Goetia

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IV. Kapitel

 

Und noch einmal zum Raum

 Zeit und Raum bestimmen fasst ausschließlich das menschliche Denken und Handeln. Aber was verstehen wir unter Räumlichkeit und wie real ist sie eigentlich? Wenn wir über den Raum nachdenken, so verbinden wir diese Gedanken ganz automatisch, bewusst oder unterbewusst, mit dem Begriff „Zeit“. Wie wir nun aber erfahren mussten, ist die Zeit universell betrachtet, nicht existent. Wie ist nun der Raum zu verstehen?

Hierbei sollte zuerst eine Tatsache geklärt werden. Wie wir alle wissen, ist der Mensch nur fähig, alles um ihn herum von der Basis seiner Größenordnung aus zu betrachten. Zudem ist sein Wahrnehmungsvermögen auf einen ganz klein beschränkten Wellenbereich eingerichtet. So können wir bestimmte Dinge wie Farben oder Tonfrequenzen nicht wahrnehmen, da sie außerhalb dieser Wellenlängen liegen. Das bedeutet, dass wir nicht alles sehen, hören oder anders wahrnehmen können, obwohl es vorhanden ist. Zudem kommt noch, dass wir zwar verschiedene Dinge wahrnehmen könnten, es aber dennoch nicht tun, da unser Gehirn nicht in der Lage ist, jene sichtbaren Impulse zu einem uns bekannten Bild (alles was uns logisch erscheint) zusammenzusetzen. Bei einem ganz einfachen Experiment können wir uns einmal vor Augen halten, wie unterschiedlich unsere Sinne unser Umfeld wahrnehmen. Nehmen Sie einmal eine Münze mit geschlossenen Augen in die Hand und versuchen Sie deren Größe zu ertasten. Prägen Sie sich diese Größe gut ein. Nun öffnen Sie Ihre Augen und betrachten Sie jene Münze. Es wird Ihnen auffallen, dass Sie beim ertasten diese Münze wesendlich größer eingeschätzt haben. Die Münze die Sie jetzt sehen erscheint Ihnen etwas kleiner. Nun frage ich Sie, wem wollen Sie mehr vertrauen, Ihren Augen oder Ihrem Tastsinn? Sicher werden Sie sich für Ihre Augen entscheiden. Dies liegt aber daran, dass der Mensch gelernt hat, alles zuerst mit seinen Augen zu betrachten und auszuwerten. Wie würde aber ein Blinder die Größe dieser Münze bestimmen? Er ist in erster Linie auf seinen Tastsinn angewiesen. Welchem Sinn sollten wir nun wirklich unser Vertrauen schenken? Keine so leichte Frage. Hinzu kommt, dass wir dreidimensional sehen, was bedeutet wir nehmen unsere Umwelt in Höhe, Breite und Tiefe war. Dieses dreidimensionale Bild kommt zustande, da unsere Augen einwenig in ihrer Parallelstellung von einander abweichen. Unser Gehirn bekommt so die Signale von zwei leicht unterschiedlichen Bildern, welche es zu einem einzigen „vollkommenen“ Bild zusammensetzt. Betrachten Sie einmal einen beliebigen Gegenstand und verdecken Sie dabei eines Ihrer Augen. Nun schauen Sie mit einem Auge ca. 1 Minute auf diesen Gegenstand. Zuerst werden Sie keinen Unterschied bemerken, da Ihr Gehirn Ihnen ein, aus der Gewohnheit heraus „vollkommenes“ Bild vortäuscht, aber nehmen Sie nun nach dieser einen Minute die Hand von dem verdeckten Auge weg und schauen Sie mit beiden Augen. Sie werden verblüfft sein, wie sich jenes Bild des Gegenstandes nun auch in die Tiefe verwandelt. Genau das gleiche geschieht wenn wir Bilder oder einen Film betrachten. Wir glauben es dreidimensional zu sehen, obwohl es auf der Leinwand nur zweidimensional möglich ist, nämlich Höhe und Breite, genau wie mit dem einen Auge. Unser Gehirn betrügt mit dem Fundus seines Erinnerungsvermögens, es lässt uns die Dinge so wahrnehmen, wie wir sie gewohnt sind. So wird ein Brillenträger (hier entsteht ein ähnlicher Effekt) oder ein Einäugiger es auch beim Autofahren, besonders beim Einparken sehr viel schwerer haben, da er die Entfernungen nicht genau abschätzen kann. Was wir daraus lernen sollten, ist die Tatsache, dass wir dem ständigen Betrug unseres Sehvermögens ausgesetzt sind, ob wir wollen oder nicht. Denken wir noch einmal kurz an das Beispiel mit der Größenbestimmung unserer Münze. Wem würden Sie nach diesem Experiment nun mehr vertrauen, Ihrem Seh- oder Tastvermögen? Es ist ganz egal, nicht nur dass der Mensch ein sehr eingeschränktes Wahrnehmungsvermögen hat, er unterliegt auch noch dem ständigen Betrug seiner Sinne. Das makabere daran ist jedoch noch immer jene Tatsache, dass der Mensch, obwohl er um diese Dinge weis, einzig seine Wahrnehmungen als Grundlage, für die Erkenntnisse der Natur und um ihre Gesetzmäßigkeiten, nimmt und dabei jegliche andere Erkenntnis oder Erfahrung ablehnt oder zumindest in Frage stellt. Selbst die Geschichte beweist rückblickend die unendlich vielen Irrtümer des Menschen, bis in unsere heutigen Tage hinein. Da sind jene sehr frühen Überzeugungen, dass Blitz und Feuer göttlich oder dämonisch und nicht zu beherrschen sind. Nehmen wir die Überzeugung, welche sogar die Christliche Kirche vertrat, dass die Welt eine Scheibe sei und der Himmel sich über diese wölbt. Ein Wieder- oder Einspruch konnte sogar als Ketzerei mit dem Tode bestraft werden. Die spätere Ansicht über unser Universum, wo im frühen Stadium glaubte, die Erde stände im Mittelpunkt und alle Planeten, inklusive der Sonne drehten sich um diese. Später glaubte man, dass unser Sonnensystem das Zentrum unserer Milchstraße bildet. Welch eine Enttäuschung, als man feststellen musste, dass wir uns, fast unscheinbar klein, eher am Rande unserer Galaxie befinden. Der Glaube, der Mensch stamme von Adam und Eva ab, und später die Evolutionslehre, die sogar noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts für eine spektakuläre Aufregung mit gerichtlichen Folgen in Amerika sorgte. Selbst heutzutage vertreten ca. 30 % der zivilisierten Menschen die Möglichkeit, der Mensch würde nicht auf Erden, in ihrer Endwicklungsgeschichte, sonder von Außerirdischen abstammen. Auch menschliche Verhaltensweisen, welche durch Krankheiten hervorgerufen werden und medizinisch leicht behandelt werden können, galten früher als göttliche Strafe oder Besessenheit des Bösen. Stets stellte der Mensch neue Theorien auf, welche immer auf der Basis seiner neuen Erkenntnisse sowie Erfahrungen beruhten. Bis zu diesem Zeitpunkt der „Erneuerung“ aber verharrte er auf seine, bis dahin gültige Meinung, so als wenn diese endgültig, wie eine Gottesbotschaft sei. Bedenkt man nun aber, dass die stets neuen Erkenntnisse und Entdeckungen auf die vom Menschen entwickelten Hilfsmittel zurückzuführen sind, so hat sich der Mensch, seit seines Bestehens, stets nur geirrt. Vergessen wir nicht, dass es gerade jene Hilfsmittel sind, die dem Menschen seine fehlenden Sinne ersetzen und ohne die er selbst, aus seiner Natur heraus, nicht im Stande wäre, jene fortschrittlichen Erkenntnisse zu machen. Ich bin der Überzeugung, dass, wenn es dem Menschen gelingen sollte, sein Werk der Zerstörung anzuhalten und somit hier auf Erden zu überleben, so bestünde die Möglichkeit, eines Tages der Wahrheit gegenüberzutreten um die wahre Erkenntnis oder Erleuchtung zu erlangen. Wie lächerlich würden ihm doch dann der Hochmut und die vielfältige Einfalt seiner Vorväter vorkommen?

Es geht also nicht um die Frage woher wir kommen und wohin wir gehen, es ist auch keine Frage der Zeit, wann und wie alles begann und wann und wie alles endet, es kommt einzig darauf an, dass wir unsere Bestimmung der Naturgesetzmäßigkeit in der uns zur Verfügung stehenden Epoche erfüllen. Die Erkenntnis um unsere wahre Bestimmung im Sinne der Symbiose der universellen Natur zu erlangen und derer gerecht zu werden ist der Schlüssel zu jeder Erleuchtung. Wir fragen ja auch nicht was vor unserer Geburt war und wie lange wir leben werden, was uns wichtig erscheint ist jene Phase in der wir leben. Wir sind bemüht ein Leben in Gesundheit und Glück zu führen, Das Leben allein zählt und nicht das „Davor“ oder „Danach“. So ist, von der „Zeit“ her betrachtet, jedes Leben von unterschiedlicher Dauer, wobei es uns weniger auf die Lebenszeit ankommt als vielmehr auf die Lebensqualität. Dieses Prinzip ist stets gleich, vom Mikro- bis hin zum Makrokosmos, bei allem was existiert. Auch wenn wir, bedingt durch unser „zeitliches Denken“ es uns nicht vorstellen können, das Leben war schon immer vorhanden, es kennt keinen Anfang und ebenso wenig ein Ende, es unterliegt nur der ständigen Veränderung und Anpassung seiner Entwicklung des ewigen Seins. Alles spiegelt sich in allem wieder, alles folgt demselben Prinzip. So schließt sich der Kreis von groß und klein nahtlos.

 

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