19. Kapitel

 

 

Qumran

 Die Schriftrollen vom Toten Meer

 

    Im Frühjahr des Jahres 1947 lief ein arabischer Hirtenjunge einem seiner verirrten Schafe nach. Das Schaf hatte sich in einer Höhle verkrochen und der Junge warf einen Stein in diese Höhle um das Schaf herauszulocken. Dabei hörte der Schäfer wie ein Gefäß zerbrach. Als er in der besagten Höhle nachschaute machte er einen spektakulären Fund, mit dem er allerdings nichts anfangen konnte. Zwischen einigen Tonscherben lagen Schriftrollen mit Handschriften.

Bekannt wurden diese Rollen unter der Bezeichnung „Fund 1 der Schriftrollen vom Toten Meer“.

Der Schäfer fand sie am Westufer des Meeres, ungefähr dreizehn Kilometer südlich von Jericho im damaligen Jordanien. Er brachte die Rollen zu einem christlich-orthodoxen Syrer namens Khalil Iskander Shahin. Durch diesen wiederum gelangten die Schriftrollen vom Toten Meer (damals noch als Schriftrollen von Qumran bezeichnet) letztlich an die Öffentlichkeit.

So steht es zumindest in den Büchern geschrieben. Was aber wirklich mit diesen Schriften, und es waren eine Vielzahl an Schriftrollen, geschah ist weitgehend unbekannt. Ebenso wie Ihr Inhalt. Nur einen unbedeutenden kleinen Teil an zerrissenen Fetzen, die so gut wie nicht zu deuten waren, präsentierte man der allgemeinen Öffentlichkeit.

Bis heute ist der Allgemeinheit nicht bekannt, in welchem Besitz sich die Schriftrollen befinden. Auch besteht die Möglichkeit, dass sie sich in nicht nur einem Besitz befinden sonder aufgeteilt im Verborgenen harren. Es ist auch anzunehmen, dass der Text dieser Schriften schon lange entziffert wurde und sein Geheimnis aus bestimmten Gründen wohlbehütet wird. Was aber ist dieses Geheimnis? Welches Geheimnis ist so explosiv, dass dessen Bekanntgabe die ganze Welt und ihre Geschichte wahrscheinlich revolutionieren würde? Es muss sich hierbei um ein Geheimnis von unschätzbarem Wert handeln, das sowohl wertvoll wie auch gefährlich ist.

Eines ist zum Beispiel sehr seltsam. Der Teil der publizierten Schriftrollen, welche in verschiedene Sprachen übersetzt wurden, enthalten Weissagungen für eine zuvor unbekannte jüdische Gemeinschaft, die im letzten Jahrhundert vor sowie im ersten Jahrhundert nach Christi Geburt existierte. Darin finden sich zahlreiche Gebete und Hymnen der Gemeinschaft. Am wichtigsten aber ist die Auflistung sämtlicher Bücher der hebräischen Bibel, mit Ausnahme des Buches Esther. Viele dieser Schriften sind wesendlich älter als die Gemeinschaft selbst und stellen die ältesten Dokumente zu den ersten fünf Büchern der hebräischen Bibel da. Außerdem enthalten die Schriftrollen viele Apokryphe Bücher, die teilweise auch aus anderen Quellen bekannt sind. Dabei handelt es sich wohl um jüdische Apokryphen, nicht um christliche.

Obwohl jene Gemeinschaft, die diese Schriften zusammentrug, zur Lebzeit von Jesus Christus tätig war, wird er nirgendwo erwähnt. Zudem fehlen auch einige, um nicht zu sagen viele, Christliche Elemente.

Dennoch erzählen uns die Schriftrollen einiges über die Welt, in die Jesus hineingeboren wurde. Sie enthüllen uns, dass die hebräische Bibel, „Tanakh“ zu diesem Zeitpunkt noch keine offizielle abgesegnete Sammlung darstellte, ein großer Teil jedoch bereits akzeptiert war.

So ist in einigen Passagen auch die Ankunft des Messias beschrieben. Es mag in gewisser Weise ein Hinweis darauf sein, dass die Schriften in Wahrheit frühchristliche Dokumente sind. Umso seltsamer ist die Tatsache, dass in keiner dieser bisher übersetzten Dokumente geschrieben steht, dass der Messias bereits gekommen sei. Wenn die Schriften bis ins erste Jahrhundert nach Christi Geburt geschrieben wurden, warum wird dann die Ankunft des Messias verschwiegen? An dieser Stelle heißt es: “Er wird der Sohn Gottes genannt werden und sie erkennen ihn als Sohn des Allerhöchsten“.

Hier stellt sich doch aufrichtig die Frage, ist der wahre Messias überhaupt schon gekommen, oder handelt es sich bei den Schriften um Dokumente, die eine Zeit beschreiben in der wir uns noch mittendrin befinden? Ein Buch der Vorhersehungen, auch für uns?

Wir könnten uns in zahllose und widersprüchliche Spekulationen verstricken, eine passende Erklärung werden wir jedoch nicht finden.

Im Jahre 1959 veröffentlichte John Allegro, einer der autorisierten Wissenschaftler, seine Erkenntnisse über die rätselhafteste dieser Schriften. Sie bestand aus dünnem Kupferblech. Diese Schrift hatte von allen anderen am wenigsten mit Religion zu tun. Auf Ihr befand sich eine Aufzählung der Orte, an denen die Vorsteher des Tempels von Jerusalem einst Schätze versteckt hatten. Mit finanzieller Unterstützung begab sich Allegro auf Schatzsuche. Er fand jedoch nichts. Aus ungeklärten Gründen machte Allegro den Vatikan für den Abbruch seiner Schatzsuche verantwortlich. Die Kupferrolle befindet sich heute im jordanischen Amman.

Insgesamt hat man bisher mehr als achthundert Schriftrollen am nordwestlichen Ufer des Toten Meeres, auf dem Plateau von Qumran gefunden. In den Hügeln Judäas mögen noch weitaus mehr ruhen.

Ein gewisser Roland de Vaux, führte Ausgrabungen in der Stadt Qumran durch, in deren Nähe man die Schriftrollen gefunden hatte. Er ging davon aus, dass einst die Essener, jüdische Asketen, die Stadt errichteten und dass sie die Schriften sowohl verfasst als auch verborgen hatten.

Bis zum heutigen Tag gibt es keine Klärung über die Zusammensätze und Herkunft dieser Schriftrollen. Weitere Ausgrabungen und Untersuchungen sind wegen der politischen Gegebenheiten zurzeit unmöglich. Es ist geradezu verantwortungslos und unbeschreiblich, dass weitere Forschungen nicht möglich sein sollen. Für das jüdische Volk ist es ein Porträt ihrer Vorfahren, für Christen wäre es ein Einblick in die Welt, in die Jesus geboren wurde. So jedoch werden wahrscheinlich viele Fragen für immer unbeantwortet bleiben. Vielleicht, weil sie nicht beantwortet werden sollen. Vielleicht wäre der Mensch noch gar nicht reif für die Wahrheit und es ist besser, wenn es so ist wie es ist?

 

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