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Die Templer
Fast vom ersten Augenblick ihres Bestehens an, etwa um 1119, stand der Orden der armen Ritter Christi und des Tempels von Salomon zu Jerusalem, später einfach nur noch Templer genannt, im Mittelpunkt von Kontroversen und Spekulationen. Das Konzept eines Ordens kämpfender Männer stellte eine Revolution dar. Mönche gaben sich schließlich der Kontemplation und dem Gebet hin. Schwerter zu tragen oder Pferde zu reiten war ihnen untersagt. Die Männer Gottes vergossen kein Blut, nicht einmal das von Ungläubigen. Wer also waren diese Templer? Wie begann alles? Wie gelangten sie zu so viel Land, Geld und Macht? Vor allem, warum besitzen sie seit Anbeginn ihres Bestehens einen solchen Einfluss auf die Literatur und Legendenbildung?
Die Hintergründe
Der erste Kreuzzug führte zur Bildung mehrerer westchristlicher Kreuzritterstaaten auf dem Gebiet des heutigen Israels, Syrien, Jordanien und der Türkei. Diese Reiche sahen sich ständigen Bedrohungen ausgesetzt und ihre Herrscher kontrollierten kaum mehr als die eroberten Städte, in denen sie residierten. Diese hießen Edessa, Antiocha, Tripoli, Tyrus und, vor allen anderen, Jerusalem. Durch die Einrichtung dieser Kreuzzugstaaten verbreitete sich im westlichen Europa die irrige Annahme, es sei nun sicher, die heiligen Stätten der Christenheit aufzusuchen, und eine Flut von Pilgern ergoss sich in diese Gebiete. Schon bald zeichnete sich ab, dass die Könige und Grafen außerstande waren, die größtenteils unbewaffneten Pilger auf ihrem Weg beschützen zu können. Ein Massaker im Jahre 1118, dem mehr als dreihundert Pilger zum Opfer fielen, machte deutlich, dass dringender Handlungsbedarf bestand. Die Stadt Jerusalem zeigte sich besonders besorgt, da der religiöse Tourismus die Haupteinkommensquelle für König Balduin I. darstellte. Schon vor dem ersten Kreuzzug spendete eine Gruppe von christlichen Kaufleuten aus Amalfi in Jerusalem ein Spital für jene Pilger, die sich auch durch die muslimische Herrschaft nicht von einer Fahrt abschrecken ließen. Der ägyptische Statthalter von Jerusalem erteilte den Christen die Genehmigung, an einer von ihnen gewählten Stätte ihre Pilgerunterkunft zu errichten. Die Spitalbruderschaft lebte nach der benediktinischen Regel und wählte einen Bischof aus dem siebten Jahrhundert, Johannes den Almosengeber, einen Heiligen aus Alexandria, zu ihrem Patron. Sie unterstanden einem Meister und der obersten Autorität der Benediktiner von Palästiner. Ungefähr vierzig Jahre lang, ausgenommen die Zeit der Belagerung von Jerusalem, geleiteten diese Mönche die Pilger auf ihrer Reise und kümmerten sich um ihre Bedürfnisse. Nach der Eroberung Jerusalems durch die Christen übernahmen die Mönche von Sankt Johannes zusätzlich Besitzungen und Verantwortung. Um 1118 stand ihnen ein neues Oberhaupt vor, Raymond Le Puy. Dieser entschied, dass es nicht ausreiche, den Pilgern lediglich Geleit und Nahrung zu geben, er wollte auch ihren Schutz sicherstellen. Also gründete er einen an das Spital angeschlossenen Ritterorden. Seine Mitglieder trugen zunächst weiße Tatzenkreuze auf ihren schwarzen Mänteln und wurden bekannt als Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem, auch Hospitaliter oder Johanniterorden genannt. Dieser könnte durchaus das Vorbild für die Templer abgegeben haben.
Die ersten Templer
Ungefähr zum Zeitpunkt der Gründung der Hospitaliter wandte sich Hugue de Payens, ein Ritter aus der Champagne, in Jerusalem an König Balduin II. Er bat darum, mit einigen seiner Männer einen religiösen Orden mit dem Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams gründen zu dürfen. Es ist nicht belegt, wer den Vorschlag machte, über einen normalen Mönchsorden hinauszugehen und sich stattdessen dem Schutz der Pilger zuzuwenden. Jedenfalls nahmen Hugue und seine Anhänger diese Idee auf. Balduin brachte die Männer in einem Flügel des königlichen Palastes unter, einer ehemaligen Moschee im einstigen Tempelbereich. Daher kommt auch ihr Name, die Armen Ritter des Tempels von Salomon zu Jerusalem. Der mystischen Tradition gemäß soll es am Anfang neun dieser Ritter gegeben haben, aber es existieren keine zeitgenössischen schriftlichen Belege darüber. Es ist so gut wie nichts über die ersten Jahre des Ordens bekannt. Wir wissen lediglich, dass sich im Jahre 1120 ein gewisser Fulk, Herzog von Anjou, zukünftiger König von Jerusalem, bei den Rittern aufhielt. Er gewährte ihnen eine jährliche Schenkung von dreißig Livres. Fulk besaß sehr viel Einfluss und verbreitete später wahrscheinlich die Kunde von den Rittern, die für Gott kämpften. Viele der östlichen Dokumente über die Templer gingen verloren, als die ottomanische Armee im Jahre 1571 ihre Hauptkomturei auf Zypern belagerte. Allerdings existieren einige westliche Urkunden, aus denen ersichtlich ist, dass die Templer im Jahre 1126 Spenden aus dem gesamten Französisch sprechenden Raum erhielten. Im Jahre 1126 reisten Hugue, André de Montbard und einige weitere Templer zurück nach Europa, um Spenden und Rekruten für ihren Orden anzuwerben. Zudem wollten sie die päpstliche Anerkennung erwirken und um eine religiöse Regel für sich bitten. Durch ihre Verbindungen gelang es Hugue und André, mit den mächtigsten westeuropäischen Herrschern zu sprechen. Viele von ihnen waren die Kinder und Enkelkinder der Anführer des ersten Kreuzzuges und daher mit den Legenden vertraut. Eine der ersten Spenden kam von Matilda, der Königin von England und eigenständige Herzogin von Boulogne. Sie war die Nichte des Kreuzzugshelden „Gottfried von Bouillon“ und seinem Bruder Balduin, dem ersten König von Jerusalem. Im Jahre 1128 richteten die Templer in London ihre erste europäische Komturei ein. Die Komtureien stellten eine Mischung aus Kloster und Rekrutierungsstelle dar. Als die erste Komturei nicht mehr genug Platz bot, erbauten sie 1185 eine neue an anderer Stelle. Dies ist die „Temple Church“. In den nächsten zwanzig Jahren errichteten die Templer weitere Komtureien in England, Frankreich, Spanien und Italien ein sowie 1147 in Portugal. In den frühen Tagen nutzten die Templer diese Komtureien für Rekrutierungen und zur Verwaltung der erhaltenen Land- und Geldschenkungen. Im zwölften Jahrhundert nehmen die Bestrebungen stark zu, die Iberische Halbinsel von den muslimischen Herrschern zurückzuerobern. Dieser Kreuzzug war erheblich erfolgreicher als jene in Palästiner. Die Templer Erstritten viel Ehre und Reichtum. Als Philipp IV. von Frankreich die Templer 1307 anklagte, schenkten ihm die Spanier und Portugiesen keinen glauben. Im Jahre 1316 gründete der König von Spanien, „Jaime II.“, vier Jahre nach Auflösung des Tempelordens, den Orden von Montesa, der dem benediktinischen Calatrava – Orden unterstand. Drei Jahre später folgte ihm König „Dionysius“ von Portugal, und richtete den Christusorden ein. Beide Orden übernahmen die Regeln der Templer, nutzten die alten Besitzungen und nahmen viele ehemalige Templer auf, die den Königen als Diener und Knappen zur Seite standen.
Die glorreichen Tage
Der Wendepunkt für die Templer kam mit dem Konzil von Troyes im Jahre 1129. Das zunehmende Interesse und der steigende Respekt, die den Templern danach zuteil wurden, waren den Anstrengungen eines Mannes zuzuschreiben, Bernhard, dem Zisterzienserabt von Claivaux. Hugue, Graf der Champagne, kämpfte im Heiligen Land und trat 1120 als volles Mitglied in den Tempelritterorden ein. Als Hugue 1127 nach Frankreich zurückkehrte, unterbrach er seine Reise in der Champagne. Dort traf er den Abt Bernhard. Beide Männer wollten dem neuen Orden nur zu gerne helfen. Graf Thibault steuerte Spenden und seine Schirmherrschaft bei. Aber letztlich war es der Abt Bernhard, der dem Orden den wahren Impuls für den Erfolg der Ritter gab. Er verfasste ihre Ordensregel, nach der sie ihr Leben gestalten konnten, und verwandte sich für sie im konservativen klerikalen System. Zu jener Zeit war Bernhard einer der machtvollsten Männer des Christentums. Sowohl religiöse als auch weltliche Führer baten Bernhard um Rat und Hilfe. Bernhard einigte sich auf eine lateinische Ordensregel. Die Ritter hatten sich den monastischen Tugenden der Armut, Demut, Keuschheit und des Gehorsams zu verpflichten. Sie mussten sich schlicht kleiden und Abstand nehmen vom modischen Gebot langer Haare, langer Gewänder und spitzer Schuhe. Die ritterliche Unterhaltung der Falkenjagd wie andere Jagden waren ihnen untersagt. Einzige Ausnahme bildete die Löwenjagd. Anders als anderen Mönchen waren ihnen Knappen gestattet, die ihre Pferde und ihre Ausrüstung betreuten. Da sie nicht die lateinische Ausbildung der Klöster genossen hatten, erlegte man ihnen auf, den Stundengebeten des kanonischen Tagesablaufes beizuwohnen und statt der üblichen Psalmen eine festgelegte Anzahl von Vaterunser zu beten. Die Regeln untersagten ihnen außerdem unmissverständlich den Umgang mit Frauen. Tempelrittern war es sogar verwehrt, ihre eigene Schwester oder Mutter zu küssen. Diese Tatsache legte den Grundstein für die späteren Anschuldigungen der Homosexualität. Nachdem die päpstliche Zustimmung vorlag, tat Bernhard noch etwas für die Tempelritter. Er schrieb eine Verteidigung des Ordens, in Lobpreisung der neuen Ritterschaft. Sie ist sowohl Ermahnung an die Ritter als auch eine Bestätigung der Gerechtigkeit ihrer Arbeit. Es handelt sich um ein erstaunliches Dokument. Das Grundkonzept der Kreuzzugspredigten proklamierte, es sei ein nobler Akt, die Ungläubigen zu töten, um das Heilige Land zu befreien. Dieses Bestreben den Tod in der Schlacht zu finden, galt als ultimative Buße, die jede Sünde aufhob. Bernhard ging aber noch weiter. Er stellte fest, dass „die Ritter Christi ohne Furcht vor der Sünde den Feind töten dürfen. Wenn jemand in Christi Namen auf den Tod trifft, sei es, dass er ihn erleidet oder austeile, so ist nichts Verwerfliches darin. Beiden wohnt derselbe Ruhm inne“. Gewappnet mit dem Segen Bernhards und des Papstes, machten sich die Templer auf den Weg, um nicht länger nur Pilger zu schützen, sondern sich auch den Feinden Christi zu stellen.
Die Saat der Zerstörung
Rückwirkend betrachtet erscheint es offensichtlich, dass die Templer ein zu großes Paradoxon darstellten, um unbegrenzt zu bestehen. Im Jahre 1157 schreibt John of Salisbury: „Die Tempelritter fordern mit päpstlicher Zustimmung das Recht der Kirchenverwaltung für sich. Sie beanspruchen diese über Weihbischöfe. Sie nehmen in Anspruch das Blut Christi zu gewähren. Sie besitzen das Privileg, welches ihnen ermöglicht, einmal jährlich die Kirchen in Landstrichen unter Interdikt zu öffnen. So konnten die Templer, entgegen den Weisungen des Papstes in jenen Landstrichen, den Sündern die heiligen Sakramente einmal jährlich zu erteilen. Die Templer konnten somit einmal im Jahr Taufe, Heirat und Abendmahl gewähren. Es ist absolut verwerflich, verlockt durch die Liebe zum Geld, jene Kirchentüren zu öffnen, welche die Bischöfe einst verschlossen“. Von Anbeginn hat man den Templern vorgeworfen, sie seien nicht nur arrogant und gierig, sondern vernachlässigen gar die Pilgerwege zugunsten profitablerer Angriffe auf muslimische Festungen. Es lässt sich nicht abstreiten, dass der Orden trotz der zahlreichen Spenden des Westens sehr kostspielig in der Unterhaltung blieb. Gleichzeitig mit den Beschwerden erhob sich aber auch uneingeschränktes Lob für den Mut der Templer in der Schlacht. Im Sinne ihrer Ordensregel schworen sie, stets die Ersten in der Angriffslinie zu sein und die Letzten, die das Schlachtfeld verließen. Die grauenvollen Verlustraten von manchmal bis zu neunzig Prozent dokumentieren diesen Einsatzwillen. Ein anderes Problem stellten die Kreuzzüge dar, welche nicht dauerhaft zum Erfolg führten. Als das Königreich Jerusalem 1187 verloren ging mussten die Templer nach Akkon umziehen. Auch der Kreuzzug von Richard Löwenherz erwies sich, genau wie die folgenden Kreuzzüge, als Fehlschlag. Mit der Zeit wurden die Templer aus ganz Palästiner verdrängt und ließen sich auf Zypern nieder. Bereits im zweiten Kreuzzug jedoch entwickelte sich zwischen den Templern und dem französischen König eine finanzielle Verbindung. König Louis musste sich von den Templern Geld leihen. Dieser Vorfall trug gewiss zur finanziellen Abhängigkeit der französischen Krone von den Templern bei. Diese Tatsache besiegelte auch den späteren Untergang des Templerordens. Die Behauptung, die Templer seien die ersten Bankiers Europas gewesen, stimmt auch nicht so ganz. Mindestens hundert Jahre vor den Templern errichteten jüdische Kaufleute ein privates Netzwerk, um Gelder und Investitionen zu transferieren. Die italienischen Stadtstaaten standen ihnen zeitlich gesehen kaum nach, denn sie besaßen bereits im zwölften Jahrhundert ein gut durchdachtes Netz von privaten Bankhäusern. Es ist hierbei die Verbindung zum Königshaus, welches die Templer als Bankiers mehr im Rampenlicht erscheinen ließ. Auch im Bereich religiöser Einrichtungen existierten Vorläufer dieser Praxis. Und obwohl so genannte Wuchergeschäfte verboten waren, verliehen Mönche oft Gelder und akzeptierten Land- und Besitzübertragungen. Die Templer allerdings erhoben diese Tätigkeit zur Kunstform. Dennoch ist dies alles nicht die Ursache ihres legendären Reichtums. Die meisten in Europa eingenommenen Summen flossen in den Mittleren Osten, um den Unterhalt der dortigen Ritter zu finanzieren. Ein weiterer Fonds diente dazu, aus dem aktiven Dienst ausgeschiedenen Templern eine Pension zu zahlen oder den Unterhalt von Familien getöteter Templer zu sichern. Woher also stammte das wirkliche Vermögen der Templer, ein Schatz dessen Größe sich bis zum heutigen Tag nur auf Spekulationen stützt. Die Templerbank in Paris war die geschäftigste und von den Kapetinger – Königen am meisten genutzte Einrichtung, da ihre Geldquellen fast unerschöpflich schienen. Dies jedoch führte letztlich mehr als alles andere zu ihrer Vernichtung.
Das Ende des Ordens
Nach dem Fall von Akkon im Jahre 1291 hörte das christliche Outremer im Heiligen Land auf zu existieren. Die Zeit der Kreuzzüge neigte sich dem Ende zu, auch wenn es in den folgenden Jahren immer wieder sporadische Bemühungen gab, eine neue Kampagne ins Leben zu rufen. Damit war der ursprüngliche Auftrag der Templer erloschen. Allerdings hatten sie sich in den vergangenen hundertsiebzig Jahren ihres Bestehens andere Pflichten geschaffen. Sie verwalteten riesige Ländereien, dienten dem Adel Frankreichs und Englands als Bankhäuser und nahmen noch immer aktiv am Kriegsgeschehen gegen die Moslems in Spanien und Portugal teil. Aufgrund des verlorenen Heiligen Landes kam der Vorschlag auf, Hospitaliter und Templer in einem Orden zu vereinen. Aus diesem Grund sandte Jacques de Molay, der letzte Großmeister der Templer, ein Memorandum an Papst Klemens V., in dem er die Gründe gegen eine Zusammenlegung auflistete. Im Jahre 1307 reiste er von Zypern nach Paris, um die Templer gegen erste Anschuldigungen zu verteidigen. Er hatte keine Ahnung, was ihn dort erwartete. Seit dem Prozess gegen die Templer entstanden viele Werke, in denen ihre Schuld oder Unschuld Gegenstand der Diskussion ist. Dante vertrat nachdrücklich die Meinung, Philipp habe es ausschließlich darauf abgesehen, das Vermögen der Templer in seinen Besitz zu bringen. Jede Menge Belege unterstützen diese Einschätzung. Im Jahr 1306 verfügte König Philipp bereits die Ausweisung der Juden aus Frankreich ebenso wie die Beschlagnahme all ihrer Besitztümer. Er war unablässig auf der Suche nach neuen Geldquellen. Ein Zwist mit der Kirche entbrannte, als Philipp Kircheneigentum und -einkünfte hoch besteuerte, um Krieg gegen Edward I. von England führen zu können. Zudem kommt, dass sich Philipp von einer selbst definierten Frömmigkeit getrieben sah. Seine Handlungen verlangten nach Rechtfertigung durch die Religion. Dies erscheint im Hinblick auf die Templer besonders interessant. Ob Philipp sich nun gegen die Templer wandte, weil sie sich nicht mit den Hospitalitern vereinen wollten oder weil er einfach nur ihren Reichtum begehrte ist letztlich unerheblich. Tatsache ist, dass er für den 13. Oktober 1307 die Festnahme aller Templer in Frankreich anordnete. Er hoffte in dieser Sache auf ein Mandat des neuen französischen Papstes Klemens V., ließ sich von dessen Ausbleiben jedoch nicht davon abhalten, dennoch in Aktion zu treten. Die Templer in Frankreich waren überwiegend ältere, unbewaffnete Männer, da sich die kampffähigen Ordensmitglieder alle im Osten aufhielten. Allerdings gingen den Häschern bei jener Aktion sowohl der Großmeister als auch mehrere andere Meister, welche sich in Paris aufhielten, ins Netz. Sie folterten die Männer solange, bis sie die ihnen zur Last gelegten Verfehlungen eingestanden. Erst jetzt, es war der 22. November 1307, stimmte der Papst Klemens dem Aufruf zur Inhaftierung außerhalb Frankreichs zu. Da die Könige von England und Aragon auf diese Anordnung mit Skepsis reagierten, unternahm man in diesen Ländern auch keine großen Anstrengungen, um der Mitglieder des Ordens habhaft zu werden. Dem ständigen Druck Philipps nachgebend, erließ Klemens erst fünf Jahre später eine entsprechende Bulle, welche die Auflösung des Tempelordens verfügte. Aber selbst jetzt noch untersagte der Papst die Übernahme der Besitztümer durch die französische Krone. Das meiste wurde den Hospitalitern zusammen mit der Pflicht übertragen, den Unterhalt der Ruheständler und Angehörigen der Templer weiter sicherzustellen. Es war erneut Philipp, der anordnete, am 12. Mai 1310 vierundfünfzig Templer auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen. Ein päpstliches Konzil entschied allerdings 1312, dass die Templer außerhalb Frankreichs nicht schuldig im Sinne der Anklage Philipps seien. Den Orden selbst vernichtete man, nicht aber die ihm angehörigen Männer. Die Konferenz von Frankfurt gestattete den ehemaligen deutschen Templern 1317, den Hospitalitern beizutreten. Alte, ehemalige Templer und ihre Witwen erhielten überall in Europa finanziellen Unterhalt. Jacques de Molay, der sein Schuldgeständnis widerrief, führte man am 18. März 1314, sechs Jahre nach seiner Verhaftung, in Paris auf den Scheiterhaufen. Molays Tod besiegelte faktisch das Ende der Templer. Das Bild dieser pflichtbewussten Ritter in ihren weißen Mänteln mit dem roten Kreuz auf den Schultern stand für fast unerreichten Mut, Reinheit und Frömmigkeit. Selbst ihre Feinde räumten ein, dass diese Ritter jenen Anforderungen gerecht wurden. So ging die Geschichte um, dass Molay auf dem Scheiterhaufen Papst Klemens und König Philipp mit einem Fluch belegte, der sie dazu verdammte, ihm noch innerhalb eines Jahres in den Tod zu folgen und vor Gottes Gericht zu treten. Klemens starb tatsächlich innerhalb eines Monats, König Philipp fand sieben Monate später den Tod. Im Laufe der kommenden dreihundert Jahren, die Beulenpest, der Hundertjährige Krieg und die Reformation hatten die Menschen gebeutelt, wurde es still um die Templer. Erst im frühen achtzehnten Jahrhundert, mit der Gründung der „Freimaurer“, stieg das Interesse an den Templern wieder schlagartig an. |
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