Darstellung der Religionen

 

 

Religionen, ein Inbegriff der Glaubenszugehörigkeit

 

Religionen gibt es bereits solange wir denken können. Aber woher stammen diese und warum sind sie oftmals in ihrer Anschauung so unterschiedlich? Alle scheinen doch das Gleiche zu meinen.

Damit sind wir auch bereits bei unserem Thema. Ich möchte in diesem Kapitel nicht auf die Dogmen der einzelnen Religionen eingehen, sicher werden wir sie am Rande streifen. Ich möchte mich vielmehr mit der Entstehung jener Religionen und warum diese Unterschiedlichkeit besteht, beschäftigen.

Hierzu sollten wir uns, als Ausgangspunkt, die Basis sozusagen, erst einmal damit beschäftigen was Religionen überhaupt sind, welchen Zweck sie in der Gesellschaft erfüllen und letztlich, warum sich diese in so viele Unterschiedlichen Richtungen und Glaubensarten aufgesplittert haben.

Doch beginnen wir der Reihe nach bei der ersten Frage (ich würde mich sehr darüber freuen, wenn Sie mir Ihre Meinungen und Spekulationen per E-Mail mitteilen, auch wenn Sie verärgert oder mit meiner Ansicht nicht einverstanden sind), Was sind Religionen und woher kommen Sie?

Hierzu gibt es mit angrenzender Sicherheit viele Versionen und deren Interpretation. Widmen wir uns als aller erstes einem Teil der Theosophie zu, der Suche nach einer Art von Urbibel. Ich für meinen Teil bin davon überzeugt, dass es in frühester Zeit eine solche Art von Bibel gegeben hat. Jedoch noch lange bevor der Mensch Lesen oder Schreiben konnte. Es war wohl eine Art von ungeschriebenes Gesetzbuch, deren Dogmen von Mund zu Mund weitergegeben wurden. Wie aber, oder aus welcher Notwendigkeit ist dieses Gesetzbuch entstanden? Nun, ich glaube wir brauchen nicht lang nach der Antwort suchen. Es ist der selbe Grund wie er auch heute noch dem Menschen und seiner Wesensart zueigen ist. Es ist die Forschung und die Furcht zugleich, das eine löst jeweils das andere aus. Die ewige Suche nach einer beweisbaren Erklärung für das Unerklärbare. Auch spielt hierbei die soziale Rangordnung und Beschaffenheit in den einzelnen noch kleinen Dörfern oder Völker.

Der Mensch war dem Tier in seiner Art und seinem naturellen Instinkt gleich, bis auf eine kleine Ausnahme. Im Gegensatz zum Tier, welches nur seinen Bestimmungen der Natur folgt, suchte das Tier "Mensch" steht's nach einer Erklärung für das Unfassbare. Letztlich schon um die Angst mit der Erklärung entkräften zu können und ihr in gewisser Art und Weise entgegentreten bzw. begegnen zu können, ganz einfach um sich zu schützen. Und wie man sieht, hat der Mensch bis zum heutigen Tag mit dieser Eigenschaft nicht gebrochen.

Versuchen wir uns einmal ein Bild von dem alltäglichen Überlebenskampf des Urmenschen zu machen, versuchen wir uns in seine Lage und Denkweise hineinzuversetzen, so werden wir zwangsläufig erkennen, dass er in einem vollkommenen Einklang mit der Natur lebte. Und dennoch war schon damals sein Streben nach Höherem vorhanden. Er besaß die Gabe, rationell zu denken. Er sucht für alles eine Erklärung, die jedoch nicht ganz so einfach ist, da es ihm an den Erkenntnissen und Möglichkeiten der Forschung fehlt. An dieser Stelle möchte ich allerdings bemerken, dass ich mir nicht so recht darüber im Klaren bin, ob wir damals oder heute weiter waren oder ob wir noch immer auf der gleichen Stufe stehen.

So gab es noch die Wettereinflüsse die für den Menschen damals unerklärbar waren. Es gab Blitz und Donner vom Himmel, es gab Vulkanausbrüche oder Erdbeben. Alle diese Ereignisse hatten oftmals verheerende Folgen für ihn, die er nicht selten mit seinem Leben bezahlte. Das wiederum machte Angst und ließ eine gewisse Ehrfurcht erwachen. Schließlich war nicht er es, der diese Naturelemente hervorrief. Auch von Tieren konnte er dies nicht behaupten. Also wer war dafür verantwortlich? Es musste etwas geben, was man nicht sah und was diese Dinge steuerte und zu bestimmten Zeiten auslöste. Aber was?

Hinzu kommt noch, dass der Mensch sich Gedanken über den Himmel machte, den er ja alltäglich sah. Er erkannte, dass sich verschiedene Himmelskörper bewegen, wie der Mond und die Sonne, die darüber entschieden ob es Tag oder Nacht, hell oder dunkel war. Er betrachtete die Wolken, die den Himmel verdunkelten und Wasser von denselben herabfallen ließen. Alles trat in immer werdende Abstände auf. Es liegt auf der Hand, dass dort oben etwas sein musste was er nicht kennt und auch nicht sehen kann, was aber für all dieses Geschehen verantwortlich war. Und dann waren da noch die Krankheiten, welche nicht selten zum Tot führten. Woher kamen sie und vor allem warum? War dort oben etwas, was sich erzürnen ließ und die Fähigkeit hatte, jene Lebewesen auf Erden zu bestrafen?

Um alle Ereignisse hier aufzuzählen, die dazu beigetragen haben, bis sich der Mensch eine Welt der Geister und Dämonen, von gut und böse aufgebaut hat vermag hier jeden Rahmen der Möglichkeiten sprengen. Da waren die Tiere, die sich vor bestimmten Ereignissen merkwürdig benahmen, die Gestirne die durch ihre Bewegung, ihre Umlaufbahnen einen Einfluss auf Jahreszeiten und Wetter hatten und noch vieles mehr. Was liegt da näher zu glauben, dass jene Dinge als Geist oder Dämon betrachtet wurde. Hinzu kam noch, dass der Mensch, ganz gleich was er auch machte und versuchte, keinen Einfluss auf all diese Geschehnisse ausüben konnte. Man musste also sich gut mit jener Welt aus geistern und Dämonen stellen, doch wie?

Es musste so etwas wie eine feste Spielregel her, mit der man seine Anliegen, Ängste und Wünsche diesen Überwesen mitteilen konnte. Es mussten hierfür Gesetze geschaffen werden, nach welche sich der Mensch richten musste um jene Welt des Überirdischen nicht zu erzürnen und sanftmütig zu stellen. Ein Gesetz für den Mensch im Zusammenhang mit den Naturgeschehnissen. Mag sich jene Zeit vom Anbeginn bis zu der Entscheidung auch über sehr, sehr lange Zeit hingezogen haben, so ist er am Tag der Erkenntnis und Entscheidung, die Geburtsstunde jener Art von Urbibel.

 

 

Die Urbibel und wie sie zu dem wurde, was sie heute ist.

Wir wir alle wissen hat sich die Menschheit seit ihrer Entstehung in eine Vielfalt  von Kulturen, Brauchtümer, Rechtsauffassungen sowie Mentalitäten auseinander gelebt. So erscheint es nur selbstverständlich, dass auch jede Gemeinschaft der Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit aufgrund ihrer mentalen Voraussetzungen, ihre eigene Auffassung von den, für sie, übernatürlichen Geschehnissen der Natur hatte. So wie der eine dazu neigt nur negativ, also an das Böse zu glauben und der andere hingegen mit seiner positiven Einstellung eher zuerst das Gute sieht, so entwickelten sich auch über lange Zeit all die Religionen von Göttern und Geistern, von Engeln und Dämonen von Teufeln und Heiligen.

So langsam entwickelte sich über die Zeit hinweg, die Geburtsstunde der Religionen. Mögen es auch am Anfang noch nicht all zuviel gewesen sein, so hat sich doch, bedingt durch die eigenen unterschiedlichen Vorstellungen in den eigenen Völkern, eine Vielfalt an Religionen gebildet. Auch spielte für das Alter einer Religion oftmals das Wunschdenken und die allgemeinen Ängste einer jeweiligen Zeitepoche eine große Rolle. Verzweifelung, Unmacht, Hoffnungslosigkeit, oftmals in Zeiten von Kriegen, Krankheiten, Hungersnöte oder andere Naturkatastrophen waren die hauptsächlichen Ursachen für die Ausprägung von Religionen.

Je nach Größe und und Einfluss eines Volkes verbreiteten sich die Religionen indem sie dem Schwächeren einfach aufgezwungen wurden. Letztlich erhielten die großen Weltreligionen in gewisser Weise eine Art Monopolstellung. Man bedenke nur wie viele Kriege es darum gab und noch immer gibt. Von jenen kleinen Religionen welche noch auf den Einklang mit der Natur zurückzuführen waren blieb nichts mehr übrig. Jene Minderheiten wurden einfach bekehrt oder ausgelöscht. (Und willst Du nicht mein Bruder sein, so schlag ich Dir den Schädel ein). Dies ist auch nicht verwunderlich wenn man bedenkt welche Macht die Religion besitzt und ausübt. Religion bedeutete (das ist auch heute in verschiedenen Glaubensrichtungen so) auch gleichzeitig Gesetz. So blieb bis zum heutigen Tag verschwindend wenig von den alten Überlieferungen übrig.

Die Wahrheit war zum Untergang bestimmt worden. Macht und Profit lösten die alten Bräuche und Traditionen jener intakten Kulturen unserer Urahnen ab.

Ich behaupte sogar, dass, würde man die alten Weisheiten heute entschlüsseln oder die versteckten Schriften der wahren Offenbarung publizieren, so müsste man die gesamte Geschichte umschreiben und so mancher Krieg und Schandtat sowie die Inquisition im Mittelalter könnten nicht mehr unter dem verlogenen Deckmantel "des Heiligen Krieges oder im Namen unseres gerechten Gottes" entschuldigt werden. Es sollte einem schon zu Denken geben, wenn man sieht für was jene pseudohafte Erklärung des Glaubens alles verantwortlich ist, und dies sind Dinge die mit angrenzender Sicherheit nicht im Interesse Gottes geschehen.

Der Mensch kann eigentlich die Wahrheit gar nicht erkennen, da er glaubt zu glauben was nicht glaubhaft ist. Mit dem Untergang der alten Kulturen und mit dem aufsplittern jener Urüberlieferung der Wahrheit in die Vielfältigkeit der verschiedenen Religionen ist das Wissen um die Erkenntnis vom Sinn und Zweck des Lebens ein versunkenes Geheimnis geworden. Aber gibt es noch diese Wahrheit? Ist sie noch existent? Die Antwort ist ja, sie ist noch immer vorhanden. Tief abgespeichert in unserem Urinstinkt und bei einigen wenigen Menschen ist sie sogar noch bewusst vorhanden. Wie und in welcher Form?

Betrachten wir jedoch einmal den Grundgedanken der Religionen und nicht das was der Mensch im Laufe der Zeit durch seinen Hochmut und seiner Habgier gemacht hat. Wir werden sehr schnell erkennen, dass die Religion der Vorfahre des Gesetzes ist. Würden die Menschen das sein, was sie so stolz als menschlich bezeichnen, dann würden allein die zehn Gebote aus dem Christentum als allgemeines Gesetz ausreichen. Wenn man dazu noch bedenkt, dass jene zehn Gebote einen wirklichen Sinn und eine Gerechtigkeit enthalten welche selbstverständlich sein sollte, so könnten wir im Paradies auf Erden leben. Nicht anders verhält es sich bei allen anderen Religionen. So sind diese in ihrem Ursprung nichts weiter als eine lebensnotwendige Gesetzmäßigkeit, die ein menschliches friedvolles Zusammenleben möglich machen sollte, ohne Kriege oder Betrug und Gewalt. Eine wahrhaft Göttliche Vorhersehung.

Der Mensch hingegen machte aus den Heiligen Schriften und Wissenschaften einen für sich nützlichen Freibrief für all seine Schandtaten und Perversitäten. Sicher war und ist es leichter ein Vorhaben unter dem Vorwand es geschehe im Namen Gottes durchzusetzen, da hier der Respekt vor dem Unbekannten sehr groß ist, da es sich um etwas handelt, was weder greifbar noch widerlegbar ist.

Aber genau hier wirft sich eine Frage auf, an der oftmals der Glaube scheitert oder selbst der Gläubigste seine Zweifel bekommt. Wenn die Religion eine Art spiritistisches Gesetz ist, was auch in der Realität nicht nur seine Berechtigung findet sondern auch ausreichen würde, und wenn jenes Gesetz von daher kommt, was wir das Göttliche nennen, und wenn zuletzt der Mensch jene göttliche Bestimmung in all seiner Verschlagenheit zum größten Teil nur zu seinen eigenen Gunsten ausnutzt und als Freibrief für Erpressung, Betrug, Habgier, Kriege und Mord benutzt, "WO IST, bei all dieser Ungerechtigkeit GOTT, WARUM SCHREITET ER NICHT EIN UND BEREITET DEM ALLEN EIN ENDE". Oberflächlich betrachtet sicher eine berechtigte Frage. Bedenke man die vielen Aussprüche der Heiligen Schriften, die da heißen:

Wen Gott liebt den lässt er leiden.

Ein schwarzes Schaf was zur Herde allein zurückfindet ist im lieber als der Rest der Herde.

Vor Gott ist jeder gleich.

Wir sind alle nur Geschöpfe Gottes.

Gott ist gütig und voller Liebe und Gnade.

Wer mir folgt der wandelt im Licht auf meinem Weg und hat nichts zu Fürchten.

Wer Gott gegenüber kein Gehorsam zeigt, den wird sein gnadenloser Zorn treffen.

So lebe nach Gottes Gesetze sonst trifft dich seine unbarmherzige Rache.

Auge um Auge und Zahn um Zahn.

Wenn dir jemand auf die rechte Wange schlägt, dann sollst du auch deine linke Wange hinhalten.

Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir alle Tage bis an der Welt Ende.

Wer das Schwert in die Hand nimmt, der wird auch durch das Schwert fallen.

Wer da mit Gott lebt und nach seinen Gesetzen, der lebt in Frieden.

So sollt ihr sein wie die Kinder, denn den Kindern gehört das Himmelreich Gottes.

Wir sind alle Kinder Gottes.

u.v.m.

Es gibt unendlich viele solcher Aussagen oder ähnliche in allen Religionen, Sekten, Kulturen und Glaubensgemeinden. Betrachten wir jene Sätze, welche oft in ein und dem gleichen Buch stehen, so stellen sie eher einen Widerspruch in sich selbst dar. Was ist Gott wirklich? Warum lässt er all diese Ungerechtigkeit zu? Warum lässt er gerade Kinder, welchen ja das Himmelreich gehören soll, oftmals so unbegründet leiden? Frage um Frage, Gerechtigkeit und Unrecht als ein und das Gleiche. Wer soll das noch verstehen, wer soll dabei noch ohne Zweifel glauben? Was denkt sich jener Gott oder "Schöpfer"?

Zum einen sollten wir eines nicht vergessen, dass in allen Glaubensrichtungen und Kulturen jene Heiligen Schriften immer wieder übersetzt und neu geschrieben wurden bis sie die Gestallt des heutigen Tages hatten. Immer wieder haben andere Menschen ihre eigenen Gedanken bei den Aktualisierungen einfließen lassen. So mag es auf der einen Seite gut möglich sein, das auch die Wahrheit dabei etwas sehr stark auf der Strecke blieb.

Als weitere Hypothese steht da jene Aussage, dass Gott uns das Leben geschenkt hat, aber uns auch gleichzeitig wissen ließ, das wir selbst dafür verantwortlich sind, bedenke man den Satz: "Hilf Dir selbst und Dir wird geholfen". Warum dann also glauben? Wo liegt hierbei der Sinn?

Noch anders gesehen ist Gott nicht nur unser Vater (warum überhaupt männlich), sonder auch unser Schöpfer. Hierzu stellt sich nun die ernsthafte Frage was ein Schöpfer in diesem Sinne eigentlich ist?

Und zu guter letzt, wenn Gott uns nach seinem Ebenbild erschaffen hat, wie ist dann all das Böse und diese Ungerechtigkeit unter den Menschen möglich? Und wenn wir als Ausrede hier den Teufel ins Spiel bringen wollen, so frage ich mich, wenn Gott allmächtig und unbezwingbar ist, wie kann dann der Teufel so ungehindert sein Werk unter den Menschen anbringen und fruchten lassen? Man kommt doch bei dieser Betrachtungsweise nicht darum herum, dass Gott dem Teufel und sein Werk gegenüber eher hilflos ist. Würden wir weiter nachdenken, so würden wir noch sehr, sehr viele Fragen und Widersprüche erkennen. Was also soll man davon halten? Ist hier überhaupt eine Antwort möglich? Und wenn ja, ist sie richtig und was sollen wir überhaupt glauben?

 

 Georg Goetiaris

Um uns einmal ein wirkliches Bild der verschiedenen Religionen und ihre indirekte Übereinstimmung zu machen, wollen wir uns in dieser Folge einmal mit verschiedenen Auszügen der Weltreligionen im Vergleich zum so genannten Aberglauben (Mythen = Kultur) machen.

Diese Auszüge setzen sich aus bereits zugänglichen Heiligen Schriften sowie geheime Rieten und eigene Anmerkungen zusammen.

Ich möchte an dieser Stelle extra betonen, dass es mir fern liegt irgendeine Religion oder Kultur als minderwertig erscheinen zu lassen. Worum es mir einzig geht, ist die Tatsache zu beweisen, dass alle in gewisser Form etwas miteinander Gemeinsames haben, was sich im laufe der Jahrtausende parallel zu den jeweiligen Ansichten und Kulturen der verschiedenen Völker verändert hat. Ich möchte den Beweis erbringen, dass es in grauer Vorzeit so etwas wie eine Urbibel gab.

Um uns mit einer der bekanntesten sowie geläufigsten Weltreligion gerade am Anfang zu beschäftigen, habe ich mich für das Christentum entschieden. Hieraus werden wir uns mit den wichtigsten Hinweisen beschäftigen, versuchen unsere eigene Interpretation als Vergleich einfließen zu lassen und am Ende unsere Bilanz daraus zu ziehen um diese in den eigenen Bemerkungen zu äußern.

Des weiteren werden der Buddhismus, der Islam, das Judentum sowie sämtliche Abkömmlinge von diesen Glaubensrichtungen beschäftigen.

Sind wir hierbei zu einer nur halbwegs überzeugenden Antwort gekommen, so werden wir uns mit den verschiedenen Kulturen und Altreligionen sowie dem Heidentum und Aberglauben zuwenden.

Ich wäre sehr erfreut, wenn Sie nicht nur passiv sondern auch aktiv dabei Mitwirken würden, indem Sie mir Ihre eigenen Ansichten oder Vermutungen aber auch Überzeugungen mitteilen würden. Hierfür möchte ich Ihnen bereits im Voraus danken.

 

Habe ich davon gesprochen, dass wir uns mit den verschiedensten Religionen beschäftigen, so liegt es nahe, dass dazu auch jene Weltreligion gehört die meines Achtens eine der interessantesten Religionen überhaupt ist, der Buddhismus.

Nirgends sonst gibt es so viele Widersprüche, die sich dann aber auch wieder ergänzen. Wenn wir überhaupt einen einleuchtenden Eindruck über die Entstehung von Religionen bzw. einer vorangehenden Urreligion bekommen wollen, dann besteht wohl hier am ehesten die Chance eine bedeutungsvolle Richtung hierfür zu finden.

Erst hier finden wir die Vielfalt an spiritistischer Toleranz sowie die Vereinigung von Natur und Glauben. Von dem Zusammenleben von Menschen der verschiedensten Kulturen in einer Bereitschaft den gemeinsam richtigen Weg zu beschreiten. Ob dieser Weg nun unbedingt der richtige ist bleibt zwar offen, aber zumindest finden wir in dieser Ansicht den Hoffnungsschimmer einer Bereitschaft dazu. Kein Extremismus, keine Selbstverherrlichung, keine gepachteten Rechte sowie weder Heuchelei noch Betrug. Das Einzige was hier wirklich zählt ist jener Weg zur Erkenntnis.

Es gleicht mehr einer Philosophie als einer Religion. Aber müssen wir sowieso nicht beides auf unserer Suche nach der Wahrheit in Betracht ziehen?

Wir werden uns hier nicht mit dem gesamten Buddhismus und all seinen Nebenformen auseinandersetzen, was auch den Rahmen unserer Möglichkeiten sprengen dürfte. Ich möchte Ihnen nur einen Eindruck bzw. einen Denkanstoss vermitteln um auch einmal jenes dogmatische Gebiet der anerzogenen Anbetung eines einzigen Gottes zu verlassen um sich mit jenen Kulturen auseinander zusetzen, mit deren Götterglaube bereits unsere Vorfahren lebten, wobei es ganz gleich ist, wie diese auch namentlich benannt wurden.

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Eine Einführung in den Buddhismus

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Hass und seine Überwindung

»Denn niemals hört im Weltenlauf
Die Feindschaft je durch Feindschaft auf.
Durch Liebe nur erlischt der Hass,
Ein ewiges Gesetz ist das.«

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Die Lehrrede von der Güte

»Glück soll die ganze Welt umfassen.
Ich grüße alles, was da lebt,
Ich möchte Segen regnen lassen
Und Heil, wie jedes es erstrebt.
Ob groß ein Wesen oder klein,
Ob zart, ob machtbegabt, ob schwach,
Es mag ein jedes glücklich sein:
In Luft und Land und tief im Bach.
Ob wir es sehen, ob's uns entgeht,
In fernem Land, vor unsrem Fuß,
Ob's lebt, ob's an der Pforte steht,
Heil sendet ihm der Heiligen Gruß.
Die Mutter schützt das zarte Kind
Mit Leib und Leben opferstill,
So will ich schützen liebgesinnt,
Was immer lebt und leben will.
Es soll der Liebe goldner Strahl
Durchleuchten grenzenlos das All,
und niemals bring des Hasses Stahl
Was lebt und bebt und strebt zu Fall.
Ob wir uns legen, stehen, ob ruhen,
Am Herde, auf der Wanderschaft -
Wir wollen unsre Arbeit tun
Mit gütigem Herzen, voller Kraft,
und unabhängig strebend nahm
Wir endlich noch Nirwanas Tür
Und frei von Leid und Sonderwahn
Verlöschen und verwehen wir.«

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Metta-Meditation: die Erweckung der Güte

(gehört zu den vier Erhabenen Verweilungen / Brahmaviehara)

»Also von Bürde und Übelwollen frei, voll bewusst und besonnen, durchdringt ein edler Jünger mit gütiger Gesinnung nach einer Himmelsrichtung, dann nach der zweiten, der dritten und der vierten, dann nach oben und unten und ringsum die ganze Welt nach allen Seiten vollständig, mit gütiger, umfassender, großer, unermesslicher, friedfertiger, freundlicher Gesinnung.
Ebenso durchdringt er mit Mitleid, Mitfreude und mit Gleichmut die ganze Welt.«

 

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Die »Drei Merkmale«

» ...es ...bleibt Tatsache und die feste und notwendige Bedingung des Daseins, dass alle Gebilde vergänglich sind ...
...dass alle Gebilde leidvoll sind.
... dass alle Realitäten nicht das Ich sind.«
(Solches erkennt ein Vollendeter selber und lehrt es die anderen.)

 

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Bedingungszusammenhang

»Vor meiner Erleuchtung, als ich noch ein Bodhisattva war, kam mir der Gedanke: 'Dem Elend ist die Welt preisgegeben. Man wird geboren, altert, stirbt, scheidet aus dem Dasein und wird wiedergeboren. Und ein Entrinnen aus diesem Leid ist nicht abzusehen. Sicherlich wird sich ein Ausweg aus diesem Leid, aus Altern und Sterben finden lassen.'
Da kam mir der Gedanke: 'Was muss vorhanden sein, damit Altern und Sterben eintreten, was bedingt Altern und Sterben?'
Da gewann ich durch gründliches Nachdenken die Einsicht: 'Wenn Geburt vorhanden ist, kommt es zu Altern und Sterben, durch Geburt bedingt sind Altern und Sterben.'
Da kam mir der Gedanke: 'Was muss vorhanden sein, damit eine Geburt eintritt, was bedingt eine Geburt?' ...« usw.

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Die Diskussion der Lehre vom Nichtselbst (anatman) in dem (außerkanonischen) Buch »Fragen des Königs Milinda«

Nun begab sich Milinda, der König, dahin, wo der ehrwürdige Nagasena (weilte), (und) als er sich hinbegeben hatte, wechselte er mit dem ehrwürdigen Nagasena freundlichen, höflichen Gruß und ließ sich an einer Seite nieder. Auch der ehrwürdige Nagasena grüßte (freundlich) zurück, woran sich des Königs Milinda Gemüt erfreute. Und nun sprach Milinda, der König, zu dem ehrwürdigen Nagasena dies: »Wie ist der Herr bekannt, welchen Namen hast du, o Herr?«
»Als Nagasena bin, o Großkönig, ich bekannt. Mit Nagasena reden mich, o Großkönig, die mit (mir zusammen) den frommen Wandel führen, an. Doch wenn auch die Eltern einen Namen geben wie Nagasena oder Surasena oder Virasena oder Sihasena, so ist, o Großkönig, das, was dieser Nagasena ist, (nur) eine Benennung, eine Bezeichnung, eine Kennzeichnung, nur ein Name für den Allgemeingebrauch; eine Person wird hier nicht vorgefunden.«
Da sprach Milinda, der König, so: »Hören mögen mich die fünfhundert Ionier und die achtzigtausend Mönche! Dieser Nagasena hat solches gesprochen: 'Eine Person wird hier nicht vorgefunden.' Ist es wohl recht, dem beizupflichten?« Und König Milinda sprach zu dem ehrwürdigen Nagasena dies: »Wenn, Herr Nagasena, eine Person nicht vorgefunden wird (= nicht existiert), wer gewährt euch denn die Versorgung mit Gewändern, Almosenspeise, Unterkunft und Arznei im Krankheitsfalle? Wer macht davon Gebrauch? Wer hütet die Tugend? Wer widmet sich geistlicher Übung? Wer verwirklicht den (heiligen) Weg, (dessen) Lohn und das Nirwana? Wer (aber) tötet ein Lebewesen? Wer nimmt Nichtgegebenes? Wer handelt in Liebesdingen übel? Wer spricht Lügen? Wer trinkt Berauschendes? Wer begeht (also diese) fünf Handlungen, (die) unverzüglich (böse Folgen haben)? Somit gibt es nichts Heilsames, (und) es gibt nichts Unheilvolles; es gibt keinen Betätiger von heilsamen und unheilvollen Taten sowie auch keinen Veranlasser (solcher Taten); es gibt keine Frucht und kein Ergebnis guter und böser Taten. Wenn, Herr Nagasena, derjenige, der Euch tötet, keinen Mord begeht, dann habt Ihr, Herr Nagasena, keinen Lehrer, habt keinen Unterweiser, habt keine höhere Mönchsweihe. 'Mit Nagasena reden mich, o Großkönig, die mit (mir zusammen) den frommen Wandel führen, an!' hast du gesagt. Wer ist (denn) hier Nagasena? Ist wohl, o Herr, das Kopfhaar Nagasena?«
»Gewiss nicht, o Großkönig!«
»Ist das Körperhaar Nagasena?«
 »Gewiss nicht, o Großkönig!«
»Sind die Nägel ... (weiter wie eben) ... die Zähne, die Haut, das Fleisch, die Sehnen, die Knochen, das Knochenmark, die Nieren, das Herz, die Leber, das Brustfell, die Milz, die Lungen, die Eingeweide, die Därme, der Magen, der Kot, die Galle, der Schleim, der Eiter, das Blut, der Schweiß, das Fett, die Tränen, der Talg, das Serum, der Nasenschleim, das Gelenkfett, der Urin, der Kopf, das Gehirn Nagasena?«
»Gewiss nicht, o Großkönig!«
»Ist dann wohl, o Herr, der Körper Nagasena?«
»Gewiss nicht, o Großkönig!«
»Sind die Empfindungen Nagasena?«
»Gewiss nicht, o Großkönig!«
»Sind die Wahrnehmungen Nagasena?«
»Gewiss nicht, o Großkönig!«
»Sind die (charakterlichen) Gegebenheiten Nagasena?«
»Gewiss nicht, o Großkönig!«
»Ist das Bewusstsein Nagasena?«
»Gewiss nicht, o Großkönig!«
»Sind dann, o Herr, vielleicht Körper, Empfindungen, Wahrnehmungen, (charakterliche) Gegebenheiten und Bewusstsein (zusammen) Nagasena?«
»Gewiss nicht, o Großkönig!«
»Ist dann, o Herr, etwas anderes als Körper, Empfindungen, Wahrnehmungen, (charakterliche) Gegebenheiten und Bewusstsein Nagasena?«
»Gewiss nicht, o Großkönig!«
»Dann, o Herr, (obwohl) ich frage und frage, sehe ich keinen Nagasena. Nur ein Wort, o Herr, ist Nagasena. Wer ist dann hier Nagasena? Unwahres, o Herr, sprichst du, Lüge! Es gibt keinen Nagasena!«
Daraufhin sprach der ehrwürdige Nagasena zu Milinda, dem König, dies: »Du bist, o Großkönig, als Fürst gut erzogen, fein gebildet. Wenn du, o Großkönig, zur Mittagszeit auf heißer Erde, auf erhitztem Sand, auf harten Schottern, Kieseln, Sandkörnern, nachdem du sie betreten hast, zu Fuß gehen würdest, (dann) schmerzen die Füße, der Körper leidet, der Geist wird beeinträchtigt. Ein mit Schmerz einhergehendes Körpergefühl tritt ein. Bist du nun zu Fuß hergekommen oder mit einem Fahrzeug?«
»Nicht bin ich, o Herr, zu Fuß hergekommen; mit einem Wagen bin ich gekommen.«
»Wenn du, o Großkönig, mit einem Wagen hergekommen bist, erkläre mir den Wagen! Ist vielleicht, o Großkönig, die Deichsel der Wagen?«
»Gewiss nicht, o Herr!«
»Ist die Achse der Wagen?«
»Gewiss nicht, o Herr!«
»Sind die Räder der Wagen?«
»Gewiss nicht, o Herr!«
»Ist der Wagenkasten der Wagen?«
 »Gewiss nicht, o Herr!«
»Ist der Flaggenstock der Wagen?«
»Gewiss nicht, o Herr!«
»Ist das Joch der Wagen?«
»Gewiss nicht, o Herr!«
»Sind die Zügel der Wagen?«
»Gewiss nicht, o Herr!«
»Ist der Treibstock der Wagen?«
»Gewiss nicht, o Herr!«
»Sind vielleicht, o Großkönig, Deichsel, Achse, Rad, Wagenkasten, Flaggenstock, Joch, Zügel und Treibstock (zusammen) der Wagen?«
»Gewiss nicht, o Herr!«
»Ist dann, o Großkönig, etwas anderes als Deichsel, Achse, Rad, Wagenkasten, Flaggenstock, Joch, Zügel und Treibstock der Wagen?«
»Gewiss nicht, o Herr!«
»Dann, o Großkönig, (obwohl) ich frage und frage, sehe ich keinen Wagen. Nur ein Wort, o Großkönig, ist der Wagen. Was ist dann hier der Wagen? Unwahres, o Großkönig, sprichst du, Lüge! Es gibt keinen Wagen. Du, o Großkönig, bist in ganz Indien der Hauptkönig. Wen fürchtest du, dass du Lügen sprichst? Hören mögen mich die fünfhundert Ionier und die achtzigtausend Mönche! Dieser König Milinda hat so gesprochen: 'Mit einem Wagen bin ich gekommen!' (Als ihm von mir) 'Wenn du, o Großkönig,
mit einem Wagen hergekommen bist, erkläre mir den Wagen!' gesagt wurde, ist er die (behauptete) Existenz des Wagens (zu beweisen) nicht imstande. Ist es wohl recht, dem beizupflichten?«
Nachdem er so gesprochen hatte, spendeten die fünfhundert Ionier dem ehrwürdigen Nagasena Beifall und sprachen zu Milinda, dem König, dies: »Jetzt, o Großkönig, sprich, wenn du kannst!« Daraufhin sprach der König Milinda zu dem ehrwürdigen Nagasena dies: »Nicht spreche ich, Herr Nagasena, Lügen. In Bezug auf die Deichsel und in Bezug auf die Achse und in Bezug auf die Räder und in Bezug auf den Wagenkasten und in Bezug auf den Flaggenstock und in Bezug auf das Joch und in Bezug auf die Zügel und in Bezug auf den Treibstock gilt 'Wagen' als eine Benennung, eine Bezeichnung, eine Kennzeichnung, als Name für den Allgemeingebrauch.«
»Gut, o Großkönig, begreifst du den Wagen. Und genauso, o Großkönig, ist auch bei mir in Bezug auf das Kopfhaar und in Bezug auf das Körperhaar ... (weiter wie oben) ... und in Bezug auf das Gehirn und in Bezug auf den Körper und in Bezug auf die Empfindung und in Bezug auf die Wahrnehmung und in Bezug auf die (charakterlichen) Gegebenheiten und in Bezug auf das Bewusstsein gilt 'Nagasena' als eine (bloße) Benennung, eine Bezeichnung, eine Kennzeichnung, als Name für den Allgemeingebrauch.
Über diesen Sinn hinaus wird eine Person hier nicht vorgefunden. Gesagt wurde ja dies, o Großkönig, von der Nonne Vajira in Gegenwart des Erhabenen:

'Wie ja bei Verbindung der (betreffenden) Teile
das Wort 'Wagen' (gebraucht wird),
so ist bei Vorhandensein der (obigen fünf) Bestandteile
(auch das Vorhandensein) eines Wesens
(bloße) konventionelle Ausnahme.«

»Wundervoll, Herr Nagasena; wunderbar, Herr Nagasena! Glänzend sind die Antworten auf die Fragen vorgetragen worden. Wenn Buddha (hier) stehen würde, dann würde er (dir) Beifall spenden. Gut, gut, o Nagasena! Glänzend sind die Antworten auf die Fragen vorgetragen worden.«
 

 

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Nirwana (Skt) / Nibbana (P)

Zentral ist die Aussage des Buddha zum Nirwana im Itivuttaka 43, die empathisch mit den feierlichen Worten »Atthi bhikkhave ajatam« - »Es gibt, ihr Mönche, ein Ungeborenes« - eingeleitet werden:

»Es gibt, ihr Mönche, ein Ungeborenes, Ungewordenes, nicht gemachtes, ein nicht durch schaffende Tätigkeit Hervorgebrachtes (daher Unverursachtes [no]). Wenn es dieses nicht gäbe, so wäre hier ein Entrinnen aus dem Geborenen, Gewordenen, Gemachten, durch schaffende Tätigkeit Hervorgebrachten nicht zu erkennen. Weil es nun aber ein Ungeborenes, Ungewordenes, nicht gemachtes, ein nicht durch schaffende Tätigkeit Hervorgebrachtes gibt, deshalb ist ein Entrinnen aus dem Geborenen, Gewordenen, Gemachten, durch schaffende Tätigkeit Hervorgebrachten zu erkennen.«

»Es gibt, Mönche, jenes Gebiet, in dem es weder Erde noch Wasser noch Feuer noch Luft gibt, noch das Gebiet des grenzenlosen Raumes, noch das Gebiet des grenzenlosen Bewusstseins, noch das Gebiet der Nirgendetwasheit, noch das Gebiet der Weder- Wahrnehmung- noch- Nichtwahrnehmung, nicht diese Welt noch eine andere Welt (das Nirwana ist nicht das Jenseits!!! [no]), nicht beides, Mond und Sonne. Dieses nenne ich weder Kommen noch Gehen noch Bestehen noch Verschwinden noch Entstehen, was nicht selber wieder auf einer Grundlage ruht (also verursacht ist [no]), nicht im Flusse ist, keinen Untergrund hat: eben das, eben dieses ist das Ende des Leidens.«

Zwei Nirwana - Bereiche
»Diese zwei Nibbana - Bereiche gibt es, ihr Jünger. Welche zwei? Den mit dem Rest von Beilegungen behafteten Nibbana - Bereich und den vom Rest Beilegungen freien Nibbana-Bereich ...«

Der Weg zum Nirwana
»Nur Ausrottung aller Arten von Drang führt zur restlosen Leidenschaftslosigkeit, zum Ende, zum Nibbana.
Für den Bhikkhu, der so erloschen ist, der an nichts mehr haftet, gibt es keine Wiedergeburt mehr.«


Das »Torwächter-Gleichnis«
»Die Stadt, ihr Mönche, ist eine Bezeichnung für diesen aus den vier Elementen bestehenden Körper, den von Vater und Mutter gezeugten, aufgebaut durch Reis und Milch, der Vergänglichkeit unterworfen, dem Verfall, der Abnutzung und Vernichtung ausgesetzt.
Die sechs Pforten (gemeint der Stadt bzw. des Körpers [no]) sind eine Bezeichnung für die sechs inneren Sinnengrundlagen. Der Torwächter ist eine Bezeichnung für die Achtsamkeit. Der Stadtherr ist eine Bezeichnung für das Bewusstsein. Der Kreuzungspunkt in der Mitte (der Stadt [no]) ist eine Bezeichnung für die vier Elemente: das Erd-Element, das Wasser-Element, das Feuer-Element und das Wind-Element.
Die wahrheitsgemäße Botschaft ist eine Bezeichnung für Nibbana.
Der begangene Weg ist eine Bezeichnung für den heiligen achtfachen Pfad.«


Die Wurzeln des Unheilsamen
»Diese drei Wurzeln des Unheilsamen gibt es,
ihr Jünger. Welche drei?
Die Gier, die Wurzel des Unheilsamen ...,
der Hass ..., die Verblendung ...«
»Gier, Hass und Verblendung, die im Ich entstanden sind, vernichten einen Menschen mit schlechtem Gemüt wie einen Bambusstamm mitsamt seiner Frucht.«
»Diese drei, ihr Jünger, sind Schmutzlachen ..., Feinde ..., Gegner ..., Mörder ..., Widersacher auf dem Wege ...Die Gier ..., der Hass ..., die Verblendung.«
 

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Lehrrede an die Kailama

So habe ich berichten hören:
Einst kam der Erhabene auf seiner Wanderung im Lande der Koala mit einer großen Bhikkhuschar nach Kesaputta, einem Marktflecken der Kailama. Es hörten nun die Kailama von Kesaputta, dass der Samana Gotama, der Sakya, nach Kesaputta gekommen sei, und dass er im Rufe stehe, der Erhabene, der Heilige, der vollkommen Erleuchtete zu sein; es sei gut, solche Heilige zu sehen. So begaben sie sich zu ihm, begrüßten ihn ehrerbietig, setzten sich zu ihm und sprachen: »Herr, da kommen einige Samanen und Brahmanen nach Kesaputta, die nur ihre eigene Lehre glänzen und leuchten lassen, aber die Lehren anderer bekämpfen, verspotten und verachten. Dann kommen wieder andere, die es ebenso machen. Deshalb sind wir im Unklaren und im Zweifel, welcher von diesen verehrlichen Samanen eigentlich Wahres und welcher Falsches lehrt.«
»Ganz recht, Kailama, dass ihr zweifelt; in einem solchen Falle muss man zweifeln. Richtet euch nicht nach Hörensagen, nicht nach einer Überlieferung, nicht nach einer bloßen Behauptung, nicht nach der Mitteilung heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Deduktionen, nicht nach
äußeren Erwägungen, nicht nach der Übereinstimmung mit euren Ansichten und Grübeleien, nicht nach dem Scheine der Wirklichkeit, denket nicht: 'Der Samana ist unser Lehrer (darum wollen wir ihm glauben)'; sondern wenn ihr, Kailama, selbst erkennt, dass diese oder jene Dinge schlecht und verwerflich sind, von Verständigen getadelt und, ausgeführt oder begonnen, zum Unheil und Leiden führen, so sollt ihr sie verwerfen.«
 

Die Erleuchtung

Mit also gesammeltem Geist, mit geläutertem, reinheitsreichem, der von Flecken frei war, aller Schäden entledigt, geschmeidig, der Arbeit sich fügend, feststehend und unentwegt, wandte ich meinen Geist hin auf die Erinnerung und Erkenntnis meines früheren Daseins. So erinnerte ich mich an mannigfaltiges früheres Dasein: an eine Existenz, an zwei Existenzen, an drei ... vier ... fünf ... zehn ... zwanzig ... dreißig ... vierzig ... fünfzig ... hundert ... tausend ... hunderttausend Existenzen, an viele Weltalter der Zerstörung und Erneuerung: dort war ich mit dem und dem Namen, von dem und dem Geschlecht, von der und der Erscheinung, von der und der Nahrung lebend, das und das Glück und Leid erfahrend, von so und so langer Lebensdauer. Von da schied ich und wurde dort wiedergeboren: und auch dort war ich mit dem und dem Namen ...; von da schied ich und bin hier wiedergeboren: so erinnerte ich mich an mannigfaltiges früheres Dasein mit seiner Besonderheit und mit der Bestimmtheit seines Wesens.
Dies, o Brahmane, ist die erste Wissenschaft, die ich in der ersten Nachtwache erlangt habe. Das Nichtwissen ist vernichtet, Wissen entstanden. Die Finsternis ist vernichtet, Helligkeit entstanden, wie es sich gebührt für den, der unentwegt, in heißem Eifer, sein Selbst dem Streben weihend, verharrt. Dies, o Brahmane, war mein erstes ans Licht kommen, wie eines Küchleins aus der Eierschale.
Mit also gesammeltem Geist, mit geläutertem, reinheitsreichem, der von Flecken frei war, aller Schäden entledigt, geschmeidig, der Arbeit sich fügend, feststehend und unentwegt, wandte ich meinen Geist hin auf die Kenntnis vom Abscheiden und Wiederkommen der Wesen. Da sah ich mit meinem göttlichen Auge, dem reinen, über Menschliches erhabenen, die Wesen, wie sie abschieden und wiederkamen, niedere und hohe, von schöner Erscheinung und von schlechter Erscheinung, Wohlwandelnde und Übelwandelnde; die Wesen, wie sie nach ihren Taten ihre Stätte fanden, erkannte ich: da sind diese Wesen, behaftet mit üblen Gedanken, Worten und Werken, die die Heiligen geschmäht haben, falschem Glauben anhängend und falschen Glaubens Werke auf sich nehmend - die gehen, wenn ihr Leib zerbricht, jenseits des Todes den Unglücksweg, den bösen Gang, zur Verdammnis, zur Hölle. Jene andern Wesen aber, begabt mit guten Gedanken, Worten und Werken, die die Heiligen nicht geschmäht haben, rechtem Glauben anhängend und rechtem Glaubens Werke auf sich nehmend - die gehen, wenn ihr Leib zerbricht, jenseits des Todes den Heilsweg und kommen in den Himmel. So sah ich mit meinem göttlichen Auge, dem reinen, über Menschliches erhabenen, die Wesen, wie sie abschieden und wiederkamen, niedere und hohe, von schöner Erscheinung und von schlechter Erscheinung, Wohlwandelnde und Übelwandelnde; die Wesen, wie sie nach ihren Taten ihre Stätte fanden, erkannte ich.
Dies, o Brahmane, ist die zweite Wissenschaft, die ich in der mittleren Nachtwache erlangt habe. Das Nichtwissen ist vernichtet, Wissen entstanden. Die Finsternis ist vernichtet, Helligkeit entstanden, wie es sich gebührt für den, der unentwegt, in heißem Eifer, sein Selbst dem Streben weihend verharrt. Dies, o Brahmane, war mein zweites ans Licht kommen, wie eines Küchleins aus der Eierschale.
Mit also gesammeltem Geist, mit geläutertem, reinheitsreichem, der von Flecken frei war, aller Schäden entledigt, geschmeidig, der Arbeit sich fügend, feststehend und unentwegt, wandte ich meinen Geist hin auf die Kenntnis des Untergangs der Verderbnisse. »Dies ist das Leiden«: also erkannte ich in Wahrheit. »Dies ist die Entstehung des Leidens«: also erkannte ich in Wahrheit. »Dies ist die Aufhebung des Leidens«: also erkannte ich in Wahrheit. »Dies ist der Weg zur Aufhebung des Leidens«: also erkannte ich in Wahrheit. »Dies sind die Verderbnisse« ... »Dies ist die Entstehung der Verderbnisse« ..., »Dies ist die Aufhebung der Verderbnisse« ... »Dies ist der Weg zur Aufhebung der Verderbnisse«: also erkannte ich in Wahrheit. Indem ich also erkannte und also schaute, wurde meine Seele erlöst vom Verderbnis des Werdens, und meine Seele wurde erlöst vom Verderbnis des Irrglaubens, und meine Seele wurde erlöst vom Verderbnis des Nichtwissens. Im Erlösten entstand die Erkenntnis: Ich bin erlöst. Vernichtet ist die Geburt, vollendet der heilige Wandel, erfüllt die Pflicht; keine Rückkehr gibt es mehr zu dieser Welt: »also erkannte ich.«
Dies, o Brahmane, ist die dritte Wissenschaft, die ich in der letzten Nachtwache erlangt habe. Das Nichtwissen ist vernichtet, Wissen entstanden. Die Finsternis ist vernichtet, Helligkeit entstanden, wie es sich gebührt für den, der unentwegt in heißem Eifer, sein Selbst dem Streben weihend verharrt. Dies, o Brahmane, war mein drittes ans Licht kommen, wie eines Küchleins aus der Eierschale.
 

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Das Ende des Samsaara ist das Ende der Welt

..., »Herr, ist es möglich, durch Wandern das Ende der Welt zu erkennen, zu schauen, zu erreichen, wo keine Geburt, kein Altern, kein Sterben, kein Vergehen und kein Entstehen ist?«
»Freud, ich lehre nicht, dass dieses Ende der Welt, wo keine Geburt, kein Altern, kein Sterben, kein Vergehen und kein Entstehen ist, durch Wandern zu erkennen, zu schauen und zu erreichen sei, ...und doch, Freund, lehre ich nicht, dass man ohne das Ende der Welt erreicht zu haben, dem Leiden ein Ende machen kann. Und so verkünde ich, Freund, dass in eben diesem klaftergroßen, bresthaften Leibe mit seinem Wahrnehmen und Denken die Welt liegt und die Entstehung der Welt und die Aufhebung der Welt und der Pfad, der zur Aufhebung der Welt führt.
Durch Wandern ist das Ende der Welt niemals zu erreichen. Und doch gibt es, wenn man das Ende der Welt nicht erreicht hat, keine Befreiung vom Leiden.
Deshalb, wahrlich, ersehnt der Weise, der die Welt kennt, der zum Ende der Welt geht und ein heiliges Leben führt - nachdem er das Ende der Welt, welches er erkennt, verwirklicht hat - für sich weder diese, noch eine andere Welt.«
 


Existenz ist Leiden

So habe ich berichten hören:
Als der Erhabene die Erleuchtung erlangt hatte, saß er unter dem Bodhibaume bei Uruvela am Ufer des Flusses Nerañjara und genoss sieben Tage lang die Seligkeit der Erlösung. Nach Ablauf dieser sieben Tage erhob er sich aus seiner Meditation und betrachtete mit der Einsicht eines Erleuchteten die Welt. Da sah er die Wesen in mancherlei Gluten brennen und in mancherlei Qualen schmachten, die aus Begierde, Hass und Verblendung entstanden sind. Und er sprach feierlich diesen Spruch:
»Diese Qualerfüllte, ganz in Berührungen aufgehende Welt nennt das, was der Krankheit ausgesetzt ist, das Ich.
Wo immer sie meint, es gebe etwas Bleibendes, da gibt es nur Veränderung.
...
Die Welt, die sich stets verändern muss, die am Dasein hängt, im Dasein ganz aufgeht, findet sogar noch Gefallen am Dasein.
Woran man aber Gefallen findet, das bringt Furcht, und wovor man sich fürchtet, das ist Leiden.«
Um aber das Dasein gänzlich zu überwinden, führt man den Wandel der Heiligkeit.
 Alle Samanen und Brahmanen, welche lehren, dass es eine Erlösung vom Dasein durch Lebensbejahung gebe, sind unerlöst vom Dasein, sage ich. Aber auch alle Samanen und Brahmanen, welche lehren, dass es ein Entrinnen aus dem Dasein durch Selbstabtötung gebe, sind dem Dasein nicht entronnen, sage ich.
Durch alles irdische Trachten bedingt, entsteht ja dieses Leiden; wenn aber alles Haften überwunden ist, kann kein Leiden mehr entstehen.
Betrachte nur diese Welt weit und breit und die Wesen, die im Nichtwissen ganz aufgehen und sich der (anderen) Wesen freuen: Sie sind unerlöst.
Alles, was es an Dasein irgendwo und irgendwie gibt, ist vergänglich, leidvoll, muss sich verändern.
Wer dies, wie es wirklich ist, mit vollkommener Weisheit betrachtet, der überwindet den Drang nach Lebensbejahung und findet auch kein Gefallen an dem Drange nach Selbstabtötung.
Nur Ausrottung aller Arten von Drang führt zu restloser Leidenschaftslosigkeit, zum Ende, zum Nibbana.
Für den Bhikkhu, der so erloschen ist, der an nichts mehr haftet, gibt es keine Wiedergeburt mehr.
Überwunden ist für ihn Mara, gewonnen die Schlacht, entronnen ist ein solcher allen Daseinsformen.
 

Das Werden in Abhängigkeit

So hab' ich es gehört: Einst weilte der Erhabene bei Uruvela am Ufer des Flusses Nerañjara am Fuße des Bodhi-Baumes, unmittelbar nachdem er ein Erwachter geworden war. Damals aber saß der Erhabene sieben Tage lang mit gekreuzten Beinen, die Seligkeit der Erlösung genießend. Und nachdem der Erhabene sich nach Ablauf der sieben Tage aus dieser Konzentration erhoben hatte, betrachtete er während der letzten Wache der Nacht im Geiste aufmerksam das bedingte Entstehen in fortlaufender und Rücklaufender Richtung in dieser Weise:
»Wenn dieses ist, ist jenes, infolge dieses (Prozesses) entsteht jener (Prozess); wenn dieses nicht ist, ist jenes nicht, infolge der Aufhebung dieses (Prozesses) wird jener (Prozess) aufgehoben: das will sagen: Wenn Nichtwissen da ist, sind - (organische) - Prozesse; wenn - (organische) - Prozesse da sind, ist Bewusstsein; wenn Bewusstsein da ist, ist der körperliche Organismus; wenn der körperliche Organismus da ist, sind die sechs Gebiete; wenn die sechs Gebiete da sind, ist Berührung; wenn Berührung da ist, ist Empfindung; wenn Empfindung da ist, ist 'Durst'; wenn 'Durst' da ist, ist Ergreifen; wenn Ergreifen da ist, ist Werden; wenn Werden da ist, ist Geburt; wenn Geburt da ist, stellen sich Alter und Tod, Kummer, Wehklagen, Schmerz, Gram und Verzweiflung ein. Solcherart ist die Entstehung dieser gesamten Leidensmasse.
Aber auf der restlosen, spurlosen Aufhebung des Nichtwissens beruht die Aufhebung der - (organischen) - Prozesse, auf der Aufhebung der - (organischen) - Prozesse die Aufhebung des Bewusstseins, auf der Aufhebung des Bewusstseins die Aufhebung des körperlichen Organismus, auf der Aufhebung des körperlichen Organismus die Aufhebung der sechs Gebiete, auf der Aufhebung der sechs Gebiete die Aufhebung der Berührung, auf der Aufhebung der Berührung die Aufhebung der Empfindung, auf der Aufhebung der Empfindung die Aufhebung des 'Durstes', auf der Aufhebung des 'Durstes' die Aufhebung des Ergreifens, auf der Aufhebung des Ergreifens die Aufhebung des Werdens, auf der Aufhebung des Werdens die Aufhebung der Geburt, infolge der Aufhebung der Geburt werden Alter und Tod, Kummer, Wehklagen, Schmerz, Gram und Verzweiflung aufgehoben. Solcherart ist die Aufhebung dieser gesamten Leidensmasse.«
Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch: »Wahrlich, wenn die Dinge dem eifrigen, vertieften Brahmanah sich entschleiern, dann steht er da, Maras Heer verscheuchend, wie die Sonne, die den Himmelsraum durchstrahlt.«
 

Buddhas letzte Worte

Dann richtete der Erhabene an den ehrwürdigen Ananda die Worte: »Ananda, es könnte euch vielleicht der Gedanke kommen: 'Der Lehrer, (der uns) das Wort (verkündete) ist dahingegangen, wir (können uns nun auf) keinen Lehrer mehr (berufen).' Aber so dürft ihr die Sache nicht ansehen, Ananda. Die Lehre und die Regel, die ich euch gepredigt und vorgezeichnet habe, die sind euer Lehrer nach meinem Ende.«
Dann sprach der Erhabene noch zu den Bhikkhus: »Wohlan, Bhikkhus, (höret) jetzt, (was) ich euch (noch) zu sagen habe: Die Seinserscheinungen sind ihrem Wesen nach vergänglich. Rüstet euch aus mit Wachsamkeit!«
Das war des Tathagata letztes Wort.


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Wie Sie, in diesem kurzen Eindruck hier, selbst unschwer erkennen konnten beruht diese Glaubensrichtung doch zu einem großen Teil an Lebensphilosophien und -Weisheiten. Selbstverständlich gibt es auch hier feste grundreligiöse Fundamente. Aber alles in allem verbinden sich der Glaube wie auch die Lebensphilosophie und Erkenntnis sowie Weisheit nahtlos miteinander. Wir werden aber noch zu einem späteren Zeitpunkt darauf zurückkommen und uns ausgiebig damit beschäftigen.

Kultur, Religion, Gesetzgebung, Lebenseinstellung und - Erfahrung sowie deren Weisheit prägen die Überzeugung des Menschen und leiten ihn auf seinem Weg zur Erkenntnis. Da ein jeder aber seine Kultur und Religion für die einzig wahre hält wird es immer Probleme, Auseinandersetzungen bis hin zu Kriegen geben. Warum dies so ist, und warum wir nicht alle an ein und das selbe glauben, damit beschäftigen wir uns beim nächsten Mal.

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 Georg Goetiaris

 

 

Zum Weisheitsbuch der Wandlung (Chin.)