut), die getrockneten Blätter mit blühenden Zweigspitzen und gelegentlich Früchten. Die Droge ist sehr stark giftig !

Inh.: Tropanalkaloide (0,03–0,28 %, v.a. S-(–)- Hyoscyamin bzw. Atropin und S-(–)- Scopolamin (Hyoscin) im Verhältnis von 2:1 bis 1:1; in Spuren Apoatropin, Belladonnin, Cuskhygrin sowie die N-Oxide der Alkaloide), Flavonoide, u.a. Rutin, Spuren von Cumarinderivaten.

Anw.: bei Spasmen im Be reich des Gastrointestinaltraktes zur Krampflösung, in der Volksheilkunde auch zur Schmerzbekämpfung, bei Keuchhusten, Geschwüren und bei Unterleibsentzündungen. Die topische Anwendung von Zubereitungen mit Bilsenkrautöl (Oleum Hyoscyami) zur Behandlung von Narben wird bis in die jüngste Zeit hinein empfohlen. 2. Hyoscyami semen (syn. Semen Hyoscyami); Hyoscyamussamen (syn. Bilsenkrautsamen, Gichtkrautsamen, Saubohnensamen, Schlafkrautsamen, Tollkrautsamen, Zigeunerkrautsamen), die getrockneten Samen. Die Droge ist stark giftig!

Inh.: Tropanalkaloide (0,05–0,3 %, v.a. S-(–)- Hyoscyamin, Atropin, S-(–)- Scopolamin, Atroscin), fettes Öl (15–30 %), Bitterstoff (Hyoscypicrin). Anw.: früher als Räuchermittel bei Asthma und Zahnschmerzen, auch innerlich in Form einer Emulsion oder eines Pulvers, heute obsolet. 3. Radix Hyoscyami.

Inh.: Alkaloide.

Anw.: Gewinnung der Alkaloide.

    Hom.: Hyoscyamus niger (syn. Hyoscyamus) HAB1, die ganzen, frischen, blühenden Pflanzen.

Anw.-Geb.: Unruhe und Erregungszustände, Schlafstörungen, spastische Zustände der Atemwege und des Verdauungstraktes.

    Histor.: Das Bilsenkraut gehört zu den ältesten Giftpflanzen, die die indogermanischen Völker benutzten. Dioskurides und Plinius beschrieben die Droge und nutzten sie vielfältig zur Schmerzbehandlung. Bilsenkraut heißt bei Dioskurides Hyoskyamos und kommt vom griechischen hys, hyos (Schwein) und kyamos (Bohne), angeblich, weil Schweine das Kraut ohne Schaden fressen können. Der Name Bilsenkraut ist sehr alt und findet sich bei allen nordeuropäischen Indogermanen. Die Pflanze galt als Phanthasie- oder Tollkraut. Sie hieß im Altertum auch Apollinaris nach Apollo, dem Gott der Wahrsagerei. Im Mittelalter war die Droge das am häufgsten benutzte Anästhetikum für operative Eingriffe. Aber auch zur Jagd auf Vögel und zur Schädlingsbekämpfung (Ratten, Mäuse) wurden Bilsenkraut eingesetzt. Die Droge spielte als Mordgift eine gewisse Rolle, wie Shakespeare in seinem »Hamlet« über den Mord am Dänenkönig berichtet. Dass das Bilsenkraut auch einen Bestandteil der Hexensalben bildete, mit denen sich nach mittelalterlichem Glauben die Hexen vor ihrem angeblichen Flug durch die Luft einrieben, hängt sicher damit zusammen, daß die Tropanalkaloide halluzinogen Effekte des Fliegens und Visionen hervorrufen, wie man sie den Hexen als wirklich erlebt vorwarf (Halluzinogene biogenen Ursprungs). Sogar die Bierbrauer bedienten sich früher der Droge um ihre Getränke berauschender zu machen.

 

Blauer Eisenhut

■ Aconitum-Arten

    ● Fam.: Ranunculaceae.

    ● Aconitum napellus L. ssp. napellus; Blauer oder Echter Eisenhut (syn. Blaue Mönchskappe, Sturmhut, Teufelskappe).

    Vork.: Bergregionen in Europa, Asien und Amerika.

    Drogen: 1. Tubera Aconiti (syn. Aconiti tuber); Eisenhutknollen.

Inh.: Diterpenalkaloide (0,2–1 %,  Aconitin, Mesoaconitin, Hypaconitin) neben geringen Mengen an Aconitsäure und Neopellin ().

Anw.: Extrakte werden innerlich und äußerlich aufgrund ihrer analgetischen Wirkung zur Behandlung von Neuralgien, bes. Trigeminusneuralgie sowie bei Gicht und Rheuma eingesetzt. Da die therapeutische Breite von Aconitum-Zubereitungen relativ gering ist, wird die Anwendung heute abgelehnt. 2. Aconiti herba (syn. Herba Aconiti); Eisenhutkraut (syn. Apollonienkraut).

Inh. Und

Anw.: s. Aconiti tuber.

    Hom.: 1. Aconitum napellus (syn. Aconitum) HAB1 und 2. A. napellus Rh (syn. Aconitum Rh) HAB1, die ganzen, frischen Pflanzen. 3. A. napellus e radice HAB34, die frischen Wurzelknollen mit den daran hängenden Wurzeln. Anw.-Geb.: zur Behandlung entzündlicher Prozesse des Nervensystems, des Herzens, des arteriellen Gefäßsystems sowie der weiblichen Geschlechtsorgane. A. napellus Rh findet Anwendung in der anthroposophischen Therapie.

    ● Aconitum anthora L.; Gelber Sturmhut. (syn. Feinblättriger Sturmhut, Giftheit, Giftheil-Eisenhut).

    Droge: die Wurzelknollen.

Inh.: etwa 2 % Diterpenalkaloide, v.a. Atisin (Anthorin).

    Hom.: Aconitum anthora HAB34, die frische, blühende Pflanze.

    ● Aconitum x cammarum L. emend. Fries (syn. A. napellus x A. variegatum, A. x intermedium, A. x stoerkianum); Blauer Sturmhut (syn. Blaue Wolfswurz, Stoerks Eisenhut).

    Droge: die Wurzelknollen.

Inh.: 0,5 % Gesamtalkaloide, die denen von A. napellus ähneln.

    Hom.: Aconitum cammarum HAB34, die frischen, unterirdischen Teile der Pflanze.

Anw.-Geb.: bei Neuralgien und Empfindungsstörungen.

    ● Aconitum carmichaelii Debeaux (syn. A. bodinieri, A. fisheri, A. fisheri var. wilsonii, A. kusnezoffii var. bodinieri, A. wilsonii); Carmichaels Eisenhut.

    Droge: Aconiti radix lateralis praeparata (vorbehandelte Eisenhutseitenwurzel, Kusauzuknollen)

Inh.: Diterpenalkaloide (0,3–1,6 %) vom Aconitin-Typ, Salsolinol, Magnoflorin, Catecholamine und Glycane.

Anw.: In der chinesischen Medizin zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie in der traditionellen chinesischen Medizin u.a. bei Impotenz, Unfruchtbarkeit und neuralgischen Schmerzen.

    ● Aconitum ferox Wall. ex Seringe; Wilder Sturmhut.

    Droge: die Wurzelknollen.

Inh.: etwa 1 % Gesamtalkaloide in den Wurzeln, v.a. Pseudoaconitin, Indaconitin, Bikhaconitin und Chasmaconitin.

    Hom.: Aconitum ferox HAB34, die frischen, unterirdischen Teile.

Anw.-Geb.: Angina pectoris und Neuralgien.

    ● Aconitum vulparia Rchb. (syn. A. lycoctonum); Gelber Eisenhut (syn. Fuchseisenhut, Gelbe Gelstern, Helmchrut, Hundstod, Wolfs-Eisenhut, Wolfswurz).

    Droge: die Wurzelknollen.

Inh.: Die Droge enthält Diterpenalkaloide (ca. 1 %), hauptsächlich Lycaconitin und Lycoctonin, weiterhin Magnoflorin (Isochinolinalkaloid).

    Hom.: Aconitum lycoctonum HAB34, das frische, zur Zeit der beginnenden Blüte gesammelte Kraut.

Anw.-Geb.: bei Lymphdrüsenentzündungen.

    Histor.: Die Giftigkeit des Eisenhuts war bereits in der Antike bekannt und Extrakte daraus wurden zu Giftmorden benutzt.

 

Brauner Dost

■ Origanum vulgare L.

(syn. Origanum anglicum, O. barcense, O. capitatum, O. creticum, O. decipiens, O. elegans, O., floridum, O. latifolium, O. majus, O. nutans, O. orientale, O. purpurascens, O. stoloniferum, O. thymiflorum, O. venosum, O. watsoni, Thymus origanum); Gemeiner Dost (syn. Brauner Dost, Echter Dost, Gewöhnlicher Dost, Frauendost, Wilder Majoran).

    Fam.: Lamiaceae (Labiatae).

    Vork.: Europa, Kleinasien bis Himalaja und Sibirien.

    Drogen: 1. Origani aetheroleum (syn. Aetheroleum Origani, Oleum Origani); Dostenöl (syn. Origanumöl), das Wasserdampfdestillat aus dem frischen oder getrockneten Kraut.

Inh.: Terpene mit  Carvacrol (40–70 %), γ-Terpinen (8–10 %), p-Cymen (5–10 %), α-Pinen (1–3 %), Myrcen (1–3 %), α-Terpinen (1–2 %) und Thymol (1–4 %) als dominierende Bestandteile.

Anw.: volkstümlich innerlich bei Verdauungsstörungen und Erkrankungen der Atmungsorgane (5–6 Tropfen auf Zucker 2–3 mal täglich), äußerlich zu Gurgelwässern und Bädern. 2. Origani herba (syn. Herba Origani, Herba Origani vulgaris); Dostenkraut (syn. Majuschel, Oregano, Wilder Majoran), das getrocknete, während der  Blütezeit gesammelte und von den dickeren Stengeln befreite Kraut.

Inh.: äther. Öl (0,15–1 %) mit dem Monoterpenphenol Carvacrol als Hauptkomponente, s. Origani aetheroleum, ferner Flavonoide, u.a. Naringin, Apigenin und Luteolin, sowie Phenolcarbonsäurederivate (7,1 %, davon 5 % Rosmarinsäure).

Anw.: volkstümlich bei Erkrankungen der Atemwege, Beschwerden im Bereich des Magen-Darm-Traktes, zur Förderung der Gallenproduktion, als harntreibendes Mittel sowie bei rheumatischen Erkrankungen. Im Haushalt als Gewürz verwendet.

    Hom.: Origanum vulgare HAB 34, das frische, blühende Kraut.

Anw.-Geb.: Erkrankungen der männlichen Geschlechtsorgane, gesteigerte sexuelle Erregbarkeit.

    Histor.: Der Gattungsname ist die griechische Übersetzung des origanon, das von óros (Berg) und gános (Schmuck) abgeleitet ist. Der deutsche Name Dost stammt aus dem althochdeutschen dosto und bedeutete ursprünglich lediglich buschartige Pflanze.

 

Buchsbaum

■ Buxus sempervirens L.

Buchsbaum.

Fam.: Buxaceae.

Vork.: Süd- und Mitteleuropa.

Drogen: 1. Buxi folium (syn. Folia Buxi); Buchsbaumblätter (syn. Buchsblätter, Buxblätter), die getrockneten Blätter.

Inh.: u.a. Alkaloide (ca. 70 Steroidalkaloide, v.a. Buxin, Parabuxin, Buxinidin, Cyclobuxin B () und Buxamin E), äther. Öl, Gerbstoffe

Anw.: in der Volksheilkunde als schweißtreibendes Mittel, bei Verstopfung, chronischem Rheumatismus, zur Blutreinigung sowie zur Förderung des Haarwuchses. Die Droge kann allergische Effekte auf der Haut auslösen (Kontaktdermatitis) und besitzt ein teratogenes Potential (Cyclobuxin-D). Die gepulverten Blätter werden in der Veterinärmedizin zur Bekämpfung der Dasselfliegenlarven bei Pferden eingesetzt.

2. Buxi lignum (syn. Lignum Buxi); Buchsbaumholz, die verholzten, oberirdischen Teile der Pflanze.

Inh.: Steroidalkaloide, v.a. Cycloprotobuxin-D.

Anw.: In der Volksheilkunde wird das Öl der Droge zur Krebsbehandlung, bei Malaria, als Narkotikum, bei Magenbeschwerden, Fieber und bei Eingeweidewürmern eingesetzt. In der Technik wird das Holz zu Schnitzereien, Musikinstrumenten, Druckstöcken sowie für Intarsien verwendet.

Hom.: Buxus sempervirens HAB34; Buxbaum, die frischen, jungen Sprosse mit den Blättern.

Anw.- Geb.: fettige, schuppige Kopfhaut mit Haarausfall.

 

Fliegenpilz

■ Amanita muscaria (L. ex Fr.) Hooker

Fliegenpilz (syn. Roter Fliegenpilz).

    Fam.: Amanitaceae.

    Inh.: Ibotensäure (je nach Standort 0,03–0,1 %), Muscimol, Muscazon sowie in Spuren Muscarin. Für die auffällige Farbe der Fliegenpilze sind stickstoffhaltige Betalaine, wie Muscaflavin (gelb), Muscaaurine (orangegelb) und Muscapurpurine (rotviolett) verantwortlich.

Wirk.: In den USA und in Sibirien werden Fliegenpilze als Rauschdroge verwendet, da Muscimol () (Decarboxylierungsprodukt der Ibotensäure, ) Schläfrigkeit, Euphorie, Halluzinationen und Erregungszustände auslöst, gefolgt von vorübergehenden motorischen Lähmungen. Todesfälle wurden selten beobachtet. A. muscaria soll mit dem altindischen »Soma« identisch sein und damit zu den ältesten Rauschdrogen zählen. Muscarin hat bei diesem Pilz aufgrund seiner geringen Konzentration keine toxikologische Bedeutung. Muscazon, das nur im frischen Pilz enthalten ist, soll eine fliegenabtötende Wirkung entfalten.

    Hom.: Amanita muscaria (Agaricus) HAB1, der frische Fruchtkörper.

Anw.-Geb.: bei choreatischen und eleptiformen Zuständen, Blasenlähmung, Lidkrämpfen, klimakterischen Beschwerden sowie Paraesthesien.

 

 Stechapfel

  ■ Datura-Arten

    ● Fam.: Solanaceae.

     ● Datura arborea L. (syn. Brugmansia arborea. Brugmansia candida); Großer Stechapfel.

    Vork.: Südamerika, Indien, USA.

    Inh.: Alkaloide (0,2–0,4 %, v.a. Hyoscyamin,  Scopolamin, Atropin, Tropin, Pseudotropin), Scopoletin.

Anw.: in der Volksheilkunde Brasiliens wird das Kraut zu Kataplasmen verwendet, die Eingeborenen in Südamerika bereiten aus der Droge den berauschenden »Tonga«-Trank.

    Hom.: Datura arborea HAB34, die frischen Blüten.

Anw.-Geb.: Kopfschmerzen.

     ● Datura innoxia Mill (syn. Datura guayaquilensis, D. meteloides).

    Vork.: Mexiko, Westindien, Südamerika.

    Droge: Daturae innoxiae herba, die getrockneten, Blätter und Blüten tragenden Zweigspitzen.

Inh.: Alkaloide (0,05–0,5 %, v.a. Scopolamin, Hyoscyamin, Tyramin, Meteloidin).

Anw.: in der asiatischen, südamerikanischen und nordafrikanischen Volksheilkunde bei medizinischen Eingriffen (Narkose) verwendet, bei Husten, Asthma, Schmerzen, Rheuma und psychischen Erkrankungen sowie als Bestandteil von Rauschmitteln für kultische Handlungen.

     ● Datura metel L. (syn. Datura alba, D. hummatu, D. nilhummatu, Stramonium fastuosa); Dutra.

    Vork.: weltweit in tropischen und subtropischen Gebieten, v.a. in Afrika und Asien. Kultiviert u.a. in Indien, Südamerika und China.

    Inh.: Alkaloide (ca. 0,5 %, u.a. Scopolamin, Hyoscyamin, Atropin, Datumetin, Meteloidin ), Withanolide (u.a. Daturilin, Withametelin). Anw.: zur Isolierung von Scopolamin, in der Volksheilkunde als Narkotikum und Insektizid.

    Hom.: Datura metel HAB34, die reifen Samen.

     ● Datura stramonium L. (syn. Datura bernhardii, D. bertolonii, D. lurida, D. parviflora, D. spinosa, Stramonium foetidum, S. spinosum, S. vulgatum); Gemeiner Stechapfel (syn. Asthmakraut, Kratzkraut, Schwarzkümmel, Stachelnuß, Teufelsapfel, Weißer Stechapfel).

    Vork.: weltweit verbreitet in gemäßigten und subtropischen Gebieten, kultiviert auf dem Balkan und in den USA.

    Drogen: 1. Stramonii folium (syn. Folia Daturae, Folium Daturae stramonii, Folia Stramonii, Folium Stramonii, Herba Stramonii, Stramonii folia, Stramonii herba); Stramoniumblätter (syn. Stechapfelblätter, Stechapfelkraut, Stramonium), die getrockneten Blätter oder die getrockneten Blätter mit blühenden Zweigspitzen und gelegentlich Früchten. Die Droge ist stark giftig!

Inh.: Alkaloide (0,1–0,65 %, v.a. Scopolamin, Hyoscyamin, daneben Apoatropin, Belladonnin, Nicotin, Cuskhygrin), Withanolide (u.a. Withastramonolid) (), Flavonoide (v.a. Bioside des Quercetins und Kämpferols). Cumarine (u.a. Umbelliferon, Scopolin, Scopoletin). Anw.: Aufgrund nicht ausreichend belegter Wirksamkeit und dem schwankenden Alkaloidgehalt wird die Anwendung der Droge heute abgelehnt. In der Veterinärmedizin werden Drogenzubereitungen bei Brechreiz verabreicht. In der traditionellen Heilkunde dient die Droge zur Behandlung von Asthma, Krampfhusten, Pertussis und bei inneren Erkrankungen mit vegetativer Verstimmung. Auch auf die Nutzung in rauscherzeugenden Zubereitungen sei hingewiesen.

2. Stramonii semen (syn. Semen Daturae, Semen Stramonii, Stramonium e seminibus); Stramoniumsamen (syn. Stechapfelsamen), die reifen Samen. Die Droge ist stark giftig!

Inh.: Tropanalkaloide (0,4–0,6 %, v.a. Hyoscyamin, Scopolamin), β-Carbolinalkaloide (u.a. Fluorodaturatin), 4-Methylsterole, Lectine, fettes Öl (15–45 %), Proteine (12–25 %).

Anw.: Aufgrund nicht ausreichend belegter Wirksamkeit und dem schwankenden Alkaloidgehalt wird die Anwendung der Droge heute abgelehnt. In der Volksheilkunde erfolgt die Anwendung in Analogie zu Stramonii folium.

    Hom.: Datura stramonium HAB1, die frischen, oberirdischen Teile blühender Pflanzen. Anw.- Geb.: hochfieberhafte Infektionen, Krampfzustände, Entzündungen der Augen, psychische Erkrankungen, Schlafstörungen bei Kleinkindern.

 ● Histor.: Die Pflanze kam erst im 16. Jh. nach Europa und Deutschland, verbreitete sich dann aber rasch. In den mittelalterlichen Kräuterbüchern wird nur Datura metel abgebildet. Die medizinische Verwendung wurde erst seit ca. 1762 empfohlen, obwohl bereits früher Datura in sogenannten Hexentränken und Initiationsritualen verwendet wurde. In Mexiko spielt die Pflanze dagegen seit dem Altertum eine bedeutsame Rolle als Medizin. Die starken betäubenden Eigenschaften waren Ursache für die Nutzung in Drogenzubereitungen für kultische Handlungen und medizinische Eingriffe. Der Gattungsname Datura ist arabischen Ursprungs, während sich stramonium aus dem griechischen strychnon und manikon (Wahnsinn) zusammensetzt. Den deutschen Namen erhielt die Pflanze wegen ihrer stachligen Frucht. Besonders die Samen dienten früher nicht selten für Mord- und Selbstmordversuche. Mitunter benutzten Kriminelle  Aufgüsse der Samen zur Betäubung ihrer Opfer.

 

Stechapfelblätter

 ■ Datura-Arten

    ● Fam.: Solanaceae.

     ● Datura arborea L. (syn. Brugmansia arborea. Brugmansia candida); Großer Stechapfel.

    Vork.: Südamerika, Indien, USA.

    Inh.: Alkaloide (0,2–0,4 %, v.a. Hyoscyamin, Scopolamin, Atropin, Tropin, Pseudotropin), Scopoletin.

Anw.: in der Volksheilkunde Brasiliens wird das Kraut zu Kataplasmen verwendet, die Eingeborenen in Südamerika bereiten aus der Droge den berauschenden »Tonga«-Trank.

    Hom.: Datura arborea HAB34, die frischen Blüten.

Anw.-Geb.: Kopfschmerzen.

     ● Datura innoxia Mill (syn. Datura guayaquilensis, D. meteloides).

    Vork.: Mexiko, Westindien, Südamerika.

    Droge: Daturae innoxiae herba, die getrockneten, Blätter und Blüten tragenden Zweigspitzen.

Inh.: Alkaloide (0,05–0,5 %, v.a. Scopolamin, Hyoscyamin, Tyramin, Meteloidin).

Anw.: in der asiatischen, südamerikanischen und nordafrikanischen Volksheilkunde bei medizinischen Eingriffen (Narkose) verwendet, bei Husten, Asthma, Schmerzen, Rheuma und psychischen Erkrankungen sowie als Bestandteil von Rausch mit Apfelblätter, Stechapfelkraut, Stramonium), die getrockneten Blätter oder die getrockneten Blätter mit blühenden Zweigspitzen und gelegentlich Früchten. Die Droge ist stark giftig!

Inh.: Alkaloide (0,1–0,65 %, v.a. Scopolamin, Hyoscyamin, daneben Apoatropin, Belladonnin, Nicotin, Cuskhygrin), Withanolide (u.a. Withastramonolid) (), Flavonoide (v.a. Bioside des Quercetins und Kämpferols), Cumarine (u.a. Umbelliferon, Scopolin, Scopoletin).

Anw.: Aufgrund nicht ausreichend belegter Wirksamkeit und dem schwankenden Alkaloidgehalt wird die Anwendung der Droge heute abgelehnt. In der Veterinärmedizin werden Drogenzubereitungen bei Brechreiz verabreicht. In der traditionellen Heilkunde dient die Droge zur Behandlung von Asthma, Krampfhusten, Pertussis und bei inneren Erkrankungen mit vegetativer Verstimmung. Auch auf die Nutzung in rauscherzeugenden Zubereitungen sei hingewiesen.

2. Stramonii semen (syn. Semen Daturae, Semen Stramonii, Stramonium e seminibus); Stramoniumsamen (syn. Stechapfelsamen), die reifen Samen. Die Droge ist stark giftig!

Inh.: Tropanalkaloide (0,4–0,6 %, v.a. Hyoscyamin, Scopolamin), β-Carbolinalkaloide (u.a. Fluorodaturatin), 4-Methylsterole, Lectine, fettes Öl (15–45 %), Proteine (12–25 %).

Anw.: Aufgrund nicht ausreichend belegter Wirksamkeit und dem schwankenden Alkaloidgehalt wird die Anwendung der Droge heute abgelehnt. In der Volksheilkunde erfolgt die Anwendung in Analogie zu Stramonii folium.

    Hom.: Datura stramonium HAB1, die frischen, oberirdischen Teile blühender Pflanzen. Anw.- Geb.: hochfieberhafte Infektionen, Krampfzustände, Entzündungen der Augen, psychische Erkrankungen, Schlafstörungen bei Kleinkindern.

 ● Histor.: Die Pflanze kam erst im 16. Jh. nach Europa und Deutschland, verbreitete sich dann aber rasch. In den mittelalterlichen Kräuterbüchern wird nur Datura metel abgebildet. Die medizinische Verwendung wurde erst seit ca. 1762 empfohlen, obwohl bereits früher Datura in sogenannten Hexentränken und Initiationsritualen verwendet wurde. In Mexiko spielt die Pflanze dagegen seit dem Altertum eine bedeutsame Rolle als Medizin. Die starken betäubenden Eigenschaften waren Ursache für die Nutzung in Drogenzubereitungen für kultische Handlungen und medizinische Eingriffe. Der Gattungsname Datura ist arabischen Ursprungs, während sich stramonium aus dem griechischen strychnon und manikon (Wahnsinn) zusammensetzt. Den deutschen Namen erhielt die Pflanze wegen ihrer stachligen Frucht. Besonders die Samen dienten früher nicht selten für Mord- und Selbstmordversuche. Mitunter benutzten Kriminelle  Aufgüsse der Samen zur Betäubung ihrer Opfer.

 

Schlusswort

 

Was wir hier erwähnt haben, ist natürlich nur ein verschwindend kleiner Teil der unendlich großen Vielfalt an Stoffen. Diese alle zu benennen würde den hier gegebenen Rahmen um ein vielfaches sprengen und ist daher unmöglich. Wenn man bedenkt, dass das Studium hierfür mindestens 1 bis 2 Jahre andauert, und dabei nur den grundlegenden Teil einnehmen würde, so kann man hieraus den wirklichen Umfang dieses Themas ableiten.

Wer sich allerdings ernsthaft dafür interessiert , der sollte ein Studium in der Esoterik (vielleicht Sachbezogen) in Erwägung ziehen. Ich informiere Sie gern per Telefon oder E-Mail, die Adressen bzw. Nummern sind ja allgemein bekannt und überall auf dieser Website zu finden.

Selbstverständlich stehe ich Ihnen auch gern persönlich und ganz unverbindlich, für ein aufklärendes Gespräch zur Verfügung. Hierfür müssten Sie jedoch einen Termin telefonisch vereinbaren.

Im Namen der Heiligen Wissenschaft

              Ihr Georg Goetiaris

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